Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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rief Hasard. Mit dem Entermesser in der Faust zerschnitt er die ersten Fesseln. Die Baumstämme polterten einer nach dem anderen zu Boden.

      Pater David und Pater Aloysius kümmerten sich um die armen Kerle, die vor Dankbarkeit auf die Knie fielen, als sie endlich von den Marterwerkzeugen befreit waren. Sie konnten immer noch nicht so richtig fassen, was hier vorgefallen war.

      Viele der Indios waren von den Peitschenhieben verwundet, blutüberkrustet und zerschunden. Die Männer waren halbverhungert und hatten auch Durst leiden müssen. Den Dons war es egal, in welchem Zustand sie die Sklaven ablieferten. Früher oder später würden sie ohnehin sterben müssen. Die Hauptsache für sie war, daß überhaupt Sklaven nach Potosi kamen – Nachschub, wie sie es nannten, menschliches Arbeitsvieh oder Indioaffen.

      „Seht bei den Maultieren nach“, sagte Hasard, „sie sind mit Proviant, Wasser und allem Nötigen beladen. Verteilt den Proviant an die Männer und gebt ihnen zu trinken.“

      Vierzehn Mulis waren es, die der Trupp mit sich geführt hatte. Die Tiere standen verstört herum, offenbar durch die Schüsse erschreckt.

      Dann wurde der Proviant gesichtet, und den Tieren Wein- und Wasserschläuche abgenommen.

      Das alles wurde unter den sechzig Indios verteilt.

      „Was tun wir mit den Maultieren?“ fragte Aloysius, der gerade einen besonders schlimm gezeichneten Mann verarztete.

      „Sag ihnen, Padre, sie können die Mulis behalten und unter sich aufteilen, auch den Rest an Proviant und was alles dazugehört. Sie sollen auch die Waffen der Spanier mitnehmen, damit sie besser gerüstet sind, wenn die Sklaventreiber wieder auftauchen.“

      „In Ordnung, Sir.“

      Der Pater übersetzte das, und wieder fielen die Indios vor Dankbarkeit auf die Knie. Diese Männer hatten sie vor einem entsetzlichen Tod bewahrt, und so kannte ihre Dankbarkeit keine Grenzen mehr.

      Als alle Indios versorgt waren, ihren Hunger und Durst gestillt hatten, schickte Hasard Matt Davies los, um Gary Andrews mit den Maultieren zu holen.

      „Die Leute sind alle versorgt“, sagte Hasard. „Sie werden sich freuen, so schnell wie möglich zu ihren Familien zurückkehren zu können. Wir sollten sie daher auch nicht länger aufhalten, sonst bedanken sie sich noch den ganzen Tag, und das ist mir peinlich. Sie können also beruhigt losziehen.“

      Als der Padre das verklarte, leuchtete es in den Augen der Männer auf. Sie waren wieder frei und im allerletzten Augenblick der Sklaverei entgangen.

      Sie zogen mit den Mulis westwärts, aber sie drehten sich alle Augenblicke um und winkten, bis sie als winzige Punkte am Horizont verschwanden.

      „Sechzig Sklaven weniger“, sagte Hasard. „Immerhin ist das ein Erfolg. Diese sechzig Männer fehlen Old Philipp von Spanien in den Silberminen.“

      „Und dreizehn Dons fehlen ihm ebenfalls“, setzte der Profos trocken hinzu. „Die können keine Sklaven mehr zusammentreiben.“

      Inzwischen waren Gary Andrews und Matt Davies mit den eigenen Maultieren erschienen. Gary staunte nur, als er das sah. Er hatte auch den Trupp Indios abziehen sehen.

      „Wir müssen alle Spuren verwischen“, sagte Hasard, „denn auf dieser Route kreuzen sehr oft die Dons auf. Das ist der berüchtigte Trampelpfad nach Potosi. Wenn die Dons etwas merken, ist das ganze Unternehmen gefährdet.“

      Von Hutten nickte. „Das heißt, wir müssen die Spanier beerdigen, damit keine Spuren zurückbleiben.“

      „Ja, das müssen wir tun. Aber nicht nur das. Die Baumstämme sind ebenfalls verräterisch. Auch sie müssen verschwinden, sonst weiß jeder Spanier, daß hier Indios geflohen sind. Sind aber alle Spuren verwischt, so können sie lange rätseln, wo der Trupp geblieben ist. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst.“

      „Wir spalten die Baumstämme und stecken sie in Brand“, schlug Gary Andrews vor.

