Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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sollte gesättigt werden. Diese treibt sie zur Bestürmung von Capua an. Entweder wollen sie diese herrliche Stadt zerstören oder selbst besitzen. 17 So kommt doch ihnen, ihr Römer, in der Besetzung durch eure Wohltat lieber zuvor, als dass ihr sie in dem durch Frevel erworbenen Besitz lasst.

      Ich rede nicht zu einem Volk, das vor gerechten Kriegen zurückbebt, und doch möchte ich glauben, wenn ihr eure Hilfe nur zeigtet, würdet ihr den Krieg nicht einmal nötig haben. 18 Bis zu uns konnte die Verachtung der Samniten reichen, höher steigt sie nicht. So könnten wir schon vom Schatten eurer Hilfe, ihr Römer, beschützt werden, wir, denen alles, was wir hernach besitzen und was wir sein werden, als euer Eigentum erscheinen wird. 19 Für euch wird der kampanische Acker gepflügt werden, für euch Capua eine volkreiche Stadt sein; unseren Erbauern, unseren Vätern, den unsterblichen Göttern werden wir euch an die Seite stellen. Ihr werdet keine Kolonie haben können, die uns an Folgsamkeit gegen euch und Treue überträfe. 20 Lasst uns Campanern, versammelte Väter, euren Wink, euren heiligen, nie besiegten Schutz angedeihen und heißt uns hoffen, dass Capua länger stehen soll. 21 Was glaubt ihr wohl, in welcher zahlreichen Begleitung der Menge aus allen Ständen wir von dort weggegangen sind? Wie wir alles unter Gelübden und Tränen verlassen haben? In welcher Erwartung jetzt der Senat und das Volk zu Capua, unsere Gattinnen und Kinder sind? 22 Ich bin überzeugt, dass die ganze Volksmenge an den Toren steht und den von hier dorthin führenden Weg hinunter der Antwort entgegensieht, die wir ihnen in ihrer Angst und Ungewissheit auf euren Befehl, versammelte Väter, zu melden haben möchten. 23 In dem einen Fall bringt sie Rettung, Sieg, Leben und Freiheit, im andern – mich schaudert davor, ihre Folgen zu ahnen. Also geht über uns zu Rate, entweder als über eure künftigen Verbündeten und Freunde oder als über völlig aus allem Dasein Verschwundene.

      (31) Als der Senat, sobald die Gesandten abgetreten waren, befragt wurde, galt ihm die Treue, obgleich nach der Meinung eines großen Teiles die bedeutendste und wohlhabendste Stadt Italiens und ihr fruchtbares, dem Meer so nahes Land in teuren Zeiten eine Kornkammer Roms werden konnte, dennoch mehr als ein so großer Vorteil, und dem Beschluss des Senates gemäß gab der Konsul folgende Antwort:

      2 Der Senat, ihr Campaner, hält euch der Hilfe würdig, findet es aber angemessen, die Freundschaft mit euch nur dann zu knüpfen, wenn keine ältere Freundschaft und kein älteres Bündnis dadurch verletzt werden. Die Samniten sind unsere Bundesgenossen. Also versagen wir euch unsere Waffen gegen die Samniten, weil wir sie sonst eher gegen die Götter als gegen die Menschen ergreifen müssten. Allein wir wollen, wie es recht und billig ist, an unsere Bundesgenossen und Freunde Gesandte mit der Bitte abgehen lassen, dass sie euch keine Gewalt zufügen.

      3 Hierauf erwiderte das Haupt der Gesandtschaft, ihren mitgegebenen Verhaltungsbefehlen gemäß: Wenn ihr denn das Unsrige gegen Gewalt und Unrecht durch gerechte Gewalt nicht schützen wollt, so verteidigt es wenigstens als das Eurige. 4 Hiermit übergeben wir das kampanische Volk und die Stadt Capua, das Land, die Tempel der Götter, alles göttliche und menschliche Eigentum, ihr versammelten Väter, in eure und des römischen Volkes Gewalt, um alles, was wir noch zu leiden haben sollen, als eure Untertanen zu leiden. 5 Mit diesen Worten warfen sie sich alle, die Hände zu den Konsuln empor streckend und in Tränen schwimmend, im Vorsaal des Rathauses auf die Knie. 6 Dieser Wechsel des menschlichen Schicksals rührte die Väter, wenn sogar ein Volk mit dieser Übermacht, durch seine Üppigkeit und Prachtliebe bekannt, bei dem noch kurz zuvor die Nachbarn Hilfe gesucht hatten, so den Mut sinken lassen müsse, dass es selbst sich und alles das Seine in fremde Hände gäbe. 7 Jetzt schien es Sache der Ehre, sie als neue Untertanen nicht preiszugeben, und man hielt es für eine Ungerechtigkeit von Seiten der Samniten, wenn sie ein Land und eine Stadt, die durch Übergabe römisches Staatseigentum geworden wären, bekriegen wollten. 8 Es wurde also beschlossen, sogleich an die Samniten Gesandte zu schicken. Sie hatten den Auftrag, die Bitte der Campaner, die darauf vom Senat erteilte, den Bund mit den Samniten berücksichtigende Antwort und die hinterher erfolgte Übergabe den Samniten auseinanderzusetzen. 9 Dann sollten sie vermöge der bestehenden Bundes- und Freundschaftsverhältnisse sie ersuchen, ein in römischen Schutz übergegangenes Volk zu schonen und ein Land, das römisches Eigentum geworden sei, nicht feindlich zu bekriegen. 10 Wenn sie durch mildes Auftreten nichts ausrichteten, sollten sie den Samniten im Namen des römischen Volkes und Senates erklären, dass sie die Stadt Capua und das kampanische Gebiet in Ruhe lassen sollten.

