Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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ähnlich, Sir.“

      „Es ist nicht ausgeschlossen, aber für viele Leute ist die Feluke eigentlich zu klein. Sie sieht eher wie ein Händlerschiff aus, wie eins dieser Dinger …“

      Hasard sprach nicht weiter, er überlegte, aber es fiel ihm nicht mehr ein, wo sie so ein ähnliches Ding einmal gesehen hatten. Jedenfalls war es nur eine sehr flüchtige Begegnung gewesen, und sie war sicherlich auch unwichtig. Feluken dieser Art gab es hier ja viele, und sie begegneten ihnen immer öfter.

      Als das Spektiv absetzte, sah er auf der alten Feluke eine Bewegung.

      Ein Mann erschien an Deck, dann ein zweiter, ein dritter. Einer der Kerle, er war in Türkenhosen gekleidet, deutete mit der Hand zur „Isabella“. Daraufhin erschienen noch zwei Männer an Deck, die ebenfalls angestrengt herüberblickten.

      „Scheint so, als hätten sie uns jetzt erst bemerkt“, sagte Big Old Shane, der ehemalige Waffenschmied der Feste Arwenack.

      „Ja, das scheint so“, sagte Hasard, „sie können aber auch nur so tun als ob. Ich traue den Kerlen nicht einmal so weit, wie ich sie sehen kann.“

      „Sarazenen“, murmelte Ben. „Vielleicht sind auch ein oder zwei Türken dabei. Hast du mal die Waffe gesehen?“

      „Eine Holzschleuder, um griechische Feuertöpfe zu verschießen“, sagte der Seewolf. „So ein kleines Biest kann uns ganz schön gefährlich werden. Diese Feluke ist wie ein kleiner giftiger Skorpion mit einem tödlichen Stachel.“

      Er blickte wieder durch das Spektiv und suchte nach Qualm, der ankündigte, daß die Kerle einen dieser teuflischen Brandsätze vorbereiteten, er konnte jedoch nichts entdekken.

      Dafür sah er eine recht abenteuerliche Gestalt auf der Feluke, die sich von den anderen bunten Figuren deutlich abhob.

      Dort stand ein Mann, der eigentlich in keine Kategorie paßte, weil er einfach nicht einzuordnen war.

      Fraglos war es ein Araber, und er erinnerte Hasard an eine Mischung aus edlem Scheich, buntem Abenteurer, tollkühnem Piraten und listigem Halsabschneider.

      Niemand an Bord ahnte, daß sie diesem eigenartigen Glücksritter schon einmal begegnet waren. Sie hatten es nur nicht bemerkt, denn die Feluke gehörte Ali Abdel Rasul, dem geheimnisvollen Mann aus Ägypten, Syrien, Alexandria, oder woher auch immer er stammen mochte.

      Ali Abdel Rasul war der „Isabella“ gefolgt, so unauffällig, wie es seinen Künsten entsprach, denn viele Stimmen hatten ihm etwas geflüstert, tausend Augen hatten die „Isabella“ gesehen, und viele hundert Ohren hatten etwas gehört.

      Und das alles hatte Rasul in sich aufgesogen wie ein durstiger Schwamm. Außerdem hatte er mit der „Isabella“ noch eine Abrechnung offen, von der die Seewölfe nicht das Geringste ahnten.

      Ebensowenig ahnte der Seewolf, daß dieser Mann hinter ihm her war, sehr viel Zeit hatte, und daß Ali Abdel Rasul mal als Bettler, mal als Arzt, mal als Händler und mal als Pirat auftrat. Er war ein Mann der tausend Verkleidungen, und er sollte einer der ersten sein, der die „Isabella“ und ihre Crew in die Knie zwang.

      Aber das war an diesem Tag vor Weihnachten noch alles offen.

      „Ein merkwürdiger Kerl“, sagte Hasard und reichte das Spektiv an Ben Brighton weiter. „Wie würdest du ihn einschätzen?“

      Nach einer Weile hob Ben ratlos die Schultern.

      „Ich weiß es nicht genau“, sagte er. „Ein Schlitzohr, ein Galgenstrick, ein Abenteurer auf jeden Fall. Sein Bart erinnert mich an einen Scheich. Scheint auf jeden Fall der Kapitän dieser seltsamen Leute zu sein.“

      Er hatte gerade zu Ende gesprochen, als zwei Männer auf der Feluke plötzlich die Arme hochrissen und etwas herüberbrüllten. Auf die Entfernung war das jedoch kaum zu verstehen.

      Dafür hatten es die Zwillinge verstanden.

