Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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nickte immer noch, dann erfolgte wieder das sattsam bekannte Donnern, das die Männer zusammenzucken ließ. Ein recht merkwürdiges Vieh war das schon, das konnte niemand abstreiten.

      Es ging weiter über die „Straße“ nach Potosi, ein kaum erkennbarer Pfad, der im harten Untergrund kaum sichtbar war.

      Einmal sahen sie an diesem Tag drei junge Vicuñas, die in einer Mulde standen und ästen. Die Tiere waren völlig überrascht worden, aber jetzt jagten sie los, die Hälse vorgestreckt, die Ohren ganz zurückgelegt. Feingliedrige, graziöse Tiere waren das, die aus der Ferne wie kleine Kamele aussahen. Sie rasten meilenweit in einem höllischen Tempo und verschwanden schließlich hinter einer Senke. Als sie wieder auftauchten, waren sie mindestens drei bis vier Meilen entfernt.

      „So müßte man rennen können“, sagte Stenmark, „dann wären wir gleich in Potosi. Wie lange wird das noch dauern?“ fragte er dann Pater Aloysius.

      „Fünf bis sechs Tage ganz sicher noch.“

      „Und über die Berge müssen wir auch noch einmal?“

      „Ja, über die Cordillera de los Frailes. Wenn wir in dem Tempo weitermarschieren, dürften wir sie übermorgen erreichen.“

      Stenmark legte die Stirn in Falten und dachte nach.

      „Übermorgen – ist das nicht ein besonderer Tag?“

      „Weihnachten“, sagte der Padre andächtig. „Der Tag der Geburt des Gottessohnes, ein ganz besonderer Tag.“

      „Na, Wein zum Feiern haben wir ja“, sagte Sten.

      „Und ein Schlückchen vom Öl des heiligen Vaters“, setzte Carberry hinzu. „Ich hoffe, du wirst da etwas großzügiger sein, Bruder. In letzter Zeit hast du arg damit geknausert.“

      „Es ist auch nicht mehr viel da, deshalb.“

      „Und übermorgen?“

      „Das ist etwas anderes.“

      „Hoffentlich ist bald übermorgen“, murmelte Ed. „Ich kann es kaum noch erwarten.“

      „Wir werden heute eine Stunde länger marschieren“, sagte Hasard. „Dann haben wir die Puna auch bald hinter uns. Oder hat einer etwas dagegen?“

      Keiner hatte Einwände. Sie alle brannten darauf, bald in Potosi zu sein.

      An diesem Tag marschierten sie bis in die Dunkelheit hinein. Über der Puna stand als fahler Ballon der Mond. Er schien in trüben Dunst eingehüllt zu sein.

      „Wird wieder lausig kalt werden, heute nacht“, sagte Aloysius. „Immer wenn der Mond diese sonderbare Färbung annimmt, wird es in der Nacht bitterkalt.“

      „Man spürt es jetzt schon in allen Knochen“, meinte Dan. „Wir werden uns eine besonders tiefe Senke suchen.“

      Eine Stunde später fanden sie einen geeigneten Platz. Der Wind strich scharf und kalt über die Einöde.

      „Hier bleiben wir“, sagte Hasard, „hier sind auch die Mulis gut vor dem Wind geschützt.“

      Wieder begann das lang eingeübte Ritual des Abladens. Gefressen hatten die Mulis schon unterwegs, und an einem winzigen Rinnsal hatten sie ihren Durst gestillt.

      Jetzt wurden ihnen wieder wärmende Decken über die Körper gelegt.

      Die anderen schlugen inzwischen die beiden Zelte auf und sicherten sie gegen den immer stärker wehenden Wind. Er war eisigkalt und brachte Frost mit.

      Als alles fertig war, hatten sie trotz der Handschuhe klamme Finger, und die Kälte fraß sich bis in die Knochen.

      Die Maultiere standen dicht zusammengedrängt und schützten sich gegenseitig mit ihren Körpern. Carberry legte ihnen noch weitere Decken auf, damit sie nicht froren.

      Über die Puna jaulte der Wind in grellen disharmonischen Tönen. In dieser Mulde war es noch einigermaßen geschützt, aber trotzdem verspürten sie die beißende Kälte.

       7.

