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Читать онлайн книгу.Das Kind ist eine Perle. Sie hat in den ganzen Monaten nichts verlernt.
Als sie in ruhigem Schritt den Weg zurück zur Ranch reiten, brummt der Alte: „Morgen musst Du aber unbedingt mit John mal zur Johnson-Ranch. Wir haben dort geschuftet, wie die Irren, um Deine Ideen alle umzusetzen. Bin gespannt, was Du sagen wirst und ob Du zufrieden bist. Es kam uns alles so sinnlos vor, als Du weg warst, aber ich denke, Du wirst trotzdem begeistert sein. Die ersten Blökviecher sind auch schon da. Wir wissen nur noch nicht so richtig, was wir mit denen anstellen sollen und die fressen, Carol, Du machst Dir kein Bild davon, wie die fressen. Wie die Blöden!“
„Stimmt“, gibt Carol zu, „die fressen wirklich anders, wie ein Rind. Deshalb müssen sie ja auch jeden Tag ein Stück weitergetrieben werden, damit nicht die ganze Grasnarbe kaputtgefressen wird. – Wie steht es mit Hunden?“
Festus kratzt sich am Kopf. „Der Alte hat zwei schwarze Ungeheuer erworben. Die sind richtig unheimlich. Mit dem zottigen Fell sehen die beiden aus, wie kleine Teufel, aber sie sollen sehr wachsam sein.“
Carol schmunzelt: „Wenn es gute Hütehunde sind, sind sie aber bestimmt sehr lieb.“
„Das hat der Alte auch behauptet. Er meinte, denen könnte man bestimmt sogar ein Baby anvertrauen.“ Festus zuckt zusammen. Verdammt, warum musste er das mit dem Baby erwähnen. Er wirft seiner rothaarigen Begleiterin einen vorsichtigen Seitenblick zu, doch sie reagiert nicht auf die Bemerkung, lässt allerdings ihren Hengst angaloppieren.
Schweigend reiten die beiden Cowboys weiter und nähern sich rasch der Ranch. Festus mustert das Girl noch immer von der Seite. Sie ist wirklich reizend. Warum hat sie sich bloß keinen Jungen in ihrem Alter gesucht?
Der Mann gibt sich einen Ruck und fragt leise: „Sag mal, Mädchen, hast Du Dir das mit dem Heiraten auch gut überlegt? Du brauchst doch jetzt eigentlich nicht mehr, wo doch ...!“
Erstaunt lässt Carol Silky wieder in langsamen Trab fallen und blickt den alten, erfahrenen Cowboy aus ihren großen, grünen Augen an. „Du meinst, weil das Kind jetzt weg ist, soll ich mir die Heirat aus dem Kopf schlagen?“ Das Mädchen schüttelt das Haupt. „Seid ihr denn auf einmal alle bekloppt geworden? Ein Baby hat doch damit überhaupt nichts zu tun.“
Nachdenklich ruhen die grauen Augen des Alten auf dem Girl. „Na ja, man macht sich ja schon mal so seine Gedanken. Du und der Boss, ihr hattet mal einen schwachen Moment, aber Du bist doch noch so herrlich jung. Du hast noch so viel Zeit. Warum willst Du nicht noch ein paar Jahre warten? Vielleicht kommt mal ein junger, hübscher Märchenprinz, der Dich auf sein Traumschloss entführt. Du wirst doch erst achtzehn am Ende des Jahres. Du bist doch fast noch ein Kind. - Klar, der Boss ist schon ein imponierender Mann und er ist wohl auch von Anfang an ein wenig Dein Vorbild gewesen, dass konnte man immer merken. – Junge Mädchen schwärmen gerne für ältere Herren, die etwas zu sagen haben. Aber glaubst Du, dass es richtig ist, sich fest an so einen ‚älteren Herren’ zu binden?“
In Carols Augen erscheint ein seltsam kühler Ausdruck, den man von ihr nicht gewohnt ist. „Mein lieber Festus, zum einen geht es Dich gar nichts an, ob, wen und wann ich heirate. Zum anderen schwärme ich nicht für den Indian, ich liebe ihn und das ist ein Riesenunterschied. Ihr spielt alle auf das bisschen Altersunterschied an. Könnt ihr Euch eigentlich gar nicht vorstellen, dass ich überhaupt nicht bemerke, dass David etwas älter ist, als ich? In vielen Dingen ist er viel fixer, als Fess zum Beispiel. Außerdem ist er klug, aber nicht so klug, dass ich gar nicht mehr mithalten könnte. Und überhaupt, er gibt mir alles, was ich brauche. Er gibt mir Geborgenheit und sehr viel Liebe. Er hat einen guten Job, damit wird er eine kleine Familie schon prima ernähren können. Und dann kommt noch hinzu, dass er fabelhaft aussieht. Das bemerkt ihr Tölpel gar nicht, aber für mich gibt es keinen Mann, den ich vom Äußeren her attraktiver finde. Wir zwei sind doch ein wunderhübsches Paar und ich bin sehr stolz darauf, dass mich ein Mann wie David zur Partnerin gewählt hat. Ich brauche ihn, so, wie ich die Luft zum Atmen und Essen und Trinken zum Überleben brauche. Ich brauche David einfach als meinen Schutz gegen alle Unbilden des Lebens!“ Wütend knurrt sie: „Ach verdammt, wofür rechtfertige ich mich hier eigentlich vor Dir?“
Festus kratzt sich am Kopf. „Das klingt ja alles gut und schön, aber fast zu schön, meine Liebe. Wo hast Du das gelesen?“
Carols Lippen formen ein Schimpfwort, ohne dass sie einen Laut von sich geben.
