Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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Leben in einem Moment ein Ende. Es war das Schicksal Cäsars, aber ohne die Großheit der Formen, welche die Geschichte des Altertums selbst noch in den Verbrechen zeigt.

      Damals ging eine Meinung durch die Welt, daß die Mordtat durch den Einfluß von Spanien unter Konnivenz des einen oder andern französischen Großen vollzogen morden sei. Man erzählte, ein aus den Niederlanden eingegangener, schon vom 13. Mai datierter Brief habe von der Ermordung des Königs als einem vollbrachten Ereignis geredet, die Prinzessin von Condé habe den König unmittelbar vorher vor den Anschlägen eines spanischen Agenten gewarnt; hie und da ist die spanische Regierung mit Bestimmtheit, wiewohl ohne allen weiteren Beweis, der Tat beschuldigt worden. In Frankreich hatte man eine Spur, wollte aber davon nicht reden. Eine Nonne in einem Kloster der Normandie sollte an dem Tage der Mordtat, ja in der Stunde derselben, sie durch einen Ausruf angekündigt haben; man sprach mit ihr darüber; sie sagte, sie habe die Vögel in der Luft davon reden hören.

      Papst Paul V. sah darin gleichsam eine göttliche Züchtigung, denn der König habe sich durch Liebe verblenden und durch den Ehrgeiz des Herzogs von Savoyen verführen lassen, die Ruhe Italiens stören zu wollen; er hatte sich, rief er aus, einem verkehrten Sinn hingegeben, der Herr der Heerscharen hat es getan! Das Gefühl der Spanier drückte sich in den Worten des Kardinals von Toledo im versammelten Staatsrat aus: Wenn Gott für uns ist, wer ist wider uns?

       Heinrich IV. Jugend, Französische Geschichte 1, 343-347. Die Bartholomäusnacht 1, 228-239. Die Schlacht bei Ivry 1, 362.

      22. Fortsetzung der Gegenreformation in Deutschland

       Inhaltsverzeichnis

      Päpste II, Werke Bd. 38 S. 262-274

      So verfuhren nun auch Ernst und Ferdinand von Köln, beides bayrische Prinzen, und der Kurfürst von Trier, Lothar aus dem Hause Metternich, ein ausgezeichneter Fürst, von scharfem Verstand, mit dem Talent, die Schwierigkeiten die sich ihm darboten zu überwinden, prompt in seiner Justiz, wachsam um den Vorteil sowohl seines Landes als seiner Familie zu befördern, auch übrigens leutselig und nicht allzu strenge, nur mußte es nicht die Religion anbetreffen; Protestanten duldete er nicht an seinem Hofe. So großen Namen gesellte sich Neithard von Thüngen, Bischof von Bamberg, zu. Als er von seiner Hauptstadt Besitz nahm, fand er den ganzen Rat bis auf zwei Mitglieder protestantisch. Er hatte schon in Würzburg dem Bischof Julius beigestanden; er entschloß sich, die Maßregeln desselben nunmehr auf Bamberg anzuwenden. Bereits für Weihnachten 1595 erließ er sein Reformationsedikt; es lautet auf Abendmahl nach katholischem Ritus oder Auswanderung, und obwohl Domkapitel, Adel und Landschaft ihm widersprachen, von den Nachbarn die dringendsten Vorstellungen ergingen, so finden wir doch alle die folgenden Jahre hindurch die Reformationsbefehle erneuert und im ganzen ausgeführt. Mit dem Bamberger wetteiferte in Niederdeutschland Theodor von Fürstenberg zu Paderborn. Im Jahre 1596 setzte er alle Priester seiner Diözese gefangen, die das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austeilten. Natürlich geriet er hierüber mit seinem Adel in Entzweiung, und wir finden Bischof und Adel sich wechselseitig ihre Herden, ihre Stutereien wegtreiben. Auch mit der Stadt geriet er endlich in offene Fehde. Unglücklicherweise erhob sich hier ein ungestümer Volksführer, der doch der großen Stellung nicht gewachsen war, deren er sich bemächtigt hatte; 1604 ward Paderborn zu neuer Huldigung gezwungen. Hierauf ward das Jesuitenkollegium aufs prächtigste ausgestattet; in kurzem erging auch hier ein Edikt, das nur zwischen Messe und Auswanderung die Wahl ließ. Wie so ganz katholisch wurden allmählich Bamberg und Paderborn!

      Höchst merkwürdig bleibt allemal die rasche und dabei doch so nachhaltige Verwandlung, welche in allen diesen Ländern hervorgebracht ward. Soll man annehmen, daß der Protestantismus in der Menge noch nicht recht Wurzel gefaßt hatte, oder soll man es der Methode der Jesuiten zuschreiben? Wenigstens ließen sie es an Eifer und Klugheit nicht fehlen. Von allen Punkten, wo sie sich festgesetzt, ziehen sie in weiten Kreisen umher. Sie wissen die Menge zu fesseln, ihre Kirchen sind die besuchtesten; sie gehen immer auf die vornehmste Schwierigkeit los. Ist irgendwo ein bibelfester Lutheraner, auf dessen Urteil die Nachbarn etwas geben, so wenden sie alles an, um ihn zu gewinnen, was ihnen auch bei ihrer Übung in der Kontroverse selten fehlschlägt. Sie zeigen sich hilfreich, sie heilen Kranke, sie suchen Feindschaften zu versöhnen; durch heilige Eide verpflichten sie alsdann die Überwundenen, die Bekehrten. Nach allen Wallfahrtsorten sieht man die Gläubigen unter ihren Fahnen heranziehen; Menschen, die eben noch eifrige Protestanten gewesen, schließen sich jetzt den Prozessionen an.


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