      11 Die Antwort der Samniten auf diesen in ihrer Versammlung von den Gesandten gemachten Antrag wurde mit einem solchen Hochmut erteilt, dass sie nicht allein erklärten, sie würden in der Führung dieses Krieges beharren, sondern dass sogar ihre Obrigkeiten bei ihrem Austritt aus dem Rathaus vor den noch dastehenden Gesandten die Anführer ihrer Kohorten riefen 12 und ihnen mit lauter Stimme den Befehl gaben, sogleich auf Plünderung ins kampanische Gebiet einzurücken.

      (32) Als die Gesandtschaft mit dieser Antwort nach Rom zurückkam, beschlossen die Väter, welche mit Beiseitesetzung aller übrigen Geschäfte Fetialen hinschickten, um Genugtuung zu fordern, und als diese nicht geleistet wurde, die Kriegserklärung mit der gewöhnlichen Feierlichkeit nachfolgen ließen, die Sache je eher je lieber an das Volk gelangen zu lassen; 2 und nach erfolgter Genehmigung des Volkes brachen beide Konsuln mit zwei Heeren aus der Stadt, Valerius nach Kampanien auf, Cornelius nach Samnium, und lagerten sich, jener am Berg Gaurus, dieser bei Laticula. 3 Valerius traf zuerst auf die Legionen der Samniten; denn hier war es, wo sie dem Hauptsturm des Krieges entgegensahen. Zugleich trieb sie auch die Rache auf die Campaner, die immer gleich schnell gewesen wären, hier, Hilfe gegen sie zu leisten, dort, Hilfe gegen sie herbeizurufen. 4 Als sie aber das römische Lager erblickten, forderten sie, jeder bei seinem Anführer, das Zeichen zur Schlacht und versicherten, der Römer solle dem Campaner mit nicht besserem Erfolg zu Hilfe gekommen sein als einst der Campaner dem Lidiciner.

      5 Valerius, der unter unbedeutenden Gefechten nur einige Tage hingehen ließ, um seinen Feind kennenzulernen, 6 befahl, das Zeichen zur Schlacht zu geben, und ermahnte mit wenigen Worten die Seinigen: Der neue Krieg, der neue Feind dürfe sie nicht schrecken. Je weiter sie, die Waffen in der Hand, von der Stadt vorrückten, je unkriegerischer würden die Völker, zu denen sie kämen. 7 Sie möchten nicht aus den Niederlagen der Sidiciner und Campaner auf die Tapferkeit der Samniten schließen. Möchten die Kämpfenden noch so feige gewesen sein, so habe doch das eine Volk notwendig besiegt werden müssen. Und die Campaner wären nun unstreitig mehr von ihrer eigenen, durch übertriebene Schwelgerei herbeigeführten Abspannung und von ihrer Weichlichkeit, als von der Kraft ihrer Feinde besiegt. 8 Was wollten aber auch zwei in so vielen Jahrhunderten erfochtene Siege der Samniten gegen die vielen ruhmvollen Taten des römischen Volkes sagen, das beinahe mehr Triumphe als Jahre seit Erbauung der Stadt zähle, 9 das alles um sich her, Sabiner, Etrurier, Latiner, Herniker, Aequer, Volsker, Aurunker mit seinen Waffen unterjocht, das die in so vielen Treffen niedergehauenen Gallier endlich gezwungen habe, auf das Meer und auf die Schiffe zu fliehen? 10 Freilich müsse jeder hauptsächlich im Vertrauen auf eigenen Kriegsruhm und eigene Tapferkeit in die Schlacht gehen, dann aber auch beherzigen, unter wessen Führung und Leitung der Kampf begonnen werde, 11 ob man bloß die hochtönenden Worte des Redners anhören müsse, der zwar in Reden kriegerisch, aber mit allen Verrichtungen eines Soldaten unbekannt sei, oder aber auch selbst die Waffen zu führen, vor der Fahne herzugehen und sich mitten im Gewühl des Kampfes herumzutummeln verstehe. 12 Es würde mir lieb sein, Soldaten, so fuhr er fort, wenn ihr euch, ohne auf meine Worte zu hören, nach meinen Taten richtetet und nicht bloß die Kriegszucht von mir lerntet, sondern mich auch zum Muster nähmet. Nicht durch Parteien, nicht durch die vom Adel gewöhnlichen Verabredungen, sondern mit diesem Arm habe ich mir seit Kurzem drei Konsulate und die höchste Ehre errungen. 13 Die Zeiten sind vorbei, in welchen man sagen konnte: Ja freilich, du warst ein Patrizier und stammtest von den Befreiern des Vaterlandes ab, und in demselben Jahre hatte deine Familie das Konsulat, in welchem diese Stadt einen Konsul hatte. 14 Jetzt haben wir Väter und ihr Bürgerlichen gleiche Ansprüche auf das Konsulat; und es ist nicht mehr, wie einst, der Lohn der Abkunft, sondern des Verdienstes. Darum, ihr Soldaten, habt immer die höchste Ehre im Auge! 15 Habt ihr gleich als Menschen, die der göttlichen Fügung folgten, mir den Beinamen Corvus gegeben, so ist doch darum der alte Beiname unserer Familie, Publicola, noch keineswegs vergessen. 16 Ich blieb immer, im Krieg und Frieden, ich mochte ohne Amt oder in Ämtern


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