Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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auch später mit meiner Familie. Aber wenn etwas dazwischenkommen sollte, dann würde Simon den Hof auch alleine machen. Aber es werden dort immer meine Wurzeln sein und er ein Ort sein, an dem ich mit meiner Familie immer willkommen bin. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders glücklich zu sein. Ich bin ein Kind der Berge. Aber mit der Liebe ist es so eine Sache. Die kann mich auch ganz woanders hinführen. Wie gesagt, ich bin verliebt und es ist noch alles offen.«

      »Du bist zweifellos ein Madl aus den Bergen! Die Berge sind wunderschön. Ich überlege, ob ich mir hier etwas mieten soll, eine kleine Almhütte vielleicht. Dort kann ich auch ein weiteres Studio haben. Das reizt mich. Ich habe auch schon mit Simon darüber gesprochen. Was hältst du davon?«

      »Das wäre nicht schlecht. Du würdest viele Wege sparen.«

      »Nicht nur das! Ich könnte Simon öfters sehen und dich vielleicht auch?«

      »Ja, wir könnten uns dann auch öfter sehen.«

      »Du wärst da nicht im Konflikt?«

      »Wie meinst du das?«

      »Nun, du sagtest, du seist verliebt?«

      »Ja, das bin ich! Doch mehr wird jetzt nicht verraten. Wie steht es mit dir? Du hast doch bestimmt eine Freundin?«

      »Es kommt darauf an, wie du das Wort ›Freundin‹ auslegst, Evi.«

      »Wie kann man es denn auslegen?«

      »Also, das kann ich gut erklären. Ja, ich habe eine Freundin, sogar Freundinnen. Aber die Freundin, mit der ich jetzt gelegentlich zusammen bin, nein, eigentlich müßte ich sagen, zusammen war, die ist nicht das, was du unter einem Madl verstehst. Es ist niemand, die man wirklich liebt, in die man verliebt ist. Niemand, an den man Tag und Nacht denkt, derentwegen man nicht schlafen, nicht essen kann. Da gibt es jemanden, dem meine ganze Liebe gilt, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie ist in meinen Gedanken und in meinem Herzen.«

      Boyd lachte leise.

      »Weißt du, Evi! Ich habe mich immer gegen eine feste Beziehung gewehrt. Wollte mich nie binden! Nie festlegen! Arnold ging es auch so. Doch er hat sich verliebt und wird bald heiraten. Was habe ich ihn ausgelacht! Doch da war mir die Liebe noch nicht begegnet. Als es geschah, da spürte ich sofort, daß sich alles verändert. Aber ich brauchte eine Weile, bis ich zu meinen Gefühlen stand. Ich mußte mich von dem Ruf des ewigen Junggesellen verabschieden. Heute kann ich mir gut vorstellen, eine liebe Frau zu haben, sogar in den Bergen zu wohnen und auch Kinder zu haben. Du verstehst?«

      »Auch wenn die Liebe plötzlich über einem kommt, dann gehört ein weiterer Schritt dazu, nämlich sie anzunehmen. Ich verstehe dich, Boyd!«

      »Das ist schön! Es tut mir gut, mich mit dir zu unterhalten, Evi. Ich habe eine Bitte! Jetzt reden wir nicht von Aufnahmen, Katalogen und meinem Beruf. Dort in dieser Welt, da bin ich Boyd! Hier, wenn wir reden, da bin ich – einfach nur ich – Gustav. Kannst du mich Gustav nennen oder Gustl?«

      Evi schaute ihm in die Augen. Im Mondlicht sah sie darin so viel. Ihr Herz klopfte. Es klopfte noch mehr, als sie Boyd leise sagen hörte:

      »Evi, ich habe noch niemals eine junge Frau, eine meiner Freundinnen, gebeten, Gustav oder Gustl zu mir zu sagen. Du verstehst?«

      Evi lächelte glücklich. Sie verstand.

      »Ich werde es mir überlegen!«

      Sie bückte sich und griff nach Bellos Leine.

      »Es ist spät geworden! Ich will zurück zur Berghütte. Kommst du mit?«

      »Nein! Ich habe mein Auto auf dem Pilgerweg geparkt. Ich werde wenden und zurückfahren. Hoffentlich bekomme ich bei den Baumbergers noch ein Zimmer. Es ist schon spät. Ich vergaß, sie anzurufen! Na, es wird schon werden. Wenn nicht, suche ich mir eine Almwiese und lege mich dort ins Heu.«

      Sie lachten.

