Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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sie mit Leidensmienen an Bord herum, und ein paar stinkfaule Burschen legten sich auf die Planken und spielten tote Männer. Die Kerle mit den blutverkrusteten Gesichtern hüteten sich, ihre Visagen zu waschen, denn so sah alles viel echter aus.

      Kruger kontrollierte noch einmal alles und fand es in Ordnung.

      Jetzt blieb nur noch zu hoffen, daß die Engländer wirklich nicht achtlos an ihnen vorbeisegelten.

      Kruger ließ die Flagge der Sieben Provinzen setzen. Dann lauerte er wie eine Spinne im Netz auf ihr Opfer.

      Anfangs bereitete es den Seewölfen Vergnügen, daß sie verfolgt wurden, denn der Verfolger war zweifellos der merkwürdige Delphin des Händlers Ibrahim.

      Hasard vermochte sich beim besten Willen nicht vorzustellen, daß das Tier die „Isabella“ so anziehend fand. Daher wurde sein Blick immer nachdenklicher, und er legte sich eine kühne Theorie zu.

      Das Tier zog spielerisch und mit hohem Tempo an der „Isabella“ vorbei, sprang mit einem wilden Satz aus dem Wasser, gab die kullernden und kekkernden Geräusche von sich und umkreiste das Schiff immer wieder in einem weiten Bogen.

      Dann schoß es pfeilschnell im Kielwasser der „Isabella“ davon, kehrte nach einer knappen Stunde aber zurück und setzte das lustige Spiel fort. Gleich darauf verschwand der Delphin wieder, und diesmal blickte Hasard ihm vom Großmars aus nach. Seine Bahn war schnurgerade und führte in die Richtung, aus der sie hergesegelt waren. Dann verlor er das gesellige Tier aus den Augen.

      „Wir haben einen Fühlungshalter“, sagte er zu den erstaunten Männern auf dem Achterdeck. „Ja, ihr könnt ruhig grinsen, ich nehme es nicht übel, aber es gibt keinen Zweifel, daß der Händler dieses Tier für seine Zwecke mißbraucht.“

      „Ein Delphin als Fühlungshalter?“ fragte Dan O’Flynn ungläubig. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“

      „Was man noch nicht erlebt hat, kann man sich auch nur schwer vorstellen“, sagte der Seewolf ernst. „Aber es gibt einwandfreie Anzeichen dafür, daß der Delphin uns folgt und dann wieder zurückschwimmt.“

      „Aber wie soll das vor sich gehen?“ fragte Ben Brighton. „Das läßt sich doch kaum verwirklichen.“

      „Ihr wißt, daß der Delphin so gut dressiert und abgerichtet ist, wie ich noch keinen gesehen habe. Ibrahim schickt ihn los und bleibt mit seiner Feluke immer hinter der Kimm, so daß er für uns unsichtbar bleibt. Seine winzige Verbindung zu uns ist eben dieses Tier. Ich weiß zwar nicht, wie er fertigbringt, ihn auf unsere Spur zu setzen, aber er schafft es jedenfalls und hat seine Tricks. Der Delphin kehrt zurück und zeigt ihm den Weg. Für ihn ist diese Strecke eine lächerliche Distanz, denn er bewegt sich zwanzigmal schneller durchs Wasser als wir. Und er nimmt stur den Kurs zurück, den wir bereits zurückgelegt haben.“

      „Wenn das wirklich stimmt“, sagte Ben, „dann bereiten wir der ganzen Sache doch einfach ein Ende. Sobald er wieder aufkreuzt, ziehen wir ihm eins mit der Drehbasse über, und dann ist Ibrahim seinen Fühlungshalter los.“

      Die Zwillinge, die das hörten, waren sofort empört.

      „Dieses liebe und verspielte Tier wollen Sie abknallen, Mister Brighton?“ rief Hasard junior. „Der ist ja schon fast wie ein Mensch.“

      „Der Delphin kann nichts dafür, wenn der Händler ihn mißbraucht“, schaltete sich nun auch Philip ein. „Der weiß bestimmt nicht, was er tut.“

      „Nein, auf den Delphin schießen wir nicht“, sagte auch der Seewolf sehr bestimmt. „Gerade diese Tiere scheinen eine gewisse Intelligenz zu haben, und es geht mir gegen den Strich, auf diese freundlichen Meeresbewohner zu feuern.“

      „Du mußt es ja wissen, Sir“, sagte Ben. „Später, wenn dieser lausige Händler uns überlistet hat, werden wir sicher bereuen, nicht auf den Delphin gefeuert zu haben.“

      „Wir kennen das Geheimnis der Feluke“, entgegnete Hasard. „Und wir sind auf diesen schlitzohrigen Händler eingestellt. Er weiß nicht, daß wir es wissen, und aus diesem Grund wird es ihm auch nicht mehr gelingen, uns zu übertölpeln. Das habe ich schon einmal betont, falls du dich erinnerst.“

      Hasard sah nach den Flögeln. Die „Isabella“ lief wieder gute Fahrt, seit sie die Kalme hinter sich hatten, und so hatten sie sich eine Menge Knochenarbeit erspart.

