Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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von dem jungen Baum, woran der Gefangene gebunden war, einige Zoll von seiner Wange entfernt, und fuhr in eine große, einige Schritte weiter hinten stehende Eiche. Dies war ein entschieden schlechter Wurf, und ein allgemeines Hohnlächeln erklärte es dafür, zur bittern Kränkung des jungen Mannes. Andrerseits erhob sich ein allgemeines, aber gedämpftes Murmeln der Bewunderung über die Standhaftigkeit, womit der Gefangene die Probe bestand. Der Kopf war das Einzige, was er bewegen konnte, und diesen hatte man absichtlich frei gelassen, damit die Peiniger die Belustigung, und der Gemarterte die Schande der Schwäche zu erdulden hätte, wenn er sich duckte, und sonst der Waffe auszuweichen suchte. Wildtöter vereitelte diese Hoffnungen durch eine Herrschaft über seine Nerven, die seinen ganzen Leib so unbeweglich machte, wie der Baum, an den er gebunden war. Nicht einmal die natürliche und gewöhnliche Erleichterung, die Augen zu schließen, benutzte er, und der älteste und kühnste Krieger unter den roten Männern hatte niemals mit größerer Selbstverläugnung diese Wohltat, unter ähnlichen Umständen, verschmäht.

      Sobald der Rabe seinen unglücklichen und kindischen Versuch gemacht hatte, folgte ihm Le Daim-Mose, oder das Elentier: ein Krieger von mittlerem Alter, der besonders geschickt war in der Handhabung des Tomahawk, und von dessen Auftreten die Zuschauer mit Zuversicht eine nicht geringe Befriedigung sich versprachen. Dieser Mann hatte Nichts von der Gutmütigkeit des Raben, sondern er würde gern den Gefangnen seinem Hass gegen die Bleichgesichter überhaupt geopfert haben, hätte nicht das Interesse bei einem glücklichen Erfolg im Handhaben einer Waffe, in deren Gebrauch er besonders geschickt war, überwogen. Er nahm ruhig, aber mit zuversichtlichem Wesen, seinen Stand, schwang sein kleines Beil nur einen Augenblick, trat rasch einen Schritt vor und schleuderte. Wildtöter sah die scharfe Waffe gegen sich schwirren und glaubte, es sei jetzt aus mit ihm; aber er ward gar nicht verletzt. Der Tomahawk hatte in der Tat den Kopf des Gefangnen an den Baum gepresst, indem er einen Busch seines Haars gefasst hatte, und tief in die weiche Rinde eindrang. Ein allgemeiner gellender Ruf verkündigte die Freude der Zuschauer, und das Elentier fühlte sein Herz sich etwas erweichen gegen den Gefangenen, dessen Nervenstärke allein ihm möglich gemacht hatte, diese Probe seiner vollendeten Geschicklichkeit abzulegen.

      Auf das Elentier folgte der Hüpfende Junge, oder Le Garçon qui bondit, der hüpfend in den Kreis kam, wie ein Hund oder eine spielende Ziege. Es war dies einer jener elastischen Jünglinge, deren Muskeln in immerwährender Bewegung zu sein scheinen, und der sich, mochte es nun Affektation, oder wirkliche, fixierte Gewohnheit sein, gar nicht mehr anders bewegte, als in der bezeichneten gauklerischen Weise. Trotzdem war er sowohl tapfer, als geschickt, und hatte sich die Achtung seines Volks sowohl durch Taten im Krieg, als durch Glück auf der Jagd erworben. Ein weit edlerer Name hätte ihm längst zu Teil werden müssen, hätte ihm nicht ein Franzose von Rang dieses sobriquet unabsichtlich gegeben, das er nun gewissenhaft beibehielt, als von seinem Großen Vater kommend, der jenseits des großen Salzsee’s wohne. Der hüpfende Junge tanzte vor dem Gefangnen herum und drohte ihm jetzt von dieser, jetzt von jener Seite, dann wieder von vorn mit dem Tomahawk, in der eiteln Hoffnung, durch diese Gefahrvorspiegelung ihm ein Zeichen der Furcht abzupressen. Endlich wurde Wildtöters Geduld durch all diese Gaukelei erschöpft, und er sprach zum ersten Mal, seit die Prüfung wirklich angefangen hatte.

      Werft zu, Hurone! rief er, oder Euer Tomahawk vergisst seine Aufgabe. Warum tanzt Ihr denn immer so herum, wie ein Hirschkalb, das seiner Mutter zeigen will, wie gut es hüpfen kann, da Ihr doch selbst ein vollgewachsener Krieger seid, und ein vollgewachsener Krieger Euch und all Euren läppischen Sprüngen Trotz bietet? Schleudert, oder die Huronischen Mädchen werden Euch ins Gesicht lachen!

      Diese letzten Worte entflammten, so wenig der Redende eine solche Wirkung beabsichtigte, den ›Hüpfenden‹ Krieger zur Wut. Dieselbe Nervenerregbarkeit, die ihn körperlich so beweglich machte, erschwerte es ihm, seine Empfindungen zurückzuhalten, und kaum waren jene Worte aus Wildtöters Mund, als der Tomahawk der Hand des Indianers entfuhr. Auch war er nicht ohne guten Willen und den grimmigen Vorsatz, zu töten, geschleudert. Wäre die Absicht weniger tödlich, so wäre die Gefahr vielleicht größer gewesen. Er zielte unsicher, und die Waffe zuckte an der Wange des Gefangenen vorbei und schnitt ihm bei ihren Umdrehungen leicht in die Schulter. Dies war das erste Mal, dass eine andre Absicht, als die den Gefangnen zu ängstigen und die eigne Geschicklichkeit zu zeigen, an den Tag gelegt worden war; und der Hüpfende Junge ward sogleich von dem Platz weggeführt und mit Wärme gescholten wegen seiner ungezügelten Hitze, die beinahe alle Hoffnungen der Bande vereitelt hätte.

