Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Читать онлайн книгу.Wegweiser, wenn man sich über Wirklichkeiten zu entscheiden hat, Judith, versetzte der andere warnend. Bildet Euch Nichts ein, und hofft Nichts ihrethalb: obwohl ich schon Häuptlinge gekannt habe, die sie für nützlich hielten.
Ich erwarte Nichts von ihnen für die Zukunft, mein guter Freund, kann aber nicht umhin mich dessen zu erinnern, was gewesen ist. Das ist aber eitel, wenn eine halbstündige Untersuchung uns alles, oder sogar Mehr als ich wissen möchte, lehren kann.
Wildtöter, der des Mädchens Ungeduld begriff, nahm jetzt seinen Sitz ein, und machte sich daran, von neuem die verschiedenen Artikel, welche der Schrank enthielt, auszukramen. Natürlich fand man alles, was man früher schon durchsucht hatte, ebenso wie man es zuvor wieder eingepackt halte, und es erregte weit weniger Interesse und Bemerkungen, als bei der ersten Auffindung. Selbst Judith legte den kostbaren Brokat mit gleichgiltiger Miene bei Seite, denn sie hatte einen weit höhern Zweck im Auge als Befriedigung der Eitelkeit, und war ungeduldig, den noch verborgenen oder vielmehr unbekannten Schätzen auf den Grund zu kommen.
All diese Dinge haben wir schon zuvor gesehen, sagte sie, und wollen uns nicht damit aufhalten, sie aufzumachen. Das Packet unter Eurer Hand, Wildtöter, ist ein neues, das wollen wir untersuchen. Gott gebe, dass es Etwas enthalte, was der armen Hetty und mir sage, Wer wir eigentlich sind.
Ja, wenn manche Packete reden könnten, sie würden von wunderbaren Geheimnissen zu erzählen haben, versetzte der junge Mann, mit Bedacht die Falten eines neuen Stücks grober Leinwand auseinanderschlagend, um zum Inhalt einer auf seinen Knien liegenden Rolle zu gelangen, obwohl dies hier nicht zu der Familie zu gehören scheint, angesehen, dass es nicht mehr und nicht weniger ist, als eine Art Fahne; aber von welcher Nation, das zu sagen, geht über meine Gelehrsamkeit.
Diese Flagge muss eine besondere Bedeutung haben, fiel Judith hastig ein. Öffnet sie weiter, Wildtöter, damit wir die Farben sehen.
Ha, ich bedaure den Fähndrich, der dies Stück Tuch auf der Schulter zu schleppen, und damit im Feld zu paradieren hat. Es ist wahrhaftig groß genug, Judith, um ein Dutzend solcher Fahnen daraus zu machen, auf welche des Königs Offiziere so große Stücke halten; das kann nicht die Fahne eines Fähndrichs, sondern muss die eines Generals sein!
Ein Schiff könnte sie tragen, Wildtöter; und Schiffe, das weiß ich, führen solche Dinge. Habt Ihr nie schauerliche Geschichten gehört, dass Thomas Hutter einmal mit den Leuten in Verhältnis gestanden, die man Bukkaniers nennt?
Bockohnnieren! Nein – ich nie – ich habe nie von ihm rühmen gehört, dass er ein guter Schütze auf Böcke gewesen wäre, von welcher Sorte sie sein mochten. Hurry Harry sprach mir einmal davon, wie man glaube, dass er früher einmal in irgend einer Weise mit gewissen Seeräubern zu schaffen gehabt habe; aber, Herr im Himmel, Judith, es kann Euch doch wahrlich keine Befriedigung geben, das gegen Eurer Mutter Gatten herauszubringen, wenn er auch nicht Euer Vater ist.
Alles gibt mir Befriedigung, was mir Aufschluss gibt. Wer ich bin und mir die Träume meiner Kindheit erklären hilft. Meiner Mutter Gatte! Ja, er muss das gewesen sein, obwohl es über eine menschliche Vernunft geht, zu erklären, wie eine Frau, wie sie, soll einen Mann gewählt haben, wie er! Ihr habt Mutter nie gesehen, und könnt daher nicht den unermesslichen, unermesslichen Unterschied empfinden, der zwischen ihnen stattfand.
Solche Dinge kommen aber doch vor; – ja, sie kommen vor; obwohl es über meine Begriffe geht, warum die Vorsehung sie zulässt. Ich habe die trotzigsten Krieger gekannt mit den sanftesten Frauen im ganzen Stamm, und wieder grässliche Zänkerinnen, welche Indianern zu Teil wurden, die zu Missionären sich geeignet hätten.
Das war es nicht, Wildtöter; das war es nicht. Oh! wenn es sich zeigen sollte, dass – nein; ich kann nicht wünschen, dass sie gar nicht sein Weib sollte gewesen sein. Das kann keine Tochter von ihrer Mutter wünschen! Fahrt jetzt fort, und lasst uns sehen, was der viereckige Pack enthält.
