Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1901. Germanisches Nationalmuseum
Читать онлайн книгу.(Dresden 1901) S. 114 ff. — ein über ein Wasser hinausragender Schwebebalken, an dessen Ende der unterzutauchende Verbrecher in einem Stuhl oder Käfig etc. aufgehängt wird.
So müssen wir denn einstweilen lediglich das Gerät des Gacks selber sprechen lassen.
Bei der oben erwähnten Stelle S. 144 berichtet Meringer in der Anm. 1: »Leitner sagte mir, es gäbe auch eiserne Gacke und es würden noch jetzt solche gemacht.« Wenn wir danach allein uns von der Entwicklung des Gerätes ein Bild hätten machen müssen, so wäre das nächste gewesen, sie in Vergleich zu stellen mit der Entwicklung ähnlicher Geräte, und wie wir zwischen dem quergelegten Holzscheit und dem eisernen Feuerbock die Steinunterlage als Zwischenstufe gefunden haben, oder wie wir später den Bratspießständer von der einfachen Holzgabel über das steinerne Gerät hinaus zum eisernen sich werden entwickeln sehen, so würden wir auch hier mit ziemlicher Sicherheit zwischen dem hölzernen und dem eisernen Gack als Übergangsstufe den steinernen haben vermuten müssen. Wir würden uns darin nicht getäuscht haben, und wir sind in der glücklichen Lage, alle drei Entwicklungsstufen durch Beispiele belegen zu können. Der Gack scheint sogar das einzige Gerät zu sein, bei dem alle drei Stufen als voll entwickelte künstlich ausgeführte Geräte erscheinen, während bei allen übrigen entweder die erste hölzerne Entwicklungsstufe aus dem natürlich sich ergebenden Gebrauch nur vermutet werden muß, oder andernteils die steinerne Zwischenstufe nicht belegt werden kann. Ethnologisch betrachtet scheint diese Entwicklungsreihe: Holz, Stein, Eisen von großer Bedeutung zu sein, weil es berechtigt erscheint, allen den Geräten, bei denen sie belegt oder mit Sicherheit angenommen werden kann, ein hohes Alter zuzuschreiben, ein Grundsatz, der, wenn er zutrifft, nicht nur für die Altersbestimmung des Pfannenhalters, sondern auch für die der Stielpfanne von entscheidender Bedeutung sein würde.
Wann diese Geräte nach Deutschland gekommen sind, das ist dann freilich eine andere Frage, deren Lösung der Altertumskunde vorbehalten bleibt. Wir wollen, um dem Leser in dieser Beziehung wenigstens das Erreichbare zu bieten, aus Friedr. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache 5. Aufl. 1894, S. 282 den Artikel »Pfanne« hier wiedergeben: »Pfanne fem. aus mhd. pfanne, ahd. pfanna fem. ›Pfanne‹; in gleicher Bedeutung im Westgerm. verbreitet; ndl. pan, angels. pǫnne fem., engl. pan. Die Verschiebung von ndd. p. zu hd. pf. setzt frühes Vorhandensein des Wortes in der Form panna im Deutschen voraus, etwa für das 6. Jahrhdrt. oder wegen der Übereinstimmung des Englischen mit dem Kontinentaldeutschen weit früher; lat. patina ›Schüssel, Pfanne‹ genügt lautlich kaum, um als unmittelbare Quelle der german. Worte zu dienen.« Viel helfen uns diese Ausführungen freilich nicht, denn über die Form der Pfanne sagen sie nichts aus, und über das Verhältnis zu lat. patina scheint man sich auch noch nicht geeinigt zu haben, denn Friedr. Seiler in seinem trefflichen Buche »Die Entwicklung der deutschen Kultur im Spiegel des deutschen Lehnworts« Halle 1895–1900, S. 62, führt die Form panna direkt auf patina zurück.
Fig. 26. Steinerner Pfannenhalter in der Küche des Museums.
