Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1901. Germanisches Nationalmuseum
Читать онлайн книгу.Zeit zusammengekauft sind. Das letztgenannte Exemplar geben wir Fig. 23 in der Abbildung wieder, die uns der näheren Beschreibung überhebt. Nur die auf den beiden Langseiten eingeschnitzten Inschriften wollen wir anführen, weil sie zugleich einen interessanten Beleg bieten für die nach modernen Begriffen so merkwürdige Erscheinung, die auch den Kenner immer von neuem in Erstaunen setzt, daß nämlich diese Inschriften von der des Schreibens ungewohnten Hand des Arbeiters höchst mangelhaft und oft geradezu unverständlich und sinnlos geschrieben sind. Nicht nur auf den in dieser Hinsicht vielgenannten Messingbecken findet sich diese Erscheinung, sondern auch auf Stickereien, Epitaphien, ja sogar auf offiziellen Gedächtnistafeln und bei vielen anderen Gelegenheiten. Die Inschriften unseres Pfannenholzes lauten: »Got sit unt setz uns das haus alle di da gehe in | avs Wo frid vnd einikeit regir da ist das ganze Haus gezeth« und auf der andern Seite steht: »Got seh uns die Sbeisze auf den holz mir sin vergnit in gotes gna und gotes hult 1820 J. H. E. G. H.« —
Fig. 24. Pfanneisen in der Küche des Museums.
Neben dem Pfannholz nun entsteht das Pfanneisen. Dasselbe tritt, wie bereits bemerkt wurde, in zwei Formen auf, deren eine sich offenbar an die des Pfannenknechtes anlehnt. Das Museum besitzt fünf derartige Stücke des 16. und 17. Jahrhunderts in der Küche und ferner je eine Miniaturnachahmung in B. und C. Sie alle unterscheiden sich deutlich von den Pfannenknechten, vor allen Dingen haben sie ganz niedrige Beine, die zum Teil nur in Knöpfen bestehen, und die gerade durch ihre Kürze den sichersten Beweis dafür liefern, daß wir es lediglich mit einem Serviergerät zu thun haben. Während bei dem Pfannenknechte die Beine so hoch sind, daß unter dem Ringe, der den Pfannenteller trägt, völlig Raum ist, um die Glut dort aufzuschichten, ist dies bei dem Pfanneisen unmöglich. Die Form des Pfanneisens beweist also, daß es nicht als Herdgerät verwandt sein kann. — Nun treten noch einige weitere Merkmale auf, die die Unterscheidung zwischen Pfannenknecht und Pfanneisen leicht machen. Zunächst ist das letztere in der Arbeit viel sauberer und sorgfältiger ausgeführt und häufig dekorativ ausgestattet, was uns bei dem Herdgerät nie begegnet ist. Ferner hat es nur eine Gabel mit einem oder mehreren Seitenästen. Diese Gabel ist bei allen im Museum vorhandenen Stücken so in das Ende des Bügels eingesetzt, daß sie umgeklappt werden kann, wodurch die Verwahrung des Gerätes erleichtert wurde, die wohl meist darin bestand, daß man es an die Wand hängte[20]. Da nun aber mit der Beweglichkeit der Gabel zugleich auch das an ihrem unteren Ende sitzende dritte Bein mit hochgeklappt wurde, so war dadurch die Standfestigkeit des Gerätes sehr gefährdet. Dem suchte man natürlich abzuhelfen, und so wurde diese Art des Pfanneisens meist vierbeinig, wieder ein deutliches Merkmal zur Unterscheidung vom Pfannenknecht! (Vgl. Fig. 24.) Dreibeinig sind von unseren sieben Stücken, deren eines [H. G. 1356] Meringer abgebildet hat[21], nur zwei: eins in der Küche und das von C. Bei dem ersteren von beiden ist aber wenigstens dadurch eine größere Standfestigkeit erreicht, daß die Gabel wegen eines im Beine angebrachten Kniegelenkes nur nach vorne klappen kann, woran sie durch den Druck des Pfannenstieles gehindert wird. Dieses Stück ist auch deshalb interessant, weil es nur eine Gabel — ohne Seitenäste — besitzt, deren Höhe aber dadurch verändert werden kann, daß sie auf einem Schraubengewinde des Gabelstieles läuft.
Fig. 25. Pfanneisen im Bayerischen Gewerbemuseum.
Neben diesem »runden« Pfanneisen nun erscheint, wie gesagt, noch eine andere Form, die auch schon Meringer a. a. O. XXV, S. 61 b deutlich von jener unterschieden hat: die dreieckige. Diese Form kann nicht wie die runde bei ihrer Entstehung an die des Pfannenknechtes sich angelehnt haben, die wiederum auf die des Ringdreifußes zurückgeht, sondern sie muß unmittelbar aus dem Dreieck-Dreifuße hervorgegangen sein, indem das Dreieck desselben aus einem gleichseitigen in ein langgezogenes gleichschenkliches verwandelt und über dem einen Beine die auch von der runden Form des Pfanneisens her uns bekannte Gabel emporgetrieben wurde. Der zwischen den drei Randleisten entstehende offene Raum wurde durch Stäbe ausgefüllt, die — gleich den Randleisten — aus Eisendrähten zusammengedreht und in einem, dem Material eigentlich völlig widersprechenden, reichen Wechsel von strickmäßigen Knotenverschlingungen durcheinander gezogen sind. Diese Verschlingungen machen das Gerät auf den ersten Blick kenntlich. Ob dieselben eine letzte Erinnerung an eine alte aus Stricken zusammengeflochtene Pfannenunterlage bilden, die ungefähr dem früher erwähnten strohernen Kesselringe entsprechen würde, müssen wir dahingestellt bleiben lassen.
