Die Sterne in uns. Jan Corvin Schneyder

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Die Sterne in uns - Jan Corvin Schneyder


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auch wenn niemand danach fragt. Ich geb´s zu, auch wenn das gemein ist. Ja, manche von uns mögen eben keine viel zu kleinen …

      Etwas knallte an die Tür.

      Der Schreck ließ mich nach hinten springen, und alle völlig absurden Gedanken und Erinnerungen waren sofort fort.

      Hatte jemand etwas geworfen oder dagegen geschlagen?

      Selbst wenn es eine Axt wäre, käme man durch die verschlossene Tür des Kommandoraums mit bloßen Händen oder Handwerkszeug nicht hindurch.

      Das war keine Sperrholzplatte.

       Keine Angst vor Äxten! Ich hab doch einen Searer!

      Es knallte wieder.

      Und ich denk an Schwanzgrößen statt mir einen Plan zu überlegen. Echt super. Total vorbildlich.

      Der Searer lag schon länger in meiner rechten Hand, aber ich würde auf keinen Fall grundlos die Tür schmelzen.

      Es knallte wieder.

      Gut möglich, dass da wirklich einer hackte.

       Bisschen sehr irre, oder?

      Ich entschied mich, es langweilig zu finden, tastete mich zu meinem Kommandostuhl und setzte mich wieder.

      Ich legte die Füße auf die Konsolen vor mir und ließ das nur sehr unregelmäßig erklingende Hacken über mich ergehen.

      Nach etwas mehr als fünf Minuten verschwand es und ich fragte mich, ob das wirklich ein Mensch gewesen war.

      Wer bitte hackte so langsam?

       Wer braucht so lange, um auszuholen?

       Ein Opa von 120 Jahren?

      Und wer würde es so oft ausprobieren, wenn jedem normalen Menschen nach drei Schlägen klar sein muss, dass man so nicht durch die Tür kommt? Eine naive, dumme, böse Kinderintelligenz? Als nächstes kam dann wohl der Angriff der Plastiklöffel.

       Plastiklöffel? Möchte mal wissen, wie meine Denk-Krankheit eigentlich heißt. Was macht man dagegen? Soviel Erfahrung und Ausbildung, und nützt alles so wenig. Halluzinationen?

      Es hämmert. Man sitzt im Dunkeln auf seinem Stuhl und weiß, dass der Idiot nicht reinkommt, egal wie viel er hämmert. Falls es einen Idioten gibt.

      Aber er mochte ja auch einen Searer haben. Warum hatte er ihn dann nicht benutzt?

      Die Stille danach gefiel mir allerdings auch nicht.

      Ich war wirklich nicht mehr leicht zufriedenzustellen.

      Ich raffte mich schließlich auf tastete mich zu allen Konsolen in Reichweite.

      Sie waren schlichtweg platt, offline, nutzlos.

      Da tat sich nichts.

      Also runter auf die Knie, Schutzplatten knapp über dem Fußboden abmontieren, und … naja, und dann?

      Ich hatte ja nicht mal eine fucking Taschenlampe!

      In den Kabelkanaleingeweiden hätte es wenigstens ein bisschen leuchten müssen. Leichte Entladungen, Farbspiele, prismatisches Funkeln. Was Stromstärken dieser Intensität eben manchmal so auslösten. Kontrollkreise und Blink-Lighties hätten gelb und grün flackern müssen.

      Taten sie aber nicht.

      Die Struktur unter der Struktur war weg? Dann war die Sache nicht abgeschaltet, sondern gekappt worden.

      Hardware statt Software.

      Und das sollte alles Andrew getan haben?

       Some things seem to be very strange in here!

      Also nicht in einem schwarzen Escape Room, der bekanntlich keiner war, sondern in dieser verdammten Anlage.

      Die Nacht würde lang werden, aber jetzt, da ich nicht mal mehr ahnen mochte, ob es Andrew war, wollte ich erst recht nicht mehr rausgehen.

      Ich war irgendwann eingenickt und dann kurz panisch, als ich erwachte. Aber ich hing wieder in meinem Kommandosessel, wie ich schnell feststellte, und meine Füße lagen auf der Querkonsole.

