Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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ich nie ein hartes Gesetz gegen euch, nie einen grausamen Senatsbeschluss angab, der ich in allen meinen Befehlshaberstellen strenger gegen mich selbst als gegen euch war. 8 Und wenn irgendjemandem seine Abkunft, wenn ihm seine Tapferkeit, ferner seine Würde und Ehrenämter Stolz einflößen konnten, so stamme ich von solchen Ahnen ab, hatte solche Proben gegeben, hatte das Konsulat in einem solchen Alter erreicht, dass ich als Konsul von 23 Jahren selbst gegen die Väter, nicht bloß gegen Bürgerliche, den Hochgebietenden hätte spielen können. 9 Allein wo habt ihr eine Tat oder eine Äußerung von Valerius dem Konsul gehört, welche beleidigender gewesen wäre als von Valerius dem Tribunen? Derselben Haltung waren meine beiden folgenden Konsulate gewidmet, und auch diese herrische Diktatur soll ihr gewidmet sein, nicht nachsichtiger gegen diese meine und meines Vaterlandes Krieger, als hart gegen euch – nicht ohne Schauder sag’ ich es heraus ‒ als Feinde! 10 Also werdet ihr das Schwert eher gegen mich ziehen müssen als ich es gegen euch ziehe. Muss gekämpft werden, nun, so soll auf jener Seite die Trompete zuerst erschallen, von dort aus Schlachtgeschrei und Angriff beginnen. 11 Lasst euch in den Sinn kommen, was eure Väter und Großväter sich nicht in den Sinn kommen ließen, weder die einen, als sie auf den Heiligen Berg auszogen, noch die anderen, welche späterhin den Aventin besetzten. 12 Wartet darauf, dass jedem von euch, wie einst dem Coriolanus, Mütter und Gattinnen mit fliegenden Haaren aus der Stadt entgegenkommen. Damals verstanden sich die Legionen der Volsker zur Ruhe, weil sie einen Römer zum Anführer hatten; ihr aber – selbst ein römisches Heer – tretet ja nicht von eurem verruchten Krieg zurück! 13 Titus Quinctius, was für einen Posten du dort, freiwillig oder gezwungen, bekleiden magst, wenn es zum Schlagen kommt, zieh dich unter die letzten zurück; ja du wirst mit mehr Ehre fliehen und deinen Mitbürgern den Rücken kehren als gegen dein Vaterland fechten. 14 Jetzt kannst du zum Friedensgeschäft rechtmäßig und mit Ehre an die Spitze treten und Sprecher dieser wohltätigen Unterredung sein. Stellt ihr dort billige Forderungen, und ihr hier lasset sie euch gefallen, wiewohl es uns besser wäre, uns sogar zu unbilligen Bedingungen zu verstehen als handgreiflich zu werden.

      15 Weinend wandte sich Titus Quinctius zu den Seinigen und sprach: Auch an mir, Soldaten, falls ich euch noch nützlich sein könnte, habt ihr einen tauglicheren Führer zum Frieden als zum Krieg. 16 Denn er, der hier eben sprach, war ja kein Volsker, kein Samnite, sondern ein Römer, war euer Konsul, euer Befehlshaber, Soldaten; und da ihr den seine Führung begleitenden Göttersegen zu eurem Glück kennengelernt habt, so hütet euch doch, eine Probe davon gegen euch machen zu wollen. 17 Es fehlte dem Senat nicht an Feldherren, welche gegen euch mit größerem Feindessinn fechten konnten; allein er wählte den, der euch, seine Soldaten, am meisten schonen würde, dem ihr als eurem Oberfeldherrn am meisten trauen würdet. 18 So wollen die sogar den Frieden, welche siegen könnten; was müssen wir denn wollen? Wohlan, sollen wir nicht unserer Erbitterung, unserer Habsucht, diesen gleißenden Verführerinnen, entsagen und uns mit allem, was unser ist, einer Redlichkeit in die Arme werfen, die wir erprobt haben?

