Josef Dietzgens philosophische Lehren. Adolf Hepner

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Josef Dietzgens philosophische Lehren - Adolf Hepner


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der auf den Kantschen »kategorischen Imperativ«[8] eingeschworenen Revisionisten –, wenn auch der philosophische Weg, auf dem unserem Autor seine Schlüsse sich ergaben, einem großen Teile derselben fremd geblieben ist. Bekannt ist, daß man vor langer Zeit schon in Deutschland durch das Wort »Mitleid« die Ethik auf den Egoismus zurückführte: »Wir haben Mitgefühl mit dem Elenden, weil wir beim Anblick seiner Leiden mitleiden – durch die Reflexion, daß auch wir in seine Lage geraten könnten.«

      In starrer Opposition gegen diese utilitarische oder Zweckmäßigkeitsmoral finden wir die kantische Ethik (Pflicht) und die des religiösen Idealismus (Liebe).

      In Wirklichkeit aber stellen Zweckmäßigkeit (rationeller, begrenzter Egoismus oder legitimes, persönliches Interesse), Pflicht, Liebe zusammen das Moralgebilde dar. Indem (nach Dietzgen) die Moral so beschaffen sein soll, daß »neben dem Individuum auch die Gattung bedacht ist«, betätigt, wer dieser Morallehre nachlebt, die von Kant verlangte »Pflicht«, und indem er ihr dauernd und gern nachkommt, nimmt sie ganz automatisch den Charakter der »Liebe« an.

      Ich erlaube mir daher zu sagen:

      Für die Moral ist die Zweckmäßigkeit die Wurzel, die Pflicht der Baum und die Liebe die Frucht.

      Am deutlichsten läßt sich der Dreistufenpfad der Moral »Egoismus, Pflicht, Liebe« im Verhältnis der Eltern zum Kinde erkennen: Ursprung der Freude am Kinde ist die natürliche, elterliche Eigenliebe, der gewiß niemand sich zu schämen braucht; sofort tritt das Pflichtgefühl an die Eltern heran, und bei Ausübung der Pflicht verwandelt sich die Eigenliebe der Eltern in wahre Liebe. So vermag überall – wenn auch nicht so rasch wie in diesem Falle – die in Zweckmäßigkeit wurzelnde Moral durch das Medium der Pflicht sich zu hehrer Sittlichkeit, zur Tugend, zur Güte, zur Liebe auszuwachsen.

      Es ist keine beleidigende Insinuation, wenn dem Schönsten und Erhabensten – das bisher der Urzeugung in Engelsregionen glaubte sich rühmen zu dürfen – Abkunft aus niederem Stande aufgezeigt wird; daß es in zweckmäßigem Egoismus, im Eigeninteresse des Menschen seine Wurzel hat und dem Mutualismus, der Gegenseitigkeitspflicht, sein Höhendasein verdankt.

      Entrüste man sich nicht über diese neue Ethikformel, die Moraltrilogie »Egoismus, Pflicht, Liebe«!

      Auch der Brotfrucht Wurzeln stecken nicht in balsamisch gedüngtem Boden.

      Mit dieser einfachen Korrektur der Kantschen und der religiösen Moralbegründung dürfen wir uns hier begnügen, da die letztere, als eine theologische, unserer gegenwärtigen Betrachtung allzu fern liegt, und der Nachweis von Kants teils fehlerhafter, teils widerspruchsvoller Argumentierung seines Sittengesetzes längst von kompetenten Autoren (auch in Kautskys »Ethik«) geliefert worden ist.

      Nur aus des Monistenführers Ostwald »Sonntagspredigt« vom 20. Dezember 1913 »Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ethik« möchte ich einige Zeilen hier anführen, weil sie eine wohlbegründete Entschuldigung für Kants Irrtum enthalten:

      »Kant glaubte auch die Quelle der Ethik in einem inneren Sittengesetz zu finden, welches dem Menschen a priori eigen ist, und hat damit allerdings in etwas versteckter Weise diese Quelle gleichfalls in einen irrationalen, der wissenschaftlichen Forschung nicht zugänglichen Punkt gelegt. Es läßt sich darum erklären, daß jenem großen Denker das Entwicklungsgesetz der Lebewesen nicht nur nicht bekannt war, sondern daß er sogar eine ausgesprochene Abneigung dagegen hatte, das menschliche Denken unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung zu betrachten. So behauptete er das absolute Vorhandensein des inneren Sittengesetzes bei dem Menschen und begnügte sich mit diesem Vorhandensein, ohne weitere Nachforschungen darüber anzustellen, woher es stammte.«

      Unsere Revisionisten aber kennen das Entwicklungsgesetz.

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