Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jahrgang 1901. Germanisches Nationalmuseum
Читать онлайн книгу.Daß Andresens Ausführungen hierzu, wonach Friedrich »im Jahre 1580 das Licht der Welt erblickte« (a. a. O. S. 186), als Georg »bereits ein Alter von 58 Jahren erreicht hatte« (S. 216), derselbe Georg Brentel aber erst 1638 gestorben ist (ebenda), wenig Wahrscheinlichkeit für sich haben, leuchtet wohl ohne weiteres ein. Wo steckt der Fehler?
Aus Georg Brentels Vorlagen zu Sonnenuhren (vgl. Nr. 3 im Text).
Zierleiste von Virgil Solis.
HERD UND HERDGERÄTE IN DEN NÜRNBERGISCHEN KÜCHEN DER VORZEIT.
VON DR. OTTO LAUFFER.
III.
Ein unstreitig sehr altes Herdgerät ist der Dreifuß (lat. tripus[10]), der auch — soviel ich sehe — schon früh bei allen germanischen Stämmen gleichmäßig in Gebrauch war. Seine Form geht im letzten Grunde zurück auf drei einfache, in den Boden gerammte Pfähle, zwischen denen das Feuer entfacht wurde, und die oben den Kessel zu tragen hatten. Diese einfachste Art wurde noch in historischer Zeit von den Angelsachsen angewandt, wie das aus einer Handschrift von Alfrics Genesis entnommene Bildnis eines angelsächsischen Koches beweist, welches wir in Fig. 18 nach Wright a. a. O. 38 wiedergeben. Indessen ist es wohl kein Zweifel, daß man schon frühzeitig dazu gelangte, den Dreifuß als frei bewegliches Gerät zu verwenden, indem man die oberen Enden der drei Beine mit einander verband, was vielleicht zuerst dadurch geschah, daß man sie in eine völlig geschlossene Metallplatte einfügte. Daß diese Art thatsächlich noch im 14. Jahrhundert sich gefunden habe, glauben wir aus einer Stelle des öfter zitierten »Buches von guter Speise« S. 15/16 schließen zu müssen, welche sagt: »Nim ein gans,... stecke sie in einen irdenen hafen,... setze sie uf einen drifuz, der unden offen sie,« und wenn man dem Grundsatze folgen will, die minder praktische Art, auch für die ältere zu halten, so müßte man wohl in dem oben geschlossenen Dreifuß, über den wir leider nichts weiteres mitteilen können, eine ältere Form erblicken als in dem noch heute üblichen Dreifuß, der nur aus einem Ringe oder Dreieck mit drei Beinen besteht.
Fig. 18. Angelsächsischer Koch mit Kessel und Dreifuß.
Dieser letzteren Art gehören diejenigen von C. und D., sowie der von Hans Paur, Abt. 7 dargestellte an, die allerdings alle sich durch die Form und Stellung der Beine etwas von einander unterscheiden. Auch der große Dreifuß von F. (vgl. Fig. 19), der auf dem Fußboden der Küche stehend sich noch über die Höhe des Herdes erhebt und wohl für den Waschkessel berechnet ist, zeigt eigentlich nur die vervollkommnete Gestalt des einfachen Ringdreifußes[11].
Fig. 19. Dreifuß von F.
Ehe wir nun auf die formale Erweiterung und Ergänzung desselben eingehen, kehren wir noch einmal zu der oben geschilderten einfachsten Art mit den drei Pfählen zurück und machen darauf aufmerksam, daß die Entwicklung zum selbständigen Gerät nicht der einzig mögliche Fortschritt war. Es konnten ebenso gut die drei Stützen eine Verbindung mit dem darüber gestellten Kochgerät eingehen, und dieses ist in der That geschehen. So begegnen wir denn Pfannen und Töpfen, die auf eigenen Beinen stehen (vgl. Fig. 2 und 3), selbst Hängekessel sind mit ihnen versehen, wie z. B. ein in der Küche des Museums befindlicher mit der Jahreszahl 1596 gezeichneter Bronzekessel [H G 2143], der in der Form durchaus an die mittelalterlichen drei- oder auch vierbeinigen Kessel erinnert, die aus zahlreichen Märtyrerdarstellungen zur Genüge bekannt sind.
