Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      Boyd schickte alle Aufnahmen zu Arnold. Dieser wollte eine erste Durchsicht vornehmen. Danach wollten sich die Freunde treffen. Boyd hatte Arnold zu einem Frühstück am Samstag eingeladen. Arnold kam pünktlich.

      »Hallo! Komm rein!«

      Sie setzten sich an den großen Tisch im Studio. Boyd schenkte Arnold Kaffee ein. Dieser trank und schmunzelte.

      »Gibt es etwas? Haben dich die Aufnahmen überzeugt?« fragte Boyd. »Ich habe mein Bestes gegeben und die Mädchen auch!«

      »Alles okay! Wirklich sehr zufriedenstellend! Der Chef hat sie auch schon gesehen. Er überraschte mich im Büro bei der Durchsicht. Von einem Bild war er besonders angetan! Er wünscht eine Serie – zusätzlich!«

      »Keine Einwände! Ich wehre mich nicht gegen eine Erweiterung des Auftrages! Welches Bild war es denn? Du hast die Bilder nicht mitgebracht, wie? Kein Problem! Ich habe sie auch alle digital im Computer! Da können wir nachher nachsehen. Auf der Rückseite der Abzüge steht immer eine Nummer. Kannst du dich daran erinnern?«

      »Da war keine Nummer drauf!« lachte Arnold.

      Er beobachtete Boyd genau, während er genüßlich langsam sein Frühstücksei aß.

      »Keine Nummer?« wiederholte Boyd.

      »Richtig! Da stand keine Nummer darauf. Dafür war ein Frauenname notiert und ein Datum!«

      Boyd lief rot an. Arnold sah, wie peinlich es ihm war.

      »Habe ich dich jetzt ertappt! Evi heißt sie! Sie ist sehr hübsch. Eine wirkliche Schönheit! So natürlich! Der Chef war begeistert. Er will sie groß herausstellen.«

      »Da ist der Abzug hingekommen! Ich dachte, ich hätte ihn zusammen mit dem Altpapier entsorgt.«

      »Aha, dann hast du den Abzug für dich gemacht!«

      »Kein Wort weiter, Arnold! Das war ein Schnappschuß. Eigentlich wollte ich den Marktplatz und die Hauptstraße fotografieren. Dann ging zufällig diese junge Frau vorbei. Sie ist kein Model! Ich habe auch nie wieder mit ihr gesprochen.«

      »Aha! Du hast nie wieder mit ihr gesprochen. Damit gibst du zu, daß du aber mit ihr gesprochen hast, wie? Gestehe!«

      Boyd fühlte sich in die Enge gedrängt. Er versuchte das Gespräch wieder auf eine geschäftliche Ebene zu heben.

      »Diese Evi steht für Aufnahmen nicht zur Verfügung!«

      »Hast du sie gefragt?«

      Boyd schüttelte den Kopf.

      »Also! Dann kannst du das auch nicht wissen. Frage sie!«

      »Nein!«

      »Nein?«

      »Ja, nein! Sie spricht nicht mit mir.«

      Es war einen Augenblick ganz still im großen Studio. Die Sonne schien durch die raumhohen Fenster. Boyd rührte seinen Kaffee. Wieder sah er in Gedanken Evi, wie sie bei der Kirche vor ihm stand. Sein Herz schlug schneller.

      »Arnold! Es ist ganz ausgeschlossen! Jede andere junge Frau auf der Welt nehme ich vor die Linse, nicht Eveline Quentmair!«

      »So, so! Quentmair heißt das Madl!« Arnold grinste. »Also mein guter Boyd! Nun ziere dich nicht so wie eine Primadonna! Was ist mit dieser Evi?«

      »Nichts ist, nichts, außer daß ich ihr aus dem Weg gehe. Die kann einem ansehen, daß es einem bis ins Innerste trifft. Eine Teufelin ist sie! Hat man dir die Geschichten vom ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹ erzählt?«

      »Jeder, der einmal Waldkogel besucht hat, kennt sie. Doch was hat diese alte Mär mit Evi zu tun?«

      »Es stand eine dicke schwarze Wolke über dem Gipfel des ›Höllentors‹, als ich Evi angesprochen habe. Das ist ein schlechtes Zeichen!«

      Arnold lachte schallend.

      »Ich wußte nicht, daß dich solche Geschichten beeindrucken. Es scheint aber eines zuzutreffen: Das Madl scheint dich verhext zu haben. Du, Boyd, gibt es zu! Kann es sein, daß dich Amors Pfeil getroffen hat?«

      Boyd schwieg eine Weile. Dann sagte er.

