Herzensöffnung (3): Später. Hero Leander

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Herzensöffnung (3): Später - Hero Leander


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„Ich bestimmt!“, sagte Laura.

      „Dürfen wir denn so lange bleiben?“, fragte Michael gleich für seine Schwester mit.

      „Von uns aus ja, oder hast du Einwände?“, fragte Wolfram seine Frau.

      „Nein. Von mir aus gern, Michael. Da musst du aber noch einmal deine Mutter anrufen, dass sie sich keine Sorgen macht.“

      „Das mache ich gern.“ Michael freute sich, dass er mit seiner Schwester hier bei Koschs so willkommen war. „Bringt ihr uns dann am Sonntag wieder nach Hause?“

      „Na klar! Gleich nach dem Mittagessen“, sagte Wolfram. „Seit gestern gehörst du doch schon halb zur Familie und deine Schwester dadurch auch.“

      „Danke!“ Das war alles, was Michael jetzt sagen konnte. Er war glücklich. Zu Hause bei seiner Mutter stieß er nicht immer auf so viel Verständnis.

      „Eva, vielleicht gehst du am Sonnabend auch mit in die Disko. Michael beschützt euch beide“, sagte Wolfram lachend.

      „Ja, komm doch mit“, bettelte jetzt auch Laura.

      „Warum eigentlich nicht?“, meinte Eva.

      Damit war der Diskobesuch beschlossen.

      Nachdem alle zu Bett gegangen waren, sagte Wolfram zu Maria: „Sag mal, was hat eigentlich Julia? Sie kommt mir in den letzten Tagen recht merkwürdig vor.“

      „Ist dir denn nichts aufgefallen?“

      „Nein.“

      Da sagte sie lachend: „Dann beobachte sie mal vorsichtig, wenn Michael in der Nähe ist. Dann weißt du alles.“

      „Wieso? Was hat denn Michael damit zu tun?“

      „Julia schmilzt dahin, wenn er sich um sie kümmert. Besonders heute beim Baden, als sie in einer Mannschaft waren. Ja, unsere Julia wird erwachsen!“

      „Bist du dir da sicher? Julia ist doch noch ein Kind.“

      „Lass sie das bloß nicht hören. Sie bettelt schon seit November, dass sie mit zur Disko gehen darf. Ich habe ihr gesagt, dass sie erst vierzehn Jahre alt werden muss. Vorher schiebt sich nichts zusammen. Sie wird in drei Monaten vierzehn. Dann müssen wir Ja sagen.“

      „Meinst du wirklich, dass sie sich in Michael verguckt hat?“

      „Hast du nicht mal zu Sven gesagt, Mütter wüssten alles? Ich bin Julias Mutter!“

      „Mein Gott, unsere Kinder werden alt und wir auch. Julia wird dann auch zur Disko gehen können, aber erst mal nur bis 22.00 Uhr. Das werde ich ihr schon beibringen. Aber das mit Michael … Weiß er es auch?“, fragte Wolfram.

      „Ich glaube nicht. Aber so, wie ich Julia einschätze, wird er sicher bald von ihr hören. Vermutlich geht das dann über SMS oder E-Mail. Da haben wir keinen Einfluss drauf.“

      „Ach Gott, von mir aus. Hauptsache, er bleibt ihr nachts fern.“

      „Deshalb ist es ja gut, wenn Manuela immer mit bei Julia im Zimmer schläft und Michael bei unserem Junior.“

      „Ja. Das lassen wir mal so.“

      Damit war für sie diese Sache geklärt. Nach dem ausgiebigen Bad waren sie sehr müde und schliefen auch schnell ein.

      Die nächsten Tage war Maria tagsüber mit Michael und Manuela allein. Sie gingen zusammen einkaufen und kochten das Mittagessen zusammen. Selbst Michael gefiel das. Von zu Hause kannte er das nicht. Nachmittags kamen dann die Mädchen und Michael übte mit ihnen wieder Selbstverteidigung oder sie spielten im Keller Tischtennis. Wolfram Junior spielte mit Manuela auch manchmal mit. Aber oft waren sie auch draußen auf dem Kosch-Gelände unterwegs. Manuela war zwar ein Mädchen, aber da sie seine Spiele alle mitspielte, kam er ganz gut mit ihr zurecht. Nur wenn sie mit ihren Puppen anfing, dann bekam er ständig eine Krise.