      „Sie entbieten uns ihren Gruß, Dad, Sir“, sagte Hasard junior. „Und sie sagen, daß Allah uns beschützen möge.“

      Hasard blickte mißtrauisch in die Runde. Überall sah er Gesichter, in denen der gleiche mißtrauische Ausdruck stand. Da gab es keinen, der sich vorbehaltlos über diesen Gruß freute. Jeder seiner Männer vermutete ein abgekartetes Spielchen, zumindest eine boshafte Teufelei oder eine ausgeklügelte List.

      Diese Feluke war keinem geheuer, sie wußten alle nicht so richtig etwas mit ihr anzufangen.

      „Und wenn sie uns zehnmal ihren Gruß entbieten und freundlich sind“, sagte Hasard. „Seid auf der Hut. Die Kerle haben etwas vor, die liegen nicht von ungefähr hier. Sobald einer an der Feuerschleuder herumhantiert, kriegen sie was aufs Fell gebrannt.“

      „So schnell legt uns keiner mehr rein“, brummte Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. „Und seht mal ganz genau hin: Der Äppelkahn liegt tief im Wasser, tiefer als normal jedenfalls. Und ihr wißt, daß wir so eine miese Tour gerade noch heil überstanden haben.“

      Daran entsannen sie sich nur noch allzu deutlich, und ein zweites Mal passierte das mit Sicherheit nicht.

      Gesundes Mißtrauen bedeutete an diesen Küsten das halbe Leben.

      Der Nebel verzog sich weiter, und auf der Feluke riß wieder einer der seltsamen Kerle die Arme hoch und begrüßte die Seewölfe wie alte Freunde, als hätten sie nichts anderes erwartet, ausgerechnet hier auf die Crew zu treffen.

      Acht Mann hatten sie jetzt zu Gesicht bekriegt, und dann tat sich auf der Feluke etwas. Da sich immer noch kein Lüftchen rührte, wurden drüben Riemen an Deck gebracht, eingehängt in armstarke Rundsein, und gleich darauf setzte sich die Feluke schwerfällig in Bewegung.

      Vier Kerle pullten im Stehen, so ähnlich, als würden sie eine große Gondel über das Wasser treiben.

      „Mut haben sie ja, das muß man ihnen lassen“, sagte Hasard, als die Feluke Kurs auf die „Isabella“ nahm. „Besetzt die Drehbassen und haltet auch zwei Culverinen schußbereit. Stückpforten hoch, sobald sie dicht dran sind.“

      Ferris Tucker und Al Conroy hatten außerdem noch zwei Flaschenbomben zurechtgelegt.

      Egal wie, aber mit einer List kamen die Kerle nicht an Bord, eher ging die Welt unter.

      Langsam trieb die Feluke näher heran. Auf dem Deck waren überall freundliche lächelnde Gesichter zu sehen. Die Orientalen verbeugten sich, grüßten höflich, priesen Allah und wünschten den Seewölfen ein langes Leben.

      Der Mann mit dem kühn geschnittenen Gesicht und dem scharf ausrasierten Oberlippen- und Kinnbart verneigte sich besonders tief.

      Plötzlich sprach er zum Erstaunen aller spanisch. Hasard glaubte, nicht richtig zu hören.

      „Allah sei mit euch, Senor“, sagte er laut. „Die Sonne möge ewig auf Seine Majestät Philipp den Zweiten scheinen, und sein Leben möge erfüllt sein von Glück und Freude.“

      Wieder erfolgte eine respektvolle Verneigung, und die Blicke Hasards und Rasuls kreuzten sich für den Bruchteil einer Sekunde.

      Hasard sah in kohlschwarze Augen, in ein kühnes Gesicht und gestand sich ehrlich ein, daß er den Mann nicht unsympathisch fand, wenn sich auch seine Seele nicht ausloten ließ. Hinter diesen Augen lauerte etwas, das nicht zu definieren war.

      Der Seewolf beugte sich etwas weiter vor, zeigte zwei schneeweiße Zahnreihen und lächelte dünn.

      „Meinetwegen kann es auf Philipp den Zweiten den ganzen Tag Kastanien regnen“, sagte er auf englisch. „Und wenn ihr nur noch ein Yard näher heranrudert, geht unser großer Böller los!“

      Schlagartig wurde die Feluke gestoppt. Hasard sah unter dem arabischen Kopfputz des Mannes ebenfalls weiße Zähne blitzen.

      Dann haute es ihn fast um, als Rasul sich wieder verneigte und in einwandfreiem Englisch antwortete.

      „Vergebt mir Unwissendem tausendmal, o Herr. Möge die Sonne sich von dem spanischen König abwenden


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