Mein Cyborg, der Rebell. Grace Goodwin

Читать онлайн книгу.

Mein Cyborg, der Rebell - Grace Goodwin


Скачать книгу
hätte, hätte ich sogar noch die Tribünen um die Arena herum in Trümmer gehauen. „Warum will keiner von euch gegen mich antreten?“, schrie ich.

      Ich keuchte schwer, nicht, weil ich davon erschöpft war, die Männer in der Arena umherzuwerfen, sondern weil ich sauer war. So voller Zorn, dass ich kaum geradeaus gucken konnte. Mein Blutdruck war hoch, meine heiße Lebenskraft schoss mir durch den Körper wie das Hämmern des Basses bei einem Rave. Aber der Cyborg-Teil von mir spürte rein gar nichts. Ich konnte perfekt sehen. Mein Körper surrte vor Energie. Es war mein Kopf, der sich in Aufruhr befand, mein Herz, das zerbrach.

      Und ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass noch Stücke übrig waren, die groß genug waren, um zu zerbrechen. Ich hatte mich geirrt.

      „Wir wollen dir nicht wehtun“, sagte ein tapferer Mann.

      „Wir werden nicht gegen ein weibliches Wesen kämpfen.“ Das war Tane. Der Atlane. Freund von Makarios. Er schien anständig genug zu sein, aber nichts würde die Tatsache ändern können, dass ich ihn einfach nicht wollte. Ich wollte keinen dieser übereifrigen Alpha-Männchen. Die Tatsache, dass sie glaubten, ich wäre wie ein Hauptpreis, den man gewinnen konnte, eliminierte sie in meinen Augen automatisch.

      Wenn sie auch nur auf ein Wort geachtet hätten, das ich in den letzten paar Wochen gesprochen hatte, dann hätten sie das gewusst.

      Aber andererseits, hier ging es nicht um mich. Hier ging es um sie. Wer war der Größte? Der Stärkste? Wer hatte Muskeln über Muskeln und besaß die Frechheit, mir zu sagen, wem ich meinen Körper zu überlassen hatte?

      Ich blickte mit zusammengekniffenen Augen auf Tane. „Ach, ihr kämpft um mich wie ein Haufen kleiner Jungs um ein neues Spielzeug? Ihr wollt mich ficken, mich zur Gefährtin machen, aber gegen mich kämpfen wollt ihr nicht?“ Ich würde sterben, bevor ich mich jetzt noch von einem von ihnen anfassen ließe. Und ich war mir ziemlich sicher, dass diese Einstellung in meinen Augen zu sehen war, als ich zu dem Atlanen sprach. Er wich vor mir zurück, als hätte ich ihm wehgetan, dann nickte er und verneigte sich leicht.

      Zu spät, du Kotzbrocken.

      „Du bist eine ausgesprochen begehrenswerte Frau. Wir erweisen dir mit dieser Schlacht um das Recht, dich zu umwerben, eine Ehre.“

      Es war unfassbar, wie unterschiedlich die Sitten auf anderen Planeten waren. Wir waren hier nicht auf der Erde. Ich bemühte mich, mit diesem Wissen meine Wut im Zaum zu halten. Er glaubte, dass sie hier zuvorkommend waren, ritterlich. Respektvoll.

      „Und ich habe dabei nichts zu melden? Keine Mitsprache dabei, ob ich kämpfen darf oder nicht? Oder wen ich ficken darf? Oder wen ich zum Gefährten will? Überhaupt kein Mitspracherecht? Weil der Gewinner von dem hier“—ich wies mit dem Finger im Kreis der vier Übriggebliebenen herum—„repräsentiert, wie ihr hier eure Frauen behandelt? Keine Wahl. Kein Begehren. Nicht mal eine Unterhaltung beim Abendessen? Direkt übergehen zum Besitz ihres Körpers, und sie hat dabei nichts mitzureden?“ Meine Stimme war leise, kalt. Ich ließ mich von den Cyborg-Teilen ruhig halten und hoffte, dass ich mehr wie eine Maschine klang und weniger wie die Romantikerin mit dem gebrochenen Herzen, die in meinem Inneren langsam verblutete. Jetzt war ich nicht mehr nur ein Freak, der nie wieder nach Hause auf die Erde durfte. Jetzt war ich nichts weiter als ein Stück Fleisch, um das man kämpfte.

      „Meine Dame—“

      Ich wirbelte herum und blickte auf den Mann, der mich so genannt hatte. „Nenn mich nicht—“

      „Es reicht!“ Die Stimme des Gouverneurs schnitt mir das Wort ab. Gouverneur Maxim Rone schritt mit der Haltung eines Mannes herein, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte. Rachel ging neben ihm her, musste beinahe joggen, um mit den zornigen Schritten ihres Gefährten mitzuhalten, mit denen er vom Rand der Arena in die Mitte lief. Er trug die bequeme Kleidung einer Person, die mehr Zeit in Besprechungen verbrachte als auf dem Schlachtfeld, und der kupferfarbene Kragen um seinen Hals passte genau zu dem, den Rachel trug. Die Verbindung zwischen ihnen reizte mich im Moment nur noch mehr. Maxim saß vielleicht derzeit hinterm Schreibtisch, aber er war dennoch ein Prillon-Krieger mit vielen Jahren Kampferfahrung. Er war nicht zu unterschätzen, weithin respektiert und zu seinem Posten als Herrscher von Basis 3 gewählt worden. Die anderen Männer ordneten sich seinen Entscheidungen unter.

