Ja, so ist das Leben, eben.. Erik Kejser

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Ja, so ist das Leben, eben. - Erik Kejser


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Siemens Erholungsheim. So zirka eine Stunde vor Mitternacht, wieder einmal alles angesoffen, wofür ich absolut kein Verständnis hatte. Als der Heimverwalter meine Mutter umarmte, (auf der rechten Titte, was sie bis heute bestreitet), reichte es mir.

      Ich warf mich in meine „Schidress“ und zog meine, zwar gebrauchten, ersten Schnallenschischuhe an. Selbstverständlich in eigenhändig geputzten schwarzen Leder. Ich holte meine brandneuen Metallschi (Blizzard Fan, mit denen ich noch berühmt werden sollte) aus dem Skikeller und stapfte durch den nur vom Mondschein erhellten Schnee.

      Jeder fragt sich jetzt natürlich, wie wird der Trottel mit seine deppaten Schi berühmt?

      Und zwar so. Einige Jahre später, Handelschuleschikurs. Meine Ski, kampferprobt, aber ziemlich zerkratzt, gedachte ich zu renovieren. Ich borgte mir eine Schleifmaschine aus und schliff das noch verbliebene Firmenlogo ab, dass nur die silbermetallice Oberfläche übrig blieb. Anschließend überzog ich sie mit einem Klarsichtspray.

      Perfekt. No Name Ski. Sicher die einzigen auf der ganzen Welt.

      Man muss dazu sagen, es war die Zeit als Karl Schranz bei den Olympischen Spielen wegen Werbung gesperrt wurde.

      Als ich bei meinen Klassenkameraden damit aufkreuzte, waren sie die Sensation. Warum, wie viel und außerdem und überhaupt.

      Blödes Volk. Apropos Blödes Volk. Ich stapfe ja immer noch durch den Schnee zur nächstgelegen schräg‚n Wies‚n.

      Zwanzig Zentimeter Neuschnee, Mondlicht, und das blöde Volk säuft und feiert. Um zwölf Uhr im Feuerwerksschein Schifahren. Traumhaft.

      Es wird wieder wärmer. Ich mache mir Gedanken bezüglich meines Sommeroutfits. Beim Schöps auf der Simmeringer Hauptstraße werde ich fündig. Ein lila T-Shirt mit Knopfleiste. Ich probiere in der Umkleidekabine, - sharp dressed Men. Auf dem Weg zu Kassa erblicke ein Designerstück in Rosa. Mein Weltbild gerät ins Wanken. Kein Geld mehr, welches nehmen? Ich probiere das Rosa in der Kabine und Gott Vater schickt mir eine Eingebung. Ich ziehe das lila T-Shirt sorgfältig drüber und bezahle bei der Kassa. Das die Damen nichts gecheckt haben erscheint mir heute unglaubwürdig, aber der liebe, klane Bua. Angeblich ahmen heute Millionen Ladendiebe meinen Trick nach.

      Eigentlich war ich ein Frauenhasser. Ein Damenabfahrtslauf im Fernsehen brachte mich dermaßen in Rage, dass ich nur knapp einer Tachtel meiner Mutter entkam: „Weiber können nicht Skifahren!“ Und außerdem und überhaupt.

      Heute als „greiser“ Mann, gehen mir die „Weiba“ eigentlich schon wieder am „Oasch.“

      Das erste Mädchen, für das ich eine undefinierbare Sympathie empfand, lernte ich auch in Waldegg/Wopfing kennen. Evelyne R., lange blonde Haare, nett, bildschön und zwei Zentimeter größer als ich. (Das blieb leider so. Wenn ich sie heute vielleicht noch einmal treffen sollte, - hoffentlich nicht.)

      Sie saß tagsüber einsam vor dem Radio und wusste mit sich selbst nichts anzufangen.

       Ich, außer Schifahren auch nicht. Also fasste ich allen Mut zusammen, ich war damals ungefähr zwölf und sprach sie an: „Hallo.“ Freundlich kam es zurück: „Hallo.“

      Da wusste ich: Du hast gewonnen! War doch gar nicht so schwer. Wir spielten Tischtennis, machten Rodelpartien. Ich verzichtete aufs Schifahren! So fängt jeden Mannes Untergang an.

      Aber wir fühlten uns seltsam von einander angezogen. Ich spielte im Geiste sämtliche Variationen, wie ich sie am besten küssen könnte durch. Doch es ergab sich keine richtige Gelegenheit. War eben kein Universal Picture Film, in Farbe und Cinemascope. Scheiße.

      Aber sag niemals nie. Zum Abschied machten wir einige Schwarz-weiß Bilder und konnten uns beim Abfahrtstrubel nicht einmal verabschieden.

      Das war`s also. Nau wirklich nicht. Mein Freund Gerhard B. erzählte mir, ich fünfzehn, er siebzehn, mit Absicht, ganz beiläufig, er hätte eine neue Freundin die gut ficken könne. Ha, Ha, wer`s glaubt.

      Eines Tages gestresst vor lauter Langweile besuchte ich ihn.

