Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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O, Du erlaubst mir –?

      Catilina. Nahmst Du es für Ernst,

       Ich wiche in der Stunde der Gefahr

       Von meinem Posten? Kennst Du mich so schlecht?

      Lentulus.

       O, Catilina, Du –!

      Catilina (kalt.) Verlier die Zeit nicht Und rette Dich; – ich werd' zu sterben wissen. (Wendet sich von ihm.)

      Lentulus (zu sich selbst.) Ich danke Dir für Deine Neuigkeit; Sie soll mir selbst die besten Dienste leisten. Es trifft sich gut, daß ich in dieser Gegend Nicht unbekannt; so schlag' ich mich zum Feind Und führ' ihn auf geheimen Pfaden her, Zu Deinem Untergang und meiner Rettung. Der Wurm, den Du voll Hochmut in den Staub trittst, Er wird Dir seinen scharfen Zahn noch weisen! (Ab.)

      Catilina (nach einer Pause.) Dies ist die Treue, drauf ich Häuser baute! So dienen sie mir, Mann für Mann. Ihr Götter! Verräterei und Feigheit sind die Früchte, Die diese matten Sklavenseelen reifen. O, welch ein Tor ich bin mit meinen Plänen! Zerstören will ich Rom, dies Otternnest, – Und dieses Rom ist längst schon Schutt und Asche. (Man hört Waffenlärm sich nähern; er lauscht.) Da kommen sie! Es sind noch kühne Männer Darunter. Wie der Stahl so lieblich singt! Wie lustig sich die Schilde widersprechen! Die alte Glut, ich fühl's, wird wieder wach; Die Stunde der Entscheidung naht, die große, Die alle Zweifel löst. Sie sei willkommen!

       (Manlius, Statilius, Gabinius und eine Menge anderer Verschworener kommen durch den Wald.)

      Manlius.

       Hier, Catilina, hast Du Deine Freunde;

       Im Lager schlug ich Lärm, wie Du befahlst –

      Catilina.

       Und machtest kund –?

      Manlius. Sie wissen, was uns droht.

      Statilius.

       Wir wissen es und folgen Deinem Ruf,

       Zum Kampf bereit auf Leben und auf Tod!

      Catilina.

       Ich dank' Euch, meine tapfern Waffenbrüder!

       Doch hofft auf keine Wahl mehr zwischen Leben

       Und Tod! Alleinzig zwischen einem Tod

       Im Heldenkampf mit übermächtigen Scharen

       Und einem unter Martern, wenn man uns

       Wie Tiere hetzt, ist uns die Wahl gelassen.

       Was zieht Ihr vor? Durch Flucht ein elend Leben

       Noch ein armselig Weilchen hinzufristen –

       Oder beherzt wie Eure stolzen Väter

       Kämpfend zu fallen, in der Hand den Stahl?

      Gabinius.

       Das letzte wählen wir!

      Viele Stimmen. Führ' uns zum Tode!

      Catilina.

       Nun denn! So weihn wir uns durch diesen Tod

       Dem schönen Leben der Unsterblichen.

       Und unser Fall und unser Name wird

       Noch fernster Zeiten Stolz sein –

      Furia (ruft hinter ihnen unter den Bäumen:) Oder Schrecken!

      Einige Stimmen.

       Da seht! Ein Weib!

      Catilina. Wie! Furia! Du hier?

       Was trieb Dich her?

      Furia. Ich muß begleiten Dich –

       Zum Ziel.

      Catilina. Nun denn, wo ist mein Ziel? Sprich's aus!

      Furia.

       Ein jeder sucht sein Ziel auf seine Art.

       Du suchst Dir Deins durch hoffnungslosen Kampf;

       Und dieser Kampf zeugt Untergang und Tod.

      Catilina.

       Doch Ehre auch und einen ewigen Namen!

       Geh, Weib! Zu stolz und schön ist diese Stunde;

       Mein Herz ist taub für Deinen heisern Schrei.

       (Aurelia erscheint in der Zeltöffnung.)

      Aurelia.

       Mein Catilina –!

       (Sie hält beim Anblick der vielen Versammelten furchtsam inne.)

      Catilina (schmerzlich.) O, Aurelia!

      Aurelia.

       Was ist im Werke? Dieser Lärm im Lager –.

       Was geht hier vor?

      Catilina. Dich konnte ich vergessen!

       Was wird Dein Schicksal werden?

      Furia (höhnisch flüsternd, ohne von Aurelia bemerkt zu werden.) Wankst Du schon In Deinem hohen Vorsatz, Catilina? Ist das Dein Mut?

      Catilina (auffahrend.) Beim Reich des Todes, nein!

      Aurelia.

       O, sprich, Geliebter; martre mich nicht länger –

      Furia (leise hinter ihm.) Entflieh mit ihr, – und laß die Freunde sterben!

      Manlius.

       Verzieh nicht länger; führ' uns widern Feind –

      Catilina.

       O, welche Wahl! Und doch, – mich ruft mein Ziel;

       Ich darf auf halbem Weg nicht stehen bleiben

       (Ruft:) So folgt mir denn zum Kampf!

      Aurelia (wirft sich in seine Arme.) Mein Catilina! Verlaß Dein Weib nicht, – oder nimm's mit Dir!

      Catilina.

       Nein, bleib, Aurelia!

      Furia (wie vorher.) Nimm sie doch mit! So stirbst Du Deines Namens würdig, wenn sie Dich niederhaun – in eines Weibes Armen.

      Catilina (stößt Aurelia zur Seite.) Fort, die Du meinen Ruhm mir stehlen willst! Ich will ein Mann und unter Männern sterben. Ein Ruf ist mir zu sühnen und ein Leben –

      Furia.

       Recht so; recht so, mein stolzer Catilina!

      Catilina.

       Aus meiner Seele reiß' ich, was mich fesselt

       An alles, was ich war und einst erträumte!

       Was hinter diesem Heute liegt, – mir ist,

       Ich hätt' es nie gelebt –

      Aurelia. Verstoß mich nicht!

       Bei meiner Liebe, – ich beschwöre Dich,

       Laß uns zusammenbleiben, Teurer!

      Catilina. Schweig!

       Mein Herz ist tot, mein Blick ist blind für Liebe.

       Vom Lebensblenkwerk wend' ich ab den Blick

       Und schau' nur auf den großen bleichen Stern

       Am Ruhmeshimmel –

      Aurelia. Helft mir, milde Götter!

       (Sie lehnt sich matt an den Baum vor dem Zelte.)

      Catilina (zu den Männern.) Und nun zur Tat.

      Manlius. Ich höre Schwerterschlag.

      Mehrere Stimmen.

       Sie nahn!

      Catilina. Wohlan denn! Kühn ins Feld gezogen!

       Lang war der Schande Nacht. Bald graut ein Tag –!

       Zum Bad denn in des Kampfes Morgenwogen!

      


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