Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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      „Allah möge über euch wachen, Herr“, dienerte er, und klopfte Ferris und Hasard immer wieder auf die Schultern.

      Die beiden ahnten noch nichts von dem kleinen Geheimnis der Feluke. Zwar hatten sie es ein paarmal klopfen gehört, irgendwo im Schiff, aber das konnte einer der Seeleute sein, der etwas zimmerte oder arbeitete. Aufgefallen war es jedoch nicht.

      „Herr, die Kalme wird noch andauern“, sagte Ibrahim. „Ihr solltet weiter nach Osten in den Wind rudern, ein paar Meilen zur syrischen Küste hinüber, dort könnt ihr mit Sicherheit wieder weitersegeln.“

      „Das werden wir vermutlich auch tun, vielen Dank“, sagte der Seewolf.

      Ibrahim verbeugte sich ein letztes Mal.

      „Allah sei mit euch und euren Männern, Herr. Wir werden ebenfalls nach Osten rudern, bis der Wind unser Segel füllt.“

      Als Hasard und Ferris aufenterten, drückten die Männer die Feluke von der Bordwand ab und griffen zu den Rudern. Ganz langsam entfernte sich das Händlerschiff, und die Kerle winkten hin und wieder noch einmal freundlich.

      Mit ihnen verschwand auch der Delphin.

      „In denen haben wir uns doch getäuscht“, sagte Hasard. „Dieser Ibrahim ist nichts weiter als ein schlitzohriger Küstenhändler, der trotz seiner billigen Preise ein gutes Geschäft getätigt hat.“

      „Da ist noch etwas, Sir“, sagte der Profos. „Deine Söhne haben sich die Feluke einmal unter Wasser angesehen und sich auch näher mit dem Delphin befaßt, und das ist nun wirklich merkwürdig.“

      Zuerst hörte Hasard mit unbewegtem Gesicht zu, dann richtete sich sein Blick nachdenklich auf die entschwindende Feluke, und seine Lippen preßten sich zusammen.

      Er teilte die Theorie von Big Old Shane augenblicklich, denn zu was sonst sollte der ganze Aufwand dienen? Natürlich, das war es. Dieser Ibrahim kundschaftete zuerst alles aus, versuchte, das uneingeschränkte Vertrauen zu erwerben und schlug dann zu, wenn keiner mehr daran dachte.

      Daß der Delphin die Männer schneller ans Ziel brachte, hielt Hasard anfangs für unwahrscheinlich, doch auch diese Theorie hatte etwas für sich, und man konnte sie nicht ohne weiteres einfach von der Hand weisen.

      „Verdammt noch mal“, sagte er andächtig. „Dieser Kerl ist einer der gerissensten Gauner, die ich je kennengelernt habe. Ich bin ganz sicher, daß wir ihm noch einmal begegnen, rein zufällig natürlich, damit keiner Verdacht schöpft. Habt ihr den Schiffsrumpf abgesucht?“

      Batuti, der die Feluke als erster entdeckt hatte, nickte.

      „Batuti alles gucken, vorn bis achtern“, versicherte er treuherzig. „Keine Mann gesehen. Ruder ist in Ordnung, und keiner hat an Schiff gebohrt.“

      Der schwarze Mann aus Gambia hatte aufgepaßt wie ein Luchs, und ihm wäre auch nichts entgangen. Aber auf der Feluke hatte sich nichts gerührt.

      „Gut, Batuti“, sagte Hasard. „Ich kann mich auf dich verlassen. Dieser Kerl hat uns erst einmal ausgekundschaftet, aber erfahren hat er eigentlich nicht viel. Ich weiß nicht, ob ihm das genügt, aber ganz sicher vermutet er Schätze bei uns an Bord, und so wird er mit Sicherheit eine zweite Begegnung herbeiführen, und dann müssen wir verdammt gut aufpassen, daß er uns nicht überrumpelt. Dem Burschen traue ich einfach alles zu. Übrigens ist so eine Art Schacht eine hervorragende Sache, um Gegner zu überrumpeln. Niemand sieht etwas, und wer glaubt schon an einen Überfall, wenn sich im Wasser ein Delphin tummelt, den der Kerl für seine hinterhältigen Absichten miß-braucht?“

      Sie dachten über das merkwürdige Händlerschiff nach. Ibrahim ahnte natürlich nicht, daß sie ihn durchschaut hatten, und das war für die Seewölfe immerhin ein großer Vorteil, den sie bei Gelegenheit zu nutzen gedachten.

      „Heute bleiben wir hier liegen, wenn sich kein Windchen rührt“, sagte Hasard. „Aber morgen früh nehmen wir das große Boot als Vorspann und rudern nach Osten.“

      Etwas später befaßte Hasard sich wieder einmal mit den geheimnisvollen Karten, doch es kam nicht viel dabei heraus.

