Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1901. Germanisches Nationalmuseum
Читать онлайн книгу.waren alle schön vnnd herrlich zugericht, das vil frembder schützen, so solches schiessen besuchten, frey bekennten vnnd sagten, sie hetten zuuor inn keiner statt dergleichen [34a] gesehen. Auch war die schießhütten schön vnnd lustig zugericht, dann auff der schießstetten stundt ein schön geschnitten vnnd gemaltes byldt, die Fortuna oder Glückh, das hett einen schönen rotten fahnen[43] inn der hanndt, den schwanng sie hin vnnd her, wie dann deß glückhs aigenschafft ist, das es nicht gernne lanng an einem ortt bleibett[44].
Da es nun alles also zugerichtet ward, fieng man an zu schiessen den 25. tag July. Der frembden schützen waren ainhundert vnnd ailff vnnd der hieigen ainhundert vnnd sechsundtreissig. Man thett vierundtzwainnzig schüß vnnd schoß fünff tag aneinander biß vff den 30. July, darnach am 31. tag July hub man an zu gleichen; vnnd einer von Augspurg, Steffan Riedell, war ein pogner vnnd wirth daselbsten, der gewahn das beste mit dreyzehen schüssen vngleicht. Darnach einer von Nürmberg, Hanns Koller, ein polzmacher alhie, gewahn das ander mit zwölff schüssen. Der von Augspurg traff neun schuß aufeinander, das er keinen darunter deß platts fehlet, es thette ihm auch von nöthen, dann der Koller eylette ihm dapffer nach.
Am freytag den 31. Julij hatt man vil schönner gebutzter knaben mitt [34b] schönen klaydern, silbern dolchen vnnd gulden ketten gannz schön vnnd zierlich inn der herrn schiesßgraben geordnet. Dise knaben haben die fahnnen vnnd alle gaaben hinaus auf die Hallerwissen getragen inn volgender proceßion: erstlich giengen vorher vier trummetter, die pliessen stattlich vnnd dapffer auf, darnach eines erbarn raths prouisoner vnnd kriegleuth, gar zirlich vnnd wolgerüst, hernach die stattpfeyffer, nachmals die zween krannzherren, herr Bartholomeus Pömmer vnd herr Clement Volckhammer, darnach ein sehr grosser mann, der Ochß genannt, war ein haubenschmidt[45], hernach trummel vnnd pfeiffen, nachvolgents die schönen knaben mit wolgebutzten Kleidern, die trugen die fahnen mit den gaaben[46] wie vorgemelt, vnnd man gab yedem einen ayrrinng[47] zum gedechtnus zu lohn, wie dann vff den 31. July alle sachen wurden außgerichtet vnnd vollenndet, mit gleichen vnnd allem anndern. Vnnd da es zum ende kommen, zog man mit gleicher ordnung wider herein vnnd ein jeglicher schütz trug seinen fahnen, den er gewunnen hette, vnnd gaben dem Steffan Riedell von Augspurg, der das beste gewohnnen hette, das gelaytt biß zum Monschein am Vischbach, allda er dann zur [35 b] herberg lage. Darnach giennge ein yeder heimb inn sein losament. Es wurden die frembden schützen von eines Erbarn Rathß wegen mit grosser reuerenz empfanngen; ein Erbar Rath ließ sie alle tage, weil sie schossen, die sechs tage lanng mit einem abendttrunckh verehren allemal vngefehrlich mit einem halben aymer gueten reinischen wein; denselben namen sie zu allen ehren an, trunckhen ihne mit lieb vnd frieden auß, vnnd schossen darnach wider inn das platt.
Bey solchem schiessen waren vil spill vnnd kurzweill, wie es dann bey allen schiessen gebreuchlich ist, als mit kugeln, würffel inn die prenntten[48], in zien, kupffer vnnd silber, auch inn ein lebendig pferdt vnnd anndere selzame manier, darzue hatt man auch zu disem schiessen vnnd demselben zu ehren einen glückhshafen an vnnd aufgericht, wie dann von demselben hernacher an seinem ortt weitter volgen wirdt. Es wardt auch ein kuchen auf der Hallerwissen aufgerichtet, darinnen man alle notturfft an speiß vnnd trannckh für jedermenniglichen bereyttet vnnd zurichtet, das dann ein yeder nach seinem gefallen vmb einen rechten pfenning bekommen kundte.«
Nach einigen anderen Mitteilungen über verschiedene sonstige lokalgeschichtliche Ereignisse des Jahres 1579 folgt dann Bl. 37 b bis 58 a die Beschreibung des Glückshafens:
»Ein glückhshaffen alhie gehalten worden.
