Der große Aschinger. Heinz-Joachim Simon

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Der große Aschinger - Heinz-Joachim Simon


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los?«, fragte sie, nachdem der Kellner den Kaffee serviert hatte. Sie hatte die Mitte der Dreißiger bereits überschritten, war etwas untersetzt und mollig, aber nicht dick. Mit ihren fleischigen Armen, dem runden Gesicht mit Stupsnase und dem blondem Haar war sie die richtige Person am Büfett, da sie Gesundheit und Wärme ausstrahlte und mit ihrer beachtlichen Oberweite nicht unattraktiv wirkte.

      Sebastian erzählte ihr, wie er Uschi Venske kennengelernt hatte, wie sehr er sie liebte und was ihm gerade passiert war. Sie hörte seinem stockenden Bericht geduldig zu und strich ihm dabei über die Hände.

      »So ist das nun einmal in der Jugend. Man lernt die eine oder den anderen kennen, und an mancher oder manchem bleibt man hängen und an anderen nicht. Oft ist es die Falsche, an der man hängenbleibt«, sagte sie nachdenklich. »Mir ist es nicht anders ergangen. Ich habe mich für den Falschen entschieden, und nun stehe ich da und muss bei Aschinger die Kaltmamsell abgeben.«

      »Waren Sie denn verheiratet?«, fragte er erstaunt.

      Sie nickte heftig. »Genau genommen bin ich es noch. Aber er ist auf und davon und hat mich mit dem Kind sitzenlassen.«

      »Sie haben ein Kind?«

      »Ja … nein … also, es ist mir vor zwei Jahren gestorben. An Scharlach.«

      »Das tut mir leid.«

      »Es war ein so schönes Mädchen … Aber der Herr gibt, und der Herr nimmt. Ich musste darüber hinwegkommen.«

      »Und Ihr Mann ist einfach so … weg?«

      »Ja, aber er ist nicht aus der Welt. Ich habe ihn einmal beim Umzug der Nazis gesehen. Geld für den Unterhalt hat der Kerl allerdings nie gezahlt. Ich bin auf ihn hereingefallen. Sei froh, dass du diese Uschi nicht mehr am Hals hast! Vergiss sie! Wenn sie nicht begriffen hat, dass sie auf einen Schatz gestoßen ist, dann hat sie dich auch nicht verdient. Du bist ein hübscher Bengel – selbst einer alten Frau wie mir gefällst du. Also weg mit den düsteren Gedanken!«

      »Sie sind doch nicht alt!«, antwortete er verlegen und fühlte sich bereits ein bisschen besser.

      »Ich könnte fast deine Mutter sein«, erwiderte sie.

      »Aber nein, Sie sind doch jung, und alle in der Bierquelle mögen Sie!«, sagte er errötend. Seine Stimmung wurde immer besser. Es sah so aus, als wenn das, was ihm passiert war, vielen passierte. Und außerdem war es schön, mit einer richtigen Frau hier im Romanischen Café zu sitzen.

      Gisela Kloppke bestellte zwei Cognac und prostete ihm zu. »Auf eine neue schöne Liebe, Johnny!«

      »Auf eine neue Liebe!«, erwiderte er mit belegter Stimme. Nachdem er den Cognac getrunken hatte, fühlte er sich fast beschwingt. Es war ein warmer Sommerabend, er hörte die Menschen an den Nebentischen wispern, und mit der einbrechenden Dunkelheit hatte er nicht mehr das Gefühl, einsam und verlassen zu sein. Die Laternen gingen an und bildeten zum Kurfürstendamm hin eine gleißende Kette funkelnder Diamanten. Er hörte nebenan ein Pärchen flüstern und sah gegenüber einen jungen Mann mit einem Photoapparat hantieren.

      »Nun erzähl doch mal, wie es dir heute beim großen Aschinger ergangen ist!«, sagte Gisela Kloppke und hörte nicht auf, seine Hand zu streicheln.

      »Der Fritz Aschinger scheint ein guter Chef zu sein. Sie werden es nicht glauben, er hat mich heute bereits einmal gelobt!«

      »Du kannst mich jetzt ruhig duzen. Wir arbeiten ja nicht mehr zusammen und sind jetzt nur noch gute Freunde.«

      »Gerne. Ich fand dich ja vom ersten Augenblick an sympathisch. Und den Spitznamen verdanke ich auch dir«, fügte er verschmitzt hinzu.

      »Du hast dein Glück gemacht, Johnny. Komm, ich habe zu Hause noch ein Fläschchen Sekt, und nach ein paar Gläschen hast du deinen Kummer vergessen. Es ist nicht weit, gleich bei der Spichernstraße.«

      Sie wollte zahlen, aber Sebastian hatte längst gelernt, was ein Mann von Welt und Kavalier zu tun hatte, drückte ihr Portemonnaie weg und reichte dem Kellner das Geld.