      Auf der Feluke rieb sich Ali Abdel Rasul grinsend die Hände.

      „Dieses Schiff ist mehr wert als alles, was ich kenne“, sagte er zu seinem Vertrauten Moshe. „Und ich werde es überwachen und hüten wie meinen Augapfel, denn was ich über diesen Mann gehört habe, grenzt schon an Mystik. Er wird genau nach meinem Plan handeln, Moshe, ob er will oder nicht. Ich werde ihn ganz bewußt dahin leiten, daß er mir ahnungslos zu Diensten ist. Dieser Seewolf ist kein Mann wie jeder andere, er ist ein besonderer Kerl, und er reagiert so, wie ich mir das vorstelle. So wird er mein Werkzeug werden, mit dessen Hilfe ich mir alles das hole, was ich schon immer holen wollte. Und er wird auch die Schmach teuer bezahlen, die er mir am Bild des Minotaurus angetan hat.“

      „Ja, Herr“, sagte Moshe, „ich weiß, daß du das schaffst, was du dir vornimmst. Wir hätten ihn allerdings auch blitzartig überfallen können, er weiß nicht, welche Möglichkeiten wir haben.“

      „Nein, das weiß er nicht. Aber ein Überfall bringt uns nichts weiter als blutige Nasen, denn du hast diese Männer gesehen, die erbarmungslose Kämpfer sind. Mit Gewalt erreichst du nur mit einer großen Übermacht etwas, aber mit List und Tücke erreichen wir mehr. Ich weiß, daß ich ihn kriege, aber ich muß noch mehr über ihn und das prächtige Schiff erfahren, dann kann ich meine Pläne genauer ausrichten. Du wirst jetzt dafür sorgen, daß der Delphin das Schiff nicht aus den Augen verliert. Er soll immer Fühlung mit der Galeone halten und uns die Richtung angeben, so wie wir es schon einmal getan haben. Ihr alle, Moshe, werdet reich belohnt werden, sobald mein Traum in Erfüllung geht.“

      „Ja, Herr“, sagte Moshe heiser und von der Aussicht, nicht mehr „arbeiten“ zu müssen, schon fast krankhaft begeistert.

      Dann kümmerte sich Moshe um den Delphin, den er abgerichtet und fast zwei Jahre lang dressiert hatte. Zuvor hatte er es mit einem anderen versucht, aber der war nicht halb so klug wie jener, der ihr ständiger Begleiter war. Dieser hier war fast ein Genie. Er hatte sich so an die Feluke und ihre Männer gewöhnt, daß er höchstens mal für einen Tag verschwand, dann aber pünktlich wieder erschien und sie begleitete.

      Und Ali nutzte diese Anhänglichkeit rigoros aus, wie es seiner durchtriebenen Natur entsprach.

      Sehr spät am Nachmittag rührte sich ein Lufthauch. Ein kaum merkbarer Hauch fächerte über das Wasser, das für Augenblicke so aussah, als krabbelten Milliarden Ameisen darüber hinweg.

      „Hoch die Lappen!“ schrie der Profos. „Auf Stationen, ihr schlafmützigen Kanalratten. Gleich zieht der dickste Orkan auf, und ihr triefäugigen Miesmuscheln steht pennend an Deck.“

      Des Profoses Worte waren wieder einmal stark übertrieben, aber er dachte an die Schinderei, die ihnen mit dem Boot als Vorspann bevorstand, und daran dachten die anderen natürlich auch. Sogar der hitzköpfige Luke Morgan gab keine Widerrede und enterte auf, als würde tatsächlich gleich ein Orkan über sie hereinbrechen.

      Aber der winzige Hauch verwehte schon wieder, und in die Stille hinein drang Carberrys lästerliches Fluchen.

      Jeder lauerte auf den nächsten Windatem, doch der erfolgte erst sehr viel später und kräuselte erneut das Wasser.

      Old O’Flynn besann sich auf alte Taktiken, wie man den Wind herbeizaubern konnte, und griff auf den Trick zurück, heimlich und ungesehen am Fockmast zu kratzen.

      Aber das wiederum kratzte den Windgott nicht. Er ließ sich gnädig dazu herab, nur für kurze Zeit seinen Atem leicht über das Wasser zu blasen.

      Immerhin nahm die „Isabella“ Fahrt auf, wenn auch der Bart vor dem Bug ausblieb und kein Kielwasser schäumte. Aber sie setzte sich in Bewegung und ging schwerfällig auf Ostkurs.

      Ein anderer hatte den nötigen Wind, und er brauchte ihn auch dringend und bitter, denn er mußte vor den Türken auskneifen, die ihn erbarmungslos scheuchten und jagten, um ihm den Rest zu geben.

      Dieser


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