      „Das geht nicht. Das Holz ist zu feucht.“

      „Dann müssen wir sie wohl oder übel unter dem Boden in einer der Senken verscharren. Vielleicht da drüben, weil dieser Pfad ja oft gegangen wird.“

      „Dann fangen wir an. Spaten und Hacken haben wir im Gepäck.“

      Sie fackelten nicht lange und gingen sofort an die Arbeit. Pater David schnappte sich einen Spaten und ging zu der anderen Senke hinüber, wo er sich suchend umsah. Hier kam niemand hin, das war jedenfalls nicht anzunehmen. Und wenn, dann fand er nichts mehr.

      Die toten Spanier wurden zu der Mulde gebracht. Pater Aloysius vergewisserte sich bei jedem einzelnen, daß er auch wirklich tot war und sie nicht einen Schwerverletzten begruben. Aber es lebte niemand mehr.

      Eine breite Grube wurde ausgehoben. Als sie fertig war, stand den Männern der Schweiß auf der Stirn.

      „In diesen Höhen fällt sogar eine leichte Arbeit schwer“, sagte Stenmark. „Wie kann man da noch in Silberminen schuften! Das hält ja nicht mal ein Ochse aus.“

      „Die armen Kerle müssen es aushalten“, sagte Hasard, „aber irgendwann brechen sie zusammen.“

      Selbst dem hünenhaften Pater David stand der Schweiß auf der Stirn, als die Grube ausgehoben war. Er schnaufte, genau wie der Profos, der überrascht war, daß er bei einer leichten Arbeit schon kurzatmig wurde.

      Einer nach dem anderen wurde in die Grube gelegt. Dann wurde Erde darüber geschüttet und die restliche Erde im Umkreis so verteilt, daß keine Spuren mehr zu erkennen waren.

      „Jetzt noch zehn Baumstämme“, stöhnte der Profos, „das wird nochmal eine üble Plackerei.“

      „Das geht aber nicht anders, Ed. Wenn die Stämme hier liegenbleiben, ist das genauso verräterisch, als hätten wir die Dons hier liegen lassen.“

      „Stimmt, Sir. Also ran an die Arbeit. Wohin mit den Dingern?“

      „Zur anderen Seite in die kleine Senke.“

      Als sie die Baumstämme zu der kleinen Mulde schleppten, schüttelte der Profos den Kopf.

      „Die sind für sechs Mann fast zu schwer. Stell dir vor, Dan, wir wären an die Dinger gefesselt und müßten sie von Arica bis nach Potosi schleppen. Da bricht man ja unterwegs schon zusammen.“

      „Und dann kriegst du noch ständig die Peitsche ins Kreuz“, sagte Dan grimmig. „Das mußt du dir noch dazu vorstellen, dann weißt du, wie einem Indio zumute ist.“

      „Und nach dieser Plackerei ist dein Leben so gut wie zu Ende, denn dann landest du in den Minen, ausgelaugt und halbtot. Und dort prügeln sie weiter auf dich ein.“

      Diese Vorstellung darf man gar nicht zu Ende denken, überlegte Dan, sonst kann einem übel werden.

      Wieder wurde eine breite, aber nicht sehr tiefe Grube ausgehoben.

      Die beiden Padres standen vor dem Grab der Soldaten und sprachen ein kurzes Gebet.

      „Möge der Herr im Himmel euch armen Sünder die Schandtaten verzeihen, die ihr hier auf Erden angerichtet habt“, sagte Pater Aloysius mit seiner tiefen Stimme.

      „Amen“, fügte Pater David hinzu.

      Als auch die Baumstämme unter der Erde verschwunden waren, war es bereits Nachmittag.

      Sie überzeugten sich noch einmal gründlich davon, daß alle Spuren verwischt waren. Es gab nichts Auffälliges mehr zu sehen.

      „Dann ziehen wir weiter“, sagte Hasard. „Es besteht jetzt natürlich die Möglichkeit, daß wir wieder auf Spanier stoßen! Wir müssen also immer gut aufpassen.“

      Carberry vergewisserte sich inzwischen, ob sein „Diegolein“ auch gut bepackt war, damit die Lasten nicht an seinem Kreuz scheuerten. Er fand alles in Ordnung – bis auf das dämliche Grinsen, das der Halbesel wieder drauf hatte. Er grinste Carberry regelrecht an und nickte dazu ständig. Aber er hatte sich in den letzten Tagen


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