Wie aus dem Ei gepellt .... Sandy Penner

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Wie aus dem Ei gepellt ... - Sandy Penner


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offen und Sammy ging vorsichtig hinein. Niemand war zu sehen. „Das ist aber seltsam“, sagte er. „Es ist mitten in der Nacht und Nick ist nicht zu Hause.“

      Aber das war nicht die einzige Überraschung, denn als Sammy sich im Hasenbau umschaute, entdeckte er einen Gang, der ihm noch nie aufgefallen war. Er folgte ihm, bis er in der Ferne ein Licht erblickte und den Ausgang erreichte. Vor ihm lag eine große Wiese, die mit bunten Blumen bedeckt war. Die Sonne schien am Himmel, die Vögel zwitscherten und die Bienen flogen summend von Blüte zu Blüte. In der Mitte der Wiese entdeckte er eine Bank und darauf standen die Körbe mit den Ostereiern. Es waren genau die gleichen, die Sammy gerade im Hasenbau heruntergeworfen hatte. Auf der Bank saß Nick und war mit dem Bemalen der Eier beschäftigt.

      „Hallo Sammy“, rief er erfreut. „Wo bleibst du denn? Hast du vergessen, was wir heute vorhaben?“

      Sammy war jetzt völlig verwirrt. „Da stehen ja die Osterkörbe“, sagte er.

      Nick blickte ihn verwundert an. „Wo sollen sie denn sonst stehen?“, fragte er. „Dein Vater hat sie uns doch gestern gebracht. Komm und hilf mir.“ Sammy setzte sich neben Nick und beobachtete ihn. Sein Freund pinselte kleine Rosen auf die Eier. „Seit wann kannst du so wunderbare Blumen malen?“, fragte Sammy erstaunt. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Nick beachtete ihn nicht, sondern malte unentwegt weiter. Mit atemberaubender Geschwindigkeit zeichnete er Rose um Rose. Sammy kam mit dem Pinsel überhaupt nicht zurecht. Der war viel zu dick, um ein Osterei damit zu verzieren. Aber sein Freund arbeitete mit dem gleichen Werkzeug.

      Auf einmal stand Nick auf und sagte: „Ich besorge uns neue Farben. Warte hier auf mich.“ Dann verschwand er und Sammy mühte sich weiter mit dem Pinsel ab. Er wollte ihn in den Farbtopf tauchen, den Nick stehen gelassen hatte. Dabei brach der Pinsel ab und Sammy war jetzt völlig durcheinander. In diesem Augenblick kam Nick zurück. „Sammy“, rief er entsetzt. „Was ist mit den Eiern geschehen?“ Sammy wusste nicht, was Nick meinte und drehte sich um. Die Osterkörbe lagen am Boden und die kunstvoll verzierten Eier ebenfalls. Alles war kaputt. Sammy bekam nun auch einen Riesenschreck.

      „Ich weiß nicht, wie das passiert ist“, stotterte er. „Ich bin die ganze Zeit hier gesessen.“

      Nick winkte ab. „So schlimm ist das nicht“, sagte er beruhigend. „Aber wir müssen es der Rosenkönigin melden. Sie wird wissen, was zu tun ist. Komm schnell, wir gehen gleich zu ihr.“

      „Welche Rosenkönigin?“, fragte Sammy verdutzt. „Nick, was geschieht hier? Ich verstehe überhaupt nichts.“ Sein Freund hörte ihn nicht, denn er war schon losgerannt. „Warte auf mich!“, schrie Sammy hinterher. „Ich kenne den Weg nicht.“

      Während Nick leichtfüßig über die Wiese rannte, kam Sammy kaum vorwärts. Seine Beine waren schwer und er fühlte sich matt und kraftlos. Mühsam folgte er den Spuren seines Freundes. Plötzlich sah er sie: die Rosenkönigin.

      „Das muss sie sein“, dachte Sammy. „Sie sitzt inmitten der Rosen und trägt eine prunkvoll verzierte kleine Krone. Außerdem hat sie goldene Haare und lächelt. Ob sie auch noch so freundlich ist, wenn sie die Geschichte mit den zerbrochenen Eiern erfährt?“

      Sein Freund Nick kam angelaufen. „Sammy, wo bleibst du denn?“, rief er. „Die Rosenkönigin ist ganz begeistert von den bemalten Eiern. Komm schnell.“

      „Die schönsten Ostereier weit und breit“, stellte die Rosenkönigin lobend fest, als sie Sammy sah. „Sie werden den Kindern auf der ganzen Welt gefallen. Ihr habt sie wunderbar verziert.“ Sammy bemerkte, dass die Osterkörbe mit den bemalten Eiern neben ihr standen.

