Erziehung zur Mannhaftigkeit. Gurlitt Ludwig

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Erziehung zur Mannhaftigkeit - Gurlitt Ludwig


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Ich habe recht? Ja, zum Donnerwetter noch einmal, weshalb quält und vermurkst man mir denn dann meine armen Buben so elendiglich mit dem alten Schulkram? Weshalb dulden denn das die Eltern? – –«

      »Ruhe, Ruhe, mein Lieber! Vergessen Sie nicht, wo wir sind! Wir leben in Deutschland, in Preußen. Wir sind preußische Untertanen, nicht athenische Vollbürger. Die Erziehung unserer Kinder liegt in der Hand des Staates, der mit Umsicht und –«

      »Ach was, Umsicht? – mit Unsinn …«

      »Mein Verehrtester, seien Sie vorsichtig! Bitte, vergessen Sie nie, daß wir mit Erregung und Leidenschaft in solchen Fragen nicht weiter kommen. Also Ruhe, mein Lieber, Ruhe, Mäßigung, Besonnenheit! Wenn unsere weisen Behörden, beraten von den erfahrensten und gelehrtesten Männern der pädagogischen Wissenschaft, wenn sie, gestützt auf die Erfahrung einer jahrhundertjährigen Schul- und Erziehungspraxis, mit Ihren Kindern so verfahren, so werden Sie sich, als ein schlichter Mann des Volkes, dem doch zu fügen haben, werden nur darauf halten, daß alle Anordnungen der Schule auch stets pünktlich und gewissenhaft –«

      »Ja, mein Gott, bin ich denn der Büttel der Schule? Sind es denn meine Kinder oder die Kinder des Kgl. Provinzial-Schulkollegiums!? Wie? Was? – –«

      »Mein Herr! Ich muß Sie doch um Mäßigung bitten, muß Sie auch bitten, auf meine Standesehre Rücksicht nehmen zu wollen!«

      »Auf was für 'n Ding?«

      »Auf meine Standesehre! Als staatlich angestellter wissenschaftlicher Lehrer, auch als Vertreter meiner altphilologischen Kollegen muß ich Sie bitten, sehr dringend bitten, alle Bemerkungen zu unterlassen, durch die etwa die Ehre dieses Standes, die auch ich zu vertreten habe, – –«

      »Mein werter Herr Oberlehrer, vertreten Sie sich doch, was Sie wollen! Wenn ich aber für meine lieben Buben eintrete, so soll daran kein Mensch ein Ärgernis nehmen. Liegt darin etwa schon eine Herabsetzung Ihrer Person oder Ihres Standes? Ich verstehe Sie tatsächlich nicht. Nichts lag mir ferner, als Sie kränken zu wollen oder nun gar den angesehenen, mit Recht hochangesehenen Lehrerstand herabzusetzen. Die Herren tun ja auch nur schlecht und recht ihre Pflicht, wie der Dienst sie ihnen vorschreibt. An deren Ehre kann doch wohl mein ja vielleicht etwas übereiltes Wort nicht heranreichen. Ist denn diese Ihre Standesehre ein gar so gebrechlich Ding, daß sie ein leiser Hauch aus meinem Munde schon bedrohen kann? Ich denke, Herr Oberlehrer, wir sprechen uns hier offen und ehrlich aus und wollen uns doch gegenseitig nichts weis machen, nicht wahr? Wir brauchen, dachte ich, als deutsche Männer uns gar so zart nicht anzufassen. Die Hauptsache ist doch wohl, daß wir uns gegenseitig verständigen. Und wenn wir hier über Erziehungsgrundsätze verhandeln, so hat das mit der Ehre oder Unehre keines Menschen was zu schaffen, keines einzigen, auch keines Standes. Das erst recht nicht! Aber, Herr Oberlehrer, Sie widersprechen. –«

      »Ich breche ab! Ich sehe, Sie sind nicht zu belehren.«

      »Na, Sie aber ooch nich, mein verehrtester Herr Ober – Ober – Oberlehrer!! Sie altklassischer Philologe, Sie!«

      »Mein Herr, ich verbitte mir alle Injurien!«

      »Schon recht, ich gehe ja schon, Sie oller Qu – –«

      »Gut! Ich werde mich beim Königlichen Provinzial-Schulkollegium über Sie beschweren, verstehen Sie?«

      »Wacker! Tun Sie das! Und fahren Sie fort, meine Knaben fleißig zur Mannhaftigkeit zu erziehen! – zu echten, wahren, klaren, aufrechten deutschen Männern zu erziehen! Adieu!«

      »Empörend! Es wird wirklich alle Tage unerträglicher. Tagsüber macht man in Tricotagen und frischen Importen und abends hält man einem alten Gymnasialprofessor pädagogische Vorträge.«

      Nun möcht ich blos wissen, weshalb unser einer jahrelang studiert, seine Examina gemacht hat, ein Probejahr, fünf hungrige Hilfslehrerjahre und dann zwanzig weitere Jahre unter strenger Aufsicht geschulmeistert hat, wenn jeder Spießer es besser versteht und einem belehrende Vorträge halten will! Leiden aber kann uns niemand.

      Unglaublich, was man sich als Lehrer bieten lassen muß! – Was dabei das Schlimmste ist: die Leute haben nicht einmal so unrecht. Noch schlimmer ist nur noch eines: wenn man nämlich versucht, eigenen gerechten Wünschen und denen des Volkes in seinen vernünftigen Vertretern nachzugeben, so bekommt man es mit der Behörde zu tun, die nicht liebt, daß einer sich Extratouren erlaube. Zwar verkündet man von oben herab mit feierlichen Worten, daß der Lehrer sich freier bewegen und nicht eingeengt fühlen solle, zwar haben wir oben Männer von weitestem Blicke – ich nenne nur Matthias und den einflußreichen Wilhelm Münch –, aber, wenn – – wenn man einmal wagt, diese schönen Worte wahr zu machen, dann – dann – – – ja, Bauer, dann ist das ganz anders gemeint! – – Dann –

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