      „Von nun an werden wir wenigstens immer wissen, wo die Feluke steht“, sagte Hasard zur Verblüffung der anderen. „Der Mann im Ausguck wird mit einem Spektiv darauf achten, wann der Delphin achteraus wieder auftaucht. Dann loggen wir unsere Geschwindigkeit, und die des Delphins, falls uns das gelingt. Aber annähernd läßt sich das schon schätzen. Er umkreist uns, kehrt zurück und erscheint wieder. Anhand der Zeit können wir die Strecke errechnen. Das wird für dich eine prächtige Aufgabe sein, Dan. Du rechnest doch so gern.“

      „Mann, das ist ein Ding“, sagte Big Old Shane staunend. „Eine verdammt gute Idee.“

      Der Delphin blieb jetzt ein regelmäßiger Gast, und Hasards Theorie hatten sich alle anderen längst angeschlossen. Es gab keinen Zweifel mehr daran, daß sie es hier mit einem fast menschlichen Fühlungshalter zu tun hatten, der schnell heranjagte, das Schiff ein paarmal umkreiste und dann pfeilschnell wieder zurückschwamm. Dort wurde er wahrscheinlich jedesmal mit einem Fisch belohnt, und der Delphin mochte es vielleicht als ganz bequem empfinden, die Futtersuche los zu sein.

      Doch etwas später konnten sie sich nicht mehr um ihn kümmern, denn weit voraus wurde ein Schiff gesichtet, das die Flagge der Sieben Provinzen führte. Ziemlich angeschlagen, soweit man das von hier aus beurteilen konnte, trieb es mit nur ganz wenigen Segeln in der See.

      6.

      Es war ungefähr auf der Höhe des fünfunddreißigsten Breitengrades, wo die viermastige Galeone trieb.

      Durch das vergrößernde Spektiv ähnelte sie einem Totenschiff, denn an Deck zeigte sich kein Leben, auch stimmte die Segelstellung nicht mit dem Kurs überein.

      Dem Viermaster fehlte der Besan, eine Rah war zersplittert, das Schanzkleid aufgerissen, Planken zerfetzt und verbogen. Kurzum, das Schiff der Sieben Provinzen befand sich in einem erbarmungswürdigen Zustand.

      „In einen Sturm kann es nicht geraten sein“, sagte Dan O’Flynn. „Der zertrümmert ein Schiff anders. Die Holländer scheinen Piraten in die Hände gefallen zu sein, oder sie haben sich in einem Gefecht mit jemandem angelegt, der ihnen überlegen war.“

      Hasards Mißtrauen war wieder erwacht. Immer, wenn ihnen Schiffe dieser Art begegneten, hatte er ein ungutes Gefühl, und auch den anderen erging es so.

      Aber der Seewolf wollte sich nicht dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung aussetzen. So beschloß er, wenigstens bis auf Rufweite an die halbwrakke Galeone heranzusegeln. Es war immerhin möglich, daß jemand Hilfe brauchte, genauso wie es möglich war, daß sich das alles nur als Falle entpuppte.

      „Wir gehen bis auf Rufweite heran“, sagte er. „Dann sehen wir ja was es mit der Galeone auf sich hat. Pete, du drehst nachher so, daß wir parallel an dem Schiff vorbeilaufen.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte der Gefechtsrudergänger Pete Ballie, und wiederholte den Befehl noch einmal.

      Die Segelflächen wurden verkleinert, so daß die Fahrt rapide zurückging. Pete Ballie drehte bei, und die „Isabella“ trieb jetzt langsam in einem Abstand von sechzig, siebzig Yards auf Parallelkurs dem Holländer entgegen.

      Das Schiff sah wirklich zum Fürchten aus. Überall waren schwere Kugeln eingeschlagen und hatten große Verwüstungen angerichtet. Aus der Nähe sah es noch schlimmer aus. Selbst das Achterkastell war aufgerissen, und um die Schäden auszubessern, bedurfte es schon einer Menge Arbeit.

      „Verwundete und Tote an Deck!“ brüllte Matt Davies aus dem Großmars, der es aus seiner luftigen Höhe besser und deutlicher als die anderen erkennen konnte. „Aber ein paar leben noch!“

      Als hätte die


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