Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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mußt du mit der Rosi selbst reden. Die ist oben auf der Berghütte.«

      Boyd stand auf. Er bedankte sich für das Essen. Er beschloß, gleich zur Berghütte aufzubrechen. Simon warnte ihn. Bald würde es dunkel sein. Dann war der Aufstieg von der Oberländer Alm gefährlich.

      »Du bist net von hier! Du kennst den Weg net gut! Warte bis morgen früh, Boyd!«

      Boyd schüttelte den Kopf.

      »Ich fahre mit dem Geländewagen den Pilgerweg hinauf. Dann nehme ich den Pfad, der am Erkerchen vorbeiführt.«

      Boyd setzte sich über das Verbot, daß der Pilgerweg nur für Forstwirtschaftsfahrzeuge und Rettungswagen freigegeben war, einfach hinweg.

      »Bei mir ist des auch ein Notfall!« murmelte er leise.

      Simon und Rosi gingen mit Boyd zu seinem Auto. Sie sahen ihm nach, wie er davonfuhr.

      Die Eltern kamen aus dem Haus. Sie setzten sich auf die Bank vor das Haus und genossen den Abend. Sie sprachen wenig. Jeder machte sich alleine so seine Gedanken über Evi und Boyd.

      *

      Evi erreichte die Berghütte. Toni und Anna hatten viel zu tun. Der alte Alois stand hinter dem Tresen und zapfte Bier. Draußen auf dem Geröllfeld spielten Franziska und Sebastian mit dem jungen Neufundländerrüden Bello. Am Wochenende durften die beiden Kinder immer länger aufbleiben.

      »Evi! Was für eine Überraschung? Grüß Gott!« sagte Toni.

      »Grüß Gott, Toni! Ihr habt viel Betrieb! Gibt es noch ein Plätzchen für mich?«

      »Wir werden schon eines finden!«

      Anna begrüßte Evi.

      »Schaust nicht so glücklich aus, Evi! Hast du Kummer?« fragte Anna direkt.

      Evi neigte Anna den Kopf zu und flüsterte ihr ins Ohr.

      »Ich denke, daß ich so etwas wie Liebeskummer habe, aber da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Rosi meinte, ich sollte mit dir reden, Anna! Aber wenn ich mich so umsehe, denke ich, daß ich keinen ungeschickteren Zeitpunkt für meinen Besuch hätte wählen können.«

      Anna lächelte Evi an.

      »Die meisten haben schon gegessen. In zwei Stunden ist es ruhiger. Dann verziehen sich die meisten auf die Lager auf dem Hüttenboden. Wenn die morgen früh aufstehen wollen, um wandern zu gehen, dann brauchen sie ihren Schlaf. Wir finden sicherlich noch Zeit für ein Schwätzchen. Nächtigen kannst du bei uns im Wohnzimmer auf dem Sofa. Hast du Hunger? Durst?«

      »Ja, ich gestehe, ich habe seit dem Mittag nichts mehr gegessen!«

      Anna griff nach Evis Hand. Sie zog sie hinter sich her in die Küche der Berghütte. Dort tischte Anna Evi einen Teller leckeren Eintopf auf.

      Trotz der vielen Arbeit nahm sich Anna einen Augenblick Zeit für Evi.

      »Ich habe mich verliebt – denke ich!«

      Anna lachte herzlich.

      »Denkst du? Lieben – das fühlt man!«

      Evi erzählte in wenigen Worten von ihrer Begegnung mit Boyd. Anna fand Boyd nett. Er war ja mit Simon auf der Berghütte gewesen und hatte später die Berghütte zusammen mit seinem Team besucht, um Fotos zu machen.

      »Ich bin so durcheinander, Anna!« klagte Evi.

      »Das wird schon! Ich verstehe dich gut.«

      Anna lachte. Sie dachte an ihre Freundin Sue in Frankfurt und an den Abend bei ihr. Wie verdreht sie damals war. Wie sie sich gewehrt hatte gegen die Gefühle in ihrem Innern. Anna versuchte, Evi verständlich zu machen, daß keiner die Liebe planen konnte. Sie kommt einfach. Sie bricht herein wie eine Naturgewalt, gegen die jede Abwehr vergebliche Mühe ist.

