Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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war früh am Morgen. Toni und Anna traten aus der Berghütte auf die Terrasse. Sie schauten hinauf zum Himmel.

      »Mei, hängen die Wolken noch tief. Des war ja ein Unwetter heute nacht!«

      Anna nickte ihrem Mann zu. Sie zog das Schultertuch enger. Anna fror. Sie war müde. Nach Mitternacht war ein Wettersturz über die Berge hereingebrochen. Keiner der Hüttengäste war schlafen gegangen. Gemeinsam hatten sie dem Regen, Sturm, Hagel, Blitz und Donner ge-lauscht. Stundenlang hatte das Unwetter über den Bergen gewütet.

      »Der Hagel liegt hoch. Es wird bestimmt bis zum Mittag dauern, bis er getaut ist. Ich wecke die Kinder nicht. Sie waren ja auch die ganze Nacht wach. Dann sollen sie mal einen Schultag versäumen«, sagte Anna leise.

      Toni legte einen Arm um seine liebe Frau.

      »Ja, Basti und Franzi, die bleiben heute daheim. Des ist auch viel zu gefährlich, zur Oberländer Alm abzusteigen. Die Hagelkörner liegen stellenweise fast einen halben Meter hoch. Ich werde später meine Eltern anrufen und fragen, wie es drunten in Waldkogel ist.«

      »Ja, mach das, Toni!«

      In diesem Augenblick läutete Tonis Handy. Es war seine Mutter, Meta Baumberger, sie machte sich Sorgen.

      »Mutter, mußt dich net sorgen. Wir haben keine Schäden. Es war eine stürmische Nacht. Die Kinder schlafen noch. Die bleiben heut’ hier!«

      Toni erfuhr von seiner Mutter, daß auch in Waldkogel der Hagel sehr hoch lag und alle damit beschäftigt waren, die Straßen und Hofflächen frei zu räumen.

      Alois kaum heraus.

      »Mei, welch eine Pracht! Die Hagelkörner glitzern in der Morgensonne, als wären es lauter Bergkristalle. Schön ist des!«

      »Guten Morgen, Alois! Bist net noch müde?«

      »Naa, Anna! Ein bisserl geruht habe ich schon. Aber jetzt gehe ich erst mal um die Berghütte herum und schau, ob es Schäden gibt.«

      Toni und Anna lächelten. Sie schauten sich kurz an, sagten aber nichts. Sie verstanden Alois. Obwohl er ihnen die Berghütte übergeben hatte, sorgte er sich darum. Es war eben seine Heimat. Sie sahen ihm nach, wie er auf seinen Gehstock gestützt langsam und vorsichtig durch den Hagel stapfte.

      Anna war besorgt.

      »Hoffentlich fällt er nicht. Wenn er sich etwas bricht, das wäre doppelt schlimm für ihn. Willst net mit ihm gehen, Toni?«

      Toni schmunzelte.

      »Des erlaubt er net. Kennst doch den Alois! Der kann ein richtiger Dickschädel sein. Er läßt sich doch nie helfen. Na ja, ich kann es verstehen. Komm, laß uns reingehen und des Frühstück machen. Es wird heute ruhig werden. Die meisten Hüttengäste, die schlafen bis zum Mittag. Da bin ich mir sicher. Wir richten auf einem Tisch in der Berghütte ein Büffet, da kann sich jeder sein Frühstück nehmen, dann ist’s gleich, wann sie aufstehen. Mittags machen wir einen Eintopf.«

      »Ja, das machen wir! Ich backe Kuchen!«

      »So machen wir es, meine liebe Hüttenwirtin!«

      Toni legte den Arm um Annas Taille. Sie gingen hinein.

      »Wo ist Bello?« fragte Toni.

      Ihm fiel auf, daß er den jungen Neufundländerrüden noch nicht gesehen hatte. Das war merkwürdig.

      »Der lag vorhin vor Franzis Bett«, sagte Anna.

      »Der bewacht des kleine Madl!« schmunzelte Toni.

      Der alte Alois kam in die Küche der Berghütte. Er setzte sich an den Tisch.

      »Dem Himmel sei Dank! Es hat hier oben keine Schäden gegeben.«

      Anna schenkte ihm einen starken Kaffee ein.

      »Danke, Anna!«

      Alois gab Sahne und Zucker dazu.

