Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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ganz wunderbar«, antwortete sie.

      Sie gingen hinunter. Im Club­raum waren die meisten Teilnehmer der Bergtour schon versammelt. Das Frühstück war reichhaltig, mit allem, was man sich nur vorstellen konnte, und die Gäste ließen es sich entsprechend schmecken.

      Schließlich packte jeder noch seine Brotzeit ein, und dann versammelten sie sich vor dem Hotel.

      Auf den Bergpfarrer brauchten sie nicht lange warten. Mit einem Rucksack auf dem Rücken, kam Sebastian über die Straße.

      »Guten Morgen, zusammen. ­Seid’s ihr alle bereit?«

      Unternehmungslustig bejahten die Wanderer. Der Geistliche überzeugte sich noch einmal, daß auch alle richtig ausgerüstet waren, dann marschierten sie los.

      Nicole und Florian gingen nebeneinander. Immer wieder ließ der Bursche seinen Blick bewundernd über die Frau an seiner Seite gleiten.

      Hinreißend sah sie aus, in ihrer feschen Jacke und mit dem lustigen Hütchen auf dem Kopf.

      Lange hatte er gebraucht, bis er eingeschlafen war. Immer wieder schlug Florian die Augen auf, und seine Gedanken kreisten nur um die schöne Studentin im Nebenzimmer.

      Er stellte fest, daß er sich lange nicht mehr so gut unterhalten hatte, wie mit Nicole Dressler. Er hatte den Abend mit ihr genossen und hoffte, auch den heutigen mit ihr zu verbringen. Auf dem Programm stand ein Tanzabend auf dem Saal des Löwen, und vielleicht war das eine gute Gelegenheit, ihr näherzukommen…

      Mensch, wer hätte das zu hoffen gewagt?

      Als er die Busreise antrat, da hatte er nicht im Traum daran gedacht, daß er sich prompt verlieben würde. Und jetzt ging er neben so einer Traumfrau.

      »Ist noch recht frisch, was?« meinte er.

      Nicole lächelte.

      »Aber die klare Luft macht wach.«

      Natürlich war ihm klar, daß sie damit auf ihren ausgedehnten Abend anspielte.

      »Bereuen S’, daß es gestern so spät geworden ist?« fragte er unsicher.

      »Nein«, schüttelte sie den Kopf. »Es war doch sehr schön, oder?«

      »Ich möcht’ keine Minute davon missen«, beteuerte er und griff nach ihrer Hand.

      Auch wenn sie ein wenig erstaunt war, ließ sie es doch geschehen. Florian drückte ihre Hand.

      »Ich würde mich freun, wenn wir den heutigen Abend wieder zusammen verbrächten…«, sagte er hoff-ungsvoll. »Auf dem Saal ist Tanz.«

      Sie waren an einer Stelle angekommen, an der jeder einzeln gehen und sich dabei abstützen mußte. Pfarrer Trenker stand bereit, gegebenenfalls Hilfeleistung zu leisten.

      Florian bedauerte indes, Nicoles Hand wieder loslassen zu müssen.

      Sie hatten die Stelle passiert und gingen wieder nebeneinander.

      »Sie haben meine Frage noch net beantwortet«, wandte er sich an die Studentin. »Oder gehn S’ net zu diesem Vergnügen?«

      »Doch«, erwiderte sie. »Und ich freu’ mich auf einen Tanz mit Ihnen. Oder zwei…?«

      Florian spürte, wie sein Herz einen Hüpfer machte.

      »Den ganzen Abend werden wir tanzen!« versprach er mit leuchtenden Augen. »Keinen einzigen lassen wir aus.«

      *

      Über den Höllenbruch und die Hohe Riest waren sie aufgestiegen. Jetzt, nach knapp zwei Stunden, hielt Sebastian es für angebracht, eine Rast einzulegen. Unterwegs hatte er immer wieder auf Besonderheiten hingewiesen, und die Verschlüsse der Fotoapparate klickten unablässig. Für die Frühstückspause wählte der Geistliche ein Plateau, von dem aus man einen herrlichen Blick ins Tal hatte. Wie aus Spielzeughäusern gebaut, sah man St. Johann, und sogar die beiden anderen Dörfer, Waldeck und Engelskirch, konnte man von hier aus sehen.

