Herzensöffnung (3): Später. Hero Leander

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Herzensöffnung (3): Später - Hero Leander


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nickte und meinte sinnend: „Wie schnell unsere Kinder doch groß geworden sind. Als wir uns kennenlernten, waren sie alle drei noch klein und niedlich. Und heute? Dabei ist das gerade mal elf Jahre her.“

      Maria nickte. „Ja, ja. Wir werden älter“, sagte sie nachdenklich. „Vielleicht sollten wir Julia etwas mehr Freiraum geben“, begann Maria das Gespräch wieder.

      „Wie meinst du das?“, fragte Wolfram.

      „Sie will mit zur Disko. Und wir haben es ihr auch versprochen, sobald sie vierzehn ist. Andere Mädchen in ihrem Alter sind ebenfalls schon auf dem Saal“, klärte Maria ihren Mann auf.

      Er überlegte eine Weile und rief dann: „Julia! Komm doch mal zu mir. Wenn du mir den Hund abnehmen würdest, dann könnte ich mich dazu überreden, dass du einmal im Monat mit Laura zur Disko gehen kannst.“

      Seine jüngste Tochter sah ihn erstaunt an und hatte die Hundeleine schon in der Hand. „Aber versprochen ist versprochen!“, erinnerte sie. Ihr Vati lächelte. „Selbstverständlich! Aber nur bis 22.00 Uhr. Es gibt ein Jugendschutzgesetz, welches das bestimmt. Dagegen können wir auch nichts tun.“

      Julia fragte ihre Mutti misstrauisch: „Das Gesetz gibt es wirklich?“ „Ja, für Jugendliche unter sechzehn Jahren. Das hat auch Laura beachten müssen, als sie noch jünger war.“

      Jetzt wandte sich Julia an ihre größere Schwester: „Stimmt das?“ Laura nickte und sah dabei vorsichtig zu ihrem Vater. Doch dieser lächelte. Da meinte sie zu Julia: „Aber du musst dann auch auf mich hören, wenn ich dir etwas sage.“

      Ihre kleine Schwester nickte heftig.

      Nun begann Laura ihr zu erzählen, was wichtig sei und worauf man achten müsse. Dabei entfernten sie sich allmählich von ihren Eltern. Als sie weit genug weg waren, erklärte sie ihr das Wichtigste: „Wehe du erzählst unseren Eltern, was ich dort mache. Das muss von jetzt an unser Geheimnis bleiben!“

      „Was meinst du?“

      Laura holte tief Luft. Ihre Schwester war aber noch zu naiv, dachte sie. Dann überlegte sie, wie sie es ihr am besten erklären könnte. „Na, wenn mich zum Beispiel ein Junge küsst. Das müssen doch Vati und Mutti nicht wissen.“

      „Ach so. Und wenn … ich meine … wenn …“

      „Wenn dich einer küsst? Das müssen sie natürlich auch nicht wissen!“ Julia war begeistert, dass sie so eine verständnisvolle Schwester hatte. Laura hingegen überlegte, dass sie sich nun einmal im Monat etwas zurückhalten musste. Dieses Opfer wollte sie für ihre Schwester schon bringen. Schließlich liebte sie Julia genauso sehr wie ihre anderen beiden Geschwister.

      Schon am Abend merkte Julia, dass ihre Eltern Wort hielten. Sie durfte bis 22.00 Uhr aufbleiben. Das waren zwei ganze Stunden mehr als vorher. Von nun an knurrte Junior, dass er immer noch so zeitig ins Bett musste.

      Nur fünf Tage später hatte Maria ihren 41. Geburtstag. Nach dem gemeinsamen Wecken am Bett bekam Maria einen langen Kuss von ihrem Mann. Da dieser Tag ein Sonnabend war, hatte sich Wolfram etwas Besonderes einfallen lassen. Als sie aufstanden, bat er Maria, sich etwas besser als nur zum Alltag anzuziehen. Die restliche Familie hatte diese Instruktion schon am vergangenen Abend bekommen. Nach dem Frühstück verließen sie das Haus und trafen sich unten am Häuschen mit Dagmar und Manfred, wo sie in die Autos stiegen. Eva und Laura stiegen bei Brünners ein, die Kleinen waren unter Wolframs Aufsicht besser aufgehoben.

      Als sie losfuhren, wusste außer Brünners keiner, wo es hinging. Nach einer Stunde fuhren sie bei Magdeburg auf die Autobahn in Richtung Leipzig. Nun freute sich Maria auf den Leipziger Zoo, den sie vor zehn Jahren mit ihrer Mutter schon einmal besucht hatte. Dabei verstand sie aber nicht, weshalb sie ein gutes Kleid anziehen sollte. Als sie aber nach einer Stunde an Leipzig vorbeifuhren, wurde Maria stutzig. Sie erinnerte sich, dass die nächste große Stadt Dresden war. Ob Wolfram dort hinwollte? Nach einer weiteren Stunde hatte sie Gewissheit, denn Wolfram und Manfred fuhren an der Dresdner Abfahrt von der Autobahn runter und dann ins Stadtzentrum. Hier war alles fremd für Maria, denn Dresden hatten sie noch nie besucht.

