Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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trugen sie Musketen.

      „Ja, es sind Giaurs“, ließ sich Suleyman vernehmen. „Möge Allah sie verdammen und mit Feuer und Schwefel vernichten.“ Noch immer hielt er das Spektiv hinunter in die kleine Bucht gerichtet. „Aber sie haben ein schönes Schiff“, fuhr er fort. „Größer und besser als die Karacke Barabins. Aber was wollen die ungläubigen Hunde hier? Sie sind schwer bewaffnet und lassen Boote ins Wasser. Ich sage dir, Abdullah, die haben etwas vor. Sie …“ Suleyman unterbrach sich mit einem leisen Aufschrei und gab das Spektiv sofort an Abdullah zurück. „Sieh selbst“, zischte er aufgeregt, „damit du nicht glaubst, ich hätte einen Geist gesehen. Er ist an Bord, ja, bei Allah und dem Propheten, er ist es!“

      „Von wem sprichst du?“ fragte Abdullah und riß den Kieker an die Augen.

      „Von wem wohl – von Sobocan. Die Giaurs müssen ihn aus dem Meer gefischt haben!“

      „Bei Allah!“ stieß nun auch Abdullah hervor. „Er ist es tatsächlich, und er steigt mit den Ungläubigen in ein Boot. Ich sage dir genau, was die vorhaben, Suleyman. Diese Ratte Sobocan hat sich mit den Ungläubigen verbündet und will sie nun zu unserer Moschee führen. Er weiß von den Schätzen, die Barabin bei uns versteckt hat.“

      „Du meinst …?“

      „So ist es, Suleyman, und nicht anders. Wir müssen sofort zurück, um unsere Bruderschaft zu warnen, und zwar so schnell, wie uns die Füße tragen. Wir müssen schneller als diese Giaurs sein, um ihnen einen entsprechenden Empfang zu bereiten.“

      „Oh, möge Allah diese Hunde verderben! Möge er sie den Haien zum Fraß vorwerfen!“ stieß Suleyman mit haßerfülltem Blick hervor.

      Dann begaben sich die beiden Derwische sofort auf den Weg zur Felsenmoschee. Sie kannten sich aus in den zerklüfteten Ausläufern des Taurus und gelangten deshalb rasch voran. Wie helle Schatten huschten sie durch die wilde Felsenlandschaft.

      Als sie schließlich keuchend und nach Luft ringend vor Salih standen, lachte dieser brüllend.

      „Laßt sie kommen, diese ungläubigen Bastarde!“ rief er, und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. „Sie bringen uns Sobocan, den Verräter, zurück. Ein zweites Mal wird uns der Hund nicht entwischen. Und auch mit den übrigen Kerlen werden wir wohl fertig werden. Wie viele habt ihr gezählt?“

      „Es waren zehn, die in die Boote gestiegen sind“, erwiderte Abdullah. „Und etwa ebenso viele sind auf dem Schiff zurückgeblieben.“

      Ibrahim Salihs rechte Hand klammerte sich um den Griff des Krummsäbels, der an seinem Gürtel baumelte.

      „Ja, laßt sie nur heran“, wiederholte er mit grimmigem Gesicht. „Noch bevor das heilige Fest beginnt, werden ihre Köpfe in den Staub rollen, dafür werden wir sorgen.“

      „Was willst du tun, Erleuchteter?“ Der kleine, rundliche Naci, der sich immer in Salihs Nähe aufhielt, dienerte.

      „Das wirst du schon sehen, Naci“, erwiderte der selbsternannte Scheich, „ja, du wirst es bald sehen.“ Dann unterbreitete er seinen Anhängern einen teuflischen Plan, einen Plan, der den „ungläubigen Hunden“ zum Verhängnis werden sollte.

      5.

      Die Männer von der „Isabella“ bahnten sich einen Weg durch die wildzerklüftete Felsenlandschaft. Ihr Ziel lag ein ziemliches Stück östlich der Bucht, in der die Galeone friedlich an der Ankertrosse schwojte. Längst hatten die Seewölfe eingesehen, daß die Suche nach der Felsenmoschee der Derwische ohne die geländekundige Führung Sobocans ein schier aussichtsloses Unternehmen gewesen wäre.

      Ihr Weg zog sich zeitweise dicht an der Küste entlang, mündete in kleine Schluchten und führte dann wieder zwischen riesigen Felsen und Steinblökken hindurch. Manchmal ging es steil nach oben, dann fiel der Weg wieder ab, zog sich in mehreren Windungen ins Landesinnere und führte irgendwann wieder zur Küste zurück. Die Ausläufer des Taurus, die stellenweise bis weit ins Wasser reichten, bildeten ein einziges Labyrinth von Felsen, Stein und Geröll.

