Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1901. Germanisches Nationalmuseum

Читать онлайн книгу.

Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1901 - Germanisches Nationalmuseum


Скачать книгу
hat — auch das Germanische Museum besitzt davon bekanntlich eine sehr ansehnliche Sammlung —, muß man sich in der That über die Beliebtheit wundern, deren sich diese Zeitmesser, die, so kompliziert sie oft waren, doch stets nur bei Sonnenschein gebraucht werden konnten, offenbar noch lange nach Erfindung der Taschenuhren allgemein erfreut haben. Sehr charakteristisch ist dafür unter anderm auch die Stelle in einem Briefe, der allerdings noch der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört. Jeronimus Imhoff nämlich, damals, wie oft lange Monate hindurch zum Zweck des Safranhandels des von ihm vertretenen großen Imhoff’schen Handelshauses »im Adler« d. h. in Aquileja, schreibt unterm 14. Januar 1547 an Paulus Behaim in Nürnberg:

      »Ich dir für diesmall auch dester minder zu schreiben ways, vnd dies mein schreiben hiemitt allain, das mein pidtt vnd begern an dich ist, mir ein baynenen compas, darauff die deutsch vnd welsch vhr stand, kaufft vnd mitt erstem gesanndtt hest. Der mayster, so solche machtt, ist genanndtt Linhartt Gressell; hab dergleichen vhr pey der Hans Welsser diener alhie gesehen, ist ein sonnencompas, verstast wol, was ich nun mayn vnd beger; was solcher cost zall ich dir hernach zu danck. Es hatt alhie schier weder vnd sonderlich kein sonnen- oder deüttende, deßgleichen wenig vnd kein gerechtte schlagende vhr, höre pey vnsserm wallen vnd in vnsserer stanzia kein vhr schlagen, das dessen also gleich wol bedarff«[4].

      Zwar war Nürnberg der Hauptort für die Herstellung von Sonnenuhren, und die »Kompaßmacher« bildeten daselbst ein ansehnliches Handwerk. Dennoch würde man in Fällen, wie dem vorliegenden, ohne die ausdrückliche Erklärung des Briefschreibers wohl eher angenommen haben, derselbe hätte sich eine zur Tages- wie zur Nachtzeit brauchbare Uhr, etwa eine jener Taschenuhren, wie sie einige Jahrzehnte zuvor eben in Nürnberg erfunden worden waren, kommen lassen. Diese scheinen sich indessen nur langsam durchgesetzt zu haben und überhaupt in ihrer Konstruktion zunächst noch so mangelhaft und unzuverlässig gewesen zu sein, daß man für den gewöhnlichen Gebrauch immer wieder auf die Sand- (oder »reisenden«) und Sonnenuhren zurückkam.

      Fig. 2. Vorlage zu einer Sonnenuhr von Georg Brentel

       (vgl. Nr. 1 im Text).

      Nach dieser kurzen Abschweifung mag nunmehr die Aufzählung der in unserem Bande enthaltenen Stiche Georg Brentels folgen.

      2. Die fünf Teile einer mehrfachen Sonnenuhr zur Bestimmung der Stunden und der Tag- und Nachtlängen mit dem Schema der Zusammenfügung der Platten oder der Aufstellung der Sonnenuhr (»Forma Instrumenti«) auf einem Blatte vereinigt; mit zwei allegorischen (die Zeit und die Wissenschaft?), einer biblischen (»2. Reg. 20«), sowie Wappen- und sonstigen Darstellungen. Auf dem größten der Teilstücke auf einem längs des Randes angeordnetem Bande die Widmung: »Magnifico Viro M. Simoni Rettero Hembauensi Civi Augustano Rectori Nordling[ensi] Domino suo colendo«; auf einem andern Teil der Sonnenuhr im Kreis die Inschrift: »Georgius Brentel Lavinganus pictor faciebat Anno 1619«; dazu auf einem anderen Teile in kleiner, kaum leserlicher Schrift: »Nooeh(?)Ae. 18« und auf einem dritten die Buchstaben BW.[7] Plattengröße 172: 216 mm.

      Fig. 3. Aus einer Folge von Vorlagen zu einer Sonnenuhr, nach Zeichnung G. Brentels gestochen von C. Senft (vgl. Nr. 4 im Text).

      Es erübrigt noch, ein kurzes Wort über die Mitarbeiter Georg Brentels hier anzufügen. Wir bemerkten, daß verschiedentlich außer seiner eigenen, zumeist großen und deutlichen »Künstlerinschrift« noch andere Bezeichnungen auf den im Vorstehenden besprochenen Blättern vorkamen, und schon die Verschiedenheit der Ausführung der Stiche läßt mit Sicherheit darauf schließen, daß sie häufig, vielleicht stets anderen Händen überlassen worden ist. Nr. 1 und 2 stehen jede für sich, sind aber dennoch in ihrer Technik, die in der Hauptsache die Anwendung des Grabstichels zeigt, näher mit einander als mit der Gruppe 3–10 verwandt, deren Blätter alle eine ausgiebigere Anwendung der kalten Nadel aufweisen und entschieden erheblich künstlerischer ausgeführt sind. Der Kupferstecher, der sie gestochen, ist offenbar C. Senft, dessen Name uns auf Blatt 3 begegnet und dessen Monogramm auf Nr. 6 (vgl. Fig. 1) neben demjenigen Brentels erscheint. Schon Heller (Monogrammen-Lexikon, Bamberg 1831 S. 325), kannte »C. Senft« als »Kupferstecher zu Lauingen um 1603« und ebenso sein Monogramm. Nagler dagegen (Künstlerlexikon Bd. XVI 1846 S. 272) nennt ihn »Graveur und Ciseleur«[9]. Die beiden anderen Gehülfen Brentels sind ohne künstlerische Bedeutung.

      Daß aber Brentel die Zeichnungen zu sämtlichen Kupferstichen gefertigt hat und nicht etwa nur als Verleger, der er freilich wohl zugleich war, aufzufassen ist, ergiebt sich — auch abgesehen von dem seinem Namen mehrfach hinzugefügten »faciebat« — schon aus der Gleichmäßigkeit des überall zur Verwendung gekommenen Ornaments, der sich schlängelnden Bänder, Barockcartouschen, Wappenschilder, Putten u. s. f. Sein Monogramm wird durch unsere Nr. 7 sicher gestellt. Schon Heller (a. a. O. S. 144), schrieb es ihm zu; Nagler (Monogrammisten II, 973) brachte dann durch Verwechselung mit einem doch etwas anders signierenden Formschneider um 1561 (Georg Balk?) Verwirrung in die Sache. — Im übrigen lasse ich das Leben und Wirken des wackeren Meisters für diesmal auf sich beruhen, wie ich es auch geflissentlich vermieden habe, die Frage nach seiner etwaigen Verwandtschaft


Скачать книгу