„Weißt Du, Mädchen, seit Du weg warst, habe ich immer und immer wieder gegrübelt, wie es zwischen Dir und dem Boss zu einer solchen Beziehung kommen konnte.“
„Kann ich Dir sagen!“, giftet die junge Frau. „Ich wollte ihn, ich wollte ihn ganz und gar, mit Haut und Haaren und ich habe ihn, wenn ich ehrlich bin, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln verführt. – Und jetzt hör gefälligst auf, Dir meinen Kopf zu zerbrechen!“
„Ich mag Dich, Kleines und deswegen mache ich mir halt so meine Gedanken. Ich hatte immer Angst, dass sich zwischen Dir und John etwas Inzestuöses anbahnen könnte. Wenn ihr beide zusammen seid, ist grundsätzlich ein Knistern in der Luft, das absolut unnatürlich für Geschwister ist und Dein Bruder kann ein ganz schöner Leichtfuß sein. Der hätte dumme Sachen mit Dir gemacht, ohne nach dem Morgen zu fragen.“
„Und selbst wenn, wir hätten Dich nicht gebeten, uns die Lampe zu halten.“
„Na, na, nicht so heftig Carol. Ich weiß es ganz sicher, dass Dich John mehr liebt, als es für einen Bruder gut ist, deswegen ist es schon durchaus okay, dass Du mit einem anderen Mann ..., aber muss es ausgerechnet einer sein, der Dein Vater sein könnte? David wird in den nächsten Tagen vierzig und Du wirst erst in mehr als einem halben Jahr achtzehn. Kind, das sind zweiundzwanzig Jahre, das ist ein ganzes Leben!“
„Nein, das ist Bullshit! Hör mit dem Gesülze auf, sonst werde ich rappelig.“ Sie macht eine zornige Handbewegung. „Oder handgreiflich. Noch mehr von dem Schwachsinn und Du fliegst vom Pferd!“
Begütigend schaut der Alte die Kleine an. „Hast Du denn schon mal zehn oder fünfzehn Jahre weiter gedacht? Wenn Du süße Dreißig bist und Dein Mann auf die Sechzig zugeht?“
In Carols Kopf arbeitet es krampfhaft. Irgendwie purzeln hier Zahlen durcheinander, die sie nicht auf die Reihe bekommt. Sie ist verwirrt und versucht unter heimlicher Zuhilfenahme ihrer Finger Klarheit in das Durcheinander zu bringen. Drei und drei sind sechs, das ist klar, aber wenn sie Dreißig ist und David ist etwas mehr als zwanzig Jahre älter, dann muss das doch wohl genauso sein, wie drei und zwei und das ergibt fünf.
„Alles Mist!“, murmelt sie wütend über ihr eigenes Unvermögen mit Zahlen umzugehen, dann holt sie tief Luft und mault: „Du übertreibst gewaltig. Du machst David älter, als er ist. Ich liebe ihn und wir werden heiraten und er wird mir viele Kinder machen! Und wenn ihr Euch alle auf den Kopf stellt, wir lassen uns unser kleines Glück nicht durch Euer saublödes Gequatsche kaputt reden!“
Ungehalten schnalzt sie mit der Zunge und gibt Silky einen leichten Stups in die Flanke. Sofort setzt der Hengst Gehörtes und Gefühltes in einen Wahnsinnsgalopp um und Ross samt Reiterin entfernen sich in einem wahren Höllentempo.
Festus schüttelt den Kopf, spitzt die Lippen und pustet die Luft mit einem leisen Pfiff aus seinen Lungen. Dieser kleine Dickkopf. Die setzt wirklich durch, was sie will. ‚Na ja, vielleicht’, so denkt der Alte bei sich, ‚vielleicht geht diese Ehe ja doch gut. Zu gönnen wäre es den beiden, denn sie sind jeder auf seine Art großartige Menschen. Nur ob Carol auf Dauer mit der ruhigen und oftmals gefühlsarm wirkenden Art vom Boss klarkommt und ob der mit ihrem Temperament noch lange mithalten kann?’ Der Cowboy seufzt, klopft seiner Stute auf den Hals und flüstert: „In der ersten jungen Liebe kann man Nächtens nicht genug voneinander kriegen, aber unser guter Boss hat das beste Mannesalter eigentlich schon überschritten, da kann es rasch zu Ermüdungserscheinungen kommen und dann wird Carol es bestimmt bedauern, sich so einem alten Kerl an den Hals geworfen zu haben.“ Er schaut der sich rasch entfernenden Staubwolke hinterher. „Ich fürchte, Ihr zwei macht den größten Fehler Eures Lebens. Ihr werdet beide schnell aus dem Traum erwachen, nur ist es dann zu spät.“
Der alte Cowboy gibt seiner Stute die