Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

Читать онлайн книгу.

Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


Скачать книгу
allem auch darüber, daß sie ihren Geburtstagsabend nicht alleine verbringen mußte.

      »Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch«, sagte Sebastian Trenker und schüttelte ihre Hand. »Vor allem, daß sich Ihre Wünsche und Träume erfüllen mögen.«

      »Danke schön, Hochwürden«, nickte sie und war glücklich über die allgemeine Anteilnahme ihrer Mitreisenden.

      »Na, dann gibt’s ja wohl heut’ abend ’ne Flasche Schampus«, ließ sich der Mann vernehmen, der gestern noch mit Sebastian eine Wette hatte eingehen wollen.

      »Klar«, rief Nicole fröhlich, »Sie sind alle eingeladen.«

      *

      Nach zwei weiteren Stunden erreichten sie die Almhütte, die malerisch in einer Senke lag. Sepp Reisinger hatte den Senner von Anfang an in seine Planung mit einbezogen, und so wußte Franz Thurecker, was an diesem Mittag auf ihn zukam.

      Der Alte lebte beinahe das ganze Jahr über hier oben, und das schon seit er ein junger Mann gewesen war. Wie Pfarrer Trenker liebte er die Berge, und wenn einer an die Kenntnisse des Geistlichen über die Bergwelt heranreichte, dann war es der Thurecker-Franz.

      Legendär war sein Ruf als Käser. Franz verstand es aus der würzigen Milch, die ihm die Kühe und Ziegen lieferten, einen Käse herzustellen, der seinesgleichen suchte. Für den sahnigen Kräuterquark suchte er eigenhändig die Kräuter, und der Hartkäse, der bis zu zwölf Monaten reifen konnte, bestand jeden Vergleich mit seinem berühmten, italienischen Verwandten, der gerne zu Nudeln gegessen wurde.

      Auf der Sonnenterrasse war genügend Platz für die Wanderer. Franz begrüßte sie, und Sebastian half ihm dabei, die zahlreichen Wünsche nach erfrischenden Getränken zu erfüllen. Dabei folgten die meisten seinem Rat, einmal die eiskalte Alpenmilch zu probieren, die der Senner vorrätig hielt. Sie wurden nicht enttäuscht, selten hatte einer eine besser schmeckende Milch getrunken als hier oben.

      In der Saison war oftmals kein Platz mehr zu bekommen. Franz Thurecker hielt dann immer ein, zwei Gerichte für die Wanderer bereit, die den Weg hierherauf fanden. Wenn Gruppen kamen, die der Löwenwirt angekündigt hatte, dann gab es für alle dasselbe zu essen. Aus Erfahrung wußte Sebastian, daß es immer reichlich war und ausgezeichnet schmeckte.

      Heute stellte Franz große, irdene Schüsseln auf die Tische, in denen es zischte und brutzelte. Käs’spatzen, mit Röstzwiebeln gab es, dazu grünen Salat, mit Zitrone angemacht, und danach frisches Brot mit einem köstlichen Weichkäse, der cremig und pikant schmeckte. Nicht weniger Gäste fragten, ob sie später davon etwas kaufen könnten.

      Natürlich war das möglich, indes riet ihnen der Senner davon ab. Für den Transport ohne Kühlbox eignete sich der weiche Käse nicht besonders, schon gar nicht, wenn er noch die lange Reise nach Regensburg antreten mußte.

      »Aber einen schönen Schnittkäs’ hab’ ich für Sie«, sagte Franz. »Wenn S’ davon was mitnehmen möchten, dann können S’ ihn beim Reisinger-Sepp bis zur Abfahrt ins Kühlhaus legen.«

      Dieser Vorschlag fand Zustimmung, und der Alte versprach für später eine Führung durch sein Käselager – natürlich mit Verkostung.

      Doch jetzt war man noch beim Essen, wobei die meisten schon einen Hosenknopf öffneten oder den Gürtel ein Loch weiter machten. Aber es schmeckte auch zu gut, so an der frischen Luft. Während sie noch dabei waren, die Schüsseln auszukratzen und Brot mit Käse zu belegen, schauten sich die Wanderer um und zückten auch schon wieder ihre Fotoapparate und Vidiokameras. Es war aber auch ein wunderschönes Panorama, das sich ihnen bot.

      Saftige Almwiesen, auf denen Kühe und Ziegen weideten, bewacht von zwei Hütehunden, darüber der majestätische Berg, mit seinen schroffen Felsen, dessen Gipfel in den Himmel hineinzuragen schien. Dazu das melodische Läuten der Glocken, die die Kühe trugen.

