Mein Cyborg, der Rebell. Grace Goodwin

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Mein Cyborg, der Rebell - Grace Goodwin


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war weithin bekannt, dass er keine Gefährtin wollte. Die Gerüchteküche behauptete, dass er vor kurzem versucht hatte, von der Kolonie zu entkommen—was sichtlich nicht geklappt hatte—und dass er nicht einmal aus der Koalition stammte, sondern jemand war, der von Rogue 5 verstoßen worden war. Vielleicht war er nur zum Teil Atlane, und zum anderen Teil von einer anderen Art sexy Biest, das sich auf dem Heimatplaneten des Mondes Rogue 5 so herumtrieb. Was ich bisher über Rogue 5 gehört hatte, war hauptsächlich, dass sie ein Haufen Piraten und Schmuggler waren, die streng getrennten Banden zugehörig waren. Keine Loyalität zu irgendjemandem außer sich selbst. Laut dem Gerede über Mak, das ich gehört hatte, war er nur deswegen vom Hive erwischt worden, weil er in der Gefängniszelle eines Koalitionsschiffes saß, als der Hive es angriff. Dass er nichts weiter war als ein Rogue 5-Verbrecher mit richtig viel Pech. Falscher Ort, falsche Zeit, und schon hatte er sich Hive-Integrationen und ein Leben als Gestrandeter auf der Kolonie eingefangen.

      Aber wenn ich in seine Augen sah, sah ich keinen Verbrecher. Ich sah eine Ruhelosigkeit und eine Wut, die ich nur zu gut verstand. Wir waren gleich, ich und Makarios. Eingesperrt. Gefangene.

      Freaks.

      Ich schwang den Hammer. Stärker.

      Der Abschnitt der Wand zerbröselte zu einer Staubwolke...

      ...und in der Decke bildeten sich Sprünge in einem haarfeinen Spinnweben-Muster.

      „Verdammte Scheiße, Mädel. Das reicht jetzt aber.“ Kristin kam auf mich zu und nahm mir den Hammer ab. Ich grinste, als sie ihn mit einem lauten Uff fallen lassen musste. „Wie zum Teufel hast du das Ding überhaupt hochbekommen?“

      „Ich bin ein Superfreak, schon vergessen?“ Ich war in ihr Quartier eingebrochen, um das mit der Wand zu erledigen, während sie ausgerückt war. Ihre Idee, sie niederzureißen, hatte sie in einer gemütlichen Plauder-Runde spät abends verlautbart, bei einem Glas Atlan-Wein, einem der wenigen wahren Genüsse, die auf diesem gottverlassenen Planeten zu finden waren. Und das Wissen, dass sie irgendwo unterwegs war und kämpfte, während ich mich mit Hausfriedensbruch begnügte, um etwas zu tun zu haben, machte die Zerstörung irgendwie weniger befriedigend, als ich gehofft hatte. Und doch war es besser, als zurück ins Büro des Gouverneurs zu laufen und wieder einmal mit ihm zu diskutieren. Und um einiges besser, als in den Speisesaal zu gehen und sich angaffen zu lassen wie eine preisgekrönte Zuchtstute auf einer Pferdeschau.

      „Sag das nicht ständig. Wenn du so ein Freak wärst, würde nicht jeder Mann auf der Basis um deine Aufmerksamkeit heischen.“

      „Das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass ich die einzige Singlefrau im Umkreis von einigen Lichtjahre bin, oder? Die letzten beiden Menschen auf einer einsamen Insel. Kennst du das Spiel noch?“

      Kristin lachte. „Oh ja. Ich habe mir immer Detective Amaro ausgesucht.“

      Ich verschluckte mich beinahe, aber hustete stattdessen und wedelte durch die Staubwolke, die sich um mich herum langsam legte, um meine Reaktion zu verbergen. „Im Ernst? Von dieser Krimiserie?“ Der Detective war eine beliebte Figur in einer Krimi-Fernsehserie auf der Erde. Zumindest war das so gewesen, als ich die Erde verlassen hatte. Er war ein harter Brocken, der die Bösen jedes Mal schnappte. Und ich wusste, dass Kristin beim FBI gewesen war. Aber trotzdem. „Ernsthaft? Warum?“

      Kristin schloss die Augen, und ein verträumter Ausdruck legte sich über ihr Gesicht. „Seine Augen waren so intensiv. Weißt du, was ich meine? Und er hatte diese Uniform, und diese Handschellen. Die Kanone. Er war einfach stark und sexy und—“

      „Herrisch und dominant und genau wie Tyran und Hunt.“

      Kristin öffnete die Augen und lachte. „Da hast du wohl recht.“

      Ich deutete mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer. „Muss ich überhaupt fragen, ob all die Fesseln an den Bettkanten für dich oder deine Gefährten sind?“

      „Ich sage kein Wort.“ Sie blickte wieder auf das Chaos auf ihrem Fußboden, aber ich bemerkte, wie ihre Wangen rot wurden. Zweifellos wurde sie von ihren Gefährten ausreichend zufriedengestellt, mit oder ohne Fesseln. „Aber ich schätze, du könntest selbst ein wenig Zuwendung von einem Spezialermittler gut gebrauchen, wenn du verstehst, was ich meine.“

      „Tja, nun, das wird wohl nicht passieren.“ Ich deutete auf die Trümmer auf dem Boden. „Du wolltest diesen kleinen Umbau erledigt haben, und ich musste etwas Dampf ablassen“, antwortete ich und begutachtete die Überreste der Wand. Das ganze Ding lag in Trümmern.