      So verging die Woche und es war wieder Sonnabend. Zum Abendbrot fragte Julia vorsichtig ihren Vati, ob sie ausnahmsweise auch mal mit zur Disko dürfe. Maria fühlte sich dabei übergangen. Das sah man deutlich an ihrem Blick, den sie Wolfram zuwarf. Doch er sagte zu Julia: „Nein, Julia. Es war ausgemacht, dass es Disko erst nach deinem vierzehnten Geburtstag gibt. Die drei Monate schaffst du doch auch noch.“

      Jetzt lehnte sich Maria entspannt zurück. Sie hatte schon befürchtet, dass Wolfram eine Ausnahme machen wollte. Doch Wolframs Antwort besänftigte sie. Julia hingegen war mit dieser Antwort überhaupt nicht zufrieden. Doch gegen ihren Vater rebellierte sie nicht. Wusste sie doch, dass sie dabei immer den Kürzeren ziehen würde. Ihr Bruder und auch Laura hatten das schon mehrfach getestet.

      Also ging Laura nach dem Abendessen nur mit Eva und Michael zur Disko. Als die drei in dem Saal ankamen, reagierten schon einige Mädchen auf Michael. Es hatte sich herumgesprochen, wie er das Problem mit Martin auf seine Weise gelöst hatte. Dass er aber trotzdem keine Schlägerei angefangen hatte, imponierte vielen. Michael hatte eben nur Laura verteidigt. Jetzt war er wieder da und diesmal kam sogar Eva mit. Manch einer aus Sonnenberg beneidete ihn jetzt um seine Begleitung. Laura war für fast alle unnahbar oder sie wurden abgelehnt, obwohl sie locker drauf war. Eva hingegen war nur selten mit im Saal. So waren beide irgendwie etwas Besonderes.

      Michael hatte durch sein Auftreten vom vergangenen Sonnabend plötzlich viele Verehrerinnen. Am Anfang gefiel ihm das sogar, aber nach einiger Zeit wurde es ihm dann doch lästig. So tanzte er, wenn überhaupt, am Ende nur noch mit Laura oder Eva. Einmal brachte Laura Martin mit an den Tisch. Sie hatte ihm die Bemerkung der vergangenen Woche verziehen. Martin begrüßte Michael wie einen alten Freund. Das war auch Michael recht. Zumal er sah, dass sie von vielen beobachtet wurden, wie sie sich jetzt begegneten. Da er mit Martin Freundschaft hielt, war Michael in Sonnenberg nun akzeptiert.

      Einmal nur kam Harald vorbei, grüßte und erinnerte Michael, dass Meinungsverschiedenheiten in Sonnenberg immer noch draußen geklärt werden. Eva fragte: „Das war wohl der Ordnungshüter von voriger Woche?“

      Michael nickte und meinte: „Der ist gar nicht so verkehrt. Er hat mir vorige Woche sogar recht gegeben.“

      Einmal, als die beiden Mädchen tanzten, kam Martin zu Michael und fragte ihn vorsichtig: „Ist Laura noch böse mit mir?“ „Wieso denn? Du hast doch vorhin mit ihr getanzt.“ „Na, das muss bei Mädchen noch lange nichts heißen. Gerade bei Laura sehe ich da nicht durch.“

      „Na klar war sie sauer. So betitelt man auch kein Mädchen. Aber du hast Glück. Laura ist nicht nachtragend“, klärte ihn Michael auf.

      „Da bin ich aber froh. Das war auch ausgesprochen blöd von mir. Vielleicht sollte ich nicht so viel trinken, dann erzähle ich auch nicht so viel Müll.“

      „Damit könntest du recht haben.“ Michael nickte ihm zu. „Trotzdem würde ich sie an deiner Stelle nachträglich um Verzeihung bitten. Das kann jedenfalls nicht schaden.“

      Kurz vor Mitternacht kam ein recht kräftiger junger Mann auf Michael zu und provozierte ihn. „Na, willst du dich auch mit mir anlegen?“

      Doch Michael reagierte locker: „Weshalb? Du hast mir doch nichts getan.“

      „Das wollte ich dir auch nicht geraten haben, du Wichtigtuer. Solche wie dich rauche ich in der Pfeife.“

      Jetzt stand Michael auf und ging auf ihn zu. „Willst du Streit?“ Da griff der Fremde nach Michaels Hals. Doch schon kam ihm Haralds Hand zuvor. Harald hatte alles aus der Ferne beobachtet und traf noch rechtzeitig ein. Der Fremde griff jetzt Harald an und schlug so nach ihm, dass Harald blutete. Nun war Michael nicht mehr zu bremsen. Er holte aus und der Fremde ging zu Boden. Harald wischte sich das Blut aus dem Gesicht und sagte: „Danke, Kleiner. Das hast du gut gemacht. Hilfst du mir noch, diesen Fleischberg nach draußen zu schaffen?“

      „Klar. Der ist viel zu langsam, als dass er mir gefährlich werden könnte.“

      Gemeinsam bugsierten sie ihn an die frische Luft und Harald sprach dem Streitlustigen vier Wochen Hausverbot aus. Als Ordnungskraft war er dazu berechtigt.

      Als


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