Mein Cyborg, der Rebell. Grace Goodwin
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Mir stockte der Atem. Ihr Blick war wie ein körperlicher Schlag, ihre Augen kniffen sich zusammen, ihre Wangen färbten sich zu einem noch tieferen Rot.
Ja, ich wollte derjenige sein, der ihr die Farbe auf die Wangen zauberte. Ich wollte wissen, wie weit sich die Rötung unter ihrer Rüstung verbreitete, ob ihre Nippel die gleiche tiefe Färbung hatten.
Eine halbe Sekunde später war es vorbei. Der Blick. Die Prüfung. Das Starren. Die Intensität.
Gwen wandte sich ab und krempelte sich die Ärmel ihres Uniform-Hemdes hoch, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Als sie sprach, war ihre Stimme nicht übermäßig laut, aber kalt. Hart. „Ihr wollt kämpfen? In Ordnung. Los geht‘s.“
Gwen bewegte sich fast schneller, als das Auge erfassen konnte, hob den ihr am nächsten stehenden Prillon-Krieger hoch und schleuderte ihn noch weiter fort als Tane seinen Gegner vorhin. Der Prillone leistete keine Gegenwehr, rollte sich nach der Landung auf seine Füße ab und blieb in sicherer Entfernung. Als die anderen drei Krieger zurückwichen, die Hände von sich gestreckt und eindeutig abweisend, sie zu berühren, ging sie mit ihnen hinterher und schubste den Trion-Krieger gegen die Brust. Sie griff lautlos an, und jeder Schlag ihrer Hände gegen Männerfleisch hallte laut durch die ausgeprägte Stille. Die Krieger hatten keine Ahnung, was sie tun sollten. Sie anfeuern? Zusammenzucken?
Die Stille schien sie nur wütend zu machen, denn sie schrie die Menge ebenso an wie die vier Narren, die noch im Kampf waren. „Kommt schon. Scheiß auf euch, alle zusammen. Ihr wolltet kämpfen. Also kämpft.“
„Gwen, bist du dir da sicher? Ich denke, wir sollten auf Maxim warten.“ Rachel, die Gefährtin des Gouverneurs, die neben dem offenen Tor stand, versuchte, die aufgebrachte Frau zu beschwichtigen, aber ohne Erfolg.
„Verzieht euch von hier, Mädels.“ Gwen blickte über ihre Schulter zu den anderen beiden Menschenfrauen zurück und deutete ihnen mit einem geschmeidigen Wink, dass sie gehen sollten. „Das hier hat mit euch nichts zu tun. Diese Idioten sollen ganz genau erfahren, mit wem sie hier spielen. Um wen sie hier kämpfen wie Hunde um ein Stück Fleisch.“
Kristin, Tyrans Gefährtin, brach in Gelächter aus, nahm ihn an der Hand und führte ihn davon, als er einschreiten wollte. Schockiert sah ich zu, wie der stärkste Mann auf dem Planeten sich von einer kleinen Menschenfrau—seiner Menschenfrau—vom Kampf weg ziehen ließ. Bruan hatte recht gehabt; Kristin dachte, dass sie unabhängig war, die Kontrolle über ihren Gefährten hatte. Er ließ zu, dass sie ihn wegführte.
Als sie über ihre Schulter zurück blickte, hatte Kristin ein breites, glückliches Grinsen auf dem Gesicht. „Knöpf sie dir vor, Mädel.“
Da lächelte Gwen. Kühl, düster und bedrohlich. „Oh, das werde ich. Ich werde ihnen allen einen Denkzettel verpassen.“
Ich hatte keine Ahnung, warum sie ihnen Zettel geben wollte, oder was sie darauf schreiben wollte, und dieser Ausdruck von der Erde war mir unverständlich—aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es etwas Gutes war.
2
Gwendolyn Fernandez, Die Kolonie, zehn Minuten zuvor...
Der Hammer, den ich schwang, war beinahe eineinhalb Meter lang. Das schwere, stumpfe Ende war dafür gebaut, die Felsen in den Höhlen unter der Oberfläche der Kolonie zu zermahlen. Gebaut für einen Krieger von Atlan oder Prillon, keine 1,65 kleine Erdenfrau.
Wäre ich noch normal—noch gänzlich menschlich—hätte ich ihn nicht einmal hochheben können, geschweige denn, ihn in hohem Bogen gegen die Wand im Wohnzimmer meiner Freundin Kristin schwingen können.
Ich war schon seit über einer Stunde an der Arbeit und hatte nicht einmal geschwitzt, oder meinen Frust auch nur annähernd abgebaut. Ich war ein Hamster im Laufrad auf diesem dämlichen Planeten, und jedes der übergroßen Männer-Babys hier dachte, dass ich nicht nur einen Hüter brauchte, sondern auch von einem großen, bösen Alpha-Mann gesagt bekommen wollte, was ich zu tun hatte, was zu essen, was anzuziehen. Irgendein Prillone hatte mir angeboten, mir einen Kragen um den Hals zu legen, damit er meine Emotionen lesen konnte oder irgendso‘n Scheiß.