      „Da könnte man genausogut eine Stecknadel im Heuhaufen suchen“, knurrte Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. In seiner Rechten trug er eine Muskete, in seinem breiten Hüftgürtel steckte außer einer Pistole und einem Entermesser seine riesige Zimmermannsaxt.

      „Nur gut, daß wir ein Zeichen mit der ‚Isabella‘ vereinbart haben“, sagte Al Conroy keuchend. „Wenn wir die vielen Fässer, Truhen und Kisten, die Sobocan beschrieben hat, diesen Weg zurückschleppen müßten, würden wir ganz schön ins Schwitzen geraten. Die Sonne hat mächtig aufgeheizt, wenn man bedenkt, daß um diese Jahreszeit in Old England hoher Schnee liegt.“

      „Jetzt fang nur nicht mit der romantischen Tour an“, knurrte der Profos über seine mächtige Schulter zurück, „oder willst du vielleicht den Funken Heimweh in uns anschüren, du Molch?“

      „Blödsinn!“ sagte der Stückmeister der „Isabella“. „Räumen wir lieber die Vorratskammern dieser tanzenden Kerle aus, das ist lustiger als Heimweh.“

      „Na, endlich bist du wieder normal“, tönte es von Edwin Carberry zurück.

      Schweigend stapften die Männer weiter, immer hinter dem leichtfüßig vorauseilenden Sobocan her. Er kannte diese bizarre Bergwelt, er war hier zuhause gewesen, bis man ihn an Bord der „El Jawhara“ gepreßt hatte.

      Plötzlich blieb Sobocan stehen und hob eine Hand. Auch die übrigen Männer stoppten ihre Schritte und musterten prüfend ihre Umgebung. Da hörten auch sie den monotonen Gesang, der in einer ziemlich hohen Stimmlage durch die schroffen Bergwände tönte. Der Ton war langgezogen und klang fast wie ein Klagelied.

      Sobocan legte einen Finger an die Lippen und drehte sich zu den Männern um.

      „Wir sind da“, sagte er mit leiser Stimme, „der Muezzin ruft gerade zum Gebet.“

      „Sehr gut“, sagte Hasard, ebenfalls mit gedämpfter Stimme. „Haltet euch bereit, Männer, gleich beginnt der Tanz. Und denkt daran, daß wir unnötiges Blutvergießen vermeiden wollen. Uns geht es um die Beute, die die Burschen versteckt haben, nicht um ihr Leben.“

      „Aye, aye, Sir“, klang es aus rauhen Männerkehlen, dann setzte sich der Trupp wieder in Bewegung.

      Nach etwa hundert Yards erschloß sich den Männern plötzlich ein eigenartiges Bild. Zu ihrer Rechten fiel der Hang steil ab und mündete in einen kleinen, engen Talkessel, in dem die Felsenmoschee lag. Die hohen, dicken Mauern der alten Seldschuken-Festung sahen teilweise aus, als seien sie an eine mächtige Felswand geklebt worden. Einen ehemaligen Wachtturm hatte man in ein Minarett umgewandelt, das sich – zumindest mit seiner oberen Hälfte – schlank gegen den blauen Himmel abhob.

      Der Muezzin war inzwischen verstummt, eine eigentümliche Stille hatte sich über die Felsenlandschaft ausgebreitet. Nur vereinzelt erreichte der Ruf eines Vogels die Ohren der Männer, die in den Talkessel hinunterblickten.

      „Es wird gut sein, wenn wir keine weitere Zeit verlieren, Señor“, sagte Sobocan zu Hasard gewandt. „Die Derwische dürften jetzt mit dem Nachmittagsgebet beschäftigt sein. Und das dauert nicht immer sehr lange.“

      „Du hast recht“, erwiderte der Seewolf und winkte seinen Männern. „Machen wir uns an den Abstieg. Von jetzt an sind Schnelligkeit und Lautlosigkeit wichtig, wenn wir sie beim Gebet überraschen wollen.“

      Die Seewölfe nickten stumm und folgten Hasard und Sobocan.

      Doch dann brach plötzlich die Hölle los.

      Dan O’Flynn, der ganz am Schluß des Trupps marschierte, gelang es gerade noch, einen Warnruf auszustoßen, dann schien die ganze Umgebung in Bewegung zu geraten.

      Oberhalb der schroffen Felswand, die sich zu ihrer Linken hinzog, setzten sich plötzlich riesige Felsbrocken in Bewegung und polterten, eine Menge Steine und Geröll nach sich ziehend, auf die Seewölfe zu. Deutlich waren oben in der Wand einige Gestalten


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