Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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in die Hände des Dauphin gefallen; eine Medaille rühmt ihn, daß er innerhalb eines Monats zwanzig Städte in Besitz genommen habe. Tief in Schwaben und Franken trieben die Franzosen Brandschatzungen ein. Schon in der Mitte des Oktober 1688 erschien Marquis Boufflers an der Spitze von 20 000 Mann vor Mainz. Es war erst fünfzehn Jahre her, daß ein weitschauender und tatkräftiger Kurfürst-Erzbischof246 seine Hauptstadt regelmäßig hatte befestigen lassen, damit durch die neuen Bastionen gesichert Fürst und Kapitel ruhig bei Land und Leuten bleiben möchten. Kaum aber zeigte sich eine feindliche Macht vor den gewaltigen Bollwerken, so hatte weder der Fürst noch sein Kapitel den Mut, sich derselben zu bedienen, die Verteidigungswerke zu verteidigen. Bei der geringen Anzahl der Mannschaften, über die sie geboten, schienen ihnen gerade der Umfang derselben die Behauptung unmöglich zu machen. Sie wurden den Franzosen ohne Widerstand eingeräumt, die nun sofort Hand anlegten sie noch zu verstärken, und eine Besatzung hineinwarfen, welche sie zu halten vermochte.

      Zunächst hatten die Franzosen für Verstärkung der Verteidigungsanstalten längs des Ozeans Sorge zu tragen. Bei 50 000 Mann Milizen, welche die Pfarren stellen mußten, wurden an den Küsten von Guienne, Bretagne und Normandie verteilt und geübten Offizieren zur Einübung anvertraut, um die bedroht scheinenden Punkte zu schützen. Besonders auf Guienne war die Aufmerksamkeit gerichtet, wie denn in der Tat in England gleich anfangs ein Anfall auf diese Provinz beabsichtigt worden ist, weil sie noch Hugenotten in Menge enthielt, von denen man meinte, sie würden sich bei der ersten Gelegenheit erheben. Galeeren wurden daselbst instand gesetzt, um jede Annäherung kleiner Fahrzeuge zu hindern.

      Vauban hatte von der Zitadelle von Mannheim, Friedrichsburg, die mehr durch Verrat als Überlegenheit der Waffen gewonnen worden, bemerkt, daß man sie um keinen Preis wieder in die Hände der Deutschen dürfe geraten lassen; sie könnte dann an dieser wichtigen Stelle bis zur Unbezwinglichkeit befestigt werden und jetzt oder in Zukunft viel zu schaffen machen. Dann äußerte Marschall Duras, der mit dem Oberbefehl am Rhein betraut war, für die Verteidigung von Mainz und Philippsburg werde aus jenen zwar nur mittelgroßen, aber begüterten Ortschaften eine Gefahr entspringen, da sie dem deutschen Heere Hilfsquellen zu seinen Angriffen bieten würden. Folgerichtigermaßen regte sich der Gedanke und ward von dem erbarmungslosen Louvois ergriffen, daß es das beste sei, die Städte zu zerstören und ihre Einwohner nach dem französischen Gebiet wegzuführen. Man wünschte besonders die Pfalz in einem so wehrlosen Zustand zu setzen, daß der Kurfürst nicht daran denken könne, dahin zurückzukehren und wieder festen Besitz zu ergreifen. Aber auch die Bemerkung soll gemacht worden sein, daß dann um so leichter zwischen den Verbündeten wegen der Quartiere Streit ausbrechen werde.