Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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ergaben sie sich, als eben die rings umstürmte Stadt mit Leitern erstiegen wurde, den wehrlosen Haufen nicht gerechnet, an 4000 Krieger. 8 Die Stadt wurde zerstört und verbrannt, nur den Tempel der Mutter Matuta verschonte man mit Feuer. Die ganze Beute wurde den Soldaten überlassen, doch wurden die 4000, die sich ergeben hatten, nicht zur Beute gerechnet. Diese ließ der Konsul gefesselt vor seinem Triumphwagen herziehen und legte aus ihrem Verkauf eine große Summe in die Schatzkammer. 9 Nach einigen Berichten bestand diese Menge bloß aus gefangenen Sklaven, und dies ist mir wahrscheinlicher, als dass man die verkauft haben sollte, die sich ergeben hatten.

      (28) Auf diese Konsuln folgten Marcus Fabius Dorsuo und Servius Sulpicius Camerinus. Jetzt machten die Aurunker mit einer unerwarteten Plünderung den Anfang zum Krieg, 2 und aus Besorgnis, diese Tat einer einzelnen Völkerschaft weise auf einen Plan des latinischen Gesamtvolkes hin, wählte man den Lucius Furius, als stände schon ganz Latium unter den Waffen, zum Diktator, und er ernannte den Cnaeus Manlius Capitolinus zum Magister Equitum. 3 Und nachdem man, wie sonst nur bei einem großen Aufstand, einen Gerichtsstillstand bekannt gemacht und bei der Aushebung jede Befreiung für ungültig erklärt hatte, wurden die Legionen so schnell wie möglich in das Land der Aurunker geführt. Hier trafen sie mehr mit Räubergesindel als mit feindlichen Kriegern zusammen; der Krieg war demnach mit der ersten Schlacht beendet, 4 weil sie indessen der angreifende Teil gewesen waren und auch ohne Zögern die Schlacht angenommen hatten, glaubte der Diktator, auch die Hilfe der Götter nötig zu haben, und gelobte während des Gefechtes selbst der Juno Moneta einen Tempel. Er kam, zur Lösung seines Gelübdes verpflichtet, siegreich nach Rom zurück und legte die Diktatur nieder. 5 Diesen Tempel der Ehre des römischen Volkes würdig aufzuführen, ließ der Senat Zweimänner ernennen. Man bestimmte ihm den Platz auf der Burg, wo das Haus des Marcus Manlius Capitolinus gestanden hatte. 6 Das Heer des Diktators gebrauchten die Konsuln zu einem Krieg mit den Volskern und nahmen den Feinden Sora durch Überrumpelung.

      Der Tempel der Moneta wurde in dem Jahr nach seiner Gelobung eingeweiht, unter Caius Marcius Rutilus und Titus Manlius Torquatus, von denen jener zum dritten, dieser zum zweiten Mal Konsul war. 7 Gleich nach der Einweihung ereignete sich ein Schreckenszeichen, jenem alten ähnlich, das man auf dem Albanischen Berg88 wahrgenommen hatte. Denn es fiel ein Steinregen, und mitten am Tag schien Nacht einzutreten; und da man wegen der religiösen Gefühle, mit welchen die ganze Stadt erfüllt war, die Heiligen Bücher eingesehen hatte, beschloss der Senat, für die Feier der anzuordnenden Bettage einen Diktator zu ernennen. 8 Man ernannte den Publius Valerius Publicola. Zum Magister Equitum bekam er den Quintus Fabius Ambustus. Man traf die Einrichtung, die feierlichen Aufzüge der Betenden nicht bloß von den Stadtbezirken halten zu lassen, sondern auch von den nächsten Völkerschaften, und es wurde die Reihenfolge festgesetzt, an welchem Tag jede den Tempelgang halten sollte.

      9 In diesem Jahr soll das Volk die von den Ädilen vor Gericht gezogenen Wucherer zu harten Strafen verurteilt haben. Und ohne allen einer Angabe würdigen Grund ließ man wieder eine Zwischenregierung eintreten. 10 Aus dieser Zwischenregierung – fast hätte man denken sollen, dies sei die Absicht gewesen – ging das Konsulat zweier Patrizier hervor, Marcus Valerius Corvus zum dritten Mal und des Aulus Cornelius Cossus.

      (29) Von nun an habe ich Kriege zu erzählen, die teils durch die Stärke der Feinde, teils ebenso sehr durch die Entlegenheit des Schauplatzes als durch die Länge ihrer Dauer von größerer Wichtigkeit waren. 2 Denn in diesem Jahr ergriff Rom die Waffen gegen die Samniten, dieses mächtige und kriegerische Volk. Nach dem Krieg mit den Samniten, der mit zweifelhaftem Glück geführt wurde, trat Pyrrhus als Feind auf, und nach Pyrrhus die Punier. Welch eine Fülle von Ereignissen! Wie oft war Rom am Abgrund der Gefahr, um seine Oberherrschaft zu dieser Größe zu bringen, die es selbst kaum tragen kann!

