Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wird es ihr leid tun! Der arme Stefan! Das muß ganz schrecklich für ihn sein. Von seiner Braut sitzengelassen zu werden, das ist so ziemlich das Schlimmste, was man jemandem zufügen kann. Er wird zum Gespött seiner Freunde werden. Der arme Stefan!«

      Thomas und seine Frau Ute warfen sich kurz einen Blick zu. Ihnen schoß beiden ein Gedanke durch den Kopf. Konnte es sein, daß Maggy sich mehr um Stefan sorgte, als um ihre Schwester? Sie sprachen es aber nicht aus.

      Die nächsten Stunden im Hause Tremmler waren schwierig. Maggy ging nervös im Wohnzimmer auf und ab. Die Eltern bemühten sich, Ruhe zu bewahren. Sie aßen zu Abend und schauten sich einen Film im Fernsehen an. Der Inhalt rollte einfach an ihnen vorbei, denn jeder mußte immer wieder an Rosi und Stefan denken. Je später es wurde, desto unruhiger wurden sie. Sie gaben es aber nicht zu.

      »Das hat sich wieder gegeben, Ute! Eine Versöhnung nach einem Streit ist doch am schönsten, oder?«

      Ute Tremmler schmunzelte.

      Dann läutete es an der Tür Sturm.

      »Das werden Rosi und Stefan sein!«

      Maggy sprang auf und raste zur Tür. Es war Stefan.

      Er war weiß wie eine frischgekalkte Wand. In der Hand schwenkte er einen Zettel.

      »Ist Rosi hier?« stieß er fast tonlos hervor.

      »Nein! Komm rein, Stefan!« rief Thomas aus dem Wohnzimmer.

      Während sich Stefan setzte und Ute und Maggy Rosis Zettel zu lesen gab, schenkte Thomas Stefan einen doppelten Cognac ein.

      »Austrinken!«

      »Ich muß noch Auto fahren!«

      »Dann bleibst du über Nacht hier, oder du nimmst ein Taxi!«

      Stefan trank aus. Langsam kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück.

      »Der Zettel und der Wohnungsschlüssel lagen auf dem Küchentisch!«

      Nach und nach erzählte Stefan von der Auseinandersetzung, die er und Rosi am frühen Nachmittag hatten. Dabei sparte er nicht mit Selbstkritik. Thomas Tremmler hörte genau zu. Stefan bedauerte nicht seine Einstellung, daß er die Hasensammlung und Bunny ablehnte. Er bedauerte nur, daß er so undiplomatisch gewesen war.

      »Ich war ungeschickt. Ich hätte anders vorgehen müssen. Ich war im Streß und fand da vielleicht nicht die richtigen Worte. Außerdem war ich völlig überrascht über diesen ganzen Hasenzirkus. Da habe ich eben die Nerven verloren.«

      Er schaute in die Runde.

      »Ich hoffte, Rosi sei hier!«

      »Nein, das ist sie nicht. Sie hat Maggy eine SMS geschrieben.«

      Auf das Stichwort ihres Vaters reichte Maggy Stefan ihr Handy. Er rief die Nachricht auf und las sie.

      »Was meint ihr? Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Könnt ihr euch nicht vorstellen, wo sie hin ist?«

      »Hast du bei ihren Freundinnen schon angerufen?«

      Stefan schüttelte den Kopf.

      »Wie würde das aussehen? Kannst du das vielleicht für mich machen, Maggy?«

      »Nun wartet doch einmal! Vielleicht sieht morgen schon wieder alles anders aus«, versuchte Thomas zu beschwichtigen.

      Seine Frau stimmte ihm zu.

      Die vier saßen noch bis lange nach Mitternacht zusammen und redeten und redeten. Als Eltern wußten sie, wie sehr Rosi seit ihrer Kindheit für alles schwärmte, was zwei lange Löffel hatte. Sie war vier Jahre, als sie das erste Zwergkaninchen bekam. So wie andere Mädchen Pferde liebten, so hing Rosi an Kaninchen und Hasen. Das änderte sich auch nicht, als sie erwachsen wurde. Sicherlich hatten die Tremmlers mitbekommen, daß Stefan diese Leidenschaft von Rosi nicht teilte. Daß dies zu einem unüberbrückbaren Problem zwischen den beiden führen würde, daran hatten sie nie gedacht. Sie hatten es aber vermieden, Kritik an Stefans Verhalten zu üben oder Rosi darauf aufmerksam zu machen.

      Sie drehten sich mit ihren Vermutungen, wo Rosi sein könnte, im Kreis. Schließlich gingen sie schlafen.