      »Ihr Blick hat mich schon getroffen. Aber ich lasse mir nicht gefallen, daß ich mit Liebespfeilen beschossen werde. Ich reiße sie heraus.«

      »Aber die Wunde schmerzt dich, wie?«

      Arnold sah, wie verlegen Boyd war. Er genoß es. Ja, ja! Den guten Boyd hat es jetzt auch erwischt. Es ist eingetroffen, was er nie wollte.

      Boyd holte Luft.

      »Auch auf die Gefahr, daß du mich jetzt auslachst. Ja, ich gebe es zu. Evi hat mich beeindruckt. Wir haben noch nicht einmal eine Minute miteinander gesprochen. Davon sah ich auch nur sekundenlang ihre Augen, dann setzte sie die Sonnenbrille auf. Aber sie hat wunderbare blaue Augen.«

      »Du bist verliebt in sie! Gib es zu!«

      »Ich verliebt? Nein! Du weißt doch, wie ich zu Frauen stehe.«

      »Boyd, nun mache es dir doch nicht schwerer als es ist. Ich kenne diese Phase von mir. Ich wollte es auch zuerst nicht wahrhaben, daß ich mich verliebt habe. Doch, als ich es mir eingestand, war ich richtig froh und glücklich. Nun sage ich dir etwas: Du kannst dich auf meine Verschwiegenheit verlassen. Es bleibt unter uns. Also?«

      Boyd trank einen Schluck Kaffee. Er lehnte sich auf den Stuhl zurück. Er schaute Arnold in die Augen.

      »Ich bin verwirrt. Ich weiß selbst nicht recht. Im Augenblick sehe ich in Evi nur eine Gefahr für mein Leben. Ich kann mich bei ihr auf nichts einlassen. Sie ist eine junge Frau, bei der gibt es nur ›Ja‹ und ›Nein‹, nichts dazwischen, keine Spielerei, kein Flirt, keine Liebelei, kein Abenteuer. Deshalb ist sie nichts für mich. Aber ich gebe zu, daß ich sie begehre. Vielleicht gerade deshalb, weil sie so unerreichbar ist. Verstehst du?«

      »Und wie ich verstehe, mein Lieber! Du bist in sie verliebt. Du hast dein Herz an sie verloren. Du denkst ständig an sie. Bei allem, was du tust, kommt sie dir in deine Gedanken. So geriet das Foto auch in den Umschlag, den du mir gegeben hast. Das war dein Unterbewußtsein.«

      Arnold lächelte Boyd an.

      »Liebe ist keine Krankheit, kein Unglück! Ganz im Gegenteil! Dich hat es erwischt! Bei dir hat der Blitz eingeschlagen.«

      »Und wenn schon? Das geht hoffentlich bald vorbei! Jedenfalls mußt du deinem Chef die Idee ausreden.«

      »Unmöglich! Ganz unmöglich! Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann will er es. Er dreht so lange daran herum, bis er es auch bekommt.«

      Arnold belegte sich ein Brötchen mit Schinken. Er hatte Mitleid mit Boyd, der wirklich unglücklich aussah.

      »Du mußt die Aufnahmen nicht selbst machen, Boyd. Beauftrage einen deiner Mitarbeiter damit.«

      »Das kommt überhaupt nicht in Frage!« platzte Boyd heraus.

      »Hast du Angst? Bist du am Ende eifersüchtig?«

      Boyd schob seinen Frühstücksteller zur Seite. Er brachte keinen Bissen hinunter.

      »Gut! Ich kann nicht essen, nicht schlafen, nicht denken!

      Doch denken kann ich schon, aber ich kann nur an Evi denken.«

      »Das ist Liebe! Glückwunsch! Dich hat es erwischt, das Schönste und Größte, was einem Mann widerfahren kann. Du hast die Frau für das Leben gefunden.«

      »Ja, ja! Wer den Schaden hat, muß für den Spott nicht sorgen!« sagte Boyd bitter. Er schüttelte den Kopf. »Arnold, überlege doch einmal. Evi Quentmair ist die Jüngste von zwei Kindern auf dem Quentmair Hof. Sie hat noch einen älteren Bruder, Simon. Ich habe ihn im Wirtshaus kennengelernt. Wir sind zusammen wandern gegangen. Simon ist ein echter Bergler. Er hat mir die Berge nahe gebracht. Ohne ihn wären die Bilder bestimmt nicht so gelungen. Aber zurück zu Evi. Sie ist auf dem Bauernhof aufgewachsen


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