Anno 1579 baldt nach dem schiessen auff der Hallerwissen ist auch ein glückhshaffen gehalten worden aus vergünstigung eines erbarn raths, vnnd wurden zwen rathsherren darüber gesetzt vnnd verordnet, nemblich herr Bartholomeus Pömer vnnd Clement Volckhamer, über vnnd zu denselbigen waren noch anndere sechs herren von ehrngedachtem rath verordnet, als Christoff Peßler, Friderich Saurman, Wolff Ehinger, Hanns Halbertt, Hanns Clarner vnnd Hanns Nusch, alle genanntte deß grössern rathß, die sassen alle tag inn der herren schießgraben vnd namen das geltt ein, so inn disen glückhshafen gelegtt wurdte, vnnd man leget für einen zettel fünftundtzwainzig pfening ein, vnd war das beste [38 a] ainhundtert vnnd neunzig gulden, vnnd waren der gaaben vierhundtert, vnnd wurdt solcher hafen am stockh angeschlagen, damit es jederman zu wissen vnnd kundt würde, vnnd wardt dabey ein grosse tafel gehennckt, daran die gaaben gehenncket waren[49]. Solche taffel machet mannchem einen lust, das er vil einleget, aber wenig daraus bekame, vnd mancher leget wenig ein vnnd gewan vil daraus, nachdem vnd einem das glückh wolte. Darnach wurden aus den vier lateinischen schulen ettliche knaben genommen, die inn der herren schießgraben die zettel wickelten, so inn disen hafen gehörten, vnnd sassen die obgemeltten herren alle tag darbey, damit sie fleissig gewickelt wurden, vnnd wurde zu disem glückhshafen ein hülzerne bruckhen oder peen vff der Hallerwissen bey dem schießheußlein aufgemacht, vnd wurden also die zettel dises hafens vnntter dem freyen himmel verlesen, damit es menniglich sehen vnd hören kundte.
Vnnd am sontag den sechsten septembris vmb mittag wurden zween grosse kupfferne haffen, inn welchen dann die zettel lagen von den vier pritschenmaistern hinaus auf die Hallerwissen getragen biß vff die obgemeltte pruckhen [38b] vnnd pließ ein trummetter vorher, deßgleichen auch der herren trummelschlager vnnd pfeiffer. Da fiennge man an disem tage an zu lesen, vnnd waren sechs schreiber darzu verordnet, welche die zettel lasen, deßgleichen auch sechs pritschenmeyster, die schrieen die nammen herab, welche verlesen wurden. Es sassen auch die obgemeltten haffenherren an einem tisch dabey, damit niemandt vnrechtt geschehe, vnnd wann ein gaabe heraus kame, so pliese der trummetter auf, damit yederman hören kundte, wer solche gaabe gewunnen hette, vnnd wert solches lesen drey wochen. Da stunden alle tage ettlich hundtert persohnnen, die da zuhöreten, vnnd man hilte darbey auch vil kurzweilliger spill, als inn silber, kupffer, zinn vnnd dergleichen[50], auch inn die prenntten[51]; man hette auch widerumben eine kuchen auff der Hallerwisen, als nemblich dise, so bej den schiessen aufgeschlagen worden, darinnen man allerlej zu essen fande, auch wein vnnd bier.
Vnnd am sambstag den sechsundtzwainnzigisten monnatstag septembris da hette solches lesen ein enndte vnnd war solcher hafen auß, da wurdt offentlich ausgerueffen, wer ettwas aus disem glückhshafen gewunnen hette, der soltte sich auf [39a] den ailfften octobris vff diß ortt verfüegen, da wolte man einer yeden persohn seine gaabe zustellen vnnd also die gaaben außtheilen. Da wurden zwayhundert knaben, geschlechter vnnd kauffleuth söhne, vff das schönnste gezirett vnnd gebucztt, als mit gulden ketten, sameten bireten vnnd gulden krennczen verordnett, die versammelten sich in der herren schießgraben, die trugen solche gaaben hinaus. Es gienge vor ihnen her ein trummelschlager vnnd trumeter, vnnd inn der mitten, auch vor dem pessten auch trummelschlager vnnd pfeiffer biß auf die Hallerwissen auf die obengemeltte bruckhen, da man dann alle gewinnetter dises glückhshafens verlesen hatt. Da wurdt einem jeglichen seine gaabe zugestellt vnnd v̈berantwortet, wie sie dann nach einannder auß disem glückhshafen kommen waren.«
(Schluß folgt.)
LITERARISCHE NOTIZEN.
Altfränkische Bilder mit erläuterndem Text von Dr. Theodor Henner. 1901. Druck und Verlag der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg.
Der vorliegende siebente Jahrgang der »Altfränkischen Bilder«, deren Beliebtheit sich von Jahr zu Jahr gesteigert hat, ist wiederum ganz dazu angethan, dem überaus ansprechenden und lehrreichen Unternehmen neue Freunde zu werben. Der Kalender tritt diesmal im Gewande eines prächtigen alten Lederbandes aus dem Jahre 1442 auf, dessen Original sich in der Würzburger Universitätsbibliothek befindet. Dasselbe ist namentlich dadurch bemerkenswert, daß es mit einer längeren Inschrift versehen ist, die mit vertieft gearbeiteten, wie es scheint beweglichen Typen in das Leder eingepreßt wurde.
Inhaltlich bietet der Kalender im Bilde mit erklärendem Text eine interessante Auswahl von Denkmälern aus allen Gebieten der Kunst zumeist Unterfrankens. Von Werken der Architektur nenne ich das Grumbachsche Schloß zu Rimpar, das Schloß