      Die Türe nicht versperrt, wie immer, betrat ich in die Altbau-Erdgeschoß vierzig Quadratmeterwohnung. „Gerhard?“

      „Kum glei.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich öffnete die Wohnschlafzimmertüre. Sie die Füße in der Höhe, der Kerl steckte wirklich. Nach fünf Minuten. Aueöööö. Leicht verschwitzt, ohne G`wand kamen sie heraus. Sie, ein Zombie wie man ihn selten sieht: „Ich kenn‘ dich, du bist der Erich. Das nächste Mal neh’m ich meine Schwester mit.“ Da ich mit Zombies nichts am Hut hatte, dachte ich mir nur, Herr lass diesen Kelch an mir vorüberzieh’n.

      Doch ich wurde angenehm überrascht. Die Schwester war die bildhübsche Evelyn, die Urlaubsbekanntschaft aus dem Siemenserholungsheim in „Wopfing“.

      Ich war damals schon ein recht smarter Typ und als sie mich sah, war die Anziehungskraft beinahe spürbar, uns trennten lediglich zwei unbedeutende Zentimeter. Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben zu wachsen. Das lange Luder muss sich noch mehr angestrengt haben.

      Aber mit mir nicht. Zum Abschied fasste ich sie an den Schultern und drehte sie zur abschüssigen Seite des Gehsteiges. Dann schmuste ich sie nieder. Sie war das genaue Gegenteil Ihrer Schwester, aber sie war mit voller Hingabe dabei. Na, ja, darauf hat sie auch drei Jahre warten müssen.

      Sie war wirklich ein tolles Mädchen, leider verlor ich sie aus den Augen. Aber ich habe noch Hoffnung. Da die alten Weiber bekanntlich „In die Erde wochs`n“, vielleicht treffe ich sie im Altersheim.

      Mit vierzehn, dem Mick Maus Alter entwachsen, musste ich es mir eingestehen: Alles dreht sich um die Weiber. Viel Geld, gut aussehen, Auto, Motorrad, bei einer Band spielen, alles nur zu dem einen Zweck – einer schönen Frau zwischen die Füße greifen zu können.

      (Heute mach ich das ganze für mich selber. Einen Sohn habe ich schon und langsam werde ich hässlich.)

      Eigentlich habe ich diesen Aufwand nur getrieben, um Nachwuchs zu bekommen, der es leichter als ich im Leben hat. Dieser schnupft das Kokain dann sicher unzenweise. Na ja, wenigstens bekommt er nicht ungerechtfertigte Schläge vom Schicksal, Vater, etc. Auf jeden Fall lebe ich in ihm, ein bisschen weiter.

      Blödsinn. Vielleicht ein klein wenig in den Genen?

      Musikalisch kommt der große Durchbruch. Ich kaufe von Gerhard, dem Ripperl, eine Wandergitarre, die er bei den Pfadfindern gefladert hat, um satte einhundert ÖS.

      (Der Name Ripperl, entstand aus dem Dialog - Gerhard du Ba (Bein), Ripperl wenn ich bitten darf ! ) Das alte Tonband meines Vaters funktionierte ich zum Verstärker um, Mikro in den Gitarrenkorpus und das Ding pfeift wie Sau. Am Sonntagabend liege ich auf dem Kofferradio, einen Polster über den Schädel und lausche Hitparade und versuche sie auf der Gitarre nachzuäffen. Mit mäßigen Erfolg.

      Die „Musikbox“ um Drei auf Ödrei hat progressive Melodien, aber die spielen in einer anderen Gitarrenliga. Im Arenbergpark spielen einige, aber die wenden sich ab, damit man ihnen ja nichts abschauen kann. Ich playe oft drei Stunden, trete aber auf der Stelle, ohne es zu merken. Das sollte sich erst änderte als ich einen gewissen Manfred, Künstlername Alvin Woodcock (Albert“ Waldschnepfe“) kennen lernen sollte.

      Aber vorher ging ich noch in einen Club. Der Club für Dich. Eigentlich als Rekrutierungsanstalt für Jungsozis geplant, entwickelte er bald ein Eigenleben. Jeder im Alter so um die vierzehn bekam die Werbebroschüre der Sozialisten. Nau, schau mas sis hoit au, am Fiakerplatz, im Dritten Bezirk. Wir waren angenehm überrascht, nach kurzer Begrüßung wurden die Fenster abgedunkelt und die Sozihausband begann zu spielen und gar nicht so schlecht. Endlich konnte ich mir etwas abschauen, das ich einen der Jungs gefragt hätte, ob er mir etwas zeigen könne, war ich mir zu stolz, ich erzählte lieber den Mädels, ich spiele auch. Wir shakten uns weg, doch eigentlich warteten wir bis es noch dunkler wurde, denn da wurden die langsamen Lemodien gespielt. Man spürt sofort die Befindlichkeit der Dame.

      Das sich die heutige Jugend, das von der Plattenindustrie aus der Hand nehmen ließ, ist mir unerklärlich.

      Unsere Eltern bzw. die


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