Meringer, a. a. O. XXV, S. 60/61 hat mehrere derartige Pfanneisen des oberdeutschen Hauses abgebildet. Ein sehr schönes Stück befindet sich im Bayerischen Gewerbemuseum, in dessen Jahresbericht 1899 S. 4b es unter dem Namen »Kesselknecht« bereits abgebildet wurde. Durch das freundliche Entgegenkommen des Direktoriums genannten Museums, welches uns die Benützung des Clichés gütigst gestattete, sind wir in die glückliche Lage versetzt, die Abbildung hier nochmals bringen zu können (vgl. Fig. 25). In Nürnberg sind uns diese Pfanneisen nicht entgegengetreten. Die Küche des Museums sowohl wie die des Albrecht-Dürer Hauses besitzen zwar je ein Exemplar, aber auch diese stammen vermutlich nicht aus Nürnberg. Nebenbei gesagt erscheint es uns mindestens fraglich, ob dieses Gerät als reines Serviergerät überhaupt in der Küche seinen rechten Platz hat, wir sahen schon früher, daß H. Sachs das zu gleichem Zwecke benützte Pfannholz zur Ausstattung der Stube — nicht der Küche — rechnet.
Der Leser wird nun aus den letzten Ausführungen selbst erkennen, weshalb wir es für nötig erachtet haben, den eigentlichen Kreis der für uns in Betracht kommenden Geräte zu überschreiten und von Pfannholz und Pfanneisen einiges zu sagen. Wir wollen schließlich nur noch das eine bemerken, daß das von Grimm W. B. VII, 1616 aufgeführte »Pfannengestell« weder mit Pfannenknecht noch mit Pfanneisen etwas zu thun hat. Es ist vielmehr das Bord, auf welches die Pfannen, so lange sie nicht in Gebrauch sind, gehängt werden, also ein Küchenmöbel, wie aus der lat. Bezeichnung repositorium hervorgeht, die nach Dieffenbach a. a. O. S. 493b mit schanck vel kist, silberkast, droͤsur, nl. tresoor, hd. nl. buffet glossiert wird. —
Der Pfannenknecht ist nun aber nicht das einzige Gerät, durch welches die Pfanne über das Feuer gehalten wird, der Pfannenhalter besorgt in durchaus anderer Weise dieselbe Funktion. Zur Erklärung dieses Gerätes führen wir Bancalari’s Worte an, die also lauten: »Der Rahmen [des Herdes] ist stellenweise durchlocht. Dort werden Geräte zum Halten der Pfannstiele eingesteckt. Das sind hölzerne Schäfte mit Einschnitten, unten aber mit cylindrischen Enden zum Einstecken in die Löcher des Rahmens und heißen bajuvarisch der Gack oder auch die Gack’n, nach Rosegger in Obersteiermark der Gock. Es stellt eine Art stummer Diener [dar], welcher die Pfanne über der Glut hält, höher oder niederer, wie’s notthut. Der historische Sinn wird dieser ganzen Anlage und Einrichtung ein großes Interesse entgegenbringen. — Der Pfannhaber Berchtesgadens ist ein Enkel des Gack«[22]. Diese Beschreibung entspricht völlig der Abbildung, die Meringer, a. a. O. XXIII, S. 143 Fig. 72 davon giebt, und zu der er S. 144 erklärend bemerkt: »Die Gackn ist ein Brett mit einem Zapfen und Schlitzen, bestimmt, die Pfannen schwebend über dem Feuer zu halten... Sie ist etwa 60 cm. hoch, 10 cm. breit und hat etwa drei oder vier Schlitze. Wenn die Pfanne zu tief über das Feuer sinkt, so steckt man einfach ein Stückchen Holz in die Kerbe.«
Das Alter dieses Gerätes auch nur annähernd zu bestimmen, sind wir leider noch völlig außer Stande, das einzige, was mit Sicherheit zu sagen ist, liegt darin, daß der Pfannenhalter kein höheres Alter als die Stielpfanne haben kann, aber eben hierüber fehlen bislang, soviel wir sehen, alle Untersuchungen. Leider haben wir nicht eine einzige Erwähnung unseres Gerätes in der zugänglichen Litteratur finden können, auch Schmeller, der doch zuerst in Betracht käme, kennt es nicht. Ob der nieder- und teilweis mitteldeutsche Name: »kak« mit unserem »Gack« in Verbindung zu bringen ist, können wir nicht entscheiden,