      „Sammy!“, hörte er seinen Namen. Er blickte zu Nick, aber der schaute zur Rosenkönigin. „Sammy!“, hörte er seinen Namen ein zweites Mal und das klang schon viel lauter. Auf einmal waren die Rosenkönigin und Nick verschwunden. Überhaupt alles war verschwunden und Sammy sah in das Gesicht seiner Mutter. „Sammy, willst du denn überhaupt nicht aufstehen?“, fragte die Hasenmutter. „In einer Stunde kommt Nick und bis dahin solltest du fertig sein.“

      Sammy schaute zur Bank. Sie war leer. „Wo sind die Osterkörbe mit den Eiern?“, schrie er aufgeregt. „Die hat dein Vater gestern noch auf den Boden gestellt“, antwortete die Mutter und lachte. „Er hatte Sorge, dass die Bank unter dem Gewicht der Eier zusammenbricht. So ein Unsinn. Jetzt komm und iss deinen Salat. Ihr werdet heute den ganzen Tag Eier bemalen und da brauchst du deine Kraft.“

      Volker Liebelt wohnt in Öhringen und ist 46 Jahre alt. Seine Hobbys sind seine Familie, Lesen, Wandern und Kurzgeschichten schreiben. Er hat schon mehrere Geschichten in diversen Anthologien veröffentlicht. Nach seiner ersten Kurzgeschichte „Keiner spielt mit mir“ in der letzten Osteranthologie schlug sein Sohn vor, dass es in diesem Jahr ein weiteres Abenteuer mit den beiden Häschen Sammy und Nick geben sollte.

      *

      Der Osterengel Gregor

      „Mir sind da Dinge zu Ohren gekommen,

      Ostern wird von den Menschen falsch wahrgenommen“,

      sprach der Herr. „Du wirst zur Erde gehen

      und dir das Verhalten der Menschen ansehen.“

      Der Engel Gregor ging augenblicklich los,

      fragte sich: „Wie mache ich das bloß?“

      Als Mensch verkleidet, hat er eine Umfrage gestartet,

      was er da hörte, hatte er nicht erwartet.

      Auf die Frage: „Wie stellen Sie sich auf Ostern ein?“,

      sagte die Hausfrau: „Das Haus muss sauber sein,

      dann wasche und bügele, backe und koche ich,

      Ostern, das ist der reinste Stress für mich.“

      „Wir fahren in den Urlaub, wie jedes Jahr,

      auf die Kanaren“, antwortete das junge Paar.

      „Ach ja“, sagte Kevin vom Kirmesburschenverein,

      „wir laden zum Umtrunk am Osterfeuer ein.“

      „Ostereier suchen, du stellst aber Fragen“,

      ließ sich Gregor von der kleinen Mia sagen.

      „Ich“, sagte die Dame, „habe ein neues Kleid gekauft,

      man weiß ja nie, was man Ostern so braucht.“

      „Ich hoffe, dass die Leute in den Biergarten gehen“,

      sprach der Wirt. „Da ist es Ostern wunderschön.“

      Der Historiker meinte: „Ich werde nicht eher ruhen,

      bis ich weiß, was die Menschen seit Jahrhunderten tun.“

      Gregor hat eine Email in den Himmel geschickt:

      „Herr, die Menschen sind total verrückt,

      es mag sein, dass ich die falschen Leute gefragt,

      aber nicht einer hat etwas von Jesu Auferstehung gesagt.“

      Margret Küllmar, Jahrgang 1950, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Nordhessen, ist Berufsschullehrerin im Vorruhestand und verheiratet. Neben der Herausgabe zweier eigener Lyrikbände ist sie in zahlreichen Anthologien vertreten.

      *

      Ostereier, Keks und Merle

      „Los Keks, jetzt beweg dich doch mal und sammle die Eier ein!“, fordert Merle ihren Hasen auf. Dieser mümmelt nur weiter ruhig vor sich her. „Ach, das macht keinen Spaß mehr.“ Merle hebt ihn hoch und knuddelt ihn, während sie ihn vorwurfsvoll belehrt: „Wie sollst du denn ohne ein paar Eier ein Osterhase werden? So geht das nicht. Du musst ja irgendetwas zum


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