Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als sie sah, wie einfach und natürlich das Gespräch sich eben auf den Punkt gewendet hatte, wohin es zu führen ihr Augenmerk gewesen war. Obwohl keineswegs unweiblich oder frech, weder in ihren Gefühlen noch in ihrem Benehmen, war das Mädchen doch gestachelt durch das Gefühl nicht ganz verdienter Unbilden, aufgeregt durch die Hilflosigkeit einer Zukunft, die keinen Ruheplatz zu bieten schien, und noch mehr beherrscht von Gefühlen, die ihr eben so neu waren, als sie sich heftig und mächtig zeigten. Die Gelegenheit war daher zu gut, um versäumt zu werden, wiewohl sie ihrem Gegenstand recht auf den Umwegen und mit der vielleicht entschuldbaren List und Gewandtheit eines Weibes näher rückte.

      Ich denke nicht, dass Hetty je heiraten wird, Wildtöter, sagte sie, wenn Euer Name von einer von uns geführt werden soll, so muss ich diese eine sein.

      Es hat auch schöne Weiber gegeben, so sagt man mir, unter den Bumppo’s, Judith, vor diesen Zeiten; und wenn Ihr den Namen Euch gefallen ließet, so ungewöhnlich Ihr seid in diesem Punkt, Solche, welche die Familie kennen, würden nicht so sehr überrascht sein.

      Das ist aber nicht gesprochen, wie es uns beiden geziemt, Wildtöter; denn was über einen solchen Gegenstand zwischen Mann und Weib verhandelt wird, das sollte im Ernst und mit aufrichtigem Herzen geredet sein. Der Verschämtheit vergessend, welche in den meisten Fällen Mädchen den Mund schließen muss, bis man zu ihnen spricht, will ich mit Euch so offen sprechen und handeln, wie es nach meiner vollen Überzeugung einem Manne von Eurer großmütigen Natur am liebsten sein muss. Könnt Ihr glauben – glaubt Ihr, Wildtöter, dass Ihr glücklich sein könntet mit einem solchen Weibe, wie ein Mädchen, wie ich, eins geben würde?

      Ein Mädchen wie Ihr, Judith! Aber was hat es für einen Sinn, über so Etwas zu spaßen und zu tändeln? Ein Mädchen wie Ihr, das schön genug ist, um eines Capitains Lady zu werden, und fein genug, und so viel ich verstehe, gebildet genug, kann wohl wenig geneigt sein, daran zu denken, mein Weib zu werden. Ich denke, junge Mädchen, welche fühlen, dass sie proper und flott sind, und wissen, dass sie schön sind, finden eine gewisse Genugtuung darin, ihre Scherze zu treiben mit Solchen, die keines von beiden sind, wie ein armer Delawaren-Jäger.

      Dies war in gutmütigem Tone gesprochen, doch nicht ohne dass sich ein Gefühl verriet, welches zeigte, dass Etwas, wie verletzte Empfindlichkeit ihren Anteil an dieser Antwort hatte. Nichts hätte begegnen können, was in höherem Grade Judiths großmütige Reue erregen, oder sie mehr in ihrem Vorhaben bestärken und ihr dabei zu Hilfe kommen musste, indem so zu ihren anderen Beweggründen und Antrieben auch noch der Sporn eines uneigennützigen Wunsches: eine Kränkung gut zu machen, hinzukam, welcher alles in eine so natürliche und gewinnende Gestalt kleidete, dass dadurch der unangenehme Zug einer ihrem Geschlecht nicht wohl anstehenden vorlauten Zudringlichkeit nicht wenig gemildert wurde.

      Ihr tut mir Unrecht, wenn Ihr mir einen solchen Gedanken oder Wunsch zutraut, antwortete sie ernst. Nie in meinem Leben war es mir größerer Ernst, und nie war ich bereitwilliger, bei jeder Verabredung, die wir heute Nacht treffen mögen, fest zu bleiben. Ich habe viele Bewerber gehabt, Wildtöter, – ja, kaum ist ein unverheirateter Jäger oder Fallensteller seit den letzten vier Jahren an den See gekommen, der mir nicht angeboten hätte, mich mit sich zu nehmen, und ich fürchte auch einige, die verheiratet waren –

      Ja, das will ich wohl glauben! unterbrach sie der andere – ja, das will ich alles wohl glauben! Alle zusammengenommen, Judith, trägt die Erde keine Sorte von Menschen, die so selbstsüchtig wäre, und so gleichgültig gegen Gott und sein Gesetz.

      Nicht einem von ihnen wollte ich – konnte ich mein Ohr leihen; ein Glück vielleicht für mich, dass dies so war. Es sind auch gut aussehende junge Männer daruntergewesen, wie Ihr an Eurem Bekannten habt sehen können, an Harry March.

      Ja Harry ist scheinbar fürs Auge, obwohl, nach meinen Ideen, weniger für das Urteil. Ich glaubte im Anfang, Ihr seiet gemeint, ihn zu nehmen, ja wirklich: aber eh’ er wegging, war es leicht genug, sich zu überzeugen, dass dieselbe Hütte nicht groß genug für Euch beide sein würde.

      Ihr habt mir hierin wenigstens Gerechtigkeit widerfahren lassen, Wildtöter. Hurry ist ein Mann, den ich nie heiraten könnte, wenn er auch zehnmal hübscher wäre für das Auge, und ein hundertmal männlicheres Herz besäße, als er hat.