      »Anna, wenn du des nächste Mal runter nach Waldkogel gehst, dann geh’ beim Pfarrer Zandler vorbei. Meine schwarze Kerze ist ganz runtergebrannt. Ich brauche eine neue gesegnete Kerze.«

      »Das mache ich, Alois! Für uns bringe ich auch eine neue mit!«

      Toni besah sich die schwarze Kerze auf der Fensterbank des Küchenfensters. Wie es in den Bergen üblich war, hatte Anna die Kerze angezündet. In allen Häusern brannten in dieser Nacht die Wetterkerzen, wie man sie auch nannte. Es war ein alter Brauch.

      »Ich werde in der Kirche aus Dankbarkeit auch noch eine große Kerze stiften. Es war eine schlimme Nacht. Ich bin dankbar, daß nichts passiert ist«, sagte Anna leise.

      Alois, Toni und Anna sahen sich kurz an. In der Nacht hatte niemand von seinen Ängsten gesprochen. Sie wollten die Hüttengäste nicht beunruhigen. Doch jetzt wußte jeder der drei, wie froh und dankbar jeder war, daß sie die Nacht so gut überstanden hatten.

      »Anna, müssen wir heute nicht in die Schule?«

      Sebastian stand im Schlafanzug in der Küchentür.

      »Guten Morgen, Basti!« Anna trat zu ihm und streichelte dem Bub über das Haar.

      »Nein! Ihr müßt heute nicht in die Schule. Der Hagel liegt zu hoch. Da wäre es zu gefährlich runterzugehen. Die Großmutter Meta hat auch schon angerufen. Drunten im Dorf schaut es auch so aus.«

      Sebastian wollte laut jubeln. Anna hielt ihm den Mund zu.

      »Pst! Wecke Franzi nicht! Die schläft noch! Franzi hatte große Angst heute nacht.«

      »Die Franzi ist ein Madl! Und sie ist noch klein!«

      »Nun tu net so, als hättest du

      kein Herzklopfen gehabt, Basti! Bist bei jedem Blitz auch zusammengezuckt!«

      Basti errötete bei Alois’ Worten.

      »Ja, schon! Aber nur ein bisserl! Net so viel wie die Franzi!«

      Toni schmunzelte. Er sah Basti an.

      »Basti, ich denke, wir haben uns alle heut’ nacht ein bisserl gefürchtet. Es ist keine Schande, des zuzugeben. Aber jetzt ist des Unwetter vorbei. Draußen scheint die Sonne. Des wird ein schöner Tag werden.«

      Basti gähnte.

      »Schlaf noch ein bisserl, Basti!«

      Basti nickte und ging in sein Kinderzimmer.

      Toni und Anna setzten sich zu Alois an den Tisch. Sie frühstückten gemeinsam.

      *

      Die Sonne schien durch die großen Fenster der ehemaligen Fabrikhalle in Berlin. Der Fotograf Boyd Ortmann, der dort sein Atelier hatte, saß mit Arnold Oberlin zusammen, dem Marketingdirektor einer großen Modefirma. Arnold und Boyd kannten sich seit Jahren. Arnold war bei einer großen europäischen Versandhauskette tätig, die sich auf hochwertige Mode für Damen und Herren spezialisiert hatte.

      »So, so, Arnold! Dann will dein Chef also einen neuen Geschäftszweig eröffnen, Dirndl und Lederhosen.«

      »Ja, wir werden dafür einen Extrakatalog erstellen. Die Trachtenkleidung und die gesamte Landhausmodekollektion werden natürlich ebenso hochwertig sein wie alle unsere Produkte. Es ist ein guter Markt. Die Menschen besinnen sich immer mehr auf die Natur. Sie ernähren sich gesünder und verlangen nach Naturprodukten. Unsere Materialien werden ausschließlich Wolle, Baumwolle, Seide und Leder sein, kein Mischgewebe aus Kunstfaser.«

      »Das habe ich verstanden, Arnold. Wie stellst du dir die Katalogpräsentation vor?«

      »Edel! Ursprünglich! Die Fotos sollen ein gutes Gefühl vermitteln, eine urige Stimmung! Heimatgefühl! Bodenständigkeit!«

      Arnold zögerte. Er trank einen Schluck Kaffee.

      »Deshalb sollen es auch keine Studioaufnahmen sein.«

      Boyd schüttelte den Kopf.

      »Arnold, das kann heute doch kaum noch einer


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