      Stefan stellte sich den Wecker und fuhr sehr früh zurück in die Wohnung, in der Hoffnung, daß Rosi inzwischen wieder da sei. Er stellte sich auf dem Weg vor, sie sitze im Treppenhaus vor der Tür. Doch Rosi war nicht zurückgekommen.

      Stefan rief bei seinem Vater an, bei dem er arbeitete, und bat ihn um einige freie Tage. Er verschwieg das Verschwinden seiner Braut. Stefan schämte sich. So saß er den folgenden Tag in der Wohnung, starrte das Telefon an und wartete. Immer wenn es klingelte, war es nur Maggy, die besorgt anrief.

      *

      Rosi lag im Bett, sie war hellwach. Der Mond schien durch das offene Dachfenster in die kleine Dachwohnung. Rosi dachte unentwegt an Stefan. Sie vermißte ihn so sehr. Tränen rollten über ihre Wangen. Das Kopfkissen war schon ganz naß. Rosi weinte aus Enttäuschung. Es waren Tränen einer tiefen seelischen Verletztheit. Ihre Tierliebe gehörte zu ihrem Leben dazu.

      Wie konnte Stefan dies so ablehnen?

      Wie konnte er das von ihr verlangen?

      Rosi überlegte und überlegte. In Gedanken ging sie Tag für Tag durch, seit sie Stefan kennengelernt hatte. Bunny war einmal krank gewesen. Sie war sehr in Sorge gewesen, aber Stefan berührte es damals wenig. Das wurde Rosi jetzt klar. Bei der Aufregung hatte sie nicht wahrgenommen, daß Stefan sie nicht zum Tierarzt begleitete. Er hatte es ihr nicht einmal angeboten, sie zu begleiten. Immerhin wäre es auch möglich gewesen, daß Bunny hätte unheilbar krank sein können. Damals war Maggy mit zum Tierarzt gekommen.

      Wie konnte ich das einfach so hinnehmen?

      Warum ist mir das damals nicht aufgefallen?

      Wenn Stefans Computer kaputt ist, dann gehe ich mit ihm ins Geschäft. Ich stehe brav dabei und höre mir geduldig den technischen Kauderwelsch an. Ich nehme Anteil, sitze Stunden neben ihm, wenn Programmfehler auftreten und diskutiere mit ihm über die Fehlermöglichkeiten. Dabei ist das nur ein lebloses Ding, ein Gegenstand! So dachte Rosi und ärgerte sich.

      Dann war da noch die Art, mit der Stefan zum ersten Mal seine tiefe Ablehnung gegenüber ihrem Hobby, ihrer Tierleidenschaft zum Ausdruck gebracht hatte. Es war, als hätte sich die Ablehnung der ganzen Zeit ihres Zusammenseins aufgestaut und wäre auf einen Schlag aus ihm herausgebrochen. Vor ihrem geistigen Auge sah Rosi Stefans Gesicht vor sich. Darin spiegelte sich eine wirklich tiefe, eine sehr tiefe Ablehnung gegen das, was Rosi so viel bedeutete. Die Ablehnung war so unüberwindlich, daß ein ruhiges Gespräch nicht möglich war.

      Rosi wurde von einem erneuten Weinkrampf geschüttelt. Die Enttäuschung, sich so in einem Menschen geirrt zu haben, schmerzte sehr. Fairerweise gestand Rosi sich ein, daß es auch zum Teil ihr eigenes Verschulden war. Sie hatte die kleinen Anzeichen übersehen.

      Draußen fingen schon die Vögel an zu zwitschern, als Rosi langsam ruhiger wurde.

      Sie stellte sich selbst die alles entscheidende erste Frage:

      Hätte ich mich so in Stefan verliebt, wenn ich seine Ablehnung gegen Bunny und meine Hasenleidenschaft von Anbeginn an so deutlich bemerkt hätte?

      Diese Frage beantwortete sich Rosi mit einem ganz klaren Nein.

      Sie ging zur nächsten Frage über:

      Kann ich Stefan lieben, der verlangt, daß ich etwas aufgebe, woran mein Herz so hängt?

      Nein!

      Dabei dachte Rosi auch daran, daß es für Kinder wichtig war, Kontakt zu Tieren zu haben. Sie betrachtete dies als einen wichtigen Teil der Erziehung. Es erübrigte sich darüber nachzudenken, wie Stefan dazu stand. Es war zu offensichtlich.

      Liebt mich Stefan, so wie ich bin?

      Auch diese Frage beantwortete sich Rosel mit einem Nein. Denn für ihre Hasen und alles, was damit zusammenhing, zeigte Stefan nicht nur kein Verständnis, sondern krasseste Ablehnung.

      Stefans


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