Josef Dietzgens philosophische Lehren. Adolf Hepner

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Josef Dietzgens philosophische Lehren - Adolf Hepner


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       Adolf Hepner

      Josef Dietzgens philosophische Lehren

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2021

       [email protected]

      EAN 4064066113353

       I. Einleitendes.

       II. Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit. (Erkenntnislehre.)

       III. Dietzgens monistische Erkenntnislehre.

       IV. Dietzgens Ethik.

       V. Die Religion der Sozialdemokratie.

       VI. Sozialdemokratische Philosophie.

       VII. Drei polemische Abhandlungen.

       VIII. Briefe über Logik.

       IX. Erkenntnistheoretische Streifzüge.

       X. Das Akquisit der Philosophie.

       XI. Dietzgens pädagogische und Lebensweisheit.

       Fußnoten

       Einleitendes.

       Inhaltsverzeichnis

      Nicht alles ist Gold, was unter dem Namen »Philosophie« bisher geglänzt hat. Und nicht einmal ist alles Gold, was die wirklichen Philosophen aus dem Schachte ihres tiefen Geistes hervorgeholt und vor der wißbegierigen Menschheit ausgebreitet haben. Gar vieles war von vornherein gegenstandslos, anderes ist von der Zeit überholt, als abgetan durch die moderne Wissenschaft zu betrachten, und von manch hochanspruchvollem Satze darf man sagen: »Lasciate ogni speranza! Laßt die Hoffnung draußen, ihn zu verstehen!«

      In noch höherem Grade gilt dies von den Darstellern der philosophischen Systeme. An Lehrschriften der Philosophie besitzen wir eine Unzahl – strotzend von Gelehrsamkeit, von mehr oder minder verständlichen Theorien und Begriffsdefinitionen – über das Denkergebiet aller Zeiten sich erstreckend. So unentbehrlich diese Bücher auch für das philosophische Fachstudium sind – den, der nicht von Hause aus besondere Vorliebe für die Wissenschaft der Wissenschaften hegt, vermögen sie in den seltensten Fällen zu verlocken, sich ihr mehr als dilettantisch zu widmen.

      So kommt es denn, daß nur wenige Intellektuelle, deren Berufswissenschaft kein eingehendes Studium der Philosophie erfordert, ihr ein mehr als oberflächliches Interesse zuwenden.

      Die Philosophen und ihre Erklärer haben zum allergrößten Teil für die Ausprägung ihrer Gedanken eine Redeweise gewählt, deren Aneignung für viele weit schwieriger ist als das Erlernen irgendeiner europäischen Sprache. Hierdurch verleideten sie den Lesern die Lust zum Eindringen in die Wege und Irrwege der Erkenntnisforschung, so daß die Gedankenoperationen der Philosophen eine Terra incognita (ein unbekanntes Land) für diejenigen blieben, die der bescheidenen Ansicht sind, daß klares Denken nicht durch unklare Wiedergabe der Gedanken bezeugt wird.

      Zugegeben, daß das Sichten des Urwalds der menschlichen Erkenntnis eine außergewöhnlich schwierige Arbeit war und an die Pioniere dieser Bemühungen nicht Ansprüche gestellt werden dürfen, die der moderne Literaturgeschmack gezeitigt hat. Immerhin sollten die Philosophen unserer Tage wenigstens sich bemühen, in gefälligerem Sprachgewande vor uns zu erscheinen als die meisten ihrer großen Vorgänger.

      Daß Anmut des Ausdrucks mit Schärfe und Klarheit desselben wohl vereinbar ist, daß speziell die Würde der Philosophie durch Herabsteigen des Weltweisen vom hohen Kothurn der Schwerverständlichkeit keine Einbuße erleidet – zeigen unter anderem die Schriften Josef Dietzgens.

      Eine Charakteristik des Mannes und seines Lebens liest man besser in der von Eugen Dietzgen den nur drei Bände umfassenden »Sämtlichen Schriften«[1] seines Vaters beigegebenen Biographie. Ich will lieber gleich ans Thema gehen und die wissenschaftliche Arbeit unseres Autors, die in seine letzten zwanzig Lebensjahre (1868 bis 1888) fiel, skizzieren.

      Dietzgens erste und Hauptschrift, die er in seiner Petersburger Periode als technischer Fabrikleiter einer Lohgerberei verfaßte und auf eigenes Risiko herausgeben ließ, trägt den schlichten Titel: »Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit« und den weiteren Vermerk: »Eine abermalige Kritik der reinen und praktischen Vernunft«. Mit dem letzten Wort im ersten Titel wollte Dietzgen vermutlich andeuten, daß er weder »Materialist« im Sinne der französischen Materialisten des achtzehnten Jahrhunderts, die den »Stoff« zum Fetisch machten, noch der »Ideenlehre« Hegels verfallen ist, der alles aus dem »Gedanken« ableitete. Aus dem Nebentitel erfahren wir deutlich, daß Dietzgens Weise von der des Königsberger Weisen erheblich abweicht.

      Was Dietzgen von den früheren Philosophen in sich aufgenommen, brauchte er nicht ausdrücklich aufzuzählen, da das Neue und Originelle, das in seiner Behandlung des Gegenstandes sich mit dem Alten, Bekannten organisch verknüpft, dem sachkundigen Leser sich direkt offenbart. Man vergleiche zum Beispiel, wie Dietzgen vom dogmatischen Monismus Spinozas fortzuschreiten wußte zu einem erkenntniskritisch nachgewiesenen und erfahrungsmäßig kontrollierbaren Monismus, und man vergleiche ferner die Leibnizsche Lehre, daß keine absoluten Gegensätze im Weltall vorhanden sind, mit der Dietzgenschen. Leibniz wußte aus mystischer Befangenheit gegenüber dem persönlichen Gottesdasein keine erfahrungsmäßig nachweisbare Brücke zwischen dem Relativen und Absoluten zu finden und daher auch keine Versöhnung zwischen gedanklicher und sinnlicher Wirklichkeit aufzudecken; hier blieb er in einem absoluten Gegensatz noch stecken. Dietzgen geht mit Kant in der Erkenntnistheorie die schon vor Kant wegbar gemachte »a posteriori«-Strecke, das heißt er hält es mit Kant darin, daß Erkenntnis nur durch Erfahrung möglich; er verläßt Kant aber bei dessen »a priori«-Rückschritten, das heißt bei dessen Lehre, daß es auch Erkenntnisse ohne Erfahrung gibt.[2] Ebenso kritisch-induktiv steht Dietzgen der Philosophie Hegels gegenüber. Während dieser den Seinzusammenhang zum Entwicklungsprodukt der absoluten Erkenntnis macht, weist Dietzgen umgekehrt das Denken als ein relatives Entwicklungsresultat des absoluten Naturzusammenhangs nach. Aus diesem Grunde bleibt Hegels Dialektik[3] eine idealistisch-mystische Entwicklungslehre gegenüber der naturmonistischen Dialektik Dietzgens, welche induktiv nachweisbar fortschreitet bis zum letzten Vermittler aller Widersprüche, dem Universalzusammenhang.

       Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit.

       (Erkenntnislehre.)

       Inhaltsverzeichnis

      In seinem »Wesen der menschlichen


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