Wildtöter tat nach ihrem Willen, und fand, dass er einen kleinen Koffer von hübscher Arbeit, aber geschlossen, enthielt. Das Nächste war, den Schlüssel zu finden; aber da alles Suchen fruchtlos blieb, wurde beschlossen, das Schloss aufzubrechen. Dies bewerkstelligte Wildtöter bald mittelst eines eisernen Instruments, und man fand, dass er beinahe ganz mit Papieren angefüllt war. Viele davon waren Briefe; andere Bruchstücke von Manuskripten, Aufsätze, Rechnungen und ähnliche Urkunden. Der Falke stößt nicht mit plötzlicherer Gier auf das Huhn, als Judith herbeisprang, um sich dieses Schachts von bisher unbekannten Nachrichten und Kenntnissen zu bemächtigen. Ihre Erziehung und Bildung war, wie der Leser bemerkt haben wird, weit über ihre Stellung im Leben, und ihr Auge flog über die Briefe, Blatt für Blatt, mit einer Leichtigkeit hin, welche Folge ihrer guten Schule, zugleich aber auch mit einer Gier, welche das natürliche Ergebnis ihrer Gefühle war. Zuerst war das Mädchen sichtlich erfreut, und wir dürfen beisetzen mit Grund; denn die Briefe, von Frauen geschrieben, voll Unschuld und Zärtlichkeit, waren der Art, dass sie ihr wohl einigen Stolz einflößen konnten auf diejenigen, mit welchen sie, wie sie mit allem Grund glaubte, durch Bande des Blutes enge verbunden war. Es passt jedoch nicht in unsern Plan, von diesen Briefen Mehr mitzuteilen, als einen allgemeinen Begriff ihres Inhalts, und dies wird am besten geschehen, wenn wir die Wirkung schildern, welche sie auf das Benehmen, die äußere Erscheinung und die Gefühle des Mädchens hervorbrachten, das sie so begierig durchlief.
Es ist schon gesagt worden, dass Judith eine große Freude über die Briefe hatte, die ihr zuerst unter die Augen kamen. Sie enthielten die Briefe einer zärtlichen und liebevollen Mutter an eine entfernte Tochter, mit solchen Hindeutungen auf die Antworten, welche großen Teils die Lücke der fehlenden Erwiederungen auszufüllen dienten. Sie waren jedoch nicht ohne Ermahnungen und Warnungen, und Judith fühlte sich das Blut in die Schläfe steigen, und dann einen kalten Schauer, als sie einen Brief las, worin die Schicklichkeit davon, dass die Tochter sich einem so innigen und vertraulichen Verhältnis, wie diese selbst es in einem ihrer Briefe musste geschildert haben, mit einem Offiziere hingab, ›der von Europa kam, und von dem kaum anzunehmen war, dass er in Amerika eine ehrenhafte Verbindung zu schließen gesonnen sei‹, in ziemlich kaltem Tone von der Mutter erörtert wurde. Ein seltsamer Umstand war, dass die Unterschriften bei allen diesen Briefen sorgfältig weggeschnitten und so oft ein Name im Brief selbst vorkam, dieser mit solcher Pünktlichkeit herausradiert war, dass man ihn unmöglich lesen konnte. Sie waren alle in Couvert’s eingeschlossen gewesen, der Sitte jener Zeit gemäß, und es fand sich auch nicht eine Adresse. Doch waren die Briefe selbst mit gewissenhafter Sorgfalt aufbewahrt worden, und Judith glaubte auf einigen Spuren von Tränen entdecken zu können. Sie erinnerte sich jetzt, den kleinen Koffer vor ihrer Mutter Tod in der Verwahrung von dieser gesehen zu haben, und sie vermutete, er sei nebst den anderen vergessenen oder verheimlichten Gegenständen in der Kiste aufbewahrt worden, als die Briefe Nichts mehr zum Kummer oder zum Glück dieser Mutter beitragen konnten.
Dann kam ein andres Packet Briefe, und diese waren voll von Beteurungen der Liebe, allerdings mit Leidenschaft geschrieben, aber auch mit jener trügerischen Überredung, welcher gegenüber dem anderen Geschlecht sich zu bedienen, die Männer so oft sich glauben gestatten zu dürfen. Judith hatte über das erste Packet reichliche Tränen vergossen, aber jetzt empfand sie sich durch ein Gefühl von Entrüstung und Stolz mehr aufrecht gehalten. Aber ihre Hand zitterte, und kalte Schauer zuckten durch ihren Leib, als sie auf einige Punkte stieß, welche starke Ähnlichkeit hatten mit Briefen, die zu erhalten ihr Schicksal gewesen war. Einmal legte sie wirklich das Packet hin, beugte ihr Haupt auf die Knie nieder, und schien beinahe Krämpfe zu bekommen. Wildtöter saß diese ganze Zeit über da, ein stummer aber aufmerksamer Beobachter von allem, was vorging. Wenn Judith einen Brief gelesen, gab sie ihn ihm, um ihn zu halten, bis sie den nächsten las; aber dies schien ihren Genossen in keiner Weise aufzuklären, da er des Lesens gänzlich unkundig war. Doch war er nicht ganz auf dem falschen Wege in der Deutung und Enträtselung der Leidenschaften, die in der Brust des schönen Wesens neben ihm kämpften, und da ihr von Zeit zu Zeit leise gemurmelte Sätze und Ausrufe entschlüpften, war er in seinen Ahnungen oder Vermutungen der Wahrheit näher, als dem Mädchen lieb gewesen wäre, wahrzunehmen.
Judith hatte begonnen mit den frühesten Briefen, was günstig war für ein schnelles Verständnis der Geschichte, die sie enthielten; denn sie waren sorgfältig in der Zeitfolge geordnet, und offenbarten jedem, der sich die Mühe nahm, sie zu durchlesen, eine