Die technisch größere Schwierigkeit mag es veranlaßt haben, daß man in manchen Gegenden nicht dazu gelangte, auch irdene Gefäße mit Beinen zu versehen, und daß man diese Erweiterung nur am Metallgerät vornahm[12], allein diese Frage fällt nicht mehr in den Rahmen unserer Untersuchung, weil die betreffenden Geräte nicht mehr zum Herdgerät gezählt werden können. Wir mußten hier nur deshalb darauf zu sprechen kommen, damit sich nicht die Meinung einschleiche, als seien diese mit Beinen versehenen Gefäße aus einer Vereinigung des Dreifußes und des einfachen Gefäßes entsprossen.
Kehren wir zum Dreifuß zurück! Derselbe war in der bisher geschilderten Gestalt nur befähigt, diejenigen Kochgeräte zu tragen, die sich so auf ihn stellen ließen, daß ihr Schwerpunkt möglichst über die Mitte des Dreifußringes, bezw. -dreiecks zu liegen kam. Das mußte sich aber ändern, sowie dieser Schwerpunkt, durch die Gestalt des Kochgerätes bedingt, über die Seite des Dreifußes hinaus verschoben wurde, d. h. sowie das einseitige Übergewicht sich nicht mehr durch einfaches Verschieben des Kochgerätes aufheben ließ. Vor allen Dingen war dieses bei den Stielpfannen der Fall, aber es müssen auch noch andere Geräte das Bedürfnis einer formalen Veränderung des Dreifußes geweckt haben, denn der im Jahre 1896 aus einem Nürnberger Hause in das Museum gelangte Dreifuß [H. G. 5735] hat entschieden eine Stielpfanne nicht tragen können. Wir bilden in Fig. 20 das interessante Stück ab, dem sich, so viel wir sehen, unter den bislang bekannt gewordenen ähnlichen Stücken kein zweites an die Seite stellen läßt, wobei wir nach wiederholter eingehender Prüfung ausdrücklich betonen, daß es sich nicht etwa lediglich um die Verstümmelung eines Pfannenknechtes handelt: die Kürze des seitlich herausspringenden Bügels beweist das ganz sicher.
Fig. 20. Erweiterter Dreifuß [H. G. 5735.]
An diesem Gerät zeigt sich in der einfachsten Form, wie die entscheidende Veränderung des Dreifußes bereits eingetreten ist, welche darin besteht, daß die drei Beine nicht mehr an den drei Ecken eines über dem Dreifußringe liegend gedachten gleichseitigen Dreieckes ansetzen, sondern daß es sich bei den neuen Ansatzstellen um die Eckpunkte eines ebenso gedachten Quadrates handelt: Punkt 1 bleibt frei, an den einander gegenüberliegenden Punkten 2 und 3 setzt je ein Bein an, und bei Punkt 4 ist ein wagerechter Bügel an den Kranz angesetzt, der sich an seinem Ende zum dritten Beine umbiegt. Eines der Hauptmerkzeichen des einfachen Dreifußes ist also durch die Veränderung der Beinansatz-Stellen aufgegeben, und eben dadurch zumeist ist ein neues Gerät entstanden. Aber wie gesagt, das in der Abbildung gegebene Stück ist das einzige uns bekannt gewordene. Wirkliche Verbreitung scheint das Gerät erst gefunden zu haben, nachdem es durch eine nochmalige Erweiterung vervollkommnet und so zum Tragen der Stielpfannen hergerichtet war. Das dadurch entstandene Gerät ist der Pfannenknecht[13].
In den oft zitierten »Studien zur germanischen Volkskunde« sagt Meringer: »Auch der Dreifuß ist alt. Aber unbedingt jünger als der Feuerbock ist wenigstens die Gestalt des Dreifußes, welche man heute im oberdeutschen Hause findet. Seine Geschichte ist offenbar mit der Geschichte der langstieligen Pfannen auf das Engste verknüpft, doch fehlt es hier noch an Vorstudien, um zu einer näheren Einsicht zu gelangen[14].« Ob die damit über das Alter des Pfannenknechtes ausgesprochene Behauptung auch für den Gebrauch in Deutschland zutrifft, können wir bislang leider noch nicht beurteilen, weil es uns nicht gelungen ist, die im mittelalterlichen Latein übliche Bezeichnung für unser Gerät ausfindig zu machen, vorausgesetzt, daß überhaupt eine solche neben dem einfachen tripus bestanden hat. So viel aber ist sicher, daß »der Pfannen schalc« im 13. Jahrhundert schon ein in Bayern bekanntes Gerät war, zu welcher Zeit es in einem Liede erwähnt wird, das — nach Moriz