Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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nötig. Caius Julius wurde, weil der Senatsbeschluss den Konsuln ins Lager geschickt war, hier ernannt, dem Lucius Aemilius als Magister Equitum beigesellt wurde. Im Übrigen blieb von außen alles ruhig.

      (22) Den Versuch, den der Diktator in der Stadt machte, die Wahl zweier patrizischer Konsuln zustande zu bringen, veranlasste wieder eine Zwischenregierung. 2 Durch die beiden eingeschalteten Zwischenkönige, Caius Sulpicius und Marcus Fabius, wurde das, worauf es der Diktator vergebens abgesehen hatte, dass zwei patrizische Konsuln gewählt würden, glücklich bewerkstelligt, weil den Bürgerstand die neulich durch Erleichterung der Schulden erwiesene Wohltat nachgiebiger gemacht hatte. 3 Der zuerst abgetretene Zwischenkönig, Caius Sulpicius Peticus, wurde selbst gewählt, und Titus Quinctius Pennus. Einige geben dem Quinctius den Vornamen Kaeso, andere Caius.

      4 Beide zogen in den Krieg, Quinctius gegen die Falisker, Sulpicius gegen die Tarquinier; und da sich der Feind nirgends in eine Schlacht einließ, führten sie ihre Kriege mehr mit dem Land als mit den Menschen, durch Sengen und Brennen; 5 und die Hartnäckigkeit beider Völker erlag der Entkräftung in dieser, ich möchte sagen schleichenden Auszehrung so völlig, dass sie zuerst die Konsuln und dann auf deren Erlaubnis den Senat um Waffenstillstand baten. Sie erhielten ihn auf vierzig Jahre. 6 Da man also die Sorge vor diesen beiden dringenden Kriegen aufgeben konnte, beschloss man, während man einige Ruhe von den Waffen hätte, eine Schätzung abzuhalten, weil die Bezahlung der Schulden so manchem Eigentum einen andern Herrn gegeben hatte. 7 Als aber der Tag zur Wahl der Zensoren angesetzt war, unterbrach Caius Marcius Rutilus, welcher der erste bürgerliche Diktator gewesen war, durch die Erklärung, dass er sich zur Zensur melde, die Einigkeit der Stände. 8 Dem Anschein nach tat er dies zur unrechten Zeit, weil eben zwei Patrizier Konsuln waren, welche sich weigerten, auf ihn Rücksicht zu nehmen. 9 Allein teils erreichte er seinen Zweck durch seine Festigkeit, teils kam ihm die Mitwirkung der Tribunen zustatten, welche zur Wiedererhaltung eines Rechtes, das ihnen auf den konsularischen Wahltagen nicht mehr zustand, alle Kräfte aufboten; auch wohnte in dem Mann selbst eine Würde, für welche die höchste Ehrenstelle nicht zu hoch war, und namentlich wünschte der Bürgerstand gerade durch den Mann, der ihm die Bahn zur Diktatur eröffnet hatte, auch an der Zensur Anteil zu bekommen. 10 Aller Widerspruch in den Stimmen, der die Wahl des Marcius mit Cnaeus Manlius zum Zensor hätte verhindern können, fiel also am Wahltag weg.

      Auch hatte dieses Jahr in Marcus Fabius einen Diktator, nicht etwa, weil man Krieg befürchtete, sondern um am Wahltag der Konsuln das Licinische Gesetz ungültig zu machen. 11 Als Magister Equitum stand dem Diktator Quintus Servilius zur Seite. Doch auch die Diktatur war nicht imstande, dem verabredeten Plan der Väter bei der Konsulnwahl einen glücklicheren Erfolg zu geben, als sie bei der Zensorenwahl gehabt hatten.

      (23) Der Bürgerstand gab den Marcus Popilius Limas zum Konsul her, die Väter den Lucius Cornelius Scipio. 2 Und selbst das Glück verlieh dem bürgerlichen Konsul mehr Auszeichnung. Denn da die Nachricht einlief, dass sich ein großes Heer Gallier im latinischen Gebiet gelagert habe, wurde dem Popilius, weil Scipio von einer schweren Krankheit befallen war, der Gallische Krieg außerordentlicherweise übertragen. 3 Durch seinen Eifer bei der Aushebung des Heeres stellte er, als sich auf seinen Befehl alle junge Mannschaft bewaffnet vor dem Capenischen Tor bei dem Marstempel eingefunden hatte und die Schatzmeister die Fahnen aus der Schatzkammer hierher gebracht hatten, vier vollzählige Legionen auf, übergab den Überschuss an Truppen dem Prätor Publius Valerius Publicola 4 und bewog die Väter, noch ein zweites Heer aufzubringen, welches auf unvorhergesehene Ereignisse des Krieges dem Staat zum Schutze dienen könnte. 5 Sobald er alles hinlänglich angeordnet und herbeigeschafft hatte, zog er selbst gegen den Feind; und um sich von dessen Stärke lieber vorher zu unterrichten, als sie durch eine gewagte Entscheidung auf die Probe zu stellen, ließ er auf einer Anhöhe, die er so nahe wie möglich bei den Galliern besetzt hatte, einen Wall für ein Lager aufwerfen. 6 Als jenes wilde und kampfbegierige Volk, das schon bei dem Anblick der römischen Fahnen in der Ferne, mit dem Vorsatze, sogleich zu schlagen, seine Linien ausbreitete, jetzt gewahr wurde, dass die Römer nicht in die Ebene herabrückten, sondern teils durch die erhöhte Stellung, teils durch Werke sich schützten, hielt es dies für Verzagtheit, und in der Voraussetzung, dass sie ihm gerade jetzt bei der Anlegung ihrer Werke eine Blöße gäben, unternahm es mit fürchterlichem Geschrei einen Angriff. 7 Von Seiten der Römer wurde die Arbeit nicht aufgegeben – nur das dritte Glied war mit Schanzen beschäftigt –, und das erste und zweite, die vor den Schanzenden aufgepflanzt standen, fingen den Kampf an. 8 Außer ihrer Tapferkeit war auch die erhöhte Stellung für die Römer vorteilhaft, da alle ihre Wurfpfeile und Lanzen, nicht wie gewöhnlich, wenn sie in der Ebene abgeschossen werden, fruchtlos zur Erde fielen, sondern sämtlich durch ihre Schwere niedergeschleudert hafteten; 9 und die Gallier, mit Geschossen beladen, die ihnen entweder in ihren durchbohrten Körpern festsaßen oder lastend in den Schilden hingen, waren sie gleich im Lauf beinahe zur Höhe hinaufgedrungen, machten dennoch jetzt unentschlossen Halt; 10 und als ebendieses Zaudern den Mut auf ihrer Seite niederdrückte, bei dem Feind aber erhöhte, stürzten sie, sobald sie zurückgeworfen wurden, alle übereinander und richteten unter sich selbst eine schrecklichere Niederlage als der einhauende Feind an. So wurden mehr von ihnen bei der Hast und Verwirrung zertreten als durch das Eisen verwundet.