      Die Sonne war inzwischen vollends aufgegangen, und die Wanderer entledigten sich ihrer überflüssigen Kleidung, Jacken und Pullover wurden ausgezogen, Hemdkragen geöffnet und Ärmel aufgekrempelt. Nur die Hüte behielten sie, auf Anraten ihres Bergführers, auf.

      Nicole und Florian saßen nebeneinander und ließen sich die belegten Brote schmecken. Herrlich war es, nach dieser ersten Etappe, den heißen Kaffee zu trinken, der in den Bechern dampfte, und man sah ihnen an, daß ihnen die Tour großen Spaß machte.

      Während der Pause unterhielt der Seelsorger seine Gruppe mit Geschichten aus den Bergen, wie sie nur einer kennen konnte, der hier zu Hause war. Unzählige Erlebnisse hatte Sebastian Trenker schon gehabt, und aus seinen Worten hörte man deutlich heraus, wie sehr er seine Heimat liebte. Schließlich gemahnte er doch zum Aufbruch.

      »Sonst sind wir net rechtzeitig wieder zurück«, meinte er. »Und Sie wollen sich doch bestimmt noch auf den Tanzabend vorbereiten.«

      Nicole dachte an das neue Kleid, das sie sich gekauft hatte. Es war ein Geschenk, das sie sich selbst zum Geburtstag gemacht hatte. Jetzt war sie gespannt, ob es Florian wohl gefallen würde.

      Seltsam, dachte sie, während sie weitergingen, als ich’s gekauft hab’, da war’s mir eigentlich egal, ob es jemand anderem gefällt.

      Jetzt legte sie Wert auf die Meinung des jungen Mannes, der ihr ganzes Seelenleben durcheinander gebracht hatte.

      »Ich hab’ schon so viele Fotos gemacht«, sagte Florian und zückte seine Kamera. »Aber noch gar keines von Ihnen.«

      Ehe sie sich darauf vorbereiten konnte, hatte er schon abgedrückt und lachte sie an.

      »Das wird bestimmt das schönste Foto meiner Sammlung.«

      »Dabei seh’ ich bestimmt fürchterlich aus, mit diesen Sachen«, behauptete sie und schaute an sich herunter.

      »Keineswegs«, widersprach er. »Hinreißend schaun S’ aus!«

      Sebastian, der wenige Schritte hinter ihnen ging, schmunzelte. Eine ganze Weile beobachtete er das junge Paar schon. Zuerst hatte er angenommen, daß die beiden zusammengehörten, doch dann fiel ihm auf, daß sie sich zwar mit den Vornamen ansprachen, ansonsten aber siezten.

      Allerdings – wenn er die zwei so anschaute, dann mußte er feststellen, daß sie durchaus zusammenpaßten.

      Eine Frau aus der Wandergruppe sprach ihn an und lenkte so seine Aufmerksamkeit von Nicole Dressler und Florian Mooser ab. Die waren weitergegangen und erreichten einen Abzweig, an dem sie auf die anderen warteten.

      »Ich kann mir net helfen«, meinte der junge Sportstudent, »aber irgendwie hab’ ich den Eindruck, daß Sie heut’ besonders hübsch ausschaun.«

      Die junge Frau lächelte.

      »Ach, Florian, Sie sollen net solche Komplimente machen«, sagte sie. »Ich werd’ ja ganz verlegen.«

      Tatsächlich stahl sich eine zarte Röte in das hübsche Gesicht.

      »Aber wenn’s doch stimmt!« protestierte er.

      Er schaute sie ernst an.

      »Ehrlich, Nicole, Sie schaun einfach wunderbar aus.«

      Sie zuckte die Schultern.

      »Vielleicht liegt’s daran, daß ich heut’ Geburtstag hab’…«

      Florian machte große Augen.

      »Was? Und das sagen S’ erst jetzt?«

      Ungestüm riß er sie in seine Arme und drückte sie an sich.

      »Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Nicole«, rief er. »Alles, alles Gute. Da haben wir ja heut’ abend einen richtigen Grund zum Feiern!«

      Und ehe sie sich versah, hatte er ihr einen Kuß auf die Wange gedrückt.

      Inzwischen war die Wandergruppe herangekommen. Die Worte des Studenten blieben nicht


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