      (41) Da alle durch Geschrei ihre Zustimmung zu erkennen gaben, trat Titus Quinctius vor die Reihen und erklärte, dass sich die Soldaten der Gewalt des Diktators unterwerfen; dann bat er ihn, er möge die Sache seiner unglücklichen Mitbürger übernehmen, und wenn er sie übernommen habe, mit der Treue führen, mit der er den Staat zu verwalten gewohnt sei. 2 Für sich insbesondere wollte er nichts befürworten, sondern seine Hoffnung bloß auf eigene Unschuld gründen. Allein den Soldaten müsse dasselbe zugesichert werden, was die Väter schon einmal dem Bürgerstand und nachher noch einmal den Legionen91 zugesichert hätten, dass diese Absonderung für sie keine nachteiligen Folgen haben solle. 3 Der Diktator versicherte den Quinctius seines Beifalls, hieß die Übrigen guten Mutes sein, sprengte zu Pferd nach der Stadt zurück und beantragte, von den Vätern bevollmächtigt, im Petelinischen Hain bei dem Volk, dass keinem Soldaten diese Absonderung nachteilig sein sollte. Dann bat er sich’s bei den Quiriten zur Gefälligkeit aus, die Sache weder im Scherz noch im Ernst irgendjemandem vorzuhalten. 4Auch wurde in Bezug auf die Soldaten ein Gesetz in Vorschlag gebracht, auf dessen Übertretung ein Fluch gesetzt sein sollte, dass man den Namen eines eingezeichneten Soldaten ohne seinen Willen nicht ausstreichen dürfe, mit dem Zusatz, dass niemand, der einmal Kriegstribun gewesen sei, nachher wieder als Hauptmann angestellt werden solle. 5 Dies forderten die Verschworenen in Hinsicht auf Publius Salonius, welcher beinahe ein Jahr um das andere Kriegstribun und erster Hauptmann, oder wie wir jetzt sagen, Hauptmann der Triarier, gewesen war. 6 Gegen ihn waren die Soldaten aufgebracht, weil er immer ihrer beabsichtigten Auflehnung entgegen gewesen und, um keinen Teil daran zu nehmen, von Lautulae geflohen war. 7 Da ihnen also der Senat diesen einzigen Punkt des Salonius wegen nicht zugestehen wollte, bewirkte Salonius selbst dadurch, dass er in der Versammlung der Väter flehentlich darauf drang, seinen Rang im Heer nicht höher halten zu wollen als die allgemeine Einigkeit, dass auch dieses durchging. 8 Eine andere Forderung war ebenso unverschämt: dass die Reiterei an ihrem Sold, der damals das Dreifache betrug, einen Abzug leiden sollte, weil sie der Verschwörung entgegen gewesen sei.

      (42) Bei einigen Schriftstellern finde ich noch, dass der Volkstribun Lucius Genucius bei dem Volk das Verbot alles Wuchers in Vorschlag gebracht habe; 2 auch dass vermittels anderer Volksbeschlüsse festgesetzt sei, dass niemand dasselbe obrigkeitliche Amt innerhalb von zehn Jahren wieder bekleiden könne, ebenso nicht zwei Ämter in einem Jahr, ferner dass es erlaubt sein solle, sogar beide Konsuln aus dem Bürgerstand zu wählen. Wenn dem Bürgerstand dies alles eingeräumt ist, so geht daraus hervor, dass die Stärke der Abgefallenen nicht unbedeutend gewesen sein muss. 3 Andere Jahrbücher wissen nichts davon, dass Valerius zum Diktator ernannt sei, sondern lassen die ganze Sache durch die Konsuln beseitigen. Auch soll die Schar der Verschworenen nicht vor seiner Ankunft in die Stadt, sondern in Rom selbst sich in die Waffen geworfen haben, jener nächtliche Einfall nicht in das Landgut des Titus Quinctius, 4 sondern in das Haus eines Caius Manlius unternommen worden sein, und diesen hätten die Verschworenen ergriffen, um ihn zum Anführer zu machen; 5 sie wären ausgerückt und hätten sich bei dem vierten Meilenstein verschanzt; die Stimmung zur Eintracht sei nicht das Werk der Feldherren gewesen, sondern beide Heere hätten sich, als sie bewaffnet zur Schlacht ausgerückt wären, wider Erwartung begrüßt; 6 dann hätten die Soldaten sich untereinander die Hände gereicht, unter Tränen umarmt; und als die Konsuln gesehen hätten, dass die Soldaten an nichts weniger als ans Schlagen dächten, wären sie genötigt gewesen, bei den Vätern den Antrag auf Aussöhnung zu stellen. 7 Also stimmen die Nachrichten aus dem Altertum nur darüber überein, dass ein Aufstand gewesen und beigelegt sei.

      8 Allein der Ruf von diesem Aufstand und der mit den Samniten unternommene schwere Krieg machten mehrere Völker von dem Bündnis mit Rom abwendig, und war man wegen der Unsicherheit des Latinischen Bündnisses schon längst nicht ohne Sorgen, so kam noch dies hinzu, dass die Privernaten die benachbarten römischen Kolonien Norba und Setia durch einen plötzlichen Einfall verheerten.

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