      Warum nicht, Judith, warum nicht? Ich gestehe, ich bin neugierig zu erfahren, warum ein junger Mann wie Hurry nicht Gunst finden sollte bei einem Mädchen wie Ihr?

      Dann sollt Ihr es auch erfahren, Wildtöter, versetzte das Mädchen, freudig die Gelegenheit benützend, diejenigen Eigenschaften zu preisen, welche sie an dem Frager so lebhaft interessiert hatten, und in der Hoffnung, auf diesem Wege unvermerkt dem ihr am meisten am Herzen liegenden Gegenstand näher zu rücken. Erstlich ist das Aussehen bei einem Mann von keiner Bedeutung für ein Weib, vorausgesetzt, dass er männlich und nicht entstellt und missgestaltet ist.

      Da kann ich Euch nicht ganz beistimmen, versetzte der andere nachdenklich, denn er hatte eine sehr bescheidne Meinung von seiner eignen persönlichen Erscheinung, ich habe bemerkt, dass die hübschesten Krieger gewöhnlich die am besten aussehenden Mädchen des Stammes zu Weibern bekommen; und Schlange drüben, der manchmal wundervoll sich ausnimmt in seiner Bemalung, ist der allgemeine Liebling bei allen jungen Delawarinnen, obgleich er selbst sich an Hist hält, als wäre sie die einzige Schönheit auf der Welt!

      Es mag so sein bei den Indianerinnen, aber bei weißen Mädchen ist es ganz anders. Wenn nur der junge Mann einen geraden und männlichen Körper hat, der verspricht, er werde ein Weib zu schützen imstande sein, und den Mangel fern vom Hause zu halten, fragen sie nicht weiter nach dem Aussehen. Riesen wie Hurry mögen wohl zu Grenadieren taugen, aber gelten Wenig als Liebhaber. Dann, was das Gesicht betrifft, eine ehrliche Miene, eine, die für das Herz innen bürgt, ist Mehr wert, als Züge oder Farbe, oder Augen, oder Zähne, oder solche Kleinigkeiten. Die letztern mögen wichtig sein bei Mädchen, aber Wer denkt daran bei einem Jäger, oder Krieger, oder Ehemann! Wenn es so einfältige Weiber gibt, so gehört Judith wenigstens nicht darunter.

      Nun, das ist wunderbar! Ich dachte immer, Schöne haben Gefallen an Schönen, wie Reiche an Reichen!

      Es mag so sein bei den Männern, Wildtöter, aber es ist nicht immer so bei uns Frauen. Wir haben Gefallen an Männern von tüchtigem Herzen, aber wir wünschen sie bescheiden zu sehen, sicher auf einer Jagd oder auf dem Kriegspfad, bereit für das Rechte und Gute zu sterben, und unfähig, dem Unrecht nachzugeben. Vor allem verlangen wir Ehrlichkeit – Zungen, die sich nicht dazu brauchen lassen, zu sagen, was das Herz nicht meint, und Herzen, die ein Wenig für andere fühlen, so gut wie für sich selbst. Ein treuherziges Mädchen könnte für einen solchen Gatten sterben, während der prahlerische und doppelzüngige Bewerber dem Auge nachgerade so verhasst wird, wie er es dem Gemüte ist.

      Judith sprach mit Bitterkeit, und mit ihrem gewöhnlichen Nachdruck, aber ihr Zuhörer war zu sehr betroffen von der Neuheit der Empfindung, die ihn ergriff, als dass er auf ihren Ton hätte viel achten sollen. Es lag etwas so Wohltuendes für die Bescheidenheit eines Mannes von seiner Gemütsart darin, Eigenschaften, welche zu besitzen er sich notwendig bewusst war, so hoch gepriesen zu hören von dem lieblichsten Mädchen, das er je gesehen, dass für den Augenblick seine Geisteskräfte ganz aufgegangen schienen in einem sehr natürlichen und entschuldbaren Stolze. Da durchzuckte die Idee der Möglichkeit, dass ein Wesen wie Judith seine Lebensgefährtin werden könnte, zum ersten Mal sein Gemüt. Das Bild war so lieblich und so neu, dass er länger als eine Minute völlig darin versunken blieb, gänzlich achtlos für die schöne Wirklichkeit, die vor ihm saß, den Ausdruck seines geraden und wahrhaftigen Gesichts mit einer Schärfe beobachtend, die ihr einen sehr schönen, wenn auch nicht durchaus richtigen Schlüssel zu seinen Gedanken gab. Nie zuvor war ein so reizendes Traumgesicht vor dem geistigen Auge des jungen Jägers geschwebt; aber vorzugsweise ans Praktische gewöhnt, und wenig geneigt, sich der Gewalt seiner Einbildungskraft zu unterwerfen, so viel echtes poetisches Gefühl er auch namentlich in Beziehung auf Gegenstände der Natur besaß, fasste sich seine Vernunft bald wieder, und er lächelte über seine eigne Schwäche, als das Fantasiegebilde vor seinem geistigen Auge entschwand, und er wieder das einfache, ungelehrte, aber sittlich hochstehende Wesen wie zuvor war, in der Arche Thomas Hutter’s, beim Licht der einsamen Lampe dasitzend um Mitternacht, das holde Antlitz der vermeintlichen Tochter


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