      Aber ich war kein Mann. Und ich gehörte nicht auf diesen Planeten.

      Ich funkelte Rachel an.

      „Ich hätte nur noch zehn Minuten gebraucht, um sie alle fertig zu machen.“

      Sie lächelte, zuckte mit den Schultern und blickte mich scheu an. „Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert.“

      Ich verdrehte die Augen darüber, wie unwahrscheinlich das war, aber blieb ruhig.

      „Die Männer haben Ihnen großen Respekt dadurch erwiesen, dass sie verweigerten, Sie zu bekämpfen.“ Unglücklicherweise war Maxims Stimme weithin gut zu hören, denn die anderen Männer, die um die Arena herum saßen, stapften bei seinen Worten zustimmend auf und klatschten. Der Gouverneur verschränkte die Arme und starrte auf mich hinunter. Er war groß, über 2,10m groß, und seine kupferfarbene Haut, die dunklen Haare und braunen Augen erinnerten mich an einen Reeses Peanut Butter Cup. Das würde ich ihm natürlich nie direkt sagen. Oder Rachel. Und er war im Moment auch nicht gerade zuckersüß.

      Gott, ich vermisste Schokolade.

      „Ich bin stärker als sie alle. Ich bin Soldatin, ein Mitglied der Koalitionsflotte“, entgegnete ich. „Ich habe ebenso viele Kämpfe miterlebt wie jeder anwesende Mann, oder sogar noch mehr.“

      Er nickte entschieden. „Sie sind all das, aber Sie sind dennoch weiblich. Wir verletzen keine Frauen hier, nicht einmal zum Sport. Wenn Sie kämpfen, dann kämpfen Sie gegen Ihre Feinde. Wir sind nicht Ihre Feinde. Sie verlangen von diesen Männern, dass sie sich und ihre Familien entehren, indem sie gegen Sie zum Kampf antreten.“

      Ich blickte zu Tane. Der Atlane sah schon wieder selbstzufrieden aus, was mein Feuer nur schürte. „Das ist eine derartige Doppelmoral.“

      „Das ist es ganz und gar nicht. Sie kommen von der Erde und sind nicht vertraut mit den Sitten der atlanischen, prillonischen und trionischen Männer. Und den Sitten von anderen Planeten. Frauen sind heilig. Hochangesehen. Einer Frau oder einem Kind Schaden zuzufügen bedeutet, alles zu verraten, wofür wir kämpfen, alles, für dessen Schutz wir immer noch unsere Opfer bringen.“

      „Warum bin ich hier diejenige, die Schimpfe bekommt?“ Ich schwenkte die Arme herum, während ich sprach. „Die hier sind es doch, die es sich in ihren Neandertaler-Schädel gesetzt haben, dass der Letzte, der übrig bleibt, mich geschenkt bekommt.“

      Alle anwesenden Männer nickten, und schienen nicht im Geringsten geknickt. Blutig, verschwitzt und mit zerrissener Kleidung, aber sie standen für ihre Taten gerade.

      „Die Idee war nicht schlecht.“

      „Machen Sie verdammt noch mal Witze?“, rief ich, völlig aufgelöst. Ich raufte mir die Haare, lief im Kreis herum. Ich konnte nicht kämpfen. Also was konnte ich tun? Ich saß auf diesem Planeten fest. Im Käfig wie ein wildes Tier.

      „Sie lassen sich gehen, Leutnant.“

      „Ich gehe nirgendwohin, Gouverneur, ich sitze im Käfig. In der Falle.“ Ich lief weiter, bis ich fast Zehenspitze an Zehenspitze vor ihm stand und blickte hoch, weit hoch in seine Augen. Die Resignation, die ich dort sah, ließ mein Herz panisch klopfen. Er würde gleich etwas tun, was mir ganz und gar nicht gefallen würde. Ich konnte es in den ruhigen reuevollen Augen sehen, es in dem tiefen Seufzen hören, das aus seiner Brust grollte. „Nein. Nicht das. Lassen Sie mich doch einfach auf irgendeine Mission gehen. Lassen Sie mich auf einen Haufen Hive los, anstatt auf diese Kerle“, sagte ich und deutete auf die vier, die um mich gekämpft hatten, aber sich weigerten, gegen mich zu kämpfen.

      Der Gouverneur schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann jemanden, der so kurz davor steht, die Beherrschung zu verlieren, nicht auf eine Mission schicken. Ich gebe zwar zu, dass es nicht die ideale Lösung war, dass diese Männer es auf sich genommen


Скачать книгу