Praxis der Selbstmotivierung. Jens-Uwe Martens
Читать онлайн книгу.kann Ihnen nicht versprechen, dass Sie Ihre Ziele erreichen, denn ich weiß nicht, ob sie für Sie erreichbar sind, aber ich kann Ihnen versprechen, dass Sie das, was Sie sich vorgenommen haben, tatsächlich tun, wenn Sie sich an die Empfehlungen dieses Buches halten. Sie werden mit den hier dargestellten Regeln den berühmten „inneren Schweinehund“ nicht nur besiegen, sie werden ihn zähmen, ja er wird Ihnen aus der Hand fressen.
Natürlich ist das oft nicht einfach und nicht ohne Mühe zu erreichen. Ob es sich lohnt, diese Mühe auf sich zu nehmen, hängt davon ab, welchen Wert für Sie das Ziel hat, das Sie sich gestellt haben. Wollen Sie gesünder leben, wollen Sie Ihren Körper in eine bessere Form bringen, wollen Sie sich auf ein Prüfung vorbereiten, wollen sie sich beruflich weiterentwickeln, wollen Sie ein sportliches Ziel erreichen, wollen Sie glücklich werden oder wollen Sie sich einfach nur beweisen, dass Sie Herr in Ihrem eigenen Haus sind, das man gemeinhin „Ihr Leben“ nennt?
München, Juli 2011
Jens-Uwe Martens
Einleitung
Eine der stärksten Charakteristika eines Genies besteht in der Kraft, sein eigenes Feuer anzuzünden.
Selbstmotivation in unserer Zeit
„Motivation ist das halbe Leben“, so höre ich meine Psychologenkollegen immer wieder sagen. Was können wir alles leisten, wenn wir nur richtig motiviert sind und wie schwer fällt uns alles, wenn wir keine Lust haben, wenn wir nur noch aus Pflichtgefühl arbeiten, oder einfach, um unangenehme Erfahrungen zu vermeiden. Aber woher kommt die Motivation? Wer motiviert uns?
Ein nicht gerade angenehmes Erlebnis veranlasste mich, intensiver darüber nachzudenken:
„Und wer motiviert mich?“
Vor vielen Jahren kam ich an einem Freitag, am späten Nachmittag, von einem Seminar in mein Büro zurück. Damals gab es noch häufiger Seminare, die eine ganze Woche dauerten. Ich hatte das Seminar allein geleitet und obwohl es mir wie immer viel Spaß gemacht hatte, merkte ich auf dem Nachhauseweg, dass es doch sehr anstrengend gewesen war. „Wie lange willst du das eigentlich noch durchhalten?“, fragte ich mich, während ich das Büro meiner Sekretärin betrat. Außer meiner Sekretärin war niemand mehr da, alle anderen Mitarbeiter hatten ihren Arbeitsplatz schon für den wohlverdienten Feierabend verlassen. So musste ich die vielen Geräte und all meine Mappen, die ich zum Seminar mitgenommen hatte, selbst ins Büro schleppen. Auf die Idee, dass mir meine Sekretärin helfen könnte, kam ich nicht. Ich bin noch so erzogen, dass man einer Dame keine schwere körperliche Arbeit aufbürdet.
Nachdem ich mich meines vielen Gepäcks entledigt hatte, begrüßte sie mich – wie ich empfand – mit einem rüden Vorwurf: „Sie machen Fehler über Fehler!“
Ich war einigermaßen verdutzt. Ich weiß, ich bin nicht unfehlbar, aber mein Seminar lief eigentlich sehr gut. Ich hatte erwartet, dass sie mich fragte, wie es gelaufen war, oder mir sogar ein paar Worte der Anerkennung gönnte, denn schließlich verdiente ich mit meinen Anstrengungen auch ihr Gehalt. Ich ließ mich also erst einmal auf einen Stuhl fallen und fragte sie dann verwundert: „Wie kommen Sie denn darauf?“
„Ich schreibe da gerade den Aufsatz ‚Motivation und Führung‘, den sie mir gegeben haben.“ (Damals – ohne Computer – diktierte ich meine Aufsätze noch.) „In dem Aufsatz schreiben Sie über die Bedeutung der Motivation und ich habe festgestellt, dass Sie mich schon lange nicht mehr motiviert haben“, erläuterte sie mir ihren Vorwurf näher.
Ich war müde und hatte keine Lust auf eine Diskussion, oder darauf, meine Position als Chef zu dokumentieren. Ich hatte während des Seminars genug Gelegenheit zu Diskussionen. Ich tat etwas, was meine Sekretärin eigentlich nicht von mir gewohnt war. Ich sagte einfach: „Und wer motiviert mich?“ und verließ ihr Zimmer.
Und wer motiviert Sie?
