Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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sie wieder tauchten, um das Geheimnis näher zu ergründen, glitt der Delphin dicht vor ihnen in die Öffnung. Er paßte bequem hinein, nur seine Schwanzflosse ragte noch ein Stück heraus. Sie hörten deutlich, wie er mit der Schnauze an Holz stieß und dieses Anstoßen noch dreimal wiederholte, dann glitt er aus dem Kasten und zog sich zurück.

      Hasard blickte mit weit geöffneten Augen in die schiefe Ebene aus Holz. Die Dunkelheit wurde milchigtrüb, offenbar wurde an Deck eine Klappe oder ein kleines Luk geöffnet. Gleich darauf fiel ein größerer Fisch durch den Schacht. Er trudelte durchs Wasser.

      Die Klappe wurde geschlossen, der Delphin schnappte zu, und damit war der Fisch verschwunden.

      Die Zwillinge sahen sich unter Wasser aus erstaunt aufgerissenen Augen an. Dann tauchten sie dicht am Ruderblatt auf, lautlos, damit niemand sie bemerkte, und sofort legte Hasard den Finger an die Lippen, damit sein Bruder sich nicht verriet.

      Zweifellos hatten sie hier ein seltsames Geheimnis entdeckt, aber sie begriffen nicht, was das alles sollte. Der Delphin jedenfalls war abgerichtet und dressiert, und er wußte auch, wo und wie er am leichtesten sein Futter kriegte.

      Hasard junior grinste hinterhältig, dann glitt er in die Tiefe, schwamm in den hölzernen Kanal, bis er ein kleines Schott erreichte, und klopfte viermal mit der flachen Hand dagegen.

      Der Erfolg war verblüffend.

      Trübe Helligkeit fiel herein, graugrünes Dämmerlicht. Hasard erkannte eine riesengroße verschwommen wirkende Hand, und dann flog ihm zu seiner großen Verblüffung ein dicker Fisch vor die Nase. Hastig zog er sich zurück, als das Luk geschlossen wurde, und überließ den Fisch dem Delphin, der ihn sofort schnappte.

      Grinsend tauchten beide am Ruderblatt wieder auf.

      „Zurück an Bord“, raunte Hasard seinem Bruder zu. „Unter der Feluke durch und dann zur anderen Seite, damit uns niemand sieht.“

      Philip nickte nur, dann holten sie tief Luft und schwammen die Strekke zurück, bis sie mit knallroten Köpfen drüben an der Bordwand der „Isabella“ wieder auftauchten.

      Der Delphin umkreiste sie weiter, aber jetzt wollten sie an Bord, um ihre Neuigkeit loszuwerden.

      An der Leine enterten sie auf, und als sie klatschnaß auf den Planken standen, sahen sie genau in Carberrys narbiges Gesicht. Sein mächtiges Rammkinn war vorgeschoben, ein Zeichen dafür, daß es gleich Ärger geben würde. Außerdem hatte der Profos noch die Arme in die Seiten gestemmt und sah finster drein.

      „Wir sollten mal wieder gemeinsam zum Tampentänzchen aufspielen“, sagte er drohend. „Ihr kennt das Spielchen ja aus Erfahrung, und es wird euch sicher ganz guttun, mal wieder quiekend über Deck zu hüpfen, was, wie? Ihr wißt, daß wir vor dem Händler auf der Hut sein sollen, aber ihr umschwimmt sorglos den Kahn, obwohl das niemand erlaubt hat.“

      „Es hätte nichts passieren können, Mister Carberry“, sagte Hasard noch etwas außer Atem. „Die anderen haben uns ständig gesehen. Aber wir haben etwas entdeckt, eine merkwürdige Sache.“

      Ed lehnte sich ans Schanzkleid und sah die beiden an. Sein düsterer Blick verschwand, und auch das Kinn zog sich merklich zurück.

      Eigentlich hatte er sich ja nur geärgert, weil die beiden Lümmel einfach über Bord gesprungen waren, und auf sein Gebrüll nicht reagiert hatten. Aber jetzt war sein Zorn wieder verraucht, und er schob den Vorfall beiseite.

      „Na gut“, sagte er etwas versöhnlicher. „Was habt ihr denn so Merkwürdiges entdeckt?“

      Hasard junior sprach etwas leiser. Big Old Shane gesellte sich ebenfalls zu ihnen und hörte zu.