      (24) Allein noch war der Sieg für die Römer nicht entschieden. Als sie in die Ebene kamen, hatten sie einen neuen Riesenkampf zu bestehen. 2 Denn da die Übermacht der Gallier einen solchen Verlust weniger fühlbar machte, wurden frische Truppen gegen den siegreichen Feind in die Schlacht geführt, gleich als ob eine neue Schlacht anfinge. 3 Die Römer standen vom Angriff ab und machten Halt; denn teils sollten sie als Ermüdete von Neuem in den Kampf gehen, teils hatte sich der Konsul auf kurze Zeit aus der Schlacht entfernt, weil ihm, als er sich zu unvorsichtig unter den Vorderstreitern tummelte, die linke Schulter mit einem langen gallischen Wurfspieß beinahe durchstochen war. 4 Schon hatten sie über diese Verzögerung den Sieg aufgegeben, als der Konsul, sobald er nach dem Verband seiner Wunde wieder vor die Linie geritten kam, ihnen zurief: Was steht ihr da, Soldaten? Ihr habt hier nicht den Latiner, nicht den Sabiner als Feind vor euch, die ihr aus besiegten Feinden zu Verbündeten machen könnt. 5 Unser Schwert ist auf Unholde gezückt. Badet ihr euch nicht in ihrem Blut, so fließt das eure. Vom Lager habt ihr sie zurückgeschlagen; am Abhang hinunter habt ihr sie ins Tal gestürzt; ihr steht auf hingestreckten Leichen der Feinde. Füllt nun mit ebendem Gemetzel die Felder an, mit dem ihr die Berge bedeckt habt. 6 Erwartet nicht, dass sie vor euch fliehen werden, wenn ihr stehen bleibt; anrücken müsst ihr, hineinbrechen in den Feind! 7 Durch solche Ermunterungen zum neuen Angriff gehoben, drängten sie die vorderen Haufen der Gallier von der Stelle; dann brachen sie in mehreren Keilen bis in den Mittelpunkt des feindlichen Heeres. 8 So auseinandergeworfen, fielen die Barbaren, nun ohne festen Befehl und ohne Anführer, über ihre eigenen Truppen her, rannten, über die Ebene gejagt, auf der Flucht an ihrem eigenen Lager vorbei und eilten der Höhe von Alba zu, die ihnen unter mehreren gleichhohen Hügeln als der am meisten hervorragende Punkt in die Augen fiel. 9 Der Konsul, der sie nicht über ihr Lager hinaus verfolgte – denn teils beschwerte ihn seine Wunde, teils wollte er das vom Gefecht ermüdete Heer nicht unter die vom Feind besetzten Anhöhen ziehen –, überließ die ganze Beute des Lagers den Soldaten und führte sein Heer siegreich und mit gallischem Raub beladen nach Rom zurück. 10 Den Triumph des Konsuls verzögerte seine Wunde; ebendieser Umstand erregte bei dem Senat den Wunsch nach einem Diktator, um einen zu haben, der während der Krankheit der Konsuln den Wahltag abhalten sollte. 11 Lucius Furius Camillus, welcher zum Diktator ernannt wurde und den Publius Cornelius Scipio zum Magister Equitum nahm, verschaffte den Vätern den vorigen Besitz des Konsulates wieder, wegen dieses Verdienstes wurde er selbst durch die lebhaften Bemühungen der Väter zum Konsul gewählt und ernannte den Appius Claudius Crassus zu seinem Amtsgenossen.

      (25) Ehe die neuen Konsuln ihr Amt antraten, hielt Popilius seinen Triumph über die Gallier unter großen Beifallsbezeigungen der Bürgerlichen; und unwillig fragte einer den andern, ob irgendjemand Ursache habe, mit einem bürgerlichen Konsul unzufrieden zu sein. 2 Zuletzt schalten sie auf den Diktator, dass er zum Lohn für seine Nichtachtung des Licinischen Gesetzes das Konsulat empfangen habe, das noch mehr durch seine eigene Begehrlichkeit als durch das Unrecht des Staates verunehrt sei, so dass er sich selber als Diktator zum Konsul ernenne.

      3 Das Jahr zeichnete sich durch viele und mannigfaltige Bewegungen aus. Die


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