      Ein Parkplatz war schnell gefunden. Sie stiegen aus und liefen die kurze Strecke bis zum Dresdner Zwinger. Das Wetter meinte es gut mit ihnen, obwohl April war. Nun standen sie vor dem Kronentor. Hier bewunderte Maria die Architektur. Es war einfach schön, diese alten Bauwerke zu besuchen. Ebenso war sie von dem Innenhof begeistert, der wie ein Park vor ihnen lag. Dann besichtigten sie das versteckte Nymphenbad und von dort gingen sie hoch zu dem oberen Rundgang. Von hier aus konnten sie in den Innenhof sehen und sogar durch das Kronentor hindurchgehen.

      Anschließend, als das Wetter sich eintrübte, besuchten sie die Gemäldegalerie. Maria stand zum ersten Mal vor so großen wertvollen Bildern. Das beeindruckte sie schon. Besonders fasziniert war sie von der Sixtinischen Madonna. Die beiden Engel unten in der Mitte erkannte sie plötzlich wieder. Diese wurden oft auf Postkarten, Geschirr oder Ähnlichem verwendet. Wolfram erzählte, dass es mit diesen beiden eine besondere Bewandtnis hatte: „Als der Maler Raffael dieses Bild malte, beobachteten ihn oft die beiden Kinder aus der Nachbarschaft. Er verewigte sie auf seinem Bild als Engel. Und zwar genau so, wie sie immer da lehnten und ihm zuschauten.“ Es gab hier aber auch andere berühmte Bilder, die sich Maria nun im Original ansehen konnte. Natürlich betrachteten sie nicht alle Bilder so gründlich, dafür reichte ein Tag gar nicht aus.

      Nach den alten Meistern in der Galerie führte Wolfram die Geburtstagsgesellschaft ins Hotel Suitess, welches gegenüber der Frauenkirche steht. Hier aßen sie erst einmal ordentlich zu Mittag. Nun wusste Maria endlich, weshalb sie keine Alltagskleidung tragen sollte. Hier hätte sie sich in Jeans nicht wohlgefühlt.

      Nach dem Essen nahmen sie an einer Führung in der neu aufgebauten Frauenkirche teil. Anschließend bummelten sie noch etwas durch die Altstadt von Dresden. Dabei sahen sie sich in aller Ruhe den Fürstenzug an, an dem sie vor dem Essen aus Zeitgründen so schnell vorbeigelaufen waren. Am Schluss besuchten sie auf der anderen Elbseite den goldenen Reiter und gingen langsam zur Frauenkirche zurück.

      Jetzt fragte Maria: „Müssen wir nicht bald zurückfahren? Wir brauchen doch zurück wieder drei Stunden.“

      Wolfram schüttelte den Kopf und meinte: „Heute nicht mehr. Wir bleiben hier und schlafen in dem Hotel, in dem wir bereits Mittag gegessen haben. Ich habe vorhin, als ich auf der Toilette war, alles geregelt.“

      Maria schwebte ihrem Mann um den Hals und küsste ihn. Das war ihr Wolfram! Überraschungen waren seine Stärke.

      „Das war ich dir wohl schuldig, weil doch voriges Jahr dein vierzigster Geburtstag wegen akuter Probleme in der Firma etwas kleiner ausgefallen war. Heute holen wir das nach.“

      „Ach, Wolfram, ich liebe dich!“ Sie umarmte ihn innig und küsste ihn gleich noch einmal.

      „Was ist denn mit Mutti los?“, fragte Wolfram Junior. „Das verstehst du noch nicht“, klärte Julia ihn altklug auf. Eva schüttelte mit dem Kopf und sagte lächelnd: „Mutti freut sich, weil Vati ihr gerade gesagt hat, dass wir heute hier im Hotel übernachten.“ „Ist das wahr?“, fragte Junior ungläubig seinen Vater. Dieser nickte nur. Da rief das jüngste Familienmitglied: „Im Hotel. Toll!“

      Gegen 19.30 Uhr trafen sie wieder im Hotel ein. Wolfram ließ sich jetzt die Zimmerschlüssel geben und sie fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Zuerst besichtigten sie alle vier Zimmer. Dann verteilte Wolfram die Zimmer und die Schlüssel. Eva und Laura waren begeistert, als sie erfuhren, dass sie ein Zimmer bekamen, in dem nur sie beide schliefen. Manfred bezog wie vorher abgesprochen mit Junior ein Zimmer und Dagmar mit Julia. Das vierte Zimmer war für Maria und Wolfram. Als das geklärt war, fuhren sie wieder runter ins Restaurant. Nach dem Abendessen blieben sie bei Wein und Saft sitzen, während Manfred und Dagmar die beiden Autos zum Hotel holten. Nach einer halben Stunde kamen Brünners zurück. Die Autos parkten jetzt auf dem reservierten Parkplatz des Hotels.

      Nun erzählte Dagmar alles, was sie über Dresden wusste. Von den sächsischen Kurfürsten und Königen, die sie am Nachmittag im Fürstenzug bewundert hatten, von August dem Starken, der auch König von Polen gewesen war. Von der Erfindung


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