Wenn Sie darauf angewiesen sind, dass Ihr Chef – oder Ihre Mitarbeiter, oder Ihr Partner/Ihre Partnerin – Sie immer wieder motivieren, werden Sie häufig erleben, dass Ihnen Ihre Arbeit schwerfällt, dass Sie sich zwingen müssen, die Ihnen gestellten Aufgaben zu erledigen. In einer solchen Situation – so haben Untersuchungen immer wieder gezeigt – leisten wir deutlich weniger, haben kaum noch kreative Ideen bezüglich unserer Arbeit, und wir erleben den negativen Stress mit all seinen gefährlichen Nebenwirkungen.
In den letzten Jahren wird immer deutlicher, dass auf Motivation nicht viel Wert gelegt wird. Einen Manager eines großen Versicherungskonzerns hörte ich vor wenigen Wochen einmal sagen: „Die Mitarbeiter bekommen doch ihr Gehalt, wozu muss ich mir da auch noch Gedanken machen, wie man sie motiviert?“ Wenn wir die Fähigkeit entwickelt haben, uns selbst zu motivieren, auch in Arbeits- oder Lebenssituationen, in denen es uns nicht leicht gemacht wird, dann sind wir gleichsam autark, wir machen unsere Arbeit oder das, was wir uns vorgenommen haben, mit Freude und stecken dabei vielleicht sogar noch unsere Kollegen an.
Selbstmotivierung als Voraussetzung für eine gelungene Weiterbildung
Unsere Ausbildungssysteme vergessen die Motivation zum Weiterlernen.
Die Veränderungen in der Arbeitswelt führen dazu, dass man heute nicht mehr sein Leben lang in dem einmal gewählten Wunschberuf und in dem vertrauten Unternehmen arbeitet. In dieser vertrauten Arbeitsumgebung motivieren sich die Kolleginnen und Kollegen (häufig ohne es bewusst zu wollen) gegenseitig, sie bilden ein Team, das man jeden Tag gern sieht. Die immer schneller auftauchenden und gravierenden Veränderungen in der Arbeitswelt führen dazu, dass man sich auf häufige Veränderungen einstellen muss. Immer wieder muss man mit neuen Kollegen zusammenarbeiten, die aus rein funktionalen Gesichtspunkten zusammengestellt wurden.
Flexibilität und Veränderungsbereitschaft sind heute wichtige Eigenschaften, die immer wieder in Stellengesuchen beschrieben werden. Wir müssen ein Leben lang für neue Entwicklungen offen bleiben und uns immer wieder neuen Lernaufgaben stellen. Sich selbst für diese Veränderungen und für die Lernaufgaben zu motivieren, die sich daraus ergeben, gehört heute zu den Basiskompetenzen, ohne die man sich ein erfülltes und erfolgreiches Berufsleben kaum vorstellen kann. Von anderen – sei es der Chef, der Mitarbeiter oder die Kollegen – motiviert zu werden, gehört zu den Glücksfällen, aber eben auch zu den eher seltenen Ausnahmen. Wir müssen die Fähigkeit besitzen, uns selbst zu motivieren.
Wenn Sie sich selbst motivieren können, dann ist auch die heute geforderte lebenslange (oder besser: lebensbegleitende) Weiterbildung keine lästige Pflicht mehr, sondern sie wird zu Recht als ein selbstgesteuerter, kontinuierlicher Lern- und Entwicklungsprozess verstanden, der das Leben interessanter macht.
Dieser Prozess wird nicht von irgendeiner Institution – sei es der Arbeitgeber, das Arbeitsamt oder eine andere öffentliche Stelle – gefordert und gesteuert, sondern muss als willkommene Herausforderung begriffen werden. Die Fähigkeit zur Selbstmotivierung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, einen als richtig erkannten Lebensweg konsequent und eigeninitiativ zu gehen und dabei seine Fähigkeiten optimal einzusetzen.
Heute kommt niemand, der eine optimale berufliche Entwicklung nehmen will, um eine kontinuierliche Weiterbildung herum, bei der Eigenverantwortung beim Lernen und bei der beruflichen Kompetenzentwicklung im Mittelpunkt steht. Die vielen technischen und organisatorischen Veränderungen zwingen uns, immer neue Fähigkeiten zu erwerben. Wenn wir das aus einem gefühlten Zwang heraus absolvieren, dann wird der Erfolg deutlich geringer sein, als wenn wir das mit der Einstellung tun, dass wir uns gern den neuen Herausforderungen stellen. Nur so können wir ein selbstbestimmtes, proaktives und erfolgreiches Weiterbildungsverhalten entwickeln.
Motivation und damit Selbstmotivierung hat auch einen sehr großen Einfluss auf den Lernerfolg. Vor allem der Lerntransfer, also die Übertragung des gelernten Wissens in die Praxis, ist deutlich größer, wenn man motiviert lernt. In Untersuchungen wurde immer wieder bestätigt, dass der Einfluss der Motivation auf die Anwendbarkeit des neu