Ich empfand das alles als unangenehm und aufdringlich. Das Chaos in meinem Kopf war derzeit kein angenehmer Zustand. Ich brauchte gewiss keinen Prillon-Krieger—oder gar zwei—die in meiner inneren Zufluchtsstätte herumwühlten. Was sie dort finden würden, würde ihnen wahrscheinlich nur Angst machen. Verdammt, die meiste Zeit machten die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, mir selber Angst. Und daher schlug ich wie besessen auf Kristins Mauer ein.
Ich schwang den Hammer noch einmal, kräftiger, und schlug mit einem Mal ein Stück Wand ab, das doppelt so groß war wie ich. Ich hatte die Tür nicht gehört, aber sie musste sich geöffnet haben, denn ich war nicht länger alleine.
„Was zum Teufel machst du da, Gwen? Als ich sagte, dass ich die Wand gerne einreißen und den Raum vergrößern würde, meinte ich nicht sofort, und ich meinte auch nicht, dass du es tun solltest.“ Kristins Stimme schnitt durch den Lärm, den ich verursachte, während ich die Wand in Stücke schlug. Ich blickte über die Schulter zu meiner Freundin, während der Staub um mich herum wirbelte wie um den kleinen dreckigen Jungen in der Zeichentrick-Serie Charlie Brown. Kristin trug die übliche Körperpanzerung, als käme sie gerade von einer Mission zurück, was auch der Fall war.
„Keine Sorge. Ich habe die Tür zum Kinderzimmer geschlossen, damit kein Staub hineinkommt.“ Kristin hatte ein Baby, ein wunderhübsches kleines Mädchen, und zwei Gefährten, die sie verwöhnten wie eine Göttin.
Aber sie durfte auf Missionen ausrücken. Auf die Jagd nach dem Hive. Ihre Gefährten waren wohl die einzigen vernünftigen Aliens auf diesem ganzen verdammten Planeten.
Und sie war nicht einmal ein Cyborg. Sie war zu einhundert Prozent Mensch. Eine Freiwillige. Eine Interstellare Braut von der Erde, wo sie ihrem primären Gefährten Tyran zugeordnet worden war, einem steinharten Brocken von einem Prillonen, der in etwa so viel Cyborg-Technologie in sich hatte wie ich. Tyran war stark. Hatte Superkräfte. Einer von nur zwei Kriegern auf diesem Planeten, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich ihn in einem Kampf besiegen könnte.
Und er hatte bereits eine Gefährtin. Kristin. Meine Gedanken schweiften von ihm ab. Nicht, dass ich einem Kerl nachstellen würde, der bereits vergeben war, aber er war auch definitiv nicht interessiert. Er hatte nur Augen für Kristin. Und so sollte es auch sein.
Der einzige andere Mann auf der Kolonie, bei dem ich weiche Knie bekam? Nun, er war ein Einzelgänger. Schweigsam. Riesig. Jeder, den ich fragte, sagte mir, er wäre Atlane, aber irgendetwas an ihm war anders. Etwas, das meinen Körper vor Hitze zusammenzucken ließ und meine Pussy sich sehnsüchtig und leer fühlend. Von all den Männern, denen ich begegnet war, seit mir die Rückkehr zur Erde verweigert worden war und ich quasi zum Verrotten hier ausgesetzt worden war, war er der einzige, der mich auch nur ansatzweise interessierte.
Makarios.
Natürlich hieß das, dass er einer der wenigen war, der absolut kein Interesse an mir zeigte. Nichts. Nicht ein verstohlener Blick. Kein Augenkontakt. Gar nichts.
So richtig null.
Das einzige, was mein zerrüttetes Ego rettete, war die Tatsache, dass er mit gar niemandem zu reden schien—Männlein wie Weiblein—außer den beiden anderen Atlanen, mit denen er gemeinsam dem Hive entkommen war. Bruan, Tane und Makarios. Die drei atlanischen Musketiere. Sie waren alle drei umwerfend, das musste ich zugeben. Aber Makarios hatte etwas an sich, das mich nervös machte.
Die anderen nannten ihn Mak, aber wenn ich ihn ansah, hörte ich fast zu denken auf. Selbst sein Name war erotisch. Ich wollte ihn. Ich wollte, dass er seine Zurückhaltung aufgab und ein wenig seiner Kontrolle an mir ausübte. Ich wollte kein „für immer“, nur lange genug, um mich zur Abwechslung anständig zu vergnügen. Meine sexuelle