"Gott gebe, daß das Glück andauere.". Gabriele Praschl-Bichler

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und Ihre Braut und kann den Augenblick kaum erwarten, sie vereint an sein Herz zu drücken. Sagen Sie dies Sophien, und daß ich zu den glücklichsten Tagen meines Lebens jenen rechnen werde, der mir die geliebte Schwester als Tochter in die Arme führt. Niemand in der Welt, theurer Franz, kann mehr Antheil an Ihrem Glück nehmen als Ihre Sie zärtlich liebende Mutter Karoline.« (Brief Kaiserin Caroline Augustes an Erzherzog Franz Carl, zitiert in: Holler, Sophie. S. 21f.)

      Der warme Ton des Briefs spiegelt das herzliche Verhältnis der Mitglieder der kaiserlichen Familie zueinander wieder, das bislang in keinem Buch über die Habsburger eingehend untersucht oder dargestellt wurde. Genauso innig, wie sich Caroline Auguste über das Zustandekommen der Verbindung freute, hing Erzherzog Franz Carl seit dem Tag der Verlobung an seiner Braut. Er sehnte sich danach, sie für immer bei sich in Wien zu haben, für sie sorgen zu können und mit ihr eine eigene Familie zu gründen. Wenn er von der kleinsten Unpäßlichkeit seiner in Bayern lebenden Braut erfuhr, beunruhigte ihn das dermaßen, daß er nichts Eiligeres zu tun hatte, als zu ihr zu reisen, um sich selbst von ihrem Zustand zu überzeugen.

      Im Sommer des Jahres 1824 durfte er die künftige Ehefrau endlich von München nach Wien geleiten, im Herbst desselben Jahres fand in Wien die Hochzeit statt. »Am 4. November 1824 wurde der Ehebund geschlossen, der glücklich (wurde), wie selten einer. Die beiden jungen Gatten hatten soviel Übereinstimmendes in ihrem Wesen, ihren Neigungen und Empfindungen, und andererseits ergänzten sie sich wechselseitig in ihren Eigenschaften …« (Emmer, S. 11)

      Die Ehe geriet zu einem der größten habsburgischen Erfolge. Allerdings fehlten dem Paar zur Vollkommenheit des privaten Glücks eigene Kinder, auf die es lange Jahre warten mußte. Trotzdem zeigte Erzherzogin Sophie sich ab dem Tag ihrer Hochzeit niemals mißmutig oder unzufrieden, sondern zeichnete in ihren Briefen das Bild einer immer glücklicher werdenden Ehe und eines harmonischen Zusammenlebens im Kreis der neuen Familie: »Ja, meine liebe Großmama, ich bin recht glücklich, und es wäre auch schwierig, daß ich es nicht wäre. Man kann nicht besser sein als mein Gatte, und er liebt mich so zärtlich. Der Kaiser (Franz II./I.) überschüttet mich mit seiner Güte. Die gesamte Familie bezeugt mir rührende Zuneigung, und das einzige, was ich da auszusetzen habe, besteht darin, daß sie mich alle ein wenig zu sehr verwöhnen, vor allem meine gute Charlotte (Kaiserin Caroline Auguste, die Halbschwester), die ich nur meinen Schutzengel nennen kann.« (Brief an die Großmutter, Amalie von Baden, vom 4. August 1827, zitiert in: Holler, Sophie)

      Erzherzogin Sophie erlitt innerhalb der ersten fünf Ehejahre fünf Fehlgeburten. Sie fühlte sich zu dieser Zeit sehr niedergeschlagen, und nur dem geliebten Ehemann konnte es gelingen, ihr den Kummer zu erleichtern: »Trotz aller meiner Melancholie war ich gestern doch recht glücklich, nach zweimonatiger Trennung meinen guten Franz wiederzufinden, der eine so rührende Freude bezeigte, daß mir dies ungemein wohltat.« (Brief Erzherzogin Sophies an ihre Mutter, Königin Karoline von Bayern, vom 23. August 1827) Im Januar 1830 kündigte sich eine neue Schwangerschaft an, und Erzherzogin Sophie nahm – in Vorfreude auf das Kind – alle Strapazen, die man ihr abverlangte, geduldig auf sich. Sie schickte unzählige Briefe an ihre Mutter, die nichts anderes als ihre Zufriedenheit über den glücklichen Zustand widerspiegeln: »Niemals war ich Dir so dankbar, daß Du mir das Leben geschenkt hast, als jetzt. Wo es durch Hoffnung verschönt ist, Hoffnung auf etwas, was eine herrliche Zukunft eröffnet und so viele geliebte Wesen glücklich machen kann. Ich schone mich so sehr, daß ich mich schon acht Wochen lang nicht mehr aus meinem Zimmer gerührt habe.« (Brief an die Mutter vom 28. Januar 1830)