      „Die Feluke hat achtern eine Art Schacht neben dem Ruderblatt. Dort schwimmt der Delphin hinein, klopft viermal mit der Schnauze gegen das Holz und wartet darauf, daß sich irgendwo an Deck ein Luk öffnet. Jedesmal, wenn er klopft, wirft ihm einer der Händler einen Fisch durch den Schacht. Dann bin ich hineingeschwommen und habe auch geklopft. Und tatsächlich rutschte wieder ein Fisch runter. Der Schacht ist so groß, daß der Delphin bequem darin Platz hat.“

      Der Profos legte seine großen Hände auf den Handlauf des Schanzkleides, dann drehte er sich halb herum und musterte die beiden.

      „Stehen mir schon die Haare zu Berge?“ fragte er freundlich.

      „Nein, Mister Carberry.“

      „Das wundert mich eigentlich“, meinte er trocken. „Nach Donegals Erzählungen passiert mir das nämlich immer, und jetzt fangt ihr mit derselben Tour an und erzählt mir Schauergeschichten. Da ist doch eure Phantasie wieder einmal mit euch durchgegangen. Ein Delphin, der an ein Boot klopft und dann Fische kriegt. Und in dem Schacht schläft er anschließend und hält sein Nikkerchen, was? Wenn ihr den alten Carberry anpflaumen wollt, dann fangt es gefälligst anders an!“

      „Es stimmt aber ganz genau“, sagte Philip. „Ich habe das auch alles aus der Nähe gesehen. Der Delphin ist dressiert, der gehorcht dem Händler wie ein Hund.“

      „Und wozu soll das alles gut sein?“ fragte Ed.

      „Das wissen wir nicht, Sir.“

      Shane blickte die beiden Jungen nachdenklich an und ließ sich das alles noch einmal in seiner bedächtigen und ruhigen Art durch den Kopf gehen.

      „Was es mit dem Delphin auf sich hat, weiß ich auch nicht, Ed“, sagte er, „aber der Schacht, von dem die Jungen sprachen, der könnte einem raffiniert durchdachtem Plan entsprechen.“

      Dem Profos dämmerte es bereits, und so nickte er und ließ Shane weitersprechen.

      „Nehmen wir einmal an, diese Kerle sind tatsächlich Piraten oder Schnapphähne und geben sich nur als Händler aus, die harmlos über die Meere ziehen. Liegen sie jetzt bei einem Schiff, so wie bei uns, dann können die Kerle ihr Schiff heimlich verlassen, ohne daß wir es bemerken. Dann bohren sie uns das Schiffchen an, oder klemmen das Ruderblatt unauffällig fest, ohne daß wir etwas davon sehen. Genauso heimlich können sie achtern oder vorn oder von einer der Seiten aufentern. Ebenso unauffällig erreichen sie ihre Feluke wieder, und keiner merkt etwas. Wenn wir dann lossegeln, feuern sie ihren Brandtopf ab und nutzen die allgemeine Verwirrung aus, um uns zu übertölpeln. Das sind nur einige Beispiele, ich kann dir noch mehr aufzählen.“

      Der Profos starrte den ehemaligen Schmied von Arwenack nachdenklich an.

      „Ja, das ist eine verdammt gute Überlegung“, meinte er dann. „Zu was sonst sollte der Schacht wohl sein? Und vielleicht – ich weiß, das hört sich verrückt an, bringt der Delphin die Kerle unter Wasser schnell und unauffällig an ihr Ziel, wenn er so gut dressiert ist. Wir sollten sehr gut aufpassen, denn ich traue den Kerlen nicht mehr über den Weg.“

      Carberry blickte auf die Zwillinge, nickte ihnen zu und ging zur anderen Seite hinüber. Dort starrte er aus mißtrauisch zusammengekniffenen Augen zu der Feluke und suchte das Wasser ab.

      Aber nur der Delphin zog seine Kreise, sonst war nichts zu sehen, das seinen Verdacht erregte.

      Es war zwar eine reichlich abenteuerliche und waghalsige Theorie, die sie da aufgestellt hatten, überlegte er, aber wenn dieser Ibrahim wirklich ein raffiniertes Schlitzohr war, dann durfte man ihm solche Tricks auch ruhig zutrauen.

      Der Profos schärfte seinen Männern ein, die Feluke genau im Auge zu behalten und vor allem darauf zu achten, ob sich unter Wasser etwas regte.

      Doch das war nicht festzustellen. Die Feluke lag längsseits, und wenn jemand durch den Schacht stieg, dann war er fast augenblicklich unter dem Schiffsrumpf der „Isabella“, ohne daß ihn jemand bemerkte.

      Also traf der Profos vorsichtshalber weitere Anordnungen. Ein paar Seewölfe sollten sich ständig ablösen, ins Wasser steigen und hin und wieder einmal tauchen. Auch dem Ruderblatt sollten sie ihre ganz besondere Aufmerksamkeit widmen.

      4.

      Die restlichen Waren wurden an Bord gehievt,


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