      Auf diesen reizbaren Mann folgten einige andere junge Krieger, die nicht nur den Tomahawk, sondern auch das Messer – ein viel gefährlicheres Experiment – mit rücksichtsloser Gleichgültigkeit schleuderten; doch zeigten sie alle eine Geschicklichkeit, welche den Gefangenen vor ernstlichen Verletzungen bewahrte. Einige Male zwar wurde Wildtöter geritzt, aber nie erhielt er eine eigentliche Wunde. Die unbeugsame, unerschütterliche Festigkeit, womit er seinen Angreifern die Stirne bot, zumal in der Art von Kurzweil, womit diese Prüfung endete, erregte bei den Zuschauern tiefe Achtung; und als die Häuptlinge erklärten, der Gefangene habe die Probe mit dem Messer und dem Tomahawk gut ausgehalten, da war nicht eine Seele unter der Truppe, die wirklich eine feindselige Gesinnung gegen ihn gehegt hätte, mit Ausnahme der Sumach und des hüpfenden Jungen. Diese beiden missvergnügten Geister taten sich allerdings zusammen, gegenseitig ihren Zorn schürend, aber bis jetzt waren ihre boshaften Gefühle großenteils auf sie selbst beschränkt, obwohl zu befürchten stand, dass binnen Kurzem auch die anderen durch ihre Anstrengungen zu jenem dämonischen Zustand aufgeregt würden, der gewöhnlich alle solche Szenen unter den roten Männern begleitete.

      Rivenoak sagte jetzt seinen Leuten, das Bleichgesicht habe sich als ein Mann bewährt. Er möge unter den Delawaren leben, aber er sei nicht ein Weib geworden, mit diesem Stamme. Er wünschte zu wissen, ob es der Wille der Huronen sei, noch weiter zu gehen. Aber auch die Sanftesten unter den Weibern hatten bei den bisherigen Prüfungen zu viel Befriedigung empfunden, um ihren Aussichten auf ein ergötzliches Schauspiel zu entsagen, und daher wurde mit einer Stimme verlangt, dass man fortfahre. Der politische Häuptling, der ein ähnliches Verlangen empfand, einen so berühmten Jäger in seinen Stamm aufzunehmen, wie ein europäischer Minister nach einem neuen, einträglichen Mittel der Besteurung, suchte alle irgend scheinbaren Gründe geltend zu machen, um der Sache noch zu rechter Zeit Einhalt zu tun; denn er wusste wohl, wenn man es einmal so weit kommen ließ, dass die wilderen Leidenschaften der Peiniger aufgeregt wurden, dass es dann eben so leicht wäre, die Wasser der großen Seen in seiner Heimat zu dämmen, als ihnen in ihrem blutigen Treiben Einhalt zu tun. Daher berief er vier oder fünf der besten Schützen zu sich, und gebot ihnen, den Gefangenen der Büchsenprobe zu unterwerfen, wobei er sie zugleich an die Notwendigkeit erinnerte, durch die gemessenste Aufmerksamkeit bei der Art, wie sie ihre Geschicklichkeit zeigten, ihren Ruf aufrecht zu erhalten.

      Als Wildtöter die erlesenen Krieger, ihre Waffen in schussfertigem Stand, in den Kreis treten sah, empfand er eine Gemütserleichterung, wie etwa ein Dulder, der lange die Qualen der Krankheit ertragen, bei dem sicheren Herannahen des Todes empfinden mag. Beim Zielen mit dieser furchtbaren Waffe wurde leicht jede kleine Abweichung tödlich; denn da der Kopf die Zielscheibe war, oder vielmehr der Punkt, den man ohne wirkliche Verletzung streifen sollte, musste ein Zoll oder zwei Unterschied in der Schusslinie auf einmal die Frage über Leben und Tod entscheiden.

      Bei der Tortur mit der Büchse war nicht einmal so viel Spielraum freigegeben, wie selbst in dem Fall mit Geßlers Apfel, denn ein Haar breit war in der Tat die äußerste Grenze, die sich ein erfahrener Schütze bei einer solchen Gelegenheit gestattete. Häufig wurde das Opfer von zu hitzigen oder ungeschickten Händen durch den Kopf geschossen; und oft geschah es auch, dass der Schütze, erbittert durch die Seelenstärke und die Herausforderungen der Gefangenen absichtlich in einem Augenblick unbändiger Aufregung ihm den Tod zusandte. Alles das wusste Wildtöter wohl, denn mit Erzählen von Überlieferungen solcher Szenen, wie von Schlachten und Siegen ihres Volkes, vertrieben sich die alten Männer die langen Winterabende in ihren Hütten. Er erwartete jetzt mit Bestimmtheit das Ende seiner Laufbahn, und empfand eine Art schwermütige Freude bei dem Gedanken, dass er durch eine so geliebte Waffe, wie die Büchse, fallen sollte. Eine kleine Unterbrechung jedoch trat noch ein, ehe die Sache vor sich gehen konnte.

      Hetty Hutter war Zeugin von allem was vorging, und das Schauspiel hatte zuerst auf ihren schwachen Geist völlig


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