Mein Cyborg, der Rebell. Grace Goodwin

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Mein Cyborg, der Rebell - Grace Goodwin


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      Kristin starrte mich weiter an, wartete auf eine Antwort, die mein Stolz ihr nicht geben wollte.

      „Es geht mir gut. Darf man als Freundin nicht mal was Nettes für dich tun?“, fragte ich.

      Sie warf mir einen Blick zu, der besagte Mädel, ich bitte dich. „Etwas Nettes wäre es, all das Chaos hier verschwinden zu lassen, bevor meine Männer zurückkehren“, entgegnete sie. „Was soll das, Gwen?“

      „Du kennst die Antwort“, grummelte ich, packte den Griff des Vorschlaghammers und stützte mich auf den robusten Schaft.

      Sie zog die Augenbrauen hoch und wartete.

      „Die Männer...sie benehmen sich seltsam in meiner Gegenwart. Es nervt. Es ist frustrierend. Und ich kann auf keine Mission gehen. Der Gouverneur lässt mich festsitzen, bis ich einen Gefährten habe. Was lächerlich ist, und absolute Doppelmoral. Ich bin eine Gefangene. Ich darf nicht kämpfen. Ich darf nicht fliegen. Ich darf nicht nach Hause. Ich verliere noch meinen Verstand auf diesem Planeten.“

      Sie schwieg und ließ mich fertig meckern, auch wenn ich dabei über ihre neue Heimat herzog, den Ort, dem sie über das Interstellare Bräute-Programm zugewiesen worden war. Sie hatte es sich ausgesucht, hierher zu kommen, hier permanent zu bleiben. Es war ihr Leben, und sie schien glücklich damit zu sein. Aber ich gehörte nicht hierher, und die Tatsache, dass der Gouverneur mich nicht auf Missionen gehen ließ, um zumindest ab und zu hier fort zu kommen, machte mich wahnsinnig. All die Aufmerksamkeit von den Männern machte es nicht leichter, ich fühlte mich dabei nur noch mehr wie ein Freak. Ich konnte all die männliche Zuwendung haben, die ich wollte, und doch fühlte ich mich einsamer als je zuvor in meinem Leben. Die Ironie entging mir nicht.

      Kristin biss sich auf die Lippe und zuckte unter meinen Worten zusammen. „Scheiße. Ich muss dir etwas beichten. Werde bitte nicht böse. Ich hatte gehofft, dass es nur ein Scherz sein würde, der sich verflüchtigen würde, aber—“

      „Was?“, fragte ich. Ich kannte sie noch nicht lange, aber ich konnte ihren Gesichtsausdruck gut deuten und der zu Boden gerichtete Blick und das blasse Gesicht, das sie abwendete, gefielen mir gar nicht.

      „Das wird dir überhaupt nicht gefallen.“

      „Was denn? Spuck schon aus.“ Mein Magen krampfte sich zusammen und düstere Vorahnung setzte sich darin ab wie der Staub um mich herum.

      „Captain Marz, der Prillone?“

      „Ja.“ Ich kannte ihn recht gut. Ich musste ihn in den letzten Wochen mehrmals von meiner Tür abweisen. Er war in Ordnung. Er bemühte sich. Brachte mir Blumen, um Himmels Willen—ich vermutete, dass Rachel oder Kristin ihm das vorgeschlagen hatten. Aber es gab keinen Funken zwischen uns. Wenn ich ihn ansah, fühlte ich...nichts. „Was ist mit ihm?“

      „Er hat eine Turnier-Herausforderung ausgestellt. Sie sind in diesem Moment in der Kampfarena und entscheiden, wer dich in Besitz nehmen darf.“

       Entscheiden, wer dich in Besitz nehmen darf.

      „Ist das ein Scherz? Denn es ist nicht lustig.“

      Sie hatte sich die Hand vors Gesicht geschlagen, als hätte sie Angst davor, mich anzusehen. Schüttelte den Kopf. „Nein. Acht Krieger. Wer immer gewinnt, darf dich in Besitz nehmen. Sie alle haben diesen Regeln zugestimmt. Die restlichen Krieger haben einen Wett-Pool eingerichtet. Die ganze Basis musste sich entweder auf die Herausforderung einlassen oder zustimmen, dich in Ruhe zu lassen. Tane, der Atlane, steht zwei zu eins in den Wetten. Er ist der Favorit auf den Sieg.“

      „WAS?“, brüllte ich. Ich hob den Vorschlaghammer hoch und schlug den letzten überhängenden Mauerbrocken mit mehr Kraft als notwendig herunter. Er brach nicht nur herunter, sondern flog ins Nebenzimmer und landete auf Kristins Esstisch, wo er eine Beule in der Metalloberfläche hinterließ. „Der Gouverneur hat dem zugestimmt?“ Ich würde diesen Prillonen umbringen. Ich würde Rachel um Vergebung bitten müssen, nachdem ich ihn erledigt hatte, aber das hier war zu viel.