Ein steinerner Pfannenhalter ist uns nur in einem einzigen Exemplar bislang bekannt geworden. Dasselbe befindet sich in der Küche des Museums, leider konnte ich aber, da es zu den alten Beständen gehört, seine Herkunft nicht feststellen. Fig. 26 giebt die Abbildung. Die Höhe beträgt 52 cm., die Tiefe 16 cm. und die Breite ebenfalls 16 cm., jedoch ist die letztere an der unteren Aufsatzstelle durch die Fußleiste auf 18,5 cm. vermehrt. Die vier Schlitze zum Einschieben des Pfannenstieles sind an der schmalsten Stelle 2,5 cm. breit. Diese Maße entsprechen also ungefähr denen, die Meringer von dem hölzernen Gack gegeben hat, während andererseits die eisernen Pfannenschwingen, deren das Museum zwei — leider unbezeichnete — Exemplare besitzt, wegen des festeren Materials sich mit kleineren Maßen begnügen können. Wir geben in Fig. 27 eines unserer beiden Stücke wieder. Dasselbe wird, wie auch das von Boesch a. a. O. Taf. IX reproduzierte Blatt zeigt, an der Wand neben dem Herde befestigt, es läuft dort in zwei Ösen und kann, wenn es nicht benützt wird, gegen die Wand zurückgeklappt werden. Der an der Kette herabhängende Bolzen wird mit dem Pfannenstiele in den betr. Schlitz hineingesteckt, um das Herausrutschen der Pfanne zu verhindern.
Fig. 27. Eiserne Pfannenschwinge mit aufgesetztem Kienspahnhalter. Küche des Museums.
Wie weit der Pfannenhalter in dieser Form verbreitet war, läßt sich jetzt noch nicht feststellen, ganz abgesehen von der Frage, wie weit sein Gebrauch durch den des Pfannenknechtes eingeschränkt gewesen ist. In Süddeutschland ist er durch Meringer für Tirol bezeugt, Boesch nimmt das betr. Blatt für Augsburg in Anspruch und in Nürnberg soll das Gerät nach der Aussage des Antiquars Wohlbold ebenfalls in Gebrauch gewesen sein. Wir haben es hier freilich nirgend gesehen, und es bleibt auch immerhin auffällig, daß es in keinem der Puppenhäuser sich findet. Ob es auch in Norddeutschland gebräuchlich war, wissen wir nicht, wir glauben es aber nicht, denn in Westfalen wenigstens wurde ein Pfannenhalter verwandt, der auf völlig anderen Prinzipien beruht. Unser Museum hat vor kurzem in Münster ein aus dortiger Gegend stammendes Stück dieser Art erworben, welches wir in Fig. 28 abbilden. Ein Ring mit daran befestigter Gabel trägt die Pfanne. Von ihm in die Höhe steigt ein lyraförmig gebogener Bügel, durch den das Gerät — offenbar an dem unten zu besprechenden Kesselhaken — aufgehängt wird. Daß dasselbe gerade übermäßig praktisch gewesen sei, scheint mir kaum anzunehmen, weil es allen möglichen Schwankungen ausgesetzt war, die doch besonders bei der immer ziemlich flachen Pfanne nach Kräften vermieden werden sollten. Wir haben versucht, über dieses Gerät nähere Auskunft zu erhalten und uns zu diesem Zwecke an Herrn Prof. Dr. Nordhoft in Münster gewandt, wir sind aber leider ohne Antwort geblieben. —
Fig. 28. Westfälischer Pfannenhalter.
Wir wenden uns zu dem Gerät, mit welchem der Hänge-Kessel über das Feuer gebracht wird, nämlich zu dem Kesselhaken. Erwähnungen und Abbilder desselben sind ziemlich häufig, so daß über die Geschichte dieses Gerätes manches klargestellt werden kann. Die erste uns bekannte Erwähnung desselben findet sich schon in Karls d. Gr. Capitulare de villis (S. 27/28) im Jahre 816[24]. Für England finden wir ihn in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bezeugt durch Alexander Neckam’s »Liber de Utensilibus«[25], und bald darauf läßt uns Wolfram v. Eschenbach erkennen, daß der Gebrauch, den Kessel über das Feuer zu hängen, für ihn die gewohnte Art der Kochvorrichtung ist. In dem VI. Teile des Willehalm sagt er Vers 285, 23 ff.:
»den kochen was daz vor gesagt,
daz wære bereit, sô ez tagt,
vil spîse, swer die wolte,
und daz ieslîch fürste solte
enbîzen ûf dem palas.
durh daz vil manic kezzel was
über starkiu fiwer gehangen.«
Fig. 29 u. 30. Kesselhaken mit Zahnschnitteinssatz. Moselgegend. Anfang des 18. Jahrh.
Die erste uns bekannt gewordene nähere Beschreibung des Kesselhakens giebt um das Jahr 1320 der schon einmal erwähnte Anonymus Ticinensis in seiner Schrift »De laudibus Papiae« (Muratori, Script. Ital. XI, col. 26) mit den Worten: »Vasa vero illa coquinaria suspendunt supra ignem catenis ferreis habentibus annulos latos et rotundos, quorum aliquae partes baculis ferreis constant cum uncis singulis, quibus vas possit