Tatort Bodensee. Eva-Maria Bast
Читать онлайн книгу.keine Chance haben. Dazu habe ich in den letzten Jahren schon viel zu viel Geld und Überlegung in eine mir immer drohende Flucht ins Ausland gesteckt. Wenn Sie sich fragen, weshalb ich Ihnen dies alles geschrieben habe, so kann ich Ihnen nur – ohne mich von eigener Schuld freisprechen zu wollen – sagen, dass Hefter einen Großteil der Verantwortung für all die hier geschilderten Vorgänge trägt. Nachdem er mir die Gesamtverantwortung zugeschoben und mir außerdem mit Mord gedroht hat, ist es nun an der Zeit zurückzuschlagen. Sie werden mich nie mehr wiedersehen!« Unterschrift: »Markus Wälder, unbekannt verzogen«.
Horst drückte auf die Hupe seines Wagens: Wann gab der Schleicher da vor ihm endlich die linke Spur der Autobahn frei? Fluchend betätigte er die Lichthupe. Hoffentlich war Protnik ebenfalls schon unterwegs. Sie würden sich auf jeden Fall zuallererst den Tauchlehrer schnappen und ihn ordentlich unter Druck setzen. Das war seiner Meinung nach ihre einzige Chance.
Na endlich! Der Kerl vor ihm wechselte auf die rechte Seite und Horst drückte das Gaspedal voll durch.
31
Mit quietschenden Bremsen stoppte Horst seinen Wagen vor der Basis der »Devil Divers« in der Nähe des Konstanzer Fährhafens. Hastig zog er die Handbremse an und schaute sich um. Von Protnik noch keine Spur, ebenso wenig von Förster, einem Angestellten oder einem Kunden der Tauchbasis. Horst blickte auf die Uhr am Armaturenbrett. Na ja, kein Wunder. Es war gerade 14 Uhr – immer noch Mittagspause. Und die dauerte bei den »Devil Divers« – er registrierte es mit einem leisen Fluch auf den Lippen – bis 16 Uhr. Mist! Was jetzt?
Er zog das Handy aus der Tasche und wählte Protniks Nummer. Nach dem dritten Klingeln meldete sich der, kaum verständlich vor lauter Nebengeräuschen, aus dem Auto.
»Protnik, wo steckst du denn?«
Die Stimme war wirklich kaum zu verstehen, entweder befand sich Protnik gerade im Funkschatten oder aber er drückte gerade so heftig aufs Gas, dass die Funksignale fast nur noch zerhackt im Handy ankamen, dieses Phänomen hatte Horst bei Geschwindigkeiten jenseits von 160 Stundenkilometern schon häufiger erlebt.
»Horst! Du, tut mir leid, ich bin gleich hinter Ulm in einen Mega-Stau geraten! Jetzt bin ich grade kurz vor Stockach!«
»Ach, du große Güte!« Horst war alles andere als erbaut darüber, dass sein Kollege mindestens noch ei-
ne halbe Stunde auf sich warten lassen würde. »Und jetzt?«
»Jetzt mach du mal halb lang und warte auf mich! Hast du verstanden?« Tatsächlich war Protnik so gut wie nicht zu verstehen.
»Sputnik, ich kann dich kaum verstehen! Also, komm so schnell wie möglich, ich mach Schluss jetzt, okay?« Horst drückte auf den Aus-Knopf und schob das Handy zurück in die Tasche. Was nun? Auf keinen Fall würde er sich hier die Füße in den Bauch stehen und einfach nur die Zeit totschlagen. Nein! Mit einem Mal kam ihm ein Gedanke. Ja, das würde er jetzt tun, das konnte auch nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr los in Richtung Grenzübergang nach Kreuzlingen.
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