Demenz in der Lebensmitte. Hanns Sedlmayr

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Demenz in der Lebensmitte - Hanns Sedlmayr


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beenden wir den Tag.

      Meine Mutter ist verreist, und ich veranstalte eine Party. Fides bringt ihre Freundin Friedl mit und kommt zusammen mit Angelika, einer Freundin von mir aus Kindertagen, im betagten VW aus München. Wir feiern im Keller. Es wird wild getanzt. Im Waschraum heizen wir den Waschkessel, der nicht mehr in Betrieb ist. Das erzeugt einen Nebel. Im Waschraum steht auch ein altes, ausrangiertes Sofa. Ein idealer Schmuseplatz. Fides und ich lassen uns darauf nieder. Leider kommt auch Friedl hinzu. Wir liegen zu dritt, im dichten Nebel, auf dem Sofa. Ich küsse Fides. Nach dem zweiten Kuss bedeutet sie mir, ich müsse auch ihre Freundin küssen. Nach einigem Zögern küsse ich beide Mädchen abwechselnd.

      Friedl behauptet hinterher, ich würde küssen wie ein Nussknacker.

      Auf der Heimfahrt, im Morgengrauen, verunglücken die Mädchen. Der VW hat abgenutzte Reifen und Angelika nahm eine Kurve zu schnell. Das Auto landet in einer Wiese. Fides bricht sich das Schlüsselbein und muss ins Krankenhaus. Die beiden anderen Mädchen bleiben unverletzt.

      Ich besuche sie im Krankenhaus. Sie ist blass. Ich treffe kurz auf ihren mürrischen Vater.

      Mit Beginn des Frühlings, nach langen Verhandlungen, ist sie willens, ihre Jungfern Schaft zu beenden. Ort des Geschehens ist die Friedrich-Herschel-Straße. Hier befindet sich das Zimmer, in dem ich immer am Mittwoch übernachte.

      Wir ziehen uns gleichzeitig aus. Als ich nackt bin, schaue ich zu, wie sie blitzschnell BH und Slip auszieht und unter der Bettdecke verschwindet. Ich komme bei der Schnelligkeit nicht dazu, ihre Nacktheit zu betrachten.

      Ich hatte einen Ratgeber konsultiert, wie man am besten bei einer Entjungferung vorgeht. Dort wurde die Missionarsstellung vorgeschlagen, mit einem Kissen als Unterlage und die Beine der Dame um den Hals des Mannes. Ich schlage diese Stellung vor und wir schreiten zur Tat.

      Vorher lege ich noch ein Präservativ an und befeuchte es mit meiner Spucke.

      Die etwas ungeübte Einnahme unserer Positionen erlaubt mir erstmals den Blick auf das weibliche Geschlecht.

      Gerne hätte ich vorher ihr Geschlecht geküsst, ich traue mich aber nicht.

      Fides ist eifrig bei der Sache und wild entschlossen, ohne weitere Umwege ihre Jungfern Schaft zu beenden.

      Ich bemühe mich, mein Glied einzuführen. Sie schreit beim ersten Versuch sofort vor Schmerz auf. Auch mir tut es weh. Ich zog das Präservativ zu eng an und befeuchtete es zu wenig.

      Nachdem wir beide aber entschlossen sind, die Sache erfolgreich zu beenden, nehmen wir die Schmerzen tapfer in Kauf. Mein Glied ist inzwischen stark angeschwollen. Ich erkenne es kaum wieder, so hat es noch nie ausgesehen. Selbst durch das Präservativ kann man sehen, dass es bläulich verfärbt ist.

      Ganz plötzlich hört bei mir der Schmerz auf. Mein Glied ist in der Vagina. Fides macht ein schmerzverzerrtes Gesicht. Ich bin aber nicht mehr zu bremsen und versuche tiefer einzudringen. Ein mir bisher unbekanntes Lustgefühl ergreift mich. Sie windet sich vor Schmerzen. Ich achte aber nicht darauf, presse mit meinen Schultern ihre Beine noch weiter auseinander und stoße mein Glied vor und zurück. Ich hätte dieses Lustgefühl gerne bis in alle Ewigkeit genossen, aber schon bald ergießt sich mein Samen. Sie ist eingeklemmt und bittet mich flehentlich, mein Glied aus ihr herauszuziehen. Ich lasse mir Zeit: Das Gefühl, in ihr zu sein, ist zu wonnevoll.

      Als ich mein Glied herausziehe, nimmt sie ihre Beine von meinen Schultern, steht auf und geht ins Bad.

      Ich bekomme Angst, dass ich sie verletzte und folge ihr.

      Als ich die Tür zum Bad öffne, steht sie in der Badewanne. Ich sah sie noch nie nackt aufrechtstehend. Zum ersten Mal kann ich die wunderbaren Proportionen ihres nackten Körpers bewundern: ihre wohlgeformten Beine, ihre schmalen Hüften, ihren herrlichen Busen, ihre makellose Haut, ihr zartes Gesicht, ihre dichten Haare.

