Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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als der junge Mann geradewegs an ihren Tisch kam, an dem sie ganz alleine saß.

      »Hallo«, grüßte er und deutete auf einen leeren Stuhl, »ist hier noch frei?«

      Die angehende Lehrerin nickte. Ihr Herz raste immer noch, und sie fragte sich, wieso eigentlich? Gewiß, Florian war ein fescher Bursche, ohne Zweifel, groß, die blonden Haare modisch geschnitten, und auf dem Gesicht immer ein sympathisches Lächeln.

      Unter anderen Umständen wäre sie seinen Flirtversuchen gar nicht abgeneigt gewesen, aber die Enttäuschung über Wolfgangs Verhalten saß immer noch tief. Trotz allem hatte Nicole beschlossen, sich ihren Geburtstag nicht vermiesen zu lassen und die Reise alleine angetreten. Das bedeutete aber auch, daß sie nicht die Absicht hatte, sich so schnell auf ein neues Abenteuer einzulassen.

      Große Stücke Apfelkuchen standen auf den Tischen, Haustöchter brachten Kaffee und Tee, und schon bald waren die Teilnehmer der Wochenendfahrt in eine rege Unterhaltung verwickelt.

      »Lecker, der Kuchen, was?« meinte Florian und nahm eine ordentliche Portion Schlagsahne. »Möchten S’ auch?«

      »Bloß net«, schüttelte Nicole den Kopf. »Danke schön, Herr Mooser, aber das verträgt meine Figur net.«

      »Also, da muß ich widersprechen«, antwortete er. »Um Ihre Figur müssen S’ sich ja nun überhaupt keine Sorgen machen!«

      Sie lächelte.

      »Ein sehr nettes Kompliment. Aber ich verzichte gern’.«

      »Dann trinken S’ aber wenigstens noch einen Kaffee«, sagte er und nahm die Kanne in die Hand. »Machen S’ denn morgen auch die Bergtour mit?«

      »Ich weiß noch net. Lust hätt’ ich schon.«

      »Also, ich geh’ auf jeden Fall. Sonst bräucht’ man ja net in die Berge fahren, wenn man am End’ nix davon hat. So eine Bergtour ist doch ein schönes Erlebnis.«

      »Dann haben S’ so etwas wohl schön öfter gemacht?«

      »Früher ja«, nickte er. »Heut’ hab’ ich leider net mehr soviel Zeit. Das Studium, wissen S’. Ich bin froh, daß ich mir wenigstens dieses Wochenende gleich abgezwackt hab’. Eigentlich hätt’ ich’s mir gar net leisten können, von der Zeit her, aber das mußte einfach mal sein.«

      Täuschte sie sich oder huschte in diesem Moment ein dunkler Zug über sein Gesicht?

      »Was studieren S’ denn, wenn ich fragen darf?« erkundigte sie sich, um die plötzlich entstandene Pause zu überbrücken.

      »Sportpädagogik«, lautete die Antwort. »Ich will mal Sportlehrer werden.«

      Nicole Dressler lächelte.

      »Dann werden wir ja Kollegen. Ich studiere Lehramt.«

      »Wirklich? So ein Zufall. Da haben wir ja ein wunderbares Gesprächsthema für die nächsten beiden Tage.«

      »Um Himmels willen, nur das net«, lachte sie laut auf. »Kennen S’ net den Witz? Treffen sich zwei Lehrer, worüber unterhalten sie sich? Antwort: Natürlich über die Schule!«

      »Es war auch nur ein Scherz«, schmunzelte Florian und betrachtete sie so intensiv, daß Nicole verlegen den Blick abwendete.

      Sie trank ihren Kaffee aus und erhob sich.

      »Entschuldigen S’ mich bitte, Herr Mooser, ich möcht’ mich ein bissel ausruhen.«

      »Recht haben S’«, stimmte er zu und stand ebenfalls auf. »Aber sagen S’ doch einfach Florian zu mir. Herr Mooser – das klingt aus Ihrem hübschen Mund wie: ›Herr Lehrer‹.«

      Noch einmal mußte Nicole lachen. Das hatte sie in der letzten Zeit nicht sehr oft gekonnt, und daß dieser Mann sie so zum Lachen bringen konnte, gefiel ihr.

      »Gut«, nickte sie und reichte ihm die Hand. »Nicole.« Er nahm ihre Hand und schüttelte sie und ganz bestimmt hielt er sie dabei länger, als eigentlich notwendig…

      »Ich werd’ mich auch ein bissel hinlegen«, meinte er und verließ an ihrer Seite das Clubzimmer.

