Wie aus dem Ei gepellt .... Sandy Penner

Читать онлайн книгу.

Wie aus dem Ei gepellt ... - Sandy Penner


Скачать книгу
ihre verzweifelte Tochter auf dem Boden sitzen. „Was ist denn los, Kleines?“, fragt sie besorgt.

      „Keks möchte einfach nicht seine Ostereier vorbereiten, er ist nicht einmal ein winziges Stück weit gehoppelt“, antwortet ihre Tochter traurig.

      „Hm, ja, das ist wirklich nicht gut für einen zukünftigen Osterhasen. Wie gut war er denn in der Osterschule?“, hakt die Mutter nach.

      „Keine Ahnung, er war nie auf einer. Wieso denn, was ist damit?“

      „Na, kein Wunder, dass er nichts macht, wenn er nicht weiß, was er tun soll. In einer Osterschule würde er lernen, wie er zu einem perfekten Osterhasen wird.“

      „Das ist es bestimmt! Danke, Mama! Komm, Keks, du gehst jetzt zur Schule!“ Merle rennt mit ihrem Hasen auf dem Arm in ihr Zimmer, wo sie Malfarben, Papier, Pinsel und eine kleine Tafel hervorholt. Dann beginnt der Unterricht. Zuerst lernt Keks etwas über die Geschichte der Osterhasen, bekommt Informationen über die berühmtesten Osterküken und -lämmer, dann zeigt Merle ihm, wie man Ostereier bemalt und seinen Osterkorb am besten füllt. Dann erzählt sie ihm, was Kinder am liebsten mögen, später versucht sie ihm beizubringen, wo er sich wie am besten versteckt. Die nächsten Tage ist Merle nur noch mit der Ausbildung von Keks beschäftigt. Sobald sie ihre Hausaufgaben erledigt hat, widmet sie sich voll und ganz ihrem Hasen.

      Einen Tag vor Ostern erklärt Merle Keks als dazu bereit, sich als Osterhase auf den Weg zu machen und Schokolade sowie Ostereier in den Nestern zu verstecken. Stolz präsentiert Merle ihren Eltern, was sie aus Keks gemacht hat. Vor ihnen sitzt ein Hase mit glänzendem Fell – Merle hatte ihn mit der Bürste gekämmt, die eigentlich für die Frisierpuppen bestimmt war – und auf dem Rücken trägt er einen großen, gelben Korb, bis oben gefüllt mit Schokoeiern und anderen Süßigkeiten. Merle hatte festgestellt, dass die Hühnereier viel zu schwer für ihren Hasen werden würden, und hatte nur kleine Dinge in den Korb gepackt. Die Eltern zeigen sich sehr begeistert von Merles Haustier und machen ganz viele Fotos von den beiden. Aber dann wird es auch schon Zeit zum Schlafengehen.

      Das kleine Mädchen kann vor Aufregung gar nicht einschlafen, voller Vorfreude dreht sie sich ständig im Bett umher. Doch auch sie schläft irgendwann ein und wird von der Sonne, die an ihrer Nase kitzelt, geweckt. Ganz schnell macht sie sich fertig und zieht ein sehr hübsches Kleid an.

      „Warum hast du dich denn so schick gemacht? Was steht denn heute an?“, fragt ihr Vater amüsiert am Frühstückstisch.

      „Papa, wie kannst du es vergessen haben? Heute ist Ostern! Und Keks hat heute seinen ersten Tag als Osterhase! Jetzt werde ich sehen, ob er wirklich mit der Osterschule abschließen darf“, erinnert ihn Merle empört.

      „Ach so, ja, muss ich wohl für einen Moment vergessen haben“, gibt ihr Vater lächelnd zurück.

      Dann kommt der große Augenblick. Merle und ihre Eltern versammeln sich auf der Wiese hinter dem Haus. Die ganze Aufmerksamkeit liegt auf Keks, der auf der Erde sitzt. Es scheint Ewigkeiten zu dauern, bis er sich ein Stück bewegt und Merle wird schon ganz ungeduldig, doch plötzlich hoppelt er los und verschwindet zwischen den Büschen. Merle schaut ihm glücklich nach und feiert mit ihren Eltern das Osterfest. Sie findet unzählige bunte Eier, kleine Geschenke und ganz viele Süßigkeiten. Nachdem sie alles bewundert hat, macht sie es sich auf dem Sofa gemütlich und liest das Buch, welches sie in einem besonders großen Nest gefunden hat.

      Doch als Keks am späten Abend immer noch nicht zurückgekehrt ist, macht sie sich große Sorgen. „Nicht, dass ihm etwas passiert ist“, schluchzt sie auf dem Schoß ihres Papas.

      „Keks passt schon auf sich auf, aber wenn du willst, können wir uns unsere Jacken und eine Taschenlampe schnappen und mal nachschauen, ob alles in Ordnung ist, okay?“, schlägt er vor.