      Wie lange hatte ich geschlafen? Blablabla! Sinnlos, darüber nachzudenken. Weiß man eben nicht. Irgendwas zwischen einer und vier Stunden, schätzte ich. Der Rest ist Film oder albernes Buch. Als ob man gleich wüsste, was los ist, wenn man verknautscht aufschreckt! Ich wusste immerhin, wo ich war, warum ich dort war und was ich war. Wer das ständig abstreitet, erzählt Fantasy-Scheiß, aber nicht die Wahrheit.

      Ich hatte früher mal überlegt, ob ich Bücher schreiben soll, aber die Versuche waren richtig mies gewesen. Das eigene Zeug hatte mir Schamesröte ins Gesicht getrieben, also hatte ich es schnell wieder gelassen.

      Meine Verwirrung des Schlafs und der Dunkelheit verflog rasch. Der Kopfschmerz kam leider nicht von Alkohol. Manchmal tat er das, heute nicht.

      Ich kratzte mich am rechten Knie und nahm die Füße von der Konsole. Die Kniekehlen waren zu lange durchgedrückt worden. Es tat ein bisschen weh und kribbelte. Das war so eine unheilvolle Mischung aus eingeschlafenen Beinen und Schmerzen im Knie. Unheimlich angenehm.

      Ich hätte weder schnell aufspringen noch weglaufen können in dem Zustand. Dabei gab´s in der Ausbildung tatsächlich Instruktionen zum Campieren im Feld. Also so nannten die das. Die meinten Schlaf im Kampf. Für die ST war das meistens eher nicht auf einem Schlachtfeld unter freiem Himmel. Und man sollte sicher nicht im Kommandosessel mit den Beinen auf der Lehne schlafen, eher flach auf dem Boden. Aber wozu? Ich war eingeschlossen. Anscheinend hatte der, die oder das Täter in den letzten Stunden nichts Lautes angestellt, sonst wäre ich ja wach geworden. Ich war noch da, es war nicht bei mir. Soweit so göttlich toll.

      Trotzdem ging es mir nach dem Schlaf körperlich nur ein klein wenig besser als vorher, dafür war das allgemeine Wohlbefinden nun vollständig im Eimer.

      Ich hätte gern lange geschlafen, in Ruhe und Frieden und in einem Bett, nicht in Uniform, nicht am Arbeitsplatz.

      Allein zu schlafen war okay. Mir war nicht jegliche Art von Beischlaf recht. Schon verdammt lange nicht mehr.

      Ich dachte an Stan. An Jill. An alle möglichen merkwürdigen Menschen, die nicht bei mir waren.

       Hilft nichts. Heul nicht! Alle Systeme ausgefallen. Luft okay, genug Sauerstoff drin. Ist die Lüftung auch aus? Wahrscheinlich. Wie spät ist es?

      Ich hatte Durst. Hier drin gab es absolut nichts, und das würde bald ein Problem werden. Meine Ausrüstung: eine Schusswaffe. Nichts zum Tendrieren, also Scannen dabei. Kein Calculator, den man etwas hätte fragen können.

      Nur mich.

       Nicht mal eine verdammte Uhr!

      Es mochte um die frühen Morgenstunden sein, vielleicht fünf oder sechs Uhr.

      Ich sah mir die Tür noch einige Minuten länger an, ohne mehr als ihre dunkelgrauen Konturen und die minimalen Spalten schimmernden, nebelhaften Lichts außen herum in Ansätzen zu erkennen.

      Dann stand ich auf und strich meine Uniform glatt.

      Ich fand es unwürdig, weiter zu warten.

      Mit einer raschen Bewegung öffnete ich die Tür.

      So sehr der Wunsch nach absoluter Sicherheit gekommen war, so schnell war er nun auch wieder gegangen.

      Manche Menschen funktionieren so.

      Auch ich funktioniere manchmal so.

       Nennt man das sprunghaft oder entscheidungsfreudig?

      Ich sah mich um.

      Der Korridor war nicht vollgeschleimt, zerkratzt, oder gar mit Blut beschmiert, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass irgendjemand oder irgendetwas mehrmals darin herumgeschnüffelt hatte, während ich schlief.

      Es


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