      Dann standen sie sich gegenüber.

      »Es war eine glückliche Fügung, daß wir uns hier getroffen haben!«

      Boyd streckte Evi die Hand aus. Sie zögerte einen Augenblick, dann nahm sie sie. Boyds Hand fühlte sich warm, weich und kräftig an. Er hielt Evi Hand fest in der seinen, ohne sie jedoch fest zu drücken.

      »Gute Nacht, Evi! Schlafe gut! Träume schön! Träume von deinem Burschen!«

      Evi lächelte Boyd an. Dann sagte sie leise mit zärtlichem Klang in der Stimme.

      »Das werde ich, Gustl! Das werde ich sicher! Dir auch eine gute Nacht! Wenn du bei den Baumbergers kein Zimmer bekommst, dann fahre zu uns auf den Hof. Sage, wir hätten uns getroffen und ich würde nicht wütend, wenn du unser Gast bist.«

      »Danke, Evi!«

      »Gern geschehen, Gustl!«

      Evi entzog sanft ihre Hand. Sie standen sich noch einen Augenblick mit klopfenden Herzen gegenüber. Doch keiner wagte, einen Schritt auf den anderen zuzugehen. Dabei waren sie sich so nah. Es war ein Zauber zwischen ihnen, wie er nur zwischen Verliebten besteht.

      Evi ging einige Schritte. Dann drehte sie sich um und sagte in die Dunkelheit:

      »Ich komme morgen abend zurück. Wenn du willst, kannst du mich um zwanzig Uhr mit dem Auto auf der Oberländer Alm abholen, Gustl! Sei pünktlich!«

      »Ich werde mein Madl nicht warten lassen!« flüsterte Boyd sehr leise vor sich hin.

      Doch Evi hatte es gehört. Sie warf ihm ein Lächeln zu und ging dann mit Bello davon.

      *

      Die Tür der Berghütte stand offen. Das Licht fiel heraus auf die Holzplanken der Terrasse. Evi trat ein. Sie streifte Bello das Halsband ab.

      Anna saß am Kamin und schaute in die Glut.

      »Da bin ich wieder! Bist du extra wegen mir aufgeblieben, Anna?«

      Bello ging auf sein Frauchen zu und legte sich auf seinen Lieblingsplatz, vor den Kamin.

      »Schön, daß du wieder da bist! Schaust viel besser aus als am frühen Abend, Evi. Mußt dir keine Sorgen machen. Ich bin nicht wegen dir aufgeblieben. Die Hüttengäste sind unerwartet sehr früh schlafen gegangen. Der alte Alois ist schon ins Bett. Toni und ich sind so eher mit der Arbeit fertig und haben etwas Zeit. Toni sitzt im Wohnzimmer und klebt Fotos in das Album und schreibt an seinem Tagebuch. Darin notiert er Erlebnisse, die außergewöhnlich sind, damit sie über die Jahre nicht in Vergessenheit geraten. Ich sitze hier und hänge meinen Gedanken nach. Ich genieße einfach mein Glück, so will ich es mal nennen. Willst dich zu mir setzen?«

      »Gern!«

      Während Evi ihren Rucksack abstellte und ihren Anorak auszog, bereitete ihr Anna einen schönen Tee mit Rum.

      Evi setzte sich.

      »Dein Bruder Simon hat angerufen! Er machte sich Sorgen. Boyd kam heute abend zu euch auf den Hof! Er wollte rauf auf die Berghütte und mit dir reden. Nun ja, er scheint es sich anders überlegt zu haben. Da wird Boyd morgen kommen. Es war ja auch schon spät.«

      Evi lächelte verschmitzt.

      »Er war in den Bergen! Er ist mit dem Auto den Pilgerweg heraufgefahren, was verboten ist. Dann sind wir uns beim ›Erkerchen‹ begegnet.«

      »Was du nicht sagst!« staunte Anna.

      Sie musterte Evi aufmerksam. Evi sah die Neugierde in Annas Augen. Sie ließ sich Zeit, nippte an dem heißen Getränk.

      »Ja, wir haben uns getroffen und geredet und geredet und geredet.«

      »So? Mehr nicht?«

      »Wie kommst du darauf?«

      Anna lachte herzlich.

      »Weil du so glücklich aussiehst, Evi. So ganz entspannt! So zuversichtlich!«

      Evi holte aus ihrem Rucksack die Fotos der Dirndl. Sie erzählte Anna, welche Bewandtnis es damit hatte.

      »Ach,


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