      „Das glaube ich nicht—“

      Gut so. Ich würde ihn also nicht umbringen müssen.

      „—und Rachel und ich haben gerade erst davon erfahren. Sie ist schon unterwegs hierher. Sie musste jemanden schicken, um Maxim zu holen. Er ist in einer der Minen, und die Kommunikationsgeräte funktionieren dort nicht. Ich bin zuerst zu deinem Quartier. Als ich dich dort nicht fand, kam ich hierher.“

      „Ich glaub es nicht. Das ist doch barbarisch.“ Und verletzend. Und falsch. Wie konnten sie es wagen, zu entscheiden, wessen Eigentum ich werden sollte? Mit wem ich Sex haben musste? Und ohne mich überhaupt zu fragen? Wo waren wir? Im Jahr 1500?

      Die Blumen hatten nicht funktioniert, also hatte Captain Marz einfach beschlossen, den Rest der Basis zu einem Turnier herauszufordern und mich als Hauptpreis zu auszulosen? Und wer waren die anderen Idioten, die dem zugestimmt hatten?

      Die ganze Basis, wie es schien.

      Was, wenn ich beschloss, dass ich einen anderen wollte? Einen Erdenmann? Einen Jäger, wie Kjel. Aber einen Prillonen? Nein. Die ganze Gedankenverschmelzung über die Kragen war mir unheimlich. Und zwei Gefährten? Oder drei, so wie es die Vikens anscheinend taten? Äh, nein danke. Ein Mann war mir genug. Besonders, wenn er groß und verwegen war und wie Makarios aussah.

      Ach du Scheiße. Das würde ich nicht zulassen. Auf. Keinen. Fall. „Sie kämpfen in der Arena? In diesem Moment? In genau dieser Sekunde?“

      „Kommt schon. Das ist doch ziemlich scharf, oder? Die stärksten und heißesten Männer kämpfen um dich?“ Ihre Hand wanderte an ihren Hals, und ihre Fingerspitzen strichen über den grünen Kragen dort—das äußere Anzeichen dafür, dass sie einem Prillonen zugeordnet war—mit Lust in ihren Augen. Ihre Gefährten waren unglaublich. Das konnte ich nicht abstreiten. Aber sie waren einander zugeordnet worden. Ausgewählt.

      Sie hatten sich ihr nicht aufgezwängt, nachdem sie die anderen Jungs im Pausenhof verprügelt hatten.

      „Nein, ist es nicht. Ich bin kein Preis, den man gewinnen kann. Ich bin kein Besitzstück. Scheiße, auf keinen Fall“, fauchte ich. Meine arme Mutter würde über meine Wortwahl nicht gerade begeistert sein. Aber das war mir sowas von egal. Irgendwann zwischen der Zeit, als ich als kleines Mädchen mit Puppen gespielt und für meinen Papa gebacken hatte, und jetzt, war der Drang, andere Menschen glücklich zu machen, aus meinem Wesen verschwunden. Vielleicht waren es die Cyborg-Teile. Vielleicht waren es die vielen Jahre in einem harten Krieg, wo ich Leute sterben sah, die mir zu viel bedeutet hatten. Irgendwo da drin hatte ich die Fähigkeit verloren, mir Blödsinn gefallen zu lassen. Und das hier lag weit über meiner Toleranzgrenze.

      Kristin hob das Kinn. „Dann geh und mach was dagegen.“ Sie blickte sich in ihrem Wohnzimmer um, das ich definitiv zerstört hatte. „Geh und vermöble ein paar scharfe Aliens, bevor die Decke über uns zusammenbricht. Ich flehe dich an.“

      Ich rieb meine Hände aneinander und grinste. Ich war stark. Stärker als die Männer, die mich zu ihrem Hauptpreis erklärten. „Gute Idee.“

      Ich stapfte an ihr vorbei, mit langen Schritten, und arbeitete mich den Korridor entlang ins Freie. Wie aus der Ferne hörte ich sie in ihr Kommunikationsgerät sprechen, während wir unterwegs waren. „Rachel, komm in die Arena. Gwen braucht mehr Schützenhilfe.“ Sie folgte mir, was in Ordnung war. Da keiner ihrer Gefährten an mir interessiert war, würden sie sich nicht in der Arena aufhalten und meinen Zorn erleiden müssen.

      Schützenhilfe? Das war eine nette Geste, aber es war ja nicht gerade so, als würden Kristin und Rachel wirklich als Verstärkung dienen können. Niemand konnte mich verstärken. Ich war nun unzerstörbar, nach meiner Zeit beim Hive. Stärker als beinahe jeder Mann auf dem Planeten. Schneller als selbst der Everis-Jäger Kjel. Die dachten vielleicht, dass sie mich gewinnen konnten, aber da irrten sie sich. Gewaltig. Und wenn ich ein paar Schädel einschlagen musste, um das zu beweisen, dann würde ich das tun. Ein für alle Mal.

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