      *

      Auf dem oberen Flur angekommen, stellten sie fest, daß ihre Zimmer, nur durch eine Wand getrennt, nebeneinander lagen.

      »Also, bis später«, verabschiedete sich Nicole und schloß ihre Zimmertür auf.

      Florian winkte ihr zu und schloß ebenfalls auf. Allerdings trat er erst ein, nachdem die Studentin in ihr Zimmer gegangen war.

      Drinnen setzte er sich an das Fenster und schaute hinaus. Allerdings sah er nicht wirklich die Gipfel des ›Himmelsspitz’ und der ›Wintermaid‹. Sein Blick war in eine weite, imaginäre Ferne gerichtet, und vor ihm erschien das Bild einer jungen Frau – Marion Rathmann…

      Wie in einem Film sah er die vergangenen Tage und Wochen vor sich ablaufen, und immer noch nicht wollte sein Kopf begreifen, daß zu Ende war, was so hoffnungsvoll begonnen hatte.

      Auf einer Studentenfete lernten sie sich kennen. Es war einer dieser Partys, zu der man nicht eingeladen war. Jeder brachte jemanden mit, und am Ende war es eine große, zusammengewürfelte Gruppe von jungen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Ein paar hatten etwas zu den Getränken beigesteuert, andere wiederum Essen mitgebracht. Es war ein buntes Durcheinander verschiedenster Leckereien, und gefeiert wurde bis in den frühen Morgen.

      Marion, eine rassige rothaarige Studentin der Kunstgeschichte, war in Begleitung eines jungen Mannes gekommen. Ganz offensichtlich waren die beiden ein Paar. Natürlich fiel sie nicht nur Florian auf. Beinahe jeder wollte mit ihr tanzen, und ständig war Marion Rathmann umlagert.

      Es war schon weit nach Mitternacht, als sie und Florian am Büfett zusammentrafen. Beide griffen gleichzeitig nach einer Schüssel, in dem noch der Rest eines köstlichen Hirsesalates war, den ein afrikanischer Gaststudent mitgebracht hatte. Mit exotischen Gewürzen, Öl und Zitronensaft angemacht, schmeckte dieser ungewöhnliche Salat unglaublich gut, und Florian liebäugelte schon eine ganze Weile mit dem Gedanken, sich noch eine Portion zu holen. Er hatte gerade die Hand ausgestreckt, als Marion ebenfalls zugriff.

      »Oh, Pardon«, sagte Florian und zog seine Hand zurück. »Damen haben natürlich den Vortritt.«

      Marions grüne Augen strahlten ihn an.

      »Oh, endlich mal ein Kavalier«, lächelte sie ihn an. »Ich find’, das muß belohnt werden. Komm, das reicht noch für uns beide.«

      Die Schüssel in der einen Hand, zog sie ihn mit sich hinaus, auf den Balkon. Dort hockten sie sich, in Ermangelung von Sitzgelegenheiten, auf den Kunstrasen, mit dem der Balkon ausgelegt war, und dann aßen sie gemeinsam aus der Schüssel, wobei Marion den Löffel behielt und ihn fütterte.

      Florian war so geistesgegenwärtig gewesen, nach einer halbvollen Rotweinflasche zu greifen, die auf dem Büfett stand, so daß sie abwechselnd aßen und tranken.

      »Herrliche Nacht, was?« meinte Marion und sah ihn von der Seite her an.

      Florian konnte nur nicken. Er war viel zu gefangen von diesem wunderbaren Wesen an seiner Seite, als daß er ein Wort herausgebracht hätte.

      »Hast’ am Wochenend’ schon was vor?« fragte sie ihn.

      Er sah sie überrascht an.

      »Eigentlich net«, schüttelte er den Kopf. »Warum?«

      Sie stellte die Schüssel, die bisher immer in ihrem Schoß gestanden hatte, ab und griff nach seiner Hand.

      »Mensch, bist du schwer von Begriff«, sagte sie. »Ich möcht’ mich mit dir verabreden. Merkst’ denn net, daß du mir gefällst?«

      Der angehende Sportpädagoge riß überrascht die Augen auf.

      Sich mit ihm verabreden?

      Er konnte sein Glück gar nicht fassen.

      »Oder… hast du eine Freundin…?«

      »Nein«,


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