      »Ich verstehe dich! Mir ist es damals auch so ergangen. Ich sah Toni im Zug und mein Herz klopfte bis zum Hals. Was habe ich mich gewehrt! Wie kann mir nur so ein Bergler in Lederhosen, mit einem Gamsbarthut gefallen, mir, der Bankerin? Was soll ich mit ihm machen? Evi, ich konnte kaum noch klar denken. Doch je mehr ich mich gegen die Gefühle wehrte, desto stärker wurden sie.«

      »Ja, genauso ist es! Ich bin ein Bauernmadl aus den Bergen und er ist ein bekannter und geschätzter Fotograf. Er kommt aus einer ganz anderen Welt. Es paßt nicht!«

      »Wenn er dich auch liebt, dann werdet ihr schon einen Weg finden. Laß die Angelegenheit einfach auf dich zukommen. Vertraue der Liebe!«

      »Ach, das ist alles so schwer!«

      »Das erscheint dir so, Evi! Es ist nicht schwer, im Gegenteil! Es ist einfach! Die Liebe ist einfach! Entweder zwei lieben sich oder sie lieben sich nicht. Liebe ist ein Geschenk! Du mußt sie nur annehmen.«

      »Wenn du das sagst, klingt es so einfach! Außerdem habe ich ein bisserl Angst! Die Models, die er fotografiert hat, die waren sehr hübsch. Man sagt doch, daß solche Leute auch Liebesgeschichten haben, verstehst du?«

      Anna schmunzelte. Sie sah die Falten auf Evis Stirn.

      »Du meinst Affären?«

      »Richtig! Ich will keine Affäre sein!«

      Anna legte die Hand auf Evis Schulter.

      »Paß auf! Wir reden morgen drüber! Ich muß Toni jetzt wieder helfen. Wenn du willst, dann laufe doch rüber zum ›Erkerchen‹. Es wird bald dunkel, aber das ist nicht schlimm. Du kennst den Weg. Nimm eine Stablampe mit. Bello begleitet dich bestimmt gern. Dann hast du einen Beschützer. Bleib dort und schau in die Sterne. Das wird dir sicher guttun.«

      Evi zögerte.

      Anna ließ ihr keine Wahl. Sie füllte eine Thermoskanne mit Tee, packte Schokolade und Kekse in einen Stoffbeutel und reichte ihr die Stablampe.

      »Komm mit!«

      Anna ging durch den Wirtsraum der Berghütte. Sie blieb auf der Terrasse stehen und rief nach Bello und den Kindern. Bello kam sofort angerannt. Franziska und ihr Bruder Sebastian trödelten etwas. Anna leinte Bello an, redete kurz mit dem Hund und gab Evi die Leine.

      »So, fort mit dir! Und hörst du! Nicht so viel denken! Schau in die Sterne und spüre die Gefühle in deinem Herzen auf.«

      Anna blinzelte Evi zu und schickte sie los. Bello ließ Evi auch keine Wahl. Er rannte voraus und zog Evi an der Leine hinter sich her.

      *

      Evi erreichte das ›Erkerchen‹, eine Bank auf einem Felsvorsprung mit einem Geländer. Sie setzte sich ans äußerste Ende der Bank. Bello nahm den Rest der Bank ein. Der Hund legte seinen Kopf auf Evis Schoß. Sie kraulte ihn zwischen den Ohren. Die Sonne war nur noch als ganz schmale Sichel über den Gipfeln im Westen zu sehen.

      Die vereinzelten Schleierwolken leuchteten in Pastellfarben. Die Farbenskala reichte von einem zarten Rosa bis zu Blaßgelb. Evi schloß die Augen und hielt ihr Gesicht in den warmen Wind. Sie atmete durch. Es roch nach Tannen und frisch gemähtem Gras.

      »Schön ist es hier, Bello! Bald wird die Sonne ganz untergegangen sein, dann betrachten wir zusammen den Mond und die Sterne.«

      Bello leckte ihr die Hand. Evi fütterte ihn mit Schokolade.

      »Süßes ist eigentlich nix für Hunde. Aber mußt ja nix verraten«, lachte Evi leise.

      Während sie mit einer Hand weiter Bello streichelte, glitten ihre Augen über das Tal hinüber zu den Felswänden des gegenüberliegenden Berges. Langsam kroch die Dunkelheit aus dem Tal hinauf.

      Wie schön die Natur doch ist, dachte Evi. Sie lauschte. Es war ganz still, nur der Wind war leise zu hören. Es war kein Rauschen, es war ein leises Summen. Wie ein Wiegenlied kam es Evi vor.

      Dann war die Sonne ganz hinter den Bergen versunken. Nur noch ein spärlicher Rest Licht erleuchtete den Horizont. Evi machte den Reißverschluß ihrer Jacke zu. Sie schenkte sich einen warmen Becher Tee ein und nippte genüßlich Schluck für Schluck.

      Plötzlich


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