      3 Der Krieg mit den Samniten hatte für die Römer, die mit ihnen als Freunde verbündet waren, eine äußere Veranlassung, er entspann sich nicht zwischen beiden Völkern. 4 Die Samniten trieb ihre Überlegenheit über die Sidiciner zu einem ungerechten Krieg gegen sie; und die Schwächeren, genötigt, Hilfe bei Mächtigeren zu suchen, verbanden sich mit den Campanern. 5 Da die Campaner zum Schutz ihrer Bundesgenossen mehr ihren Namen als Streitkräfte aufstellen konnten, zogen sie, sobald sie im Gebiete der Sidiciner als die verweichlichten Schwelger gegen jene unter den Waffen abgehärteten Krieger die Schlacht verloren hatten, den ganzen Sturm des Krieges zu sich hinüber. 6 Denn die Samniten, die sich mit Aufgebung der Sidiciner gegen den Rückhalt dieser ihrer Nachbarn, gegen die Campaner selbst, wandten, besetzten die bei Capua ragenden Höhen Tifata mit einem starken Heer und zogen in geschlossenen Gliedern in die zwischen Capua und Tifata gelegene Ebene. 7 Hier wurde eine zweite Schlacht geliefert, und da die durch die misslungene Schlacht auf ihre Mauern beschränkten Campaner nach dem Verlust ihrer Kerntruppen keine Hilfe in der Nähe zu hoffen hatten, so sahen sie sich gezwungen, die Römer um Hilfe zu bitten.

      (30) Ihre Gesandten hielten, als sie vor dem Senat auftraten, etwa folgende Rede:

      Das kampanische Volk, ihr versammelten Väter, hat uns, seine Gesandten, zu euch geschickt, ihm eure Freundschaft auf immer, eure Hilfe für diesen Augenblick zu erbitten. 2 Hätten wir um jene in unserer glücklichen Lage gebeten, so würde sie, so wie sie schneller begonnen hätte, auch durch ein schwächeres Band geknüpft sein. Dann nämlich würden wir bei dem Bewusstsein, die Freundschaft mit euch als gleiche Teile geschlossen zu haben, eure Freunde vielleicht ebenso gut wie jetzt, allein auch die minder abhängigen und verpflichteten gewesen sein. 3 So aber müssen wir, durch euer Mitleid an euch gebunden und durch eure Bitte in unserer Not geschützt, auch die empfangene Wohltat ehren, um nicht undankbar, nicht aller göttlichen und menschlichen Hilfe unwürdig zu scheinen. 4 Auch kann der Umstand, dass die Samniten eure Freunde und Bundesgenossen eher als wir geworden sind, unmöglich die Wirkung haben, dass wir nicht in eure Freundschaft aufgenommen würden, sondern nur die, dass sie an Alter und Rang uns vorangehen, denn in eurem Bündnis mit den Samniten ist ja nicht festgesetzt, dass ihr keine neuen Bündnisse schließen solltet.

      5 Ihr habt es immer für eine hinlänglich begründete Ursache zur Freundschaft gehalten, wenn jemand euch Freund sein wollte. 6 Wir Campaner aber, erlaubt uns gleich unser gegenwärtiges Schicksal keinen zu hohen Ton, geben dennoch meines Erachtens, da wir in der Größe der Stadt, in der Fruchtbarkeit des Landes außer euch keinem anderen Volk nachstehen, durch unseren Beitritt als Freunde den Vorzügen, die ihr habt, keinen geringen Zuwachs. 7 Den Aequern und Volskern, den ewigen Feinden dieser Stadt, werden wir, sowie sie sich regen, im Rücken sein; und was ihr für unsere Rettung zuerst getan haben werdet, das werden wir für eure Oberherrschaft, für euren Ruhm zu allen Zeiten tun. 8 Sind die Völker zwischen uns und euch bezwungen – ein Ereignis, das wir uns von eurer Tapferkeit und eurem Glück als sehr nahe bevorstehend versprechen dürfen ‒, so erstreckt sich eure Herrschaft ununterbrochen bis zu uns hin. 9 Bitter und traurig ist das Bekenntnis, zu dem unser Schicksal uns zwingt. Es ist so weit gekommen, ihr versammelten Väter, dass wir Campaner entweder zu euren Freunden oder zu euren Feinden gehören müssen. 10 Nehmt ihr uns in Schutz, so sind wir die eurigen, verlasst ihr uns, so gehören wir den Samniten. Ob ihr also Capua und ganz Kampanien lieber euch oder der Macht der Samniten anheimfallen lassen wollt, das sei der Gegenstand eurer Beratung. 11 Es ist zwar billig, ihr Römer, dass zu eurem Mitleid, zu eurem Beistand alle gleichen Zutritt haben, allein die doch besonders, die, da sie anderen auf deren Bitte über ihre Kräfte Hilfe leisteten, sich jetzt alle selbst in diese Notwendigkeit versetzt sehen. 12 Gleichwohl haben wir für die Sidiciner nur dem Namen nach, eigentlich aber für uns selbst gekämpft; denn wir sahen ja von der schändlichen Straßenräuberei der Samniten unsere Nachbarn angefallen, sahen, dass dieser Brand, sobald er die Sidiciner verzehrt hatte, auch uns ergreifen würde. 13 Und wirklich kommen die Samniten auch jetzt nicht deswegen gegen uns angezogen, weil sie sich für unsern Angriff rächen wollen, sondern weil ihnen der gebotene Vorwand willkommen ist. 14 Oder wenn dies zürnende Empfindlichkeit und nicht vielmehr Benutzung des Augenblicks zur Sättigung ihrer Habsucht wäre, konnten sie sich dann nicht damit begnügen, unsere Legionen einmal im Sidicinischen und noch einmal in Kampanien selbst gestraft zu haben? 15 Gibt es eine solche Erbitterung, die das Blut zweier Schlachten nicht befriedigen könnte? Und hierzu rechne man noch die Plünderung unseres Gebietes, die als Beute weggetriebenen Menschen und Herden, die niedergebrannten und verwüsteten Dörfer, die Verheerung


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