      Den Tag über marschierten sie. Sie hatten sich an das Tempo und die tagelangen Fußmärsche gut gewöhnt. Auch von der Höhenkrankheit war nichts mehr zu spüren. Niemand hatte Kopfschmerzen oder litt an Übelkeit und Schwindel.

      Der Bergzug, den sie zu überqueren hatten, die Cordillera de los Frailes, war klar und deutlich zu erkennen. Er lag fast greifbar nahe vor ihnen, und doch war er noch einen guten Tagesmarsch entfernt. Sie würden ihn erst am Heiligen Abend erreichen, wie Pater Aloysius schon gesagt hatte.

      Diesmal marschierten sie wieder länger in die Nacht hinein, und kampierten erst dann, als der Mond schon längst am Himmel stand.

      „Die letzte Etappe liegt vor uns“, sagte Hasard am 24. Dezember. „In ein paar Stunden beginnt der Aufstieg, und die Puna liegt achteraus. Wie sieht es da oben mit Höhlen aus, Padre?“

      „Wenn wir fleißig aufsteigen, haben wir bis zum Abend eine Höhle erreicht. Wir müssen aus einer Schlucht aufsteigen und befinden uns dann unterhalb eines Felsenkammes, wo es eine gute Höhle gibt.“

      „Dann nichts wie los.“

      Etwas später begann der Aufstieg in die Berge. Wieder waren Pfade, eisige Höhen und gefährliche Wege zu überwinden.

      Dieser Tag stimmte sie friedlich, erwartungsvoll, obwohl es nicht mehr zu erwarten gab als eine kalte Nacht. Aber trotzdem war heute alles anders – feierlicher, wie der Profos sagte.

      Noch vor Einbruch der Dunkelheit, sie stiegen jetzt gerade aus der Schlucht auf, zeigte Pater Aloysius nach oben.

      „Links neben dem Felskamm ist die Höhle.“

      „Dann sind wir noch früher da, als wir gedacht haben.“

      „Es wird gerade dunkel werden, bis wir oben sind.“

      Sie stiegen jetzt etwas schneller auf. Ribault wunderte sich, daß ihn keine Kopfschmerzen mehr plagten. Er fühlte sich himmlisch wohl, wie er sagte.

      Diesmal stand der Mond so hinter den Bergen, daß er nur einen schwachen Abglanz auf die Umgebung warf.

      „Da ist die Höhle.“ Aloysius zeigte auf ein gähnend schwarzes Loch in der dunklen Felswand. „Ich werde aber erst einmal nachsehen, ob sich auch kein unliebsamer Besuch darin niedergelassen hat – wie vor ein paar Tagen.“

      Carberry folgte ihm in die Höhle. Sie hatten inzwischen eine Fackel entzündet und leuchteten vorsichtig hinein.

      Ed blickte noch einmal zu Diego, aber der stand ganz ruhig da und rührte sich kaum. Bisher hatte er immer rechtzeitig gewarnt, wenn etwas in der Nähe war.

      Die Höhle war leer und verlassen. Sie sah aus, als wäre seit Jahrtausenden niemand hier gewesen.

      „Dann bereiten wir uns einen gemütlichen Abend“, sagte der Padre, nachdem sie alles abgesucht hatten.

      „Mit einem heiligen Wässerchen“, setzte Ed prompt hinzu.

      Das Ritual nahm seinen Anfang. Die Höhle war so geräumig, daß auch die Mulis wieder Platz darin hatten und nicht im eisigen Zug des Windes stehen mußten.

      Dann wurde eingeräumt, Decken ausgebreitet und gekocht.

      Aloysius hatte einen feierlichen Blick drauf. Auch Pater David wirkte heute ganz anders als sonst. Die Männer waren gelöster, entspannter.

      Nach dem Essen setzten sie sich in die Runde und genossen den lieblichen Duft des heißen Weines, der aus dem Kessel drang und die Höhle bis in den letzten Winkel erfüllte.

      Aloysius verteilte ein paar Zinnbecher, nahm die Schöpfkelle und goß die Becher voll. Dann reichte er jedem das heiße Getränk.

      Behaglich schlürfend hockten sie auf den weichen Unterlagen. Sie hoben die Becher und tranken sich zu.

      „Friede


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