      Merle nickt zustimmend und schon machen sie sich auf den Weg. Sie gehen zu dem Ort, wo sie Keks zuletzt gesehen hatten und dann laufen sie quer durch den Wald, der rund um die Wiese steht. Als Merle schon langsam müde wird und aufhören möchte, sieht sie unter einem Strauch etwas Weißes. Sie geht näher heran und erkennt, dass dort ein Zettel in einem Nest liegt. Sie greift nach dem Papier und rennt zu ihrem Vater, damit er ihr es vorliest. Als er die kleine Notiz überfliegt, muss er lächeln und auch nachdem Merle es gehört hat, macht sie sich beruhigt auf den Weg nach Hause, denn das stand dort geschrieben:

      Liebe Merle,

      damit du dich nicht um mich sorgst, möchte ich dir nur schnell schreiben, was passiert ist. Ich habe noch andere Osterhasen getroffen und ich habe ihnen alles von dir erzählt, was du mir alles beigebracht hast (außer einer Sache, und zwar das Karten lesen!) und da meinten sie, dass ich so gut ausgebildet wurde, dass sie mich direkt in ihre Osterhasengemeinde aufnehmen können.

      Ich habe zugestimmt, auch wenn ich dich sehr vermissen werde. Aber wir werden uns ja wenigstens einmal im Jahr zum Osterfest sehen, ansonsten werde ich dich an jedem meiner freien Tage besuchen. Ich muss los, auch wenn Ostern jetzt vorbei ist, gibt es viel zu tun.

      Bis bald und ganz mümmelige Grüße von

      deinem (Osterhasen) Keks!

      Maike Basmer ist 16 Jahre alt und wohnt in Stechow in Brandenburg. Zu ihren Interessen gehören Lesen und Schreiben, Filme schauen, boxen, reisen, grüne Dinge sammeln sowie neue Sprachen erlernen. Bisher hat sie eine Geschichte in einer Anthologie veröffentlicht.

      *

      Opa Theo und der Osterhase

      Pia hatte Halsschmerzen! Das Schlucken tat ihr fürchterlich weh und sie konnte kaum sprechen. Doktor Bensel, der Kinderarzt, machte ein besorgtes Gesicht. „Das sind deine Mandeln, Pia. Die müssen raus, und das am besten so schnell wie möglich“, meinte er.

      Auch das noch! Pia war verzweifelt. Nächste Woche war Ostern, und sie hatte sich fest vorgenommen, in der Nacht zu Ostern bei Opa Theo zu übernachten. Opa Theo hatte nämlich Hasen. Um genau zu sein fünfundzwanzig Stück. Pia kannte jeden einzelnen von ihnen. Und einen, den liebte sie ganz besonders: Flitzer. Flitzer war kein normaler Hase – da war sie sich sicher. Flitzer verstand jedes Wort, das Opa Theo sagte.

      Manchmal hatte Pia sogar den Eindruck, die beiden würden sich unterhalten. Sie hatte deshalb schon seit Längerem einen Verdacht. Und deshalb wollte sie auch in der Nacht zu Ostern bei Oma und Opa schlafen. Genau genommen wollte sie eigentlich gar nicht schlafen, sondern sich spät abends auf die Lauer legen und den Hasenstall beobachten, denn Pia war sich sicher: Flitzer war der Osterhase. Er musste es sein!

      Doch nach dem Besuch bei Doktor Bensel wusste Pia genau, dass sie sich dieses Jahr wohl nicht aufmachen und Flitzer beschatten können würde. Als die Halsschmerzen nach einigen Tagen besser wurden, fuhr sie mit ihrer Mutter zum Krankenhaus. Die Krankenschwestern waren alle sehr nett und versprachen Pia jede Menge Eis – sobald ihre Mandeln draußen waren. Und sie hielten Wort. Nach der OP bekam Pia so viel Eis, wie sie wollte. Die Halsschmerzen wurden schnell besser, und bald fühlte Pia sich schon fast wieder richtig gesund.

      Am Samstagmittag ging es ihr dann sogar schon wieder so gut, dass sie wild entschlossen zu Oberschwester Marta marschierte und ihr erklärte, dass sie wieder fit war und nach Hause konnte. Vielleicht konnte sie Flitzer ja doch noch entlarven! Doch daraus sollte nichts werden. Oberschwester Marta war nicht zu erweichen. Enttäuscht legte Pia sich in ihr Bett und zog sich die Decke bis zur Nasenspitze hoch.

      Es war bereits später Nachmittag, als plötzlich ein schriller, panischer Schrei quer über den Flur hallte. Noch bevor eines der beiden Mädchen die Zimmertür überhaupt erreicht hatte, flog diese schon auf und ein kleiner Junge, vielleicht fünf Jahre alt, stand im Pyjama vor ihnen und rief: „Der Osterhase wurde gesichtet! Oberschwester Marta hat ihn gesehen!“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er gleich wieder.

      Pia und Christina rannten ihm nach. Im Nu verwandelte sich die ganze Station in ein heilloses Durcheinander. Oberschwester Marta rannte mit hochrotem Kopf über den Flur. „In die Pfanne kommst du, wenn ich dich kriege“, schrie sie.

      „Ja,


Скачать книгу