      »Ich hab’ mich lang’ net so wohl gefühlt«, bekannte Florian, der Nicole gegenüber saß.

      Daß er seine Augen ganz tief in die ihren versenkte, hatte natürlich auch etwas mit diesem Wohlbefinden zu tun…

      Sie lächelte zustimmend.

      »Ja, als ich gestern morgen in den Bus eingestiegen bin, da sah es so aus, als würde es der traurigste Geburtstag meines Lebens werden«, bekannte sie. »Und jetzt ist doch alles ganz anders geworden.«

      Florian sah sie bestürzt an.

      »Ihr traurigster Geburtstag? Aber warum…?«

      Die hübsche Studentin zuckte die Schultern.

      Sollte sie wirklich darüber sprechen?

      Eigentlich hatte sie kein Recht, Florian mit ihren Problem zu belasten. Auf der anderen Seite hatte sie das Gefühl, mit ihm über alles sprechen zu können, und bestimmt würde es ihr guttun, sich endlich einmal alles von der Seele reden zu können. Bisher war Lilly, eine Freundin von der Uni, die einzige gewesen, der sie ihren Kummer anvertraut hatte.

      »Bis vor kurzem gab es einen Mann in meinem Leben, mit dem ich sehr glücklich gewesen bin«, sagte sie leise. »Leider hat sich mein Wunschtraum net erfüllt. Irgendwie passen wir wohl net zueinander. Jetzt verbringt er das Wochenende mit einer andren…«

      »Dieser Idiot!«

      Florian schien über den Ausruf, den er getan hatte, selbst erschrocken, denn er hielt rasch eine Hand vor den Mund.

      »Entschuldigen S’«, bat er, »das ist mir so rausgerutscht – aber wenn einer auch so dumm ist…«

      Nicole schmunzelte.

      »Ist doch wahr«, fuhr er fort. »So eine Frau, wie Sie, die läßt man doch net allein!«

      »Na ja, wenn man merkt, daß es net funktioniert…«

      Dabei verschwieg sie, daß sie es gewesen war, die Wolfgang nach einem langen Streit den Laufpaß gegeben hatte.

      Florian Mooser hatte sich aufgerichtet. Er war bei ihren Worten ganz unruhig geworden, bedeuteten sie doch, daß Nicole nicht gebunden war – genau wie er.

      Merkwürdig, ging es ihm durch den Kopf, konnte es das wirklich geben, daß zwei Menschen aufeinandertrafen und das gleiche Schicksal teilten? War es da nicht eine Fügung des Schicksals, daß sich hier zwei einsame Herzen getroffen hatten?

      »Mir ist’s ähnlich ergangen«, sagte er nach einer Weile. »Auch ich glaubte bis vor kurzem noch, die Frau meines Lebens gefunden zu haben, bis ich dann eines Besseren belehrt worden bin. Dieser Kurzurlaub sollte mir darüber hinweghelfen, obwohl ich eigentlich gar net mehr unter die Leute gehen wollte.«

      Er sah sie an und griff nach ihrer Hand, die auf dem Tisch lag.

      »Jetzt bin ich froh, daß ich’s doch getan hab’…«

      *

      Tanja Lohmann schob mißmutig ihre Kaffeetasse beiseite und schaute den jungen Mann fragend an.

      »Sag’ mal, was ist denn eigentlich los? Du machst ein Gesicht – da könnt’ einem glatt alles vergehn. Gefällt’s dir hier net?«

      Wolfgang Arnhäuser erwiderte ihren Blick, sah dann aber zur Seite.

      »Doch, doch, ist ja ganz nett hier«, antwortete er, während er auf die Blumen und Büsche sah.

      Die beiden saßen beim Frühstück, das sie auf der Terrasse der Pension einnahmen. Aber irgendwie schien es keinem so recht zu schmecken. Als sie am Donnerstag die Fahrt in den Bayerischen Wald angetreten hatten, da herrschte eine ausgelassene Stimmung zwischen ihnen. Wolfgang hatte die hübsche, junge Frau, die in der Kanzlei eines Rechtsanwaltes arbeitete, zu diesem Kurzurlaub eingeladen, nachdem er sich mit Nicole wieder einmal heillos zerstritten hatte. Sie kannten sich schon seit ein paar Jahren. Eine richtige Beziehung hatte es zwischen ihnen nie wirklich gegeben, sie beschränkte sich höchstens auf ein paar kurzweilige Liebesgeplänkel.

      Seit gestern war die gute Laune dahin. Tanja war es schon am Morgen aufgefallen, als Wolfgang sie nicht mit dem üblichen Kuß begrüßte,


Скачать книгу