Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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ihren Freund quälten. Obwohl schüchtern und scheu wie das Junge der Hirschkuh bei manchen Gelegenheiten, war doch dies Mädchen von richtigem Gefühl immer unerschrocken, wenn es die Sache der Menschlichkeit galt; die Lehren ihrer Mutter, und die Antriebe ihres eigenen Herzens – vielleicht dürften wir sagen: die Eingebungen jenes unsichtbaren, reinen Geistes, der immer ihre Handlungen zu bewachen und zu leiten schien – vereinigten sich, die weibliche Furchtsamkeit niederzuhalten, und sie zu kühner Entschlossenheit zu kräftigen. Sie erschien jetzt in dem Kreis, sanft, weiblich, sogar verschämt in ihrem Wesen, wie gewöhnlich, aber ernst in ihren Worten und Mienen, und redend wie eine, die sich durch die Vollmacht Gottes unterstützt weiß.

      Warum martert Ihr den Wildtöter, rote Männer? fragte sie. Was hat er getan, dass Ihr mit seinem Leben spielt; Wer hat Euch das Recht gegeben, seine Richter zu sein? Setzt den Fall, eins Eurer Messer oder ein Tomahawk hätte ihn getroffen: welcher Indianer unter Euch Allen könnte die Wunde heilen, die Ihr gemacht? Überdieß, wenn Ihr Wildtöter ein Leid tut, verletzt Ihr Euern Freund; als Vater und Hurry auf Eure Skalpe auszogen, weigerte er sich daran Teil zu nehmen, und blieb allein im Canoe. Ihr martert Euren Freund, wenn Ihr diesen jungen Mann martert!

      Die Huronen hörten sie mit ernster Aufmerksamkeit an, und einer unter ihnen, der Englisch verstand, übersetzte das Gesagte in die Sprache ihrer Heimat. Sobald Rivenoak den Sinn ihrer Anrede vernommen, beantwortete er sie in seiner Sprache, und der Dollmetscher übersetzte es dem Mädchen ins Englische.

      Meiner Tochter steht es frei zu sprechen, sagte der finstre, alte Redner, und gebrauchte so sanfte Töne und lächelte so freundlich, als spräche er mit einem Kind – die Huronen hören gern ihre Stimme; sie lauschen allem, was sie sagt. Der große Geist redet oft zu den Menschen mit solchen Zungen. Diesmal sind ihre Augen nicht weit genug offen gewesen, um alles zu sehen, was vorgefallen ist. Wildtöter ist nicht gekommen unsere Skalpe zu nehmen, das ist wahr, warum kam er nicht? Hier sind sie, auf unsern Häuptern; die Kriegslocken sind bereit, dass man sie packen kann; ein kühner Feind soll seine Hand ausstrecken, sie zu fassen. Die Irokesen sind eine zu große Nation, um Männer zu strafen, welche Skalpe nehmen. Was sie selbst tun, das sehen sie gern auch an anderen. Meine Tochter möge sich umsehen und meine Krieger zählen. Hätte ich so viele Hände als vier Krieger, ihre Finger wären weniger als mein Volk war, als wir in Eure Jagdgründe kamen. Jetzt fehlt eine ganze Hand. Wo sind die Finger? Zwei sind abgeschnitten worden von diesem Bleichgesicht; meine Huronen wünschen zu sehen, ob er dies getan hat, in Kraft eines männlichen Herzens, oder durch Verrat; wie ein schleichender Fuchs, oder wie ein springender Panther.

      Ihr wisst selbst, Huronen, wie einer davon fiel. Ich habe es gesehen, und Ihr alle auch. Es war zu blutig, um hinzuschauen; aber es war nicht Wildtöters Schuld. Euer Krieger trachtete nach seinem Leben, und er verteidigte sich. Ich weiß nicht, ob das gute Buch sagt, dass dies recht gewesen, aber alle Menschen werden es sagen. Kommt, wenn Ihr wissen wollt, Wer von Euch am besten schießen kann, gebt Wildtötern eine Büchse, und dann werdet Ihr sehen, wie viel erfahrener er ist, als irgend einer Eurer Krieger; ja als alle zusammen!

      Hätte jemand eine solche Szene unbefangen und gleichgültig beobachten können, so hätte er müssen belustigt werden durch den Ernst, womit die Wilden die Dollmetschung dieses ungewöhnlichen Verlangens anhörten. Kein Hohn, kein Lächeln mischte sich in ihr Erstaunen; denn Hettys Wesen hatte einen zu geheiligten Charakter, als dass ihre Schwäche der Gegenstand des Spottes der Trotzigen und Rohen hätte werden dürfen. Im Gegenteil, man antwortete ihr mit achtungsvoller Aufmerksamkeit.

      Meine Tochter redet nicht immer wie ein Häuptling am Beratungsfeuer, erwiderte ihr Rivenoak, sonst würde sie das nicht gesagt haben. Zwei meiner Krieger sind gefallen von der Hand unsers Gefangenen; ihr Grab ist zu klein, einen Dritten aufzunehmen. Die Huronen häufen nicht gern ihre Toten aufeinander. Wenn noch ein Geist im Begriff steht, nach der fernen Welt aufzubrechen, so darf es nicht der Geist eines Huronen sein, es muss der Geist eines Bleichgesichts sein. Geht, Tochter, und setzt Euch zu Sumach, die in Trauer ist; lasst die Huronenkrieger zeigen, wie gut sie schießen können; lasst das Bleichgesicht zeigen, wie wenig er sich um ihre Kugeln kümmert.

      Hettys Geist war der Fortführung einer Erörterung nicht gewachsen und gewohnt, sich den Anweisungen Weiterer zu unterwerfen, tat sie wie ihr geboten, setzte sich willenlos auf einen Stamm neben die Sumach, und wandte ihr Antlitz ab von dem peinlichen Schauspiel, das innerhalb des Kreises aufgeführt wurde.

      Die Krieger nahmen, sobald diese Unterbrechung beseitigt war, ihre Sitze ein, und schickten sich wieder an, ihre Geschicklichkeit glänzen zu lassen, wobei sie einen gedoppelten Zweck im Auge hatten; den, die Standhaftigkeit des Gefangenen auf die Probe zu stellen, und dann ferner zu zeigen, wie stet und sicher die Hand der Schützen unter aufregenden Umständen sei. Die Entfernung war klein, und in einem Sinn, Sicherheit versprechend. Aber je kleiner der von den Peinigenden genommene Abstand war, umso mehr wurde die Probe für die Nerven des Gefangenen wesentlich gesteigert. Wildtöters Gesicht war in der Tat nur eben weit genug von dem Ende der Gewehre entfernt, um von der Explosion des Pulvers nicht gefährdet zu werden, und sein stetes Auge konnte gerade in die Mündungen ihrer Büchsen hineinsehen, gleichsam im Voraus schon den tödlichen Boten erschauend, der aus jeder hervorbrechen sollte. Die schlauen Huronen hatten diesen Umstand wohl berechnet; und kaum einer erhob sein Gewehr, ohne es zuerst so scharf als möglich auf die Stirne des Gefangnen anzulegen, in der Hoffnung, seine Seelenstärke werde ihn verlassen und die Bande werde den Triumph genießen, ein Opfer unter ihrer sinnreichen Grausamkeit zucken und sich winden zu sehen. Dennoch hüteten sich sämtliche Schützen wohl, ihn zu treffen, da die Schmach, ihn vor der Zeit zu töten, nur der nachstand, das Ziel ganz zu verfehlen. Schuss um Schuss fiel; alle Kugeln schlugen ganz nahe bei Wildtöters Kopf ein, ohne ihn zu berühren. Aber noch konnte niemand auch nur das Zucken eines Muskels von Seiten des Gefangenen, oder das leiseste Blinzeln seines Auges wahrnehmen. Diese unbezwingliche Entschlossenheit, welche so weit alles Ähnliche übertraf, was irgend ein Anwesender je zuvor gesehen, konnte von drei besondern Ursachen abgeleitet werde. Die erste war: Ergebung in sein Schicksal, verbunden mit natürlicher fester Haltung und Fassung; denn unser Held hatte es ruhig mit sich abgemacht, dass er sterben müsse und zog diese Todesart jeder anderen vor; die zweite war seine vertraute Bekanntschaft gerade mit dieser Waffe, wodurch sie für ihn alles Schreckliche verlor, was sich gewöhnlich schon an die bloße Form der Gefahr knüpft; und die dritte war eben diese auch praktisch erprobte Bekanntschaft, die so weit und fein ausgebildet war, dass das beabsichtigte Opfer bis auf den Zoll den Fleck anzugeben wusste, wohin jede Kugel treffen müsse, denn er berechnete ihr Ziel, indem er gerade ins Rohr hineinsah. So genau war Wildtöters Berechnung der Schusslinie, dass am Ende sein Stolz die Oberhand über seine Ergebung gewann, und er, nachdem Fünf oder Sechse ihre Kugeln in den Baum geschossen, sich nicht enthalten konnte, seine Verachtung über ihren Mangel an sichrer Hand und sichrem Auge auszusprechen.

      Ihr mögt dies Schießen nennen, Mingos! rief er, aber wir haben Weiber unter den Delawaren, und ich habe holländische Mädchen gekannt am Mohawk, die Eure größten Kunststücke zu Schanden machen konnten. Macht diese meine Arme los, gebt mir eine Büchse in die Hand, und ich will die dünnste Kriegslocke in Eurer Truppe an jeden Baum nageln, den Ihr mir bezeichnet, und das auf hundert Schritte; ja, oder auf zweihundert, wenn man das Ziel sehen kann, neunzehn Schüsse unter zwanzig, oder meinetwegen zwanzig unter zwanzig, wenn das Gewehr preiswürdig und zuverlässig ist!

      Ein leises, drohendes Gemurmel folgte auf diesen kalten, herausfordernden Hohn; der Zorn der Krieger entzündete sich, als sie einen solchen Vorwurf hörten aus dem Mund eines Mannes, der ihr Beginnen so verächtlich ansah, dass er nicht einmal blinzelte, wenn man eine Büchse so nahe vor seinem Gesicht abschoss, als man konnte, ohne es ihm zu versengen, Rivenoak bemerkte, dass der Augenblick kritisch war, und noch immer die Hoffnung nicht aufgebend, einen so ausgezeichneten Jäger für seinen Stamm zu gewinnen, legte sich der schlaue, alte Häuptling, vermutlich zur rechten Zeit, ins Mittel, um zu verhüten, dass man nicht augenblicklich zu dem Teil der Marter schritt, der notwendig durch äußerste körperliche Qual, wenn nicht in andrer Weise, den Tod zur Folge haben musste. Er trat mitten unter die gereizte Gruppe, redete sie mit seiner gewohnten schlauen Logik und seiner gefälligen, gewinnenden Art an, und unterdrückte sogleich die heftige Bewegung, die schon begonnen hatte.

      Ich sehe, wie es ist, sagte er. Wir sind gewesen wie die Bleichgesichter, wenn sie bei Nacht ihre Türen


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