      An ihren Schenkeln läuft ein kleiner roter Blutstrahl herunter. Dieses Bild brennt sich in mein Gedächtnis ein. Sie ist jetzt eine Frau, meine Frau. Meine Liebe schäumt über. Meine Knie tragen mich nicht mehr. Ich fürchte, ohnmächtig zu werden und muss mich an die Wand lehnen.

      Ich versuche, nun jede Woche sie zu überreden, mit in die Friedrich-Herschel-Straße zu kommen. Sie weigert sich aber. Erst Wochen später, kann ich sie wieder dazu überreden.

      Die Architekten verlassen das Büro oft erst spät und kommen auch am Wochenende. Der einzig wirklich sichere Tag ist der Samstagabend.

      An so einem Samstagabend finden wir uns wieder in der Friedrich-Herschel-Straße ein. Beim Eindringen in die Vagina hat Fides wieder Schmerzen. Für mich ist es lustvoll.

      Sie darf nicht nach Mitternacht nach Hause kommen. Wir sind gerade wieder angezogen und hatten das Bett gemacht, als die Tür aufgeht und der Hausmeister in der Tür steht. Ich denke, er hatte uns kommen sehen und solange gewartet, bis er sicher war, uns im Bett anzutreffen. Er ist sichtlich enttäuscht.

      Es ist jetzt schwer, sie in die Friedrich-Herschel-Straße zu lotsen. Manchmal gelingt es aber doch. Wir schleichen uns dann, ohne Licht zu machen, in das Büro. Wir gehen immer in das Zimmer mit dem Bett und dem Bad, im hinteren Teil des Büros. Unsere Liebesakte sind nur für mich lustvoll, für sie jetzt zumindest schmerzfrei. Ich habe gelernt, wie man ein Präservativ richtig anlegt und befeuchtet.

      Fides muss für das Abitur lernen.

      Ich mache nur das Nötigste für die Schule und lese viel.

      2009 Leben mit der Krankheit

      Als Fides nach der Behandlung in der Psychiatrie wieder nach Hause kommt, ist ihr Gesicht nicht mehr leer und gefühllos. Sie empfindet Dankbarkeit für Zuwendung.

      Ich unterdrückte jahrelang meine Gefühle. Ich bin beruflich und privat gescheitert. Unsere Töchter lösten sich von der Familie. Meine Frau war jahrelang ekelhaft und bösartig.

      Ich nehme die Veränderung war, aber sie finden keinen Eingang in mein Gefühlsleben. Ich habe keines. Ich bin eine Maschine, die unter äußerster Anstrengung versucht, wieder wirtschaftlich auf die Beine zu kommen.

      Zweimal in der Woche kommt zu meiner Frau eine Ergotherapeutin. Beim ersten Mal finde ich sie nett, beim zweiten Mal noch ein bisschen netter, und so weiter.

      Sie hat dichte, dunkle und lockige Haare, breite Augenbrauen, eine Nase mit einem winzigen Grübchen auf der Nasenoberseite, einen zarten Busen und schlanke, schön proportionierte Beine.

      Ich spreche sie mit ihrem Vornamen, Valerie, an und sieze sie natürlich.

      Sie steht in der Mitte und ich am Ende des Lebens.

      Uns trennt ein Altersunterschied von dreißig Jahren.

      Valerie ließ den Autoschlüssel stecken und sperrte sich aus. Wir fahren zusammen zu ihrer Firma, um den Ersatzschlüssel zu holen. Beim Abschied erklärt sie mir, ich hätte jetzt etwas gut bei ihr. Ich lade sie ein, mit mir auszugehen.

      Valerie kommt aus einer Kleinstadt in Unterfranken. Sie lebt erst seit kurzer Zeit in München und hat noch keinen Freundeskreis.

      Wir gehen zusammen aus. Wir machen unter der Woche ein Picknick in einem Park in der Nähe ihrer Wohnung. Sie nimmt mich anschließend mit nach Hause. Ich ziehe sie auf meinen Schoß und küsse sie. Ich darf die Nacht bei ihr bleiben.

      Am Morgen, beim Verlassen ihrer Wohnung, begegnen wir einem Hausbewohner. Valerie schämt sich für ihren alten Liebhaber.

      Die folgenden Wochenenden kommt Valerie am Freitagabend zu mir und bleibt bis Montagmorgen.

      Sie kommt direkt von der Arbeit und parkt in der Nähe meines Büros. Valerie ist immer ein wenig scheu, wenn wir uns nach einer Woche erstmals wiedersehen. Wir umarmen uns nicht. Sie lächelt mir befangen zu, wenn sie bei mir einsteigt. Ich greife immer nach ihrer Hand und drücke sie fest und halte sie noch eine Weile. Ihr Anblick berührt mich. Ich mag ihre Zurückhaltung und freue mich darauf, dass unsere Vertrautheit wieder wächst.

      Sie erzählt, was sie die Woche über bewegt hat.

      Valerie macht Hausbesuche bei überwiegend dementen Patienten. Manchmal


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