      »Danke, mein Bel-Ami!«, sagte Gisela Kloppke lachend. Sie hakte sich bei ihm unter, und sie gingen in schnellen Schritten zur Spichernstraße. Es waren noch immer viele Menschen unterwegs, und aus den geöffneten Türen der Lokale hörten sie die Gäste lachen und im Hintergrund die hohen Stimmen der Comedian Harmonists.

      Gisela Kloppke drückte sich an ihn, und plötzlich sah er in ihr nicht mehr die Kollegin und Kaltmamsell, sondern ein attraktives weibliches Wesen. Ihre Hüfte, die sich an ihn drängte, war weich, und er sah verstohlen auf ihren großen Busen, der unter der Bluse hin und her wogte. Er empfand nun die gleiche Erregung, die ihn befiel, wenn er Uschis Haut berührte. Sie gingen die Spichernstraße hinunter und in eine Seitenstraße und kamen zu einer typischen Berliner Mietskaserne.

      »Hier ist es. Nichts so Dolles wie der Ku’damm!«, kommentierte sie.

      Im Flur roch es nach Kohl. Sie stiegen drei Etagen hoch. Außer Atem zog sie den Schlüssel heraus und öffnete die Tür. »Bitte achte nicht auf die Unordnung, ich habe keinen Besuch erwartet.«

      »Wieso hattest du heute frei?«, fragte er, während sie die Standlichtlampe anmachte. Es war eine gemütlich eingerichtete Wohnung. Nichts Großartiges, aber sehr anheimelnd. Ein breites Sofa, ein kleines Tischchen mit zwei Stühlen und ein Vertiko.

      »Ick habe mir freinehmen müssen, weil ick bei Jericht war. Der Kerl is mir noch immer den Unterhalt schuldig. Aber es wird nüscht dabei herauskommen. Er behauptet, keine Einkünfte zu haben – aber wovon lebt er dann? Ick will, det der Kerl blutet. Frauen können sehr rachsüchtig sein, Johnny!« Sie hatte, als sie sich seinen Kummer anhörte, Hochdeutsch gesprochen und fiel nun wieder in den Berliner Dialekt. Aufgeregt mit der Hand wedelnd, ging sie in die Küche und kam bald mit einer Sektflasche und zwei Gläsern zurück. »Is een Henkel. Wat Jutes! Hab ick schon ne janze Weile stehen. So, nun machen wir es uns erst einmal jemütlich. Setz dir aufs Sofa!« Sie öffnete die Flasche mit einem sanften Plopp, aber ohne etwas zu verschütten, und goss die Gläser voll. »Prösterchen, Johnny!«, sagte sie mit funkelnden Augen. Als sie getrunken hatten, füllte sie sofort nach und rückte auf dem Sofa näher an ihn heran. Er spürte ihre Schenkel an seiner Seite und die Wärme, die sie ausströmte, und trank hastig das zweite Glas leer. »Ick habe dir von Anfang an jemocht, meen Johnny«, sagte sie und nahm seine Hand und drückte sie.

      »Ich mochte dich auch sofort.«

      Sie rückte ihm noch näher und legte seine Hand auf ihren wogenden Busen. »Willst du gut zu mir sein, Johnny?«

      Er nickte, sah sie an und schluckte. Ihre blauen Augen bettelten um Zärtlichkeit.

      »Erzähl mir, was deine Freundin mit dir gemacht hat.«

      »Nichts, wir haben nichts gemacht«, stammelte er.

      »Hast du ihre Brüste anfassen dürfen?« Er nickte. Sie nahm seine Hand und drückte sie kräftig auf ihre Brüste. »So?« Er nickte wieder, und sie öffnete die Bluse und schob seine Hand unter ihren Büstenhalter. »Streichle mich!«, sagte sie, und er tat es. »Hat se dir auch hier anjefasst?« Sie legte ihre Hand auf seinen Hosenstall und drückte ihn.

      »Ja, das hat sie gemacht.«

      »Hat sie ihn herausgeholt?«

      »Ja«, sagte er atemlos, und sie öffnete seine Hose und schob die Unterhose beiseite, holte ihn heraus und umfasste ihn mit ihren weichen Händen. »Hat sie es so gemacht?«

      »Ja, genau so.«

      »Aber das hat sie vielleicht nicht gemacht«, flüsterte sie und beugte sich zu seinem Schoß und nahm sein Glied in den Mund. Ihr Kopf hob und senkte sich, und ihm wurde fast schwarz vor Augen.

      »Das ist so schön«, keuchte er.

      »Aber das ist erst der Anfang, Johnny«, sagte sie. »Komm ins Schlafzimmer!«

      Sie zog ihn hoch und ging mit ihm ins Schlafzimmer, streifte den Büstenhalter ab und rief: »Nun mach doch, zieh dich aus!«

      Hastig knöpfte er sich das Hemd


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