      Die stabile Wand hatte keine Chance gegen meine Kraft gehabt. Meine Cyborg-Kraft. Der Hive hatte mich in eine wahrhaftige Kampfmaschine verwandelt. Die Bionic Woman. Welches Baumaterial es auch gewesen war, es war unter dem Schwung des Vorschlaghammers zerbröckelt wie ein ausgetrocknetes Lebkuchenhaus unter dem zerstörerischen Rumgehüpfe eines Kleinkindes. Ja, stark zu sein, so richtig überstark, war eine gute Sache. Ich brauchte mich nicht vor einem Kerl zu fürchten, der zudringlich werden wollte—wenn ich das nicht wollte—und ich konnte absolut auf mich selbst aufpassen. Gleichzeitig war es aber der Grund, warum ich ständig so mies drauf war, und die Mauer zwischen Wohn- und Esszimmer meiner Freundin niederreißen musste.

      Kristin nieste. „Dampf? Nennen wir das Kind doch beim Namen, Schwester. Was du brauchst, wirst du hier drin nicht finden.“

      Ich verzog das Gesicht. „Nun tja, jetzt hast du das große Zimmer, das du wolltest.“ Ich deutete auf die beinahe vollständig niedergerissene Mauer.

      „Das ist wahr.“ Sie stupste ein größeres Stück Geröll mit der Zehenspitze an. „Ich nehme an, du wirst das Chaos nicht aufräumen wollen?“, fragte sie und tappte sich mit dem Finger an die Lippen.

      Ich lachte. „Auf keinen Fall. Ich bin nur das Abriss-Team. Du hast zwei starke Männer, die die Trümmer wegschleppen können.“

      Sie verdrehte die Augen, aber sie grinste. „Darüber werden sie nicht erfreut sein.“

      Es war mir egal. Ich hatte es dringend nötig gehabt, etwas kaputtzumachen, und sie hatte mir die Gelegenheit geboten, zu zerschlagen und zerstören, ohne mir Ärger mit dem Gouverneur einzuhandeln.

      Nicht schon wieder.

      „Hör zu, ich bemühe mich ja, mich rauszuhalten“, sagte sie eilig.

      „Das tust du?“

      „Ja, das tue ich. Aber mal im Ernst, was ist der wahre Grund für all das hier?“ Sie winkte mit dem Finger hin und her, um auf die gesamten 5 Meter der Zerstörung zu zeigen. In ihrem Blick lag kein Vorwurf, nur reine Neugierde. Sie war eine Frau. Vom FBI. Sie war immer noch eine Soldatin, und die Rüstung, die sie trug, und die Waffe an ihrer Hüfte waren Beweis dafür. Wenn mich jemand verstehen würde, dann sie. Nicht Rachel, die unglaublich brillante Wissenschaftlerin, oder Lindsey, die Journalistin. Es gab noch eine weitere Erdenfrau, von der ich gehört hatte, aber sie lebte nicht auf der Kolonie. Eine ehemalige Lehrerin an der Koalitions-Akademie war einem Atlanen von der Kolonie zugeordnet worden, aber sie waren nun im Weltraum unterwegs und arbeiteten gemeinsam an höchst geheimem Spionage-Kram. Draußen. Im. Weltall. Nicht eingeschlossen, auf dem Exil-Planeten festsitzend.

      Und hier war ich nun, Ex-Militär, vier Jahre lang Mitglied eines Koalitions-Erkundungstrupps, Abriss-Expertin, unsagbar stark, Hive-verstärkt, Cyborg-Freak. Ich hatte die Hölle durchlebt und war gestärkt wieder rausgekommen. Schneller.

      Alleine.

      Und der Gouverneur verweigerte es mir, den Planeten zu verlassen. Auf Missionen zu gehen. Irgendetwas zu tun, was Spaß machte. Ich fühlte mich wie der unglaubliche Hulk, der nichts zu zerschlagen hatte.

      Und diese Männer, die mich in Besitz nehmen wollten? Sie kannten mich gar nicht. Ich hatte mich mit den meisten von ihnen noch nicht mal unterhalten. Ich war ihnen nicht über die Zuordnungs-Protokolle des Interstellaren Bräute-Programms zugewiesen worden. Ich war weiblich. Verfügbar. Fruchtbar.

      Vielleicht. Nach dem, was der Hive mit mir angestellt hatte, wusste ich nicht einmal, ob ich noch Kinder bekommen konnte, ganz zu schweigen davon, ob


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