      Am 18. August 1830 wurde das erste Kind Erzherzog Franz Carls und Erzherzogin Sophies geboren, das den Namen Franz Joseph erhielt. Habsburger und Wittelsbacher waren darüber abermals ›trunken vor Freude‹, da die Gebärende 44 Stunden in den Wehen gelegen und man zuletzt weder für die Mutter noch für das Kind große Hoffnungen gehabt hatte. Als Zeuge für die Vorgänge vor und nach der Geburt sowie über das rührende Verhalten aller daran teilnehmenden Familienmitglieder kann ein noch nie veröffentlichter Brief Erzherzogin Sophies herangezogen werden, den sie ihrer Cousine Amalie Wasa schrieb. Er stellt ein besonders schönes Dokument ihrer Persönlichkeit dar, von der die Geschichte das völlig falsche Bild der harten und kalten Frau entwarf, die im Gegenteil das herzliche Zentrum der kaiserlichen Familie bildete: »Liebe gute Cousinen! Empfanget meinen innigen warmen Dank für Eure lieben – lieben Briefe – die meinem Herzen wohl thaten – da (?) Ihr mir so rührend u. liebevoll in derselben Eure Freude u. Euren Antheil an meinem Glück aussprechet. Das war gar zu lieb u. freundlich von Euch, daß Ihr sogleich auf erhaltene Nachricht der Geburt meines KLEINODES Eure Federn in Bewegung setztet, um mir zu schreiben – u. Ihr könnt versichert seyn, daß Eure lieben Zeilen von keinem undankbaren Gemüth beherzigt werden. – Daß unsere geliebte Großmama sich so sehr über mein Glück u. über die Geburt eines Urenkels gefreut – hat mein Herz mit unaussprechlicher Wonne erfüllt – denn das Gefühl Ihr nach so vielen herben Schmerz (ihr waren innerhalb kurzer Zeit sechs von acht Kindern gestorben) – einen glücklichen Augenblick durch meine Niederkunft bereitet zu haben – ist so wohlthuend! Ich dachte auch sogleich an sie, u. als alles glücklich vorüber ward – u. unser geliebter Kaiser (Franz II./I.) – dessen Liebe u. Sorge während meiner Leiden u. nachher mir ewig unvergeßlich bleiben werden – sich an mein Bett etablierte um mich zu bewachen – da ich nicht schlafen – noch sprechen sollte – benützte ich die Zeit, während welcher ich ruhig bleiben mußte – um an alle abwesende Liebe, Lebende und Verstorbene, zu denken – es lag mir daran, an alle zu denken – während ich mich so unaussprechlich glücklich fühlte! … Wenn ich von all dem bösen Treiben höre (über verschiedene Unruhen innerhalb Europas) thut mir der Anblick meines Kindes so wohl – zumal sein friedlicher Schlaf – dem er sich so ruhig u. sorglos überläßt – erquickt mein Herz – dann hat er gewöhnl. eines seiner Händchen – oder auch beyde unter sein Köpfchen gelegt u. sieht so unschuldig – so lieb aus; – die gute Mama findet, daß er von Tag zu Tag hübscher wird – ich finde es auch … (Nun) hat er – meiner Meinung nach – um Mund u. Kinn Ähnlichkeit mit meinem Vater – Ihr könnt Euch denken – wie mich das freut! – wenn er schreit, u. die gute Mama nimmt ihn auf den Arm, so ist er gleich stille u. sieht sie so freundlich an – das freut die Mama so u. sie ist ganz stolz darauf … Ihr – der guten geliebten Mutter u. unserem guten Kaiser war die Geburt eines Enkels so sehr zu gönnen nach allem was sie in diesem Leben gelitten haben – sie waren auch beide wie verklärt. Meine 44 stündigen Leiden (so lange hatten die Wehen gedauert) hatten der armen Mama natürlich sehr zugesetzt u. doch stand sie mir treu bey bis zum letzten Augenblick! – Sobald ich wußte, daß mein Kleiner lebe dachte ich kaum mehr an die vergangenen Schmerzen u. war so stark u. kräftig als hätte ich sie nicht empfunden. Sie sind auch nichts im Vergleich mit der Seligkeit, ein Kind zu haben – dieses bleibt doch immer eine UNVERDIENTE Gnade des Himmels – denn WIE könnte man SIE VERDIENEN? Ich sagte auch dem Kaiser – als er mich in seine Arme schloß u. mir mit seinem freundlichen Lächeln sagte: ›Du hast Dir’s aber auch recht verdient!‹ – ›ach mein lieber Papa – es ist doch zu viel Glück!‹ – denn außer dem – daß mich der Besitz des lieben Kleinen so sehr glücklich macht, so ist es auch für mein Herz ein unaussprechlich süßes Glück alle meine Lieben durch sie deswegen erfreut zu sehen u. von ihnen u. von so vielen Menschen so währende und wohlthuende Beweise der Liebe u. Theilnahme empfangen zu haben. – Könnte ich nur für einen Augenblick mein Kind auf den Schoß der theuren Großmama niederlegen – wie glücklich würde mich das machen. – Euch, Ihr Lieben – den Kleinen diesen Winter producieren zu können, wird ein wahres Fest für mich seyn, u. ich empfehle ihn schon jetzt Eurer TRAUTLICHEN Wohlgeborgenheit …« (unveröffentlichter Brief Erzherzogin Sophies aus Schönbrunn vom 16. September 1830)

      Auch Baronin Luise Sturmfeder, eine resolute Frau, die als Kinderfrau des kleinen Franz Joseph bestellt worden war, zeigte sich vom natürlichen und völlig unkapriziösen Verhalten Erzherzogin Sophies beeindruckt. Sie hatte die werdende Mutter einige Wochen vor der Geburt des Kindes kennengelernt, um sich gemeinsam mit ihr auf den Umgang mit dem Säugling vorzubereiten: »Ich (Baronin Sturmfeder) sah nie eine Frau in diesem Stande weniger Faxen machen. Ich glaube, sie ist so glücklich darüber, daß sie sich dergleichen gar nicht erlaubt und alles geduldig erträgt. Man hört sie gar nie klagen …« (Brief der Baronin Sturmfeder von Juli/August